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Ein Quantensprung in der Zeitmessung: Die präziseste Atomuhr aller Zeiten

Ein Quantensprung in der Zeitmessung: Die präziseste Atomuhr aller Zeiten

2025-07-19
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Ein Meilenstein in der Zeitmessung: Die präziseste Atomuhr, die je entwickelt wurde

Ein Forscherteam am National Institute of Standards and Technology (NIST) hat einen bahnbrechenden Rekord in der hochpräzisen Zeitmessung aufgestellt – sie entwickelten die weltweit präziseste Atomuhr. Diese Atomuhr übertrifft den bisherigen Standard um beeindruckende 41 Prozent und definiert damit neue Grenzen für Genauigkeit und Stabilität. Solche Fortschritte sind entscheidend für wissenschaftliche Forschung und die globale Synchronisation von Zeit.

Die Wissenschaft hinter ultra-präzisen Atomuhren

Atomuhren gelten als Goldstandard der exakten Zeitmessung, da ihre Funktion auf den konstanten Schwingungen von Atomen beruht. Für diesen Durchbruch verwendeten die NIST-Forscher ein einzelnes Aluminium-Ion, das extrem sorgfältig eingefangen und auf Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt gekühlt wurde. Durch das Messen minimalster Schwingungen dieses Ions kann die Uhr den Ablauf einer Sekunde mit nahezu unvorstellbarer Präzision bestimmen – bis zu 19 Nachkommastellen. Diese außergewöhnliche Genauigkeit, fachlich als sehr geringe systematische Unsicherheit bezeichnet, sorgt dafür, dass diese Atomuhr 2,6-mal stabiler arbeitet als jede ihrer Vorgängerinnen.

Physik auf diesem Detailgrad erfordert eine nahezu vollständige Kontrolle sämtlicher Einflüsse. Selbst die kleinsten Störungen aus der Umgebung könnten das Zählen der Atomuhr beeinflussen. Das NIST-Team erzielte beispiellose Isolierung und Stabilität, indem sie die Diamantscheibe, die das Uhrwerk umgibt, verdickte und die Goldbeschichtung der Elektroden verbesserte. Diese Innovationen stabilisieren die elektrischen Felder, welche die periodischen Bewegungen anregen, die für die Zeitbestimmung auf atomarer Ebene unerlässlich sind.

Kooperative Technologien und zentrale Innovationen

Die Zuverlässigkeit der modernen Atomuhr basiert zudem auf einem raffinierten „Buddy-System“, bei dem das Aluminium-Ion mit einem Magnesium-Ion gekoppelt wird. Diese Kombination macht gezieltere Steuerung mittels Laserlicht möglich und steigert die Genauigkeit und Stabilität der Uhr weiter. Die für diese Aufgabe notwendigen hochpräzisen Laser stammen aus einem spezialisierten Labor, das mehr als 3,6 Kilometer entfernt ist und seinerseits für höchste Zuverlässigkeit bekannt ist. Durch diese enge Zusammenarbeit konnte die für eine Zeitmessung mit 19-stelliger Genauigkeit benötigte Datenerhebung von fast drei Wochen auf nur anderthalb Tage verkürzt werden.

„Es ist faszinierend, an einer Uhr zu forschen, die die Grenzen der Präzision neu definiert“, erklärt NIST-Physiker Mason Marshall und betont damit das Engagement seines Instituts für die Weiterentwicklung der Messtechnik. Elektroingenieur Daniel Rodriguez Castillo ergänzt: „Jedes Detail der Uhrenarchitektur beeinflusst das Gesamtergebnis – der Weg zu diesem Resultat war äußerst komplex.“

Bedeutung für Physik und technische Anwendungen

Im Gegensatz zu gewöhnlichen Uhren dienen Atomuhren als wichtigste Referenz für die globale Zeitmessung. Ihre Genauigkeit bildet die Basis für zahlreiche wissenschaftliche und technologische Anwendungen: von der Kalibrierung anderer Uhren und der Durchführung komplexer physikalischer Experimente über die Unterstützung von Navigationssystemen wie GPS bis hin zur Erforschung der fundamentalen Struktur des Universums. Die exakte Definition der Sekunde ist zentrale Voraussetzung für Fortschritte in Wissenschaft und Technik. Fortschrittliche Zeitmessung ermöglicht zudem neue Erkenntnisse in der Suche nach Dunkler Materie oder bei Tests von Einsteins Relativitätstheorie.

Die Forschenden am NIST blicken optimistisch in die Zukunft: Weitere Verbesserungen sind denkbar, etwa durch das gleichzeitige Einfangen mehrerer Ionen oder den Einsatz von Quantenverschränkung, um die Messgenauigkeit noch weiter zu steigern. „Mit dieser Plattform sind wir bereit, neue Uhrenarchitekturen zu erforschen und unser Verständnis der fundamentalen Naturkonstanten des Universums zu vertiefen“, erklärt Physikerin Willa Arthur-Dworschack vom NIST.

Fazit

Die Entwicklung der präzisesten Atomuhr der Welt markiert einen Wendepunkt für Physik und Technologie. Durch innovative Ansätze und intensive Zusammenarbeit hat das NIST-Team nicht nur einen neuen Präzisionsrekord gesetzt, sondern auch den Weg für zukünftige Entdeckungen geebnet. Damit eröffnen sich entscheidende neue Möglichkeiten in der Zeitmessung, Navigation sowie der Erforschung des Universums. Der stetige Wettlauf um noch genauere Atomuhren verspricht, unser Verständnis der Welt nachhaltig zu verändern und die Zuverlässigkeit wissenschaftlicher und technischer Systeme weltweit zu stärken.

Quelle: journals.aps

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