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Atemmuster als biometrisches Merkmal: Neue Erkenntnisse zur Identifikation und Gesundheitserfassung

Atemmuster als biometrisches Merkmal: Neue Erkenntnisse zur Identifikation und Gesundheitserfassung

2025-06-15
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3 Minuten

Aktuelle wissenschaftliche Studien zeigen, dass unser Atem weit mehr Informationen enthält als bisher angenommen. In einer bahnbrechenden Untersuchung konnten Forscher nachweisen, dass individuelle Atemmuster so einzigartig sind, dass sie zur biometrischen Identifikation genutzt werden können – ähnlich wie Fingerabdrücke. Durch die kontinuierliche Erfassung der Atemrhythmen der Studienteilnehmer über einen Zeitraum von 24 Stunden gelang es dem Forschungsteam, die einzelnen Personen mit einer beeindruckenden Genauigkeit von bis zu 96,8 % zu identifizieren. Diese Entdeckung unterstreicht, dass das Atmen als individuelles physiologisches Merkmal sowohl neue Wege in der persönlichen Identifikation eröffnet als auch innovative diagnostische Möglichkeiten in den Gesundheits- und Verhaltenswissenschaften ermöglicht.

Wissenschaftliche Grundlagen individueller Atmungsmuster

Verbindung zwischen Gehirn und Atmung

Die Forschung orientiert sich an der Säugetier-Olfaktion, bei der das Einatmen nicht nur den Geruchssinn anspricht, sondern auch gezielte neuronale Aktivität im Gehirn auslöst. Da jedes menschliche Gehirn einzigartig ist, vermuteten die Wissenschaftler, dass auch die Atemmuster, welche eng mit den neuronalen Prozessen zusammenhängen, individuell verschieden sind. Durch die genaue Analyse des Luftstroms durch die Nase bestätigten die Forscher, dass das Atemmuster jedes Teilnehmers auch in verschiedenen Zuständen wie Ruhe, Bewegung und Schlaf bemerkenswert eindeutig war.

Wearable-Technologie im Mittelpunkt der Entdeckung

Für diese detaillierte Beobachtung entwickelte das Team ein leichtes tragbares Gerät, das den Luftstrom unterhalb der Nasenlöcher nichtinvasiv misst. Dieses Wearable zeichnet kontinuierlich die feinen Unterschiede des nasalen Atmens auf – inklusive solcher, die durch körperliche Aktivität, Emotionen oder physiologische Zustände beeinflusst werden. Einer der leitenden Forscher erklärte: „Dieser Ansatz eröffnet uns eine ganz neue Perspektive auf die Atmung und spiegelt im Grunde fortlaufende Gehirnaktivität wider.“

Gesundheitliche und verhaltensbezogene Einblicke durch Atemdaten

Neben der Identifikation ermöglichen die durch das tragbare Atemmessgerät gewonnenen Daten auch Rückschlüsse auf die allgemeine Gesundheit und das emotionale Wohlbefinden. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Faktoren wie Body-Mass-Index (BMI), Schlaf-Wach-Rhythmus, Depressionen, Angstzustände und individuelle Verhaltensmerkmale anhand der Analyse der Atemmuster abgelesen werden können. Besonders auffällig war, dass Teilnehmer mit selbstberichteter Angst während des Schlafs kürzere und variablere Atemzüge aufwiesen – ein Hinweis auf das Potenzial der Technologie zur Analyse von Stimmungslagen und mentaler Gesundheit.

Bemerkenswert ist zudem, dass bereits eine Stunde erhobener Atemdaten eine erste Identifikation ermöglichte, während nach 24 Stunden jedes Atemprofil klar erkennbar war.

Herausforderungen und Zukunft der Atemüberwachungstechnologien

Obwohl das entwickelte Wearable bisher beispiellose Einblicke liefert, sind damit praktische Herausforderungen verbunden. Das Gerät arbeitet aktuell mit Nasenschläuchen, die an medizinische Ausrüstung erinnern und den Langzeit- oder Alltagsgebrauch einschränken können. Zudem wird das Mundatmen nicht erfasst und das Gerät kann während des Schlafs verrutschen. Die Forscher arbeiten bereits an einer kompakteren, benutzerfreundlicheren Version, die nahtloses Atemmonitoring auch im Alltag ermöglichen soll. Solche Weiterentwicklungen könnten den Weg für breite Anwendungen in der medizinischen Diagnostik, dem digitalen Gesundheitsmonitoring sowie im Bereich der biometrischen Sicherheitstechnologien ebnen.

Fazit

Diese innovative Studie präsentiert Atemmuster als wertvolles und bislang unterschätztes Reservoir personenbezogener Daten. Sie ermöglicht nicht nur die zuverlässige Identifikation, sondern liefert auch Hinweise auf emotionale Zustände und Gesundheitsparameter. Mit der fortschreitenden Entwicklung von tragbaren Sensoren könnte die Analyse der Atemsignatur künftig vielfältige Bereiche von Sicherheitslösungen bis hin zur mentalen Gesundheitsdiagnostik transformieren und neue Perspektiven für Forschung wie Alltag eröffnen.

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