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Foxconn verkauft Lordstown-Werk – Aber das Ende der Geschichte ist nicht erreicht
Der weltweit agierende Elektronikhersteller Foxconn sorgt erneut für Furore in der Autobranche, indem er die Fabrik für Elektrofahrzeuge (EV) in Lordstown veräußert. Foxconn hatte dieses Werk 2021 von Lordstown Motors übernommen, mit der Vision, daraus ein Zentrum für EV-Innovation zu machen. Nun hat das Werk abermals den Besitzer gewechselt – unter Bedingungen, die Autoexperten und Branchenbeobachter über die Zukunft der Anlage und des US-EV-Sektors rätseln lassen.
Lordstown Motors: Zwischen großen Plänen und bitterer Realität
Lordstown Motors wagte sich mutig mit dem Ziel auf den Markt für elektrische Pickup-Trucks, das fortschrittlichste E-Nutzfahrzeug der Welt herauszubringen, ausgerüstet mit innovativem Radnabenantrieb an allen vier Rädern. Doch deutliche Produktionsprobleme belasteten das Unternehmen von Beginn an. Es entstand nur eine kleine Serie des Lordstown Endurance, und selbst die ausgelieferten Fahrzeuge konnten nicht überzeugen. Mit einer enttäuschenden finalen EPA-Reichweite von nur 174 Meilen (280 km) blieb der Endurance deutlich hinter der Konkurrenz und trug maßgeblich zu den wachsenden finanziellen Schwierigkeiten des Startups bei.
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Konstruktion und technische Daten des Lordstown Endurance
Der Endurance war als kraftvolles Arbeitsfahrzeug mit bemerkenswerten Merkmalen gedacht, wie etwa den vier unabhängig angetriebenen Radnabenmotoren zur Verbesserung von Traktion und Fahrverhalten. Trotz dieses bahnbrechenden Antriebskonzepts schwächten die geringe Reichweite, die begrenzte Produktion sowie wiederkehrende Qualitätsprobleme die Positionierung des Fahrzeugs am Markt. Kaufinteressenten wandten sich lieber bewährten Modellen mit zuverlässigem Service und besserem Ruf zu.
Die wechselvolle Geschichte des Werks: Von GM zu Lordstown Motors zu Foxconn
Nachdem Lordstown Motors das Werk 2019 von General Motors gekauft hatte, musste es an Foxconn weiterverkauft werden, als die finanziellen Mittel ausgingen. Foxconn plante, das Werk in eine Fertigungsstätte für verschiedene EV-Modelle umzubauen und wollte unter anderem das Fisker Pear Crossover produzieren. Doch auch Fisker kämpfte mit Problemen, und Foxconn konnte bislang keine eigenen EV-Modelle auf den Markt bringen – was die Zukunftspläne dämpfte.
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Rätsel um die Übernahme durch Crescent Dune LLC
Das letzte Kapitel dieser wechselvollen Geschichte: Foxconn verkauft das Lordstown-Werk an die Crescent Dune LLC, ein Unternehmen, das erst zwei Wochen vor Vertragsabschluss gegründet wurde. Wie Foxconn mitteilte und unter anderem TechCrunch berichtete, beinhaltete das Geschäft 88 Millionen Dollar für Grundstück und Gebäude sowie zusätzliche 287 Millionen Dollar für Maschinen und Anlagen. Brisant: Crescent Dune tritt offiziell als "bestehender Geschäftspartner" auf, doch wer hinter der Firma steht, ist nicht klar – was zahlreiche Spekulationen in der Branche auslöst.
Ausblick: Schnittstelle zwischen Automobilindustrie und KI
Trotz des Verkaufs will Foxconn weiterhin im Lordstown-Werk präsent bleiben und dort als Auftragsfertiger für Automobilkunden agieren. Besonders spannend: Laut Wall Street Journal könnte Foxconn das Areal künftig als Rechenzentrum für künstliche Intelligenz (KI) nutzen und sich so stärker auf den boomenden Tech-Sektor fokussieren.
Der Konzern setzte im ersten Quartal 2025 rund 34 Prozent seiner Erlöse mit Servertechnik um und investiert aktuell in KI-Rechenzentren, beispielsweise an seinem texanischen Standort. Dies deutet darauf hin, dass bei Foxconn künftig die KI-Infrastruktur über der E-Fahrzeug-Produktion steht – insbesondere, weil neue politische Prioritäten in den USA (vor allem unter der Trump-Regierung) Technologieinvestitionen verstärkt fördern und EV-Subventionen kürzen.
Marktentwicklung und Konkurrenz
Im heiß umkämpften US-Markt für elektrische Pickups mit starken Akteuren wie Ford F-150 Lightning und Rivian R1T zeigte der Lordstown Endurance Schwächen: bescheidene Performance, geringe Tragkraft und ein abrupter Marktausstieg führen der Branche die immensen Herausforderungen für neue Hersteller vor Augen. Foxconns Kurs verdeutlicht die zunehmende Vernetzung von Automobil- und Technologieindustrie und könnte das Lordstown-Werk zum Symbol eines umfassenden Wandels machen.
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Fazit: Lordstowns Zukunft bleibt ungewiss
Noch ist offen, ob Crescent Dune LLC die Autoproduktion in dem ikonischen Werk wiederbelebt oder die Fertigungsanlagen abwickelt – sicher ist nur, dass Foxconn weiterhin involviert bleibt und die Identität des neuen Besitzers Fragen aufwirft. Während der Standort vom EV-Werk womöglich zum Datenzentrum umgebaut wird, werden sowohl Autoliebhaber als auch Tech-Experten gespannt verfolgen, wie sich das nächste Kapitel dieser spannenden Industriegeschichte entfaltet.
Quelle: autoevolution
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