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Schrottplatz-Entdeckung: Ein 1970er Camaro Z/28 RS kommt ans Licht
Ein Schrottplatz in Michigan brachte kürzlich eine wahre Rarität ans Tageslicht: Einen 1970er Chevrolet Camaro Z/28 mit begehrtem Rally Sport (RS)-Paket. Enthusiast Ryan Brutt stieß auf das Fahrzeug, das zwar deutliche Spuren jahrzehntelanger Wettereinflüsse zeigt, aber dennoch weitgehend vollständig ist. Während an der Front das originale blaumetallische Lackkleid noch glänzt, bedeckt massiver Flugrost das Dach, die Türen und die hinteren Kotflügel. Die Rückseite des Wagens steht tief am Boden, die Karosserie ist im unteren Bereich stark durchgerostet und sowohl Hinterräder als auch vermutlich die Achse fehlen. Dennoch sind der charakteristische geteilte Chromstoßfänger, RS-typische Details und sogar ein kompletter Innenraum erhalten geblieben – und ein Kamerablick unter die Haube lässt einen originalen LT-1-Motor vermuten.
Was macht den Z/28 so besonders? – Motorsportgeschichte und Motorisierung
Der Z/28 wurde ursprünglich als Homologationsfahrzeug für die SCCA Trans-Am Serie entwickelt. Die ersten Jahrgänge waren mit einem 302-Kubikzoll (4,9 l) Small Block V8 ausgestattet, während Chevrolet im Modelljahr 1970 das Aggregat auf einen 350-Kubikzoll (5,7 l) LT-1 V8 – basierend auf dem Corvette-Triebwerk – vergrößerte. Mit rund 360 PS bot dieser Motor einen spürbaren Leistungszuwachs gegenüber den bisher 290 PS starken Vorgängern und das Drehmoment stieg von etwa 393 Nm auf rund 520 Nm (380 lb-ft). Der LT-1 ermöglichte zudem eine breitere Antriebsauswahl: Kunden konnten zwischen dem klassischen Viergang-Schaltgetriebe und einer Dreigang-Automatik wählen. Bei dem jetzt entdeckten Exemplar ist die verbaute Getriebeart allerdings unklar.
Technische Daten (1970 Z/28 LT-1 – exemplarisch)
- Motor: 350 cui (5,7 l) LT-1 V8
- Leistung: ca. 360 PS (ab Werk)
- Drehmoment: ca. 520 Nm (380 lb-ft)
- Getriebe: 4-Gang-Schaltgetriebe oder 3-Gang-Automatik (optional)
- Produktionsmenge (Z/28, 1970): 8.733 Exemplare
- RS-Option (Rally Sport): RPO Z22 – beinhaltete verdeckte Scheibenwischer, schwarzen Kühlergrill, geteilten Stoßfänger, Zierleisten und türfarbene Griffeinsätze
Design und RS-Variante: Warum ist dieses Modell so rar?
Mit dem Rally Sport-Paket (RS) wurde der Camaro optisch zum exklusiven Hingucker. RPO Z22 brachte unter anderem den typischen geteilten Chromstoßfänger, das schwarze Kühlergrilldesign, verdeckte Scheibenwischer und weitere Ausstattungsdetails, die selten zusammen mit einem Z/28 bestellt wurden. Embleme der RS-Ausführung fehlten meist bei SS- und Z/28-Modellen. Fachleute schätzen, dass etwa jede fünfte Z/28-Ausgabe 1970 mit dem RS-Paket ausgerüstet wurde, was höchstens 1.800 Stück im Produktionsjahr bedeutet. Bestimmte Ausstattungskombinationen machen überlebende RS-Z/28s heute sogar zu Besonderheiten im dreistelligen Bereich. Diese Seltenheit sorgt dafür, dass Sammler die RS-Ausführungen besonders begehren.
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Zustandsanalyse: Wie schlimm ist es um den Fund bestellt?
Optisch ist der Camaro stark von Oberflächenrost gezeichnet, bewahrt aber wertvolle Originaldetails wie den geteilten Stoßfänger, Zierleisten und mutmaßlich sogar den originalen LT-1 Motor. Strukturell sind insbesondere Carrosserieunterseite und hinterer Hilfsrahmen durch den langen Stand auf dem Boden und Feuchteeinwirkung erheblich geschwächt. Die verrosteten Motorhaubenscharniere erschwerten eine genaue Begutachtung des Antriebs, jedoch deuten sichtbare Motordetails auf einen LT-1-Block hin. Fehlende Achskomponenten erschweren eine einfache Bewertung zusätzlich.
Fahrleistungen und Fahrerlebnis
Im restaurierten Zustand bietet ein 1970er Camaro Z/28 LT-1 ein authentisches Muscle-Car-Fahrerlebnis: Durchzugsstarkes Mittelfeld-Drehmoment, kraftvolle 360 PS und der markante Motorsound ziehen Enthusiasten in ihren Bann. In Kombination mit dem handgeschalteten Vierganggetriebe ist das Fahrzeug höchst fahraktiv, während die optionale Automatik einen weicheren, bequemeren Charakter, aber weniger puristisches Fahrgefühl bietet.
Marktsituation und Wertentwicklung
Laut classic.com erzielen hervorragend restaurierte 1970er Z/28 Modelle im Schnitt ca. 58.500 Dollar bei Auktionen, einzelne Exemplare knackten jedoch schon die 100.000 $-Marke – Rekord bisher: rund 176.000 Dollar. Z/28s mit seltenem RS-Paket erzielen wegen ihrer Exklusivität meist einen Aufschlag. Allerdings ist der Aufwand einer vollständigen Restaurierung enorm, sodass sich ein Projekt meist erst ab deutlich sechsstelligem Weiterverkauf rein wirtschaftlich lohnt.
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Vergleiche mit anderen Jahrgängen und Paketen
- 1967–1969 Z/28s: Die 1967er sind mit nur 602 gebauten Fahrzeugen extrem selten, 1968 gab es 7.199 Stück und 1969 wurden über 20.000 produziert – damit sind '69er deutlich verbreiteter als die 1970er.
- RS vs. Nicht-RS: Z/28s mit RS-Paket sind deutlich rarer und genießen bei Sammlern einen höheren Stellenwert sowie bessere Wertentwicklungschancen.
Rettung oder Schicksal: Lohnt dieser Z/28 RS den Aufwand?
Ob das Auto gerettet werden sollte, hängt von den eigenen Zielen ab: Für Investoren ist die Kombination aus Rostschäden und fehlenden Fahrwerksteilen ein hohes Risiko. Wer jedoch als Enthusiast nach einem lebenslangen Restaurierungsprojekt mit ideellem Wert sucht, könnte im LT-1 Z/28 RS sein Traummodell gefunden haben. So oder so gilt: Vor einer endgültigen Entscheidung sollten Fahrgestellnummer, Ausstattung und Originalität des Motors überprüft und die Kosten der Rostinstandsetzung realistisch kalkuliert werden.
Fazit
Dieser 1970er Camaro Z/28 RS ist ein erschütternder, aber faszinierender Fund auf dem Schrottplatz – selten genug, um Sammlerherzen höher schlagen zu lassen, aber vom Zahn der Zeit schwer gezeichnet. Für leidenschaftliche Schrauber bietet sich hier ein echtes Stück Muscle-Car-Geschichte, für Anleger hingegen empfiehlt sich Vorsicht, sofern keine Bereitschaft für ein möglicherweise unwirtschaftliches Projekt besteht.
Hinweis: Alle Bilder und deren Positionierung entsprechen dem veröffentlichten Originalartikel.
Quelle: autoevolution
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