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Secret Service strebt diskrete, geländetaugliche Einsatzfahrzeuge an
Der United States Secret Service arbeitet derzeit in enger Partnerschaft mit GM Defense an der Entwicklung einer neuen Fahrzeuggeneration, die speziell für den Schutzdienst auf unterschiedlichstem Terrain konzipiert ist. Ziel ist es, Fahrzeuge bereitzustellen, die nicht nur abseits befestigter Straßen einsatzfähig sind, sondern sich auch unauffälliger in den zivilen Straßenverkehr einfügen als die bisher verwendeten gepanzerten Chevrolet Suburbans. In einem exklusiven Gespräch bestätigte Secret-Service-Direktor Sean Curran die laufende Kooperation mit GM Defense. Gemeinsam will man eine Plattform schaffen, die Mobilität, Überlebensfähigkeit und Unauffälligkeit für Sicherheitsmissionen weltweit deutlich verbessert.
Warum ein Wandel in der Flotte notwendig ist
Derzeit besteht der Fahrzeugpark des Secret Service überwiegend aus gepanzerten Suburbans, Verfolgungs-SUVs sowie der Präsidentenlimousine, auch bekannt als „The Beast“. Diese Fahrzeuge bieten zwar hervorragenden ballistischen Schutz und eine starke visuelle Präsenz, sind jedoch nicht für jede Einsatzumgebung ideal. Curran betonte, dass die Flexibilität enorm wichtig sei: Die Wahl des Fahrzeugs wird durch Umgebung, Gefahrenlage und die jeweiligen Anforderungen bestimmt. In Gegenden wie bestimmten Regionen Afrikas, in denen gepanzerte Suburbans große Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wären dezente, geländegängige Fahrzeuge für Personenschutzaufgaben deutlich geeigneter.

Von aufwändigen Nachrüstungen zu maßgeschneiderten Schutzfahrzeugen
Früher beschafften Behörden häufig zivile Geländewagen von Autohäusern und rüsteten sie nachträglich mit Schutzausrüstung aus – ein Vorgang, den Stephen S. duMont, Präsident von GM Defense, als „Monster-Garage“-Umbauten bezeichnet. Solche Nachrüstungen führten zu erheblichem Mehrgewicht und beeinträchtigten Fahrleistung, Bremsen, Fahrwerk und den Kraftstoffverbrauch der ursprünglich nicht für diese Lasten ausgelegten Fahrzeuge. Heute verfolgen GM Defense und der Secret Service einen anderen Ansatz: Sie entwickeln gemeinsam speziell konstruierte Schutzfahrzeuge, bei denen Panzerung, Fahrgestell, Antrieb und Elektronik von Beginn an integriert werden. Auf diese Weise bleibt die Fahrdynamik erhalten, und gleichzeitig werden die Anforderungen an ballistischen Schutz und Explosionssicherheit erfüllt.
Mögliche Plattformen und Fahrzeugeigenschaften
Auch wenn genaue Einzelheiten geheim bleiben, werden drei mögliche Entwicklungsrichtungen öffentlich diskutiert:
1) Plattform im Stil des Infantry Squad Vehicle (ISV)
- Basierend auf einer leichten, besonders geländegängigen Architektur wie der Chevy Colorado ZR2.
- Fokus auf geringes Gewicht, hoher Bodenfreiheit und robuster Offroad-Tauglichkeit (Allradantrieb, verstärktem Fahrwerk, verbesserten Rampen- und Böschungswinkeln).
- Ideale Voraussetzung für schnelle Kolonnenfahrten, zügiges Ein- und Aussteigen sowie Operationen in abgelegenen Gebieten.
2) Light Utility Vehicle (LUV) auf HD-Truck-Basis
- Auf einer Schwerlast-Plattform aufgebaut, die hohe Zuladung und modulare Panzerintegration ermöglicht.
- Leistungsmerkmale sind Haltbarkeit, hohe Anhängelast, große Reichweite sowie umfassende Kommunikations- und Sensorsysteme.
3) Maßgeschneiderte Neuentwicklung
- Ein individueller Entwurf könnte eine ausgewogene Kombination aus Schutz (gepanzerten Türen, Spezialglas), Notlaufeigenschaften der Reifen, verstärkten Bremsen und an die speziellen Anforderungen des Secret Service angepassten Antriebsvarianten bieten.
Über die exakten Werte hinsichtlich Schutzklasse, Leergewicht oder Performance werden keine Details veröffentlicht. Moderne Schutzfahrzeuge optimieren jedoch Zuladung, Fahrwerksabstimmung, Bremsanlage und Motorleistung so, dass Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit und Bremsweg trotz Panzerung im akzeptablen Bereich bleiben.
Konstruktionsmerkmale und Leistungsdaten
Die wichtigsten Designziele umfassen ein dezentes, flaches Äußeres für geringe Sichtbarkeit im zivilen Umfeld, modulare Panzerung je nach Einsatz, sowie Innenraumkonzepte, die Kommunikation, medizinische Ausstattung und das schnelle Verlassen des Fahrzeugs ermöglichen. Im Gegensatz zu alten Nachrüstungen werden heute durch integrierte Fahrwerksentwicklung – darunter verstärkte Rahmen, abgestimmtes Multilenk-Fahrwerk, verbesserte Kühlung und standfeste Bremsen – die negative Auswirkungen des Panzergewichts kompensiert und zugleich die Geländetauglichkeit bewahrt.

Neue Marktchancen und Auswirkungen auf die Flotte
Mit diesen Projekten positioniert sich GM Defense klar als Anbieter individuell gefertigter Schutzfahrzeuge für Bundesbehörden. Der Paradigmenwechsel geht von aufwändigen Nachrüstungen hin zu werkseitig konstruierten Panzermodellen. Für Flottenmanager stehen dabei höhere Anschaffungskosten maßgeschneideter Fahrzeuge geringeren Gesamtbetriebskosten gegenüber – etwa durch längere Haltbarkeit, besseren Spritverbrauch im Vergleich zu Umbauten und weniger Wartungsaufwand. Zudem ermöglichen diese Fahrzeuge eine durchgehend integrierte Einbindung von Kommunikationstechnik, Gegenmaßnahmen und weiteren missionskritischen Systemen.
Vergleich: Gepanzerter Suburban vs. geländetaugliche Optionen
- Gepanzerter Suburban: Außergewöhnlicher ballistischer Schutz, großzügiger Innenraum und der Ruf als Präsidentenfahrzeug, jedoch sehr auffällig und abseits befestigter Straßen weniger wendig.
- ISV, LUV oder speziell entwickeltes All-Terrain-Fahrzeug: Bessere Geländegängigkeit, tiefere visuelle Präsenz und individuelle Anpassungsmöglichkeiten – eventuell mit Abstrichen beim Innenraumkomfort oder Ladevolumen.
Wie geht es weiter?
Welche Plattform letztlich zum Einsatz kommt, hält der Secret Service bewusst offen. Möglich sind sowohl modifizierte ISV- oder LUV-Modelle von GM Defense als auch komplette Neukonstruktionen. Egal wie die Entscheidung ausfällt: Die Abkehr von standardisierten Groß-Panzer-SUVs hin zu eigens entwickelten Geländeschutzfahrzeugen steht für eine neue Strategie – hin zu einem ausgewogenen Mix aus Schutz, Mobilität und Unauffälligkeit, um dem modernen Personenschutz weltweit gerecht zu werden.
Quelle: caranddriver
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