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Einleitung
Der Golden Sahara II, ein legendäres Showcar der 1950er Jahre entworfen von George Barris, sorgt wieder für Aufsehen. Einst ein ramponiertes Relikt, das im März 2018 für 385.000 Dollar versteigert wurde, erstrahlt der aufwendig umgebaute 1953er Lincoln Capri nun durch eine umfassende Restaurierung erneut und begeistert mit modernen Showeffekten – darunter programmierbare, mit LEDs beleuchtete Urethanreifen. Das Fahrzeug ist aktuell in bedeutenden Automobilmuseen und bei Ausstellungen zu sehen und kehrt am 20. September bei einer Mecum-Auktion in den Klairmont Kollections in Chicago auf den Markt zurück.
Geschichte und Erbe
Ursprünge: Vom 1953er Lincoln Capri zum Barris-Meisterwerk
Ausgangsbasis war ein 1953er Lincoln Capri Coupé. Das Projekt initiierte und finanzierte Jim Street, während Kustomizing-Legende George Barris die Vision mit radikalen Umgestaltungen verwirklichte. 1954 feierte das Resultat auf der Petersen Motorama Premiere – mit Goldverzierungen statt herkömmlicher Chromleisten, einer zweifarbigen Perlmuttschicht und einem futuristischen Halbkugel-Dach. Technische Besonderheiten, wie frühe Ansätze automatischer Bremsen und ferngesteuerten Vortriebs, verliehen dem Wagen eine fast science-fictionartige Aura der 50er.
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Die Tournee-Jahre und Popkultur
Direkt nach dem Motorama-Debüt tourte der Sahara zwei Jahre lang quer durch die USA, begeisterte die Menge und wurde vielfach in Medien präsentiert. Mit einem Baupreis von rund 75.000 Dollar in den 1950ern (heute fast 900.000 Dollar) sorgte er als Werbestar, auf Zeitschriftencovern, in dem Film „Cinderfella“ (1960) und TV-Sendungen wie „I’ve Got a Secret“ für Furore. Nach jahrzehntelanger Nutzung und öffentlicher Präsenz verschwand der Wagen aus dem Rampenlicht und lagerte bei Jim Street, bis er 2018 wieder bei einer Versteigerung erschien.
Restaurierung und moderne Veredlung
Restaurierungsteam und Partner
Käufer Larry Klairmont beauftragte Speakeasy Customs and Classics in Chicago mit der originalgetreuen und hochwertigen Instandsetzung. Unterstützt wurde das Restaurierungsteam von Branchenpartnern wie Goodyear und Kelsey Tire, um die ikonischen Features des Sahara zu rekonstruieren und zugleich zu modernisieren, wobei Barris' Konzept gewahrt blieb. Nach Projektabschluss präsentierte sich der Golden Sahara II als Ausstellungsstück auf höchstem Museumsniveau – etwa beim Genfer Autosalon 2019, im Martin Auto Museum und dem Petersen Automotive Museum.
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LED-Reifen und Materialien
Eines der spektakulärsten Merkmale sind die leuchtenden Reifen. Ursprünglich rollte der Sahara auf Kelsey-Neothane Reifen mit Beleuchtung – damals ein Experiment. Im Restaurationsprozess arbeiteten Goodyear und Kelsey gemeinsam an soliden Urethanreifen, die das historische Erscheinungsbild modern interpretieren. Die Integration programmierbarer LEDs lässt die bekannte Neonwirkung der 1950er mit moderner Technik wieder aufleben – zuverlässig und beeindruckend im Fahrbetrieb wie auf der Showbühne.
Design und Innenraum
Äußeres Styling
Optisch bleibt das Markenzeichen des Golden Sahara II erhalten: das Halbkugel-Panoramadach und der perlmuttweiße Zweiton-Lack, flankiert von 24-karätigen Goldverzierungen an Heck und Leisten. Das neue Finish unterstreicht die maßgeschneiderten Proportionen und schwungvollen Linien des Midcentury-Designs, die Barris' Fahrzeuge berühmt machten. Die Detailgenauigkeit von Lackierung, Vergoldung und Karosseriespaltmaßen heben das Fahrzeug auf ein Concours-Niveau.
Innenraum: Ausstattungsmerkmale und Komfort
Im Innenraum dominieren gold-weiße Sitzbezüge sowie textiler Sitzkomfort, gepolsterte Armaturen und Türverkleidungen sowie hochwertiger Teppich. Originale Gimmicks der 50er Jahre – unter anderem ein eingebauter Fernseher, das luftfahrtinspirierte Lenkyoke mit Steuerhebel sowie ein Bandgerät neben dem Radio – sind noch vorhanden. Auch bei Modernisierungen wurde Zurückhaltung geübt: Ziel war es, Authentizität, Ausstellungsqualität und Verlässlichkeit für Transport und Präsentation zu gewährleisten.
Fahrzeugspezifikationen und Leistung
Als Showcar steht beim Golden Sahara II nicht die sportliche Performance, sondern Showwirkung und Alltagsbetrieb im Fokus:
- Basis: 1953er Lincoln Capri Coupé mit Spezialkarosserie und Halbkugeldach
- Motor: 317 ci V8, vergoldet gestaltet für maximalen Schauwert
- Getriebe: Automatikgetriebe aus der Epoche – sorgt für komfortables Rangieren bei Vorführungen
- Bereifung: Urethanreifen mit programmierbarer LED-Beleuchtung, inspiriert von den originalen, beleuchteten Kelsey-Neothane-Reifen
- Innenausstattung: Gold-weiße Verkleidungen, Stoffsitze, gepolsterte Flächen, Bordradio mit Bandgerät und Fernseher
Leistungsmäßig ist der Golden Sahara II für Paraden, Ausstellungen und Museumspräsentationen ausgelegt. Sein Fokus liegt auf optischem Spektakel, geschichtlicher Bedeutung und robuster Technik für den Transport zwischen den Events.
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Positionierung am Markt und Auktionsdetails
Der Golden Sahara II besetzt eine einmalige Position zwischen Automobilkunst, Hollywood-inspirierter Customkultur und Museumsrestauration. Seine Herkunft aus der Barris-Werkstatt, die Geschichte rund um Jim Street und Larry Klairmont, unterstreichen den Sammlerwert. Nach dem Verkauf 2018 im unrestaurierten Zustand hat er deutlich an Sichtbarkeit und Prestige gewonnen, zuletzt durch Auftritte in Genf und in wichtigen Museen.
Das Fahrzeug wird am 20. September im Rahmen einer Mecum-Auktion im Klairmont Kollections Museum in Chicago versteigert. Die Auktion erfolgt ohne Mindestpreis – das höchste Gebot erhält den Zuschlag, ganz gleich wie hoch es ausfällt. Weder Mecum noch der Einlieferer haben eine Preiserwartung genannt. Sammler gehen jedoch davon aus, dass Restauration und Historie Bietergefechte auslösen werden, wobei das No-Reserve-Format zusätzliche Spannung und Unsicherheit für den Verkäufer bedeutet.
Vergleiche und Sammlerattraktivität
Verglichen mit anderen Showcars der Fünfziger oder Barris-Unikaten überzeugt der Golden Sahara II durch die Verbindung aus üppigen Materialien (24-karätiges Gold), einmaligen Technikideen und kulturhistorischer Präsenz. Während viele restaurierte Klassiker auf Alltagstauglichkeit setzen, steht beim Sahara die Inszenierung im Mittelpunkt – ähnlich Konzept- oder Einzelstücken statt etwa seriennahen Lincolns oder Thunderbirds der Zeit.
Sammler, die Wert auf automobilhistorische Bedeutung, popkulturellen Hintergrund und außergewöhnliche Handwerkskunst legen, finden hier einen besonderen Anreiz. Für Investoren bleibt abzuwägen, wie sich der einzigartige Reiz gegen die Unsicherheit einer Auktion ohne Mindestpreis behauptet.
Abschlussgedanken
Der Golden Sahara II ist weit mehr als ein restaurierter Oldtimer – er verkörpert amerikanische Custom-Kultur zum Anfassen. Mit funkelnden Goldapplikationen, Halbkugeldach und modernen LED-Reifen schlägt er die Brücke zwischen Fifties-Futurismus und zeitgemäßer Restaurationstechnik. Ob als Star im Museum, Showcar oder als spektakuläres Sammlerstück: Die Rückkehr zur Auktion dürfte eines der meistdiskutierten Automobilereignisse dieser Saison werden.
Quelle: autoevolution
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