Vom Rennstrecken-Dominator zur Straße: Das überraschende nächste Kapitel des Bolide

Vom Rennstrecken-Dominator zur Straße: Das überraschende nächste Kapitel des Bolide

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Vom Rennstrecken-Dominator zur Straße: Das überraschende nächste Kapitel des Bolide

Der Bugatti Bolide entstand als einer der radikalsten reinen Rennwagen im Hypercar-Segment. Konzipiert für maximale Leistungen auf der Strecke statt für den Einsatz im Straßenverkehr, wurden alle 40 Exemplare als Track-Fahrzeuge verkauft — der Listenpreis lag bei knapp 4 Millionen US-Dollar pro Stück. Nun bereitet der britische Spezialist Lanzante eine Wendung vor: Mindestens ein Bolide soll straßenzugelassen werden, sodass Besitzer dieses extrem ausgelegte Hypercar künftig auch im öffentlichen Verkehr erleben können.

Warum Lanzante den Bolide umrüstet

Lanzante hat sich einen Namen damit gemacht, rennsportorientierte Fahrzeuge für den Straßenverkehr tauglich zu machen. Das Unternehmen baute bereits eine straßenzugelassene Porsche 935 und präsentierte beim Goodwood Festival of Speed den 95-59, ein dreisitziges Tribut an den F1 GTR auf Basis des McLaren 750S. Dean Lanzante zufolge gilt der Bolide als geeignetes Projekt, weil Fahrwerk und Architektur wichtige Komponenten mit straßenzugelassenen Bugatti-Modellen teilen — ein Umstand, der die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben erleichtert.

Foto: Bugatti

Rechtliche und technische Hürden bei der Umrüstung von Renn- auf Straßenwagen

Aus einem rein für die Strecke gebauten Wagen ein legales Straßenfahrzeug zu machen, ist komplex. Moderne Track-Autos nutzen häufig Systeme, die für den Alltag ungeeignet sind, etwa streckenexklusive Vorheizroutinen, eingeschränkte Startsequenzen oder sicherheitsrelevante Komponenten in Rennspezifikation. Lanzante prüft jedes Fahrzeug individuell und bewertet, ob Emissionsvorgaben, Fußgängerschutz, Beleuchtung und weitere regulatorische Anforderungen erfüllt werden können, ohne den Charakter des Wagens zu zerstören.

Foto: Bugatti

Vorschriften vs. Alltagstauglichkeit

Einige gesetzliche Vorgaben sind unumstößlich: Emissionsgrenzen, Crashtests und Fußgängerschutz sowie Beleuchtungsnormen. Andere Faktoren, die das Fahrverhalten stark beeinflussen — etwa Fahrzeughöhe, Federungsstärke oder Heizleistung der Kabine — sind meist nicht gesetzlich festgelegt. Lanzante legt großen Wert darauf, Fahrzeuge alltagstauglich zu machen: Käufer sollen mit dem Wagen zu Veranstaltungen oder sogar einkaufen fahren können, ohne dass die zentrale Performance und das Design der Rennversion verloren gehen.

Spezifikationen und Leistung

Im Herzen des Bolide arbeitet ein 8,0-Liter-Quad-Turbo-W16, der aus der Chiron-Familie stammt, aber für den Einsatz auf der Rennstrecke mit größeren Turboladern und weiteren Performance-Optimierungen abgestimmt wurde. In der Serienabstimmung leistet der Bolide etwa 1.578 PS (1.600 hp) und erzeugt rund 1.180 lb-ft (1.600 Nm) Drehmoment. Frühe Spekulationen über eine extremere Variante nannten Werte bis zu 1.826 PS und 1.475 lb-ft, doch die finale Rennspezifikation wurde bewusst etwas zurückgenommen.

Leichtbau sorgt dafür, dass das Bolide-Gewicht nahe 2.733 Pfund bleibt; kombiniert mit dem siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebe des Chiron ergeben sich beeindruckende Beschleunigungswerte: 0–60 mph in etwa 2,2 Sekunden, 0–186 mph in rund 7,4 Sekunden und 0–249 mph in knapp 12,1 Sekunden. Ob Lanzante die Motorleistung für den Straßeneinsatz drosselt oder die Abstimmung in Richtung Alltagstauglichkeit verändert, ist bislang nicht bekannt.

Design und praktische Überlegungen

Die Außenhaut des Bolide ist ein Lehrstück in Aerodynamik und auf Abtrieb ausgelegtem Design: extreme Öffnungen, Flügel und ein geformter Unterboden sind gezielt für schnelle Rundenzeiten geschaffen. Einen solchen Wagen straßentauglich zu machen, erfordert Anpassungen bei Beleuchtung, Spiegeln und Sicherheitsequipment, ohne das aerodynamische Gleichgewicht zu zerstören. Lanzante strebt an, das aggressive Erscheinungsbild zu bewahren und gleichzeitig feine Modifikationen vorzunehmen, die sowohl Aufsichtsbehörden als auch dem Komfort im Alltag gerecht werden.

Marktpositionierung und Besitzereindruck

Der Bolide nimmt die absolute Spitze des Hypercar-Marktes ein und ist eher als exklusives Ingenieursstatement denn als praktisches Sportwagen-Angebot zu sehen. Für Käufer, die sich ein mehrmillionen-Dollar-Hypercar leisten können, überwiegt der Reiz, ein solches Fahrzeug auf öffentlichen Straßen zu bewegen, vermutlich die Unterhaltskosten. Praktische Aspekte wie Reifen sind dabei entscheidend: Die serienmäßigen Rennreifen des Bolide sind nur für etwa 37 Meilen ausgelegt und kosten ungefähr 8.000 US-Dollar pro Stück. Für Bolide-Besitzer, die ihr Auto legalisieren lassen, gehören solche Verbrauchsteile zu den teuren, aber kalkulierbaren Betriebskosten.

Vergleiche und Wettbewerbsumfeld

Im Vergleich zu anderen Hypercars ist der Bolide deutlich stärker auf die Rennstrecke zugeschnitten als der Chiron oder andere straßenorientierte Bugatti-Modelle. Lanzante hat bereits bewiesen, dass sich Renn-DNA mit sorgfältiger Technik in straßentaugliche Fahrzeuge überführen lässt, weshalb Vergleiche zu früheren Projekten aufschlussreich sind. Folgt die Bolide-Umrüstung derselben Philosophie, ist mit einem Fahrzeug zu rechnen, das die Kernleistung bewahrt und zugleich die notwendigen Anpassungen für den legalen Straßenbetrieb erhält.

Blick nach vorne und nächste Schritte

Lanzante hat weder Preise für die Umrüstung noch die Anzahl der umzubauenden Bolide bekannt gegeben und auch nicht bestätigt, ob Besitzer wie Manny Khoshbin ihre Exemplare konvertieren lassen. Klar ist jedoch: Aus einem reinen Rennwagen ein straßenzugelassenes Hypercar zu machen, erfordert maßgeschneiderte Ingenieursarbeit, juristische Abstimmungen und einen Fokus auf Alltagstauglichkeit. Für Enthusiasten und Sammler wäre ein straßenzugelassener Bolide eine der seltensten und aufregendsten Möglichkeiten, die W16-Leistung im öffentlichen Straßenverkehr zu erleben.

Quelle: autoevolution

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