1956er Mercedes-Pickup: Südafrikanischer Restomod mit deutscher AMG-Seele

1956er Mercedes-Pickup: Südafrikanischer Restomod mit deutscher AMG-Seele

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Ein südafrikanischer Restomod mit deutscher Seele

Wenn von Restomods die Rede ist, denkt man meist an amerikanische Muscle-Cars: klassische Mustangs, Camaros und Challengers, die mit LS-, Coyote- oder HEMI-Aggregaten neu bestückt wurden. Einige der interessantesten Projekte kommen jedoch aus Europa, und dieser Pickup-Umbau eines 1956er Mercedes-Benz von Mo's Restoration and Parts in Benoni, Südafrika, zeigt, warum deutsche Restomods mehr Aufmerksamkeit verdienen. Der Umbau verbindet eine charmante W120-Karosserie mit einem zeitgemäßen Antriebsstrang und Fahrwerk aus dem A45 AMG und schafft so eine einzigartige Mischung aus Vintage-Optik und moderner Performance.

Herkunft und Karosserie

Die auf die neue Plattform gesetzte Karosserie stammt von einer Mercedes-Benz W120-Baureihe 180D aus dem Jahr 1956. In Südafrika wurden historisch einige W120-Limousinen zu Pickups umgebaut – lokale Werkstätten montierten Ladeflächen auf deutsche Fahrgestelle, um robuste, praktische Fahrzeuge zu schaffen. Diese werkstattseitigen Umbauten nutzten meist bescheidene 1,8–1,9-Liter-Benzin- oder Dieselmotoren und wurden für ihre Zuverlässigkeit statt für Geschwindigkeit geschätzt. Nur wenige dieser Pickup-Umbauten haben bis heute überlebt, wodurch ein gut erhaltenes Exemplar wie dieses selten und optisch auffällig bleibt.

Was unter der Haut steckt: moderner AMG-Transplantat

Antrieb und Fahrgestell

Anstatt den originalen Antriebsstrang zu restaurieren, entfernte Mo's das ursprüngliche Fahrgestell und den Motor und setzte eine ausgeräumte Plattform eines modernen Mercedes-AMG A 45 ein. Dieses Spenderpaket bringt einen aufgeladenen 2,0-Liter-Reihenvierzylinder mit 376 PS und 350 lb-ft Drehmoment, Allradantrieb sowie ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe (DCT). Der Umbau verwandelt den Pickup von einem langsameren Arbeitsfahrzeug in einen der schnellsten Vierzylinder-basierten Builds, die man antreffen wird.

Fahrwerk, Bremsen und Handling

Da der A45-Unterbau, das AMG-abgestimmte Fahrwerk und die massiven Bremsen Teil des Umbaus sind, ist dieser Restomod nicht nur in der Geraden schnell — er ist zum Fahren gebaut. Man darf schärferen Einlenkwinkel, reduziertes Wanken der Karosserie und Bremsleistungen erwarten, die weit über dem liegen, was ein Werksfahrgestell aus den 1950er-Jahren bieten könnte. Zwar verleiht die Ladefläche dem Wagen einen praktischen Nutzen, doch die Fahrwerksgeometrie und die sportliche Abstimmung favorisieren kurvenreiche Strecken und Track-ähnliches Fahren gegenüber langsamem, schwerem Transport.

Innenraum und Integration

Der Innenraum wurde mit modernen Komponenten aus dem Spender-A45 ersetzt. Das bedeutet zeitgemäße Ergonomie, Sicherheitsfeatures und Infotainment statt einer komplett originalgetreuen Innenausstattung. Puristen wird die originale Zierleiste fehlen, doch für viele Enthusiasten ist die Kombination aus klassischem Außendesign und modernem Cockpit genau der Reiz eines Restomods: Vintage-Look mit alltagstauglicher Leistung und Komfort.

Spezifikationen

  • Basis-Karosserie: 1956 Mercedes-Benz W120-Serie (180D) als Pickup-Umbau
  • Spender-Fahrgestell: Mercedes-AMG A 45 Plattform (ausgeräumter Unterbau)
  • Motor: aufgeladener 2,0-Liter-Reihenvierzylinder (AMG)
  • Leistung/Drehmoment: 376 PS / 350 lb-ft
  • Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DCT)
  • Antrieb: AMG-Allradantrieb
  • Fahrwerk/Bremsen: AMG-abgestimmtes Fahrwerk mit aufgerüstetem Bremssystem

Marktpositionierung und Anziehungskraft

Dieser Umbau bewegt sich in einer Nische zwischen concours-restoration und aggressivem Restomod. Er richtet sich an Käufer, die Wert auf originalen Auftritt legen, aber moderne Leistung, Sicherheit und Alltagstauglichkeit wünschen. Auf Märkten, in denen einzigartige Builds geschätzt werden — bei Sammlern, Boutique-Restomod-Kunden oder Enthusiasten, die an Shows und Track-Days teilnehmen — ist ein solcher Pickup ein echter Hingucker. Für jene, die eine authentische Museums-Restaurierung suchen, ist er weniger geeignet; für Menschen, die klassisches Design mit moderner AMG-Dynamik wollen, ist er hingegen ideal.

Vergleich und Kontext

Verglichen mit typischen amerikanischen Restomods, die oft heimische V8-Motoren wiederverwenden, fällt dieses deutsche Projekt durch seinen hubraumarmen, leistungsstarken Motor und die Allrad-Dynamik auf. Gegenüber einem serienmäßigen A45-Hatchback gewinnt die Pickup-Version an Nutzwert und Einzigartigkeit, büßt jedoch etwas von der ursprünglichen Verpackungseffizienz des Hatchbacks ein. Im Vergleich zu einem zeitgenössischen W120-Pickup ist dieser Restomod deutlich schneller, bietet besseres Handling und ist im modernen Straßenverkehr weitaus alltagstauglicher.

Herausforderungen und Handwerkskunst

Eine 1950er-Karosserie mit einem zeitgenössischen AMG-Fahrgestell zu verbinden, erfordert sorgfältige Ingenieursarbeit: Anpassungen an Spritzwand und Fahrzeugboden, Antriebswellen- und Abgasführung, Integration der Elektronik und Kalibrierung der Sicherheitssysteme. Mo's Restoration verfügt über Erfahrung mit ambitionierten Umbauten — frühere Projekte umfassen einen 380SEC mit M113-V8 und einen E30 BMW mit E46-Motor — und dieser Pickup zeigt ihre Fähigkeit, historische Ästhetik mit moderner Mercedes-AMG-Performance zu verbinden.

Fazit

Für Enthusiasten, die Originalität, Leistung und Charakter schätzen, ist dieser 1956er Mercedes-Pickup-Restomod ein überzeugendes Angebot. Er kombiniert sammelwürdiges Vintage-Design mit dem schnellen, kommunikativen Fahrverhalten eines modernen AMG — eine seltene Kombination, die sowohl bei Auto-Shows als auch auf kurvigen Landstraßen heraussticht.

Quelle: autoevolution

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