Smart bestätigt #2 – Kein neuer forfour‑Nachfolger

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Smart bestätigt #2 – Kein neuer forfour‑Nachfolger

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Smart dementiert Pläne für einen forfour‑Nachfolger und bestätigt stattdessen den fortwo #2

Die britische Publikation Autocar hatte kürzlich die Spekulation in den Raum gestellt, dass smart das viersitzige Modell forfour unter dem neuen Namen #4 wiederbeleben könnte. Diese Vermutung wies Jack Bailey, globaler PR‑Direktor von smart, in einem Gespräch mit Carscoops jedoch zurück: Es gebe keine Pläne zur Entwicklung eines #4. Stattdessen liegt der Fokus von smart auf einem zweiteiligen Konzept – einem zweisitzigen Elektro‑Stadtwagen, dem angekündigten #2, dessen Markteinführung für die zweite Hälfte des Jahres 2026 geplant ist.

Die Nachfrage nach A‑Segment‑Kleinwagen mit vier Sitzen hat in vielen Märkten seit der Blütezeit von smart nachgelassen. Ein kompakter, zweisitziger Elektroflitzer, der sich stärker an der DNA des fortwo orientiert, bietet der Marke dagegen bessere Chancen auf kommerziellen Erfolg in Europa und Großbritannien, wo enge Stadtzentren, Parkvorschriften und Förderungen für Elektrofahrzeuge weiterhin ultra‑kompakte Modelle bevorzugen.

Was wir bisher über den #2 wissen

Die offiziellen Informationen sind noch knapp, dennoch hat smart einige Kernpunkte kommuniziert, die für Enthusiasten und Stadtpendler relevant sind. Diese Details geben bereits ein klareres Bild davon, wie der #2 positioniert werden soll:

  • Marktstart: geplant für das späte Jahr 2026.
  • Antriebskonzept: Es wird mit einem hinten positionierten Elektromotor und einer bodenmontierten Batterie gerechnet, was die kompakte Heckantriebsarchitektur des fortwo fortführen würde.
  • Plattform: Der #2 soll auf einer neuen Plattform basieren, die in Zusammenarbeit mit Mercedes‑Benz entwickelt wurde und sich damit bewusst von jenen smart‑Modellen abgrenzt, die hauptsächlich in Kooperation mit Geely entstanden sind.

Die Beteiligung von Mercedes‑Benz könnte bedeuten, dass der #2 kein bloßes Rebranding eines Geely‑Stadtwagens ist. Vielmehr könnte er unter der Karosserie technische Konzepte, Qualitätserwartungen und Sicherheitsstandards tragen, die mit den urbanen Mobilitätsambitionen von Mercedes in Einklang stehen. Das würde unter anderem präzisere Fahrwerksabstimmungen, erweiterte Testszenarien in der Zulassung und potenziell höhere Anforderungen an Materialqualität und Verarbeitungsstandards implizieren.

Design und Produktionskontext

Seit 2019 operiert smart als Joint Venture mit dem chinesischen Automobilkonzern Geely, wobei Mercedes in bestimmten Modellen weiterhin Styling‑ und technische Leitlinien beisteuerte. Die crossover‑ähnlichen Modelle #1, #3 und #5 stammen optisch aus dem Handschuhfach von Mercedes, basieren jedoch auf Plattformen von Geely und werden in China bei Geely‑Partnern in Hangzhou gefertigt. Mit der Vorstellung des Concept #1 auf der IAA Mobility 2021 wurde die Öffentlichkeit erstmals ausführlich auf diese Partnerschaft aufmerksam gemacht.

Der #2 unterscheidet sich davon deutlich. Die dedizierte Plattform und die erwartete Heckmotor‑Konfiguration führen zurück zur ursprünglichen smart‑DNA: kurze Überhänge, ein äußerst enger Wendekreis und eine möglichst effiziente Raumaufteilung, damit der Innenraum in städtischen Situationen maximal genutzt werden kann. Für die Produktion könnte das bedeuten, dass Fertigungsstandorte, Zulieferketten und Qualitätskontrollen speziell auf diesen kompakten Ansatz abgestimmt werden — etwa kürzere Montagebandabschnitte, modulare Batterieeinheiten für enge Platzverhältnisse und lokale Zulieferer für leichte Karosseriebauteile.

Kurzgeschichte: Vom City‑Coupe zum modernen smart

smart entstand 1994 als Gemeinschaftsunternehmen zwischen SMH (später Swatch Group) und Daimler‑Benz. Das ursprüngliche City‑Coupe sollte ursprünglich im März 1998 auf den Markt kommen, wurde aber wegen erforderlicher Fahrwerksoptimierungen auf Oktober 1998 verschoben; 2002 erhielt das Modell dann den Namen fortwo. Über drei Generationen hinweg entwickelte sich der fortwo in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnern: Renault leistete Beiträge zur forfour‑Generation um 2014 (die zeitweise von Renault als Twingo angeboten wurde), und die Elektromobilität gewann in den 2000er‑Jahren allmählich an Bedeutung.

Sowohl der fortwo als auch der forfour liefen bis 2024 in unterschiedlichen Varianten vom Band und endeten als rein elektrische Modelle. smart zog sich nach dem Modelljahr 2019 zudem vom US‑Markt zurück, da die sehr kompakten, auf Europa zugeschnittenen Fahrzeuge dort nur begrenzt Anklang fanden.

Markterkenntnisse und der weitere Fahrplan

Einige marktwirtschaftliche Realitäten haben smarts jüngste Entwicklung maßgeblich beeinflusst. Diese Lehren wirken sich direkt auf die Produktausrichtung und die strategischen Entscheidungen der Marke aus:

  • Verkaufsrückgang: Nach der Umstellung auf ein komplett elektrisches Modellportfolio in bestimmten Regionen sanken die Verkäufe deutlich, mit einem Rückgang von bis zu 58 % in den USA im Vergleich zu 2017. Solche Einbrüche zwingen Marken dazu, Kostenstrukturen, Modellportfolio und Zielmärkte kritisch zu überprüfen.
  • Markenverschiebung: Finanzielle Zwänge und schwache Verkaufszahlen beschleunigten die operative Rolle von Geely, sodass smart heute stärker als sino‑deutsche Kooperation wahrgenommen wird denn als reine Mercedes‑Submarke. Operativ bedeutet das oft veränderte Beschaffungswege, unterschiedliche Plattformstrategien und eine neue Balance zwischen globaler Skalierbarkeit und lokalem Markenwert.

Trotzdem bleibt ein vorsichtiger Optimismus bestehen. Wenn Mercedes‑Ingenieurswissen wie erwartet intensiv in den #2 einfließt, könnte das Fahrzeug den Geist des fortwo wieder aufgreifen: kompakt, clever gestaltet und für die Stadt optimiert, zugleich aber mit modernen Effizienz‑ und Sicherheitsmerkmalen eines zeitgemäßen Elektroautos. Dazu zählen mögliche Features wie effiziente Wärmepumpensysteme für die Klimatisierung, optimierte Batteriechemie für urbanes Stop‑and‑go‑Fahren und erweiterte Fahrerassistenzsysteme, die speziell auf enge städtische Verkehrssituationen zugeschnitten sind.

„Der #2 ist unsere Chance, smart zu seinen Wurzeln zurückzuführen“, sagte eine mit dem Projekt vertraute Quelle. „Zwei Sitze, minimale Stellfläche, maximale Wendigkeit — genau das war schon immer die Kernbotschaft von smart.“ Diese Aussage deutet auf eine klare Markenpositionierung hin: Weg von einem breiten Crossover‑Portfolio, hin zu einem fokussierten Stadtwagenangebot.

Wesentliche Highlights auf einen Blick:

  • Es wird keinen #4 (forfour‑Nachfolger) geben.
  • Der fortwo‑Ersatz (#2) ist für Ende 2026 bestätigt.
  • Er wird voraussichtlich auf einer neuen, gemeinsam mit Mercedes entwickelten Plattform basieren, mit Heckmotor und Batterie im Fahrzeugboden.

Für Fans von Stadtwagen könnte der #2 einen Neustart bedeuten: ein kleinerer, puristischer smart, der sich konsequent auf urbane Elektromobilität konzentriert, statt das Angebot weiter in Richtung Geely‑geprägter Crossover‑Modelle auszudehnen. Daraus ergeben sich Chancen, sich in Städten mit knappen Parkflächen, strengen Emissionszonen und einem wachsenden Bewusstsein für nachhaltige Mobilität neu zu positionieren.

Technische und wirtschaftliche Fragen bleiben offen, aber die Richtung ist klar: smart will mit dem #2 ein charakterstarkes, urbanes Elektromodell anbieten, das die Marke wieder schärfer definiert. Wichtige Punkte, die in den kommenden Monaten zu beobachten sind, umfassen:

  • Konkrete technische Spezifikationen zur Batteriegröße, der erwarteten Reichweite und Ladeleistung.
  • Details zur Fertigungsstätte: Soll der #2 erneut in China gefertigt werden oder plant smart eine Fertigung in Europa, um Transportkosten und CO2‑Bilanz zu optimieren?
  • Preispositionierung: Wie hoch wird die Einstiegspreis‑Strategie sein, um wettbewerbsfähig gegenüber anderen A‑Segment‑EVs zu bleiben?

Solche Informationen werden ausschlaggebend dafür sein, ob der #2 konsumentenwirksam auf dem europäischen Markt bestehen kann. Ein attraktives Preis‑Leistungs‑Verhältnis kombiniert mit stadtgerechten Reichweiten (beispielsweise 150–250 km im realen Stadtverkehr) und schnellen Ladeoptionen könnte die Marktchance deutlich erhöhen.

Fazit: Der #2 könnte smarts Antwort auf die anhaltende Nachfrage nach kompakten, urbanen E‑Mobilitätslösungen werden. Indem sich die Marke auf ein Kernerlebnis — zwei Sitze, höchste Manövrierfähigkeit und effiziente Nutzung des Innenraums — konzentriert, bleibt sie ihrem Erbe treu und reagiert zugleich auf veränderte Marktbedingungen und Nutzererwartungen.

Quelle: autoevolution

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