Dodge streicht Banshee – Top‑Elektrocharger gestrichen

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Dodge streicht Banshee – Top‑Elektrocharger gestrichen

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Dodge streicht offenbar die Top-Elektrovariante des Charger Daytona

Dodge scheint sein ehrgeizigstes Elektro-Muscle-Car-Projekt eingestellt zu haben. Insider berichten, dass der Charger Daytona SRT Banshee, das Halo-EV, das Dodges Performance-Tradition in die Elektromobilität tragen sollte, noch vor der Serienfertigung aufgehoben wurde. Diese Entscheidung lässt die Charger Daytona-Familie vorerst nur mit einer bestätigten Ausstattungsstufe: dem Scat Pack — es sei denn, Dodge bringt das zurückgezogene R/T zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurück. Die Debatte um die Zukunft der Modellpalette zeigt, wie eng Technik, Kosten und Markenidentität miteinander verknüpft sind.

Was der Banshee versprochen hatte

Der Banshee war als Flaggschiff eines elektrischen Muscle Cars konzipiert. Die technischen Pläne sahen einerseits eine 800-Volt-Elektrikarchitektur vor, andererseits kombinierbare Dual- oder Tri-Motor-Layouts, ein Zweiganggetriebe und ein Ziel von nahezu 1.000 PS. Dodge wollte sogar die markentypische Klangkulisse mit dem sogenannten Fratzonic Chambered Exhaust-System nachbilden, um das sonore V8-Dröhnen elektrisch zu imitieren — ein Designmerkmal, das bei Puristen und Elektro-Fans gleichermaßen Diskussionen auslöste. Darüber hinaus war geplant, Fahrmodi und Soundprofile so zu programmieren, dass sie das typische Musclewagen-Gefühl verstärken. Technisch hätte der Banshee versucht, fahrdynamische Zurückhaltung und elektrisches Drehmoment in Einklang zu bringen, um sowohl auf der Straße als auch auf der Rennstrecke zu überzeugen.

Auf dem Papier las sich der Banshee wie ein moderner Hellcat: extreme Beschleunigungswerte in der Geraden, aggressive Daytona-Optik und eine elektrifizierte Drehmomentabgabe, die darauf abzielte, das klassische Muscle-Car-Erlebnis emissionsfrei neu zu interpretieren. Ingenieure hatten zudem Überlegungen zu Fahrwerksabstimmungen und aerodynamischen Details angestellt, um sowohl die Performance als auch die Reichweite so gut wie möglich in Einklang zu bringen. Solche Planungen enthielten oft Trade-offs zwischen maximaler Leistung, Batteriekapazität und thermischer Zuverlässigkeit bei Dauerbelastung.

Warum er Berichten zufolge scheiterte

Quellen nennen eine Mischung aus technischen, finanziellen und marktbezogenen Gründen als Ursache für die Absage. Eine robuste, volumenfähige 800-Volt-Plattform zu entwickeln ist leichter gesagt als getan. Zu den zentralen Hürden zählten:

  • Begrenzte Verfügbarkeit von Wechselrichtern, Batteriemodulen und Hochleistungs-Kühlungssystemen, die 800V unterstützen
  • Hohe Stückkosten für spezialisierte Komponenten sowie erhebliche Investitionen, um Produktionsmengen wirtschaftlich zu skalieren
  • Komplexität in der Integration von Batteriepaket, Thermomanagement und Elektronik, um eine langlebige und zuverlässige Hochleistungs-EV zu gewährleisten
  • Unsicherheit über die Nachfrage: Käufer in den USA könnten bei einem sehr teuren Elektro-Muscle-Car zurückhaltend sein

Führungskräfte sollen zu dem Schluss gekommen sein, dass die Kosten für die Serienreife solcher High-End-Hardware bei akzeptablen Margen zu hoch wären. Diese Lieferketten- und Preishürden, kombiniert mit einer nüchternen Einschätzung der potenziellen Kundengruppe, machten die wirtschaftliche Argumentation brüchig. Darüber hinaus spielen Aspekte wie Gewährleistung, Langzeit-Zuverlässigkeit und die Kosten für Energie- und Wärmeverwaltung bei hohen Leistungsdichten eine große Rolle. Hersteller müssen außerdem die Folgekosten für Reparatur, Serviceinfrastruktur und Softwarepflege in ihre Kalkulation einbeziehen — gerade bei Hochvolt-Systemen sind das keine vernachlässigbaren Posten.

Stellantis' breitere strategische Anpassung

Der Mutterkonzern Stellantis hat sein EV-Roadmap im vergangenen Jahr offenbar schrittweise neu ausgerichtet. Statt flächendeckend in extrem leistungsfähige EV-Architekturen zu investieren, verlagert das Unternehmen Ressourcen zugunsten von Hybriden und optimierten Verbrennungsmotoren, dort wo dies wirtschaftlich und regulatorisch sinnvoll erscheint. Dieses strategische Umschichten beeinflusst offenbar maßgeblich, welche Projekte umgesetzt und welche verschoben oder gestrichen werden. Plattformteilung, modulare Architektur und die fokussierte Nutzung bestehender Fertigungskapazitäten werden damit wichtiger, um Investitionskosten zu reduzieren und Skaleneffekte zu realisieren.

Als Ergebnis rückt Dodge nun den Charger Daytona Scat Pack in den Vordergrund. Er basiert auf der STLA Large-Plattform mit einem konventionelleren 400-Volt-System und einer Zweimotor-Konfiguration, die etwa 670 PS liefert. Das Scat Pack wird in Dodge-Marketingmaterialien als „das leistungsstärkste Muscle-Car“ beworben — im direkten Wettbewerbsumfeld stehen ihm jedoch Modelle wie der Ford Mustang GTD mit seinem 830-PS-V8 gegenüber, was die Leistungsdebatte weiter anheizt. Die Wahl eines 400-Volt-Systems bedeutet zwar langsameres Gleichstromladen im Vergleich zu 800V, dafür sind die Komponenten günstiger und die Lieferketten stabiler. Das ist ein bewusstes Kompromiss zwischen Leistung, Kosten und Produktionsreife.

Änderungen in der Modellpalette und das Schicksal des R/T

Berichte deuten zudem darauf hin, dass die Einstiegsvariante R/T — zuvor als preisgünstigere Charger Daytona EV angeboten — für das Modelljahr 2026 gestrichen werden soll. Gründe sind schwache Absatzzahlen und möglicherweise durch Zölle und Handelsspannungen bedingte Kostensteigerungen. Dodge hatte das R/T bereits früher im Jahr aus dem Programm genommen mit dem Versprechen einer Rückkehr 2026, doch die aktuellen Signale lassen vermuten, dass das Scat Pack vorerst allein als elektrisches Charger-Angebot verbleiben könnte. Für preisbewusste Käufer bleiben damit eventuell nur Hybrid- oder verbrennungsmotorische Alternativen, solange die Kosten für Hochvolt-EVs nicht weiter sinken.

Performance, Emotion und Markenidentität

Die erneute Betonung auf Verbrennungsmotoren durch Dodge zeigt die schwierige Balance in der Markenstrategie. Käufer von Muscle Cars legen seit jeher nicht nur Wert auf reine Leistung und Beschleunigung, sondern auch auf Auspuffklang, mechanische Wahrnehmbarkeit und den charakteristischen Fahrzeug-Charme. Stellantis reagiert mit einer Wiederbelebung von V8-Optionen über mehrere Marken hinweg: Der 6,2-Liter-HEMI soll im 2026 Durango zurückkehren, der 5,7-Liter-HEMI ist bereits in ausgewählten Ram- und Jeep-Modellen wieder verfügbar. Auch der Charger könnte in einigen Märkten künftig wieder klassische Verbrenner-Alternativen anbieten, etwa den 3,0-Liter-Hurricane-Reihensechszylinder. Diese Entscheidungen reflektieren die Erkenntnis, dass Markenwerte und Kundenerwartungen in diesem Segment stark emotional geprägt sind.

Für Fans, die Dodge mit roher, dröhnender V8-Power verbinden, ist der Verzicht auf ein Halo-EV wahrscheinlich eine willkommene Nachricht. Für Enthusiasten, die sich auf einen elektrischen, hochleistungsfähigen Charger gefreut hatten, ist die Entscheidung dagegen enttäuschend. Diese Polarisierung zeigt, wie tief Emotion und Markenwahrnehmung im Segment verwurzelt sind — und wie riskant Veränderungen am Markenkern sein können. Zusätzlich beeinflussen Aftermarket-Tuner, Communities und die Kultivierung eines Mods-Marktes den langfristigen Werterhalt und die Identität der Modelle.

Wie sich der Banshee auf dem Papier verglich

Zu den Highlights des geplanten Banshee-Pakets gehörten:

  • 800-Volt-Architektur für schnellere Entladung und verbessertes Ladepotenzial
  • Dual- oder Tri-Motor-Konfigurationen für sofortiges Drehmoment und extreme Leistung
  • Geschätztes Ziel von etwa 1.000 PS für Spitzenmodelle
  • Zweiganggetriebe zur Optimierung von Beschleunigung und Effizienz bei hohen Geschwindigkeiten
  • Fratzonic-Soundsystem zur Nachbildung klassischer V8-Akustik

Demgegenüber bietet das Scat Pack eine konventionellere, aber kosteneffizientere Lösung: rund 670 PS, ein 400-Volt-System und eine Bauraum- und Produktionsstrategie, die besser zu bestehenden Fertigungsprozessen passt. Diese pragmatische Herangehensweise reduziert technische Risiken und senkt gleichzeitig die Einstiegspreise für Käufer. Gleichzeitig ermöglicht sie eine schnellere Markteinführung und geringere Vorlaufkosten für Händlernetz und Servicepartner.

Was das für den Markt bedeutet

Die Absage unterstreicht die breitere Herausforderung, vor der Autohersteller stehen: extreme Performance mit hochentwickelter EV-Hardware zu vereinen, ohne Preis, Reichweite und Zuverlässigkeit übermäßig zu belasten. Batterie- und Leistungselektronik bleiben Engpässe für Hersteller, die 800V-Systeme in großem Umfang anbieten wollen. Beispiele erfolgreicher 800V-Implementierungen wie beim Porsche Taycan oder Hyundai Ioniq 5/EV6 zeigen zwar die technischen Vorteile — schnelleres Laden, geringere Wärmeverluste —, bringen aber zugleich hohe Entwicklungskosten und Lieferkettenabhängigkeiten mit sich. Langfristig könnten Fortschritte bei Zellenchemie, Zell-zu-Pack-Design (CTP) und kosteneffizienter Kühlung die Bilanz zugunsten solcher Systeme kippen.

Wenn die Berichte zutreffen, bleibt der Banshee nur in Konzeptzeichnungen, Pressematerial und in der Fantasie von Enthusiasten erhalten — ein faszinierender Blick darauf, wie ein Halo-EV hätte aussehen können, den man aber im Moment aus wirtschaftlichen oder technischen Gründen nicht als massenproduziertes Fahrzeug realisiert sehen will. Solche Projekte dienen dennoch als technologischer Wegweiser und als Testlauf für Komponenten, die später in andere Modelle einfließen können. Ferner zeigen sie, welche Innovationen für die Marke denkbar sind, sobald Lieferketten und Kostenstrukturen günstiger werden.

Blick nach vorn

Dodges Strategie scheint auf der Suche nach einem Mittelweg zu sein. Das Unternehmen will Leistung dort ausspielen, wo Margen und Kundennachfrage stimmen, gleichzeitig aber die emotionalen und akustischen Qualitäten bewahren, die die Marke ausmachen. Man darf erwarten, dass Dodge zwischen Elektrifizierung und klassischen Verbrennungslösungen pendelt, je nach Entwicklung der Technologie, regulatorischem Druck und sinkenden Kosten für Hochvolt-Komponenten. Die Rückkehr ausgewählter V8-Optionen und die gleichzeitige Fortentwicklung effizienterer Hybridlösungen stehen in diesem Kontext in einem strategischen Dialog.

Aktuell reiht sich der Charger Daytona SRT Banshee in eine wachsende Liste prominenter EV-Konzepte ein, die nie in Serie gingen. Ob die Idee eines ultra-hochleistungsfähigen elektrischen Chargers in abgeänderter Form zurückkehrt, hängt künftig von Fortschritten bei Bauteilen, einer belastbareren 800V-Lieferkette und klarerem Kundeninteresse an premium-elektrischen Muscle-Cars ab. Auch die Verfügbarkeit von öffentlicher Schnellladeinfrastruktur und die Akzeptanz künstlicher Motorgeräusche in verschiedenen Märkten können die Entscheidung für oder gegen ein solches Projekt beeinflussen.

  • Kernergebnis: Dodge hat den Halo-Banshee-EV Berichten zufolge aufgrund technischer Komplexität, Kosten und veränderter Stellantis-Prioritäten gestrichen, sodass das Scat Pack vorerst das zentrale elektrische Charger-Modell bleibt.

Quelle: autoevolution

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