VW & Audi Rückruf 2025/26: Sitzgurt-Probleme prüfen

Lieferantenproblem bei Autoliv: Volkswagen Group of America ruft ausgewählte 2025/2026-Modelle von VW und Audi zurück wegen möglicher Schäden an vorderen Gurtaufrollern. VIN-Check und kostenloser Austausch empfohlen.

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VW & Audi Rückruf 2025/26: Sitzgurt-Probleme prüfen

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Ein Lieferantenfehler hat Volkswagen Group of America veranlasst, ausgewählte 2025- und 2026-Modelle von Volkswagen und Audi zu einem gezielten Sicherheitsrückruf aufzurufen. Betroffen sind Front-Gurtaufroller, bei denen eine beschädigte Torsionsstange die Rückhaltefunktion beeinträchtigen könnte. Im Folgenden finden Sie alle wichtigen Fakten, technische Hintergründe, Handlungsempfehlungen für Besitzer und Kontext zu den betroffenen Modellen und Plattformen.

Worum geht es genau?

Am 5. September 2025 meldete der Zulieferer Autoliv dem Hersteller eine Blockade im Kugelfördermechanismus bei einem Sub-Zulieferer. Diese Störung konnte dazu führen, dass die Torsionsstangen in den Gurtaufrollern der Vordersitze beschädigt wurden. Eine interne Prüfung von Volkswagen identifizierte bis zu 1.042 Fahrzeuge, die möglicherweise mit fehlerhaften Gurtaufrollern ausgestattet sind. Bei einem Defekt der Torsionsstange besteht die Gefahr, dass der Gurtaufroller im Ernstfall – also bei einem Unfall oder einer plötzlichen Verzögerung – nicht mit der erwarteten Bremskraft arbeitet. Das kann die Rückhalteleistung für Fahrer oder Beifahrer mindern und das Verletzungsrisiko erhöhen. Bislang sind dem Hersteller keine Verletzungsberichte bekannt.

Die Ursache: Kugelfördermechanismus und Qualitätssicherung

Technisch betrachtet handelt es sich nicht um einen designbedingten Fehler der Aufroller, sondern um ein Fertigungsproblem bei einer Komponente im Zulieferprozess. Der Kugelfördermechanismus dient dazu, Kugeln oder kleine Bauteile präzise zu positionieren, bevor sie in den Montageprozess eintreten. Wenn dieser Mechanismus klemmt, kann das zu ungleichmäßigen Kräften oder Spannungen in benachbarten Bauteilen führen – in diesem Fall in der Torsionsstange des Gurtaufrollers. Solche Schäden können mikroskopisch beginnen und sich beim Einbau oder später unter Belastung bemerkbar machen. Autoliv und der betroffene Sub-Zulieferer haben die Fertigungsprobleme laut Herstellerangaben im August 2025 behoben, jedoch wurden aufgrund von Lieferketten- und Timingfaktoren bis September 2025 noch einige fehlerhafte Baugruppen verbaut.

Welche Fahrzeuge sind betroffen?

Der Rückruf deckt eine Mischung aus Verbrennungs- und Elektrofahrzeugen ab, verteilt auf mehrere Plattformen. Die betroffenen Modelle und Produktionsfenster im Detail:

  • Volkswagen: 2025 Golf GTI und Golf R (Produktion in Wolfsburg zwischen 25. Juni und 11. Juli 2025)
  • Audi 2025: A5, A6 Sportback e-tron, S5, S6 Sportback e-tron
  • Audi 2026: Q4 e-tron und Q4 Sportback e-tron

Die betroffenen Fahrzeuge setzen sich aus vier technischen Architekturen zusammen: MQB (Modularer Querbaukasten) für die Golf-Modelle, MLB (Modularer Längsbaukasten) für A5/S5, sowie Audis Elektroplattformen MEB und PPE für die vollelektrischen Modelle. Das zeigt: Ein Zulieferproblem kann modellübergreifend auf unterschiedlichen Plattformen auftreten und so Querwirkungen in der Fahrzeugflotte erzeugen.

Volkswagen und Audi Rückruf Sitzgurte

Warum das relevant ist

Ein korrekt funktionierender Gurtaufroller ist eine zentrale Komponente des Rückhaltesystems. Die Torsionsstange wirkt innerhalb des Aufrollers als sicherheitsrelevantes Element, das bei einem plötzlichen Ruck oder Aufwickeln kontrollierte Reibung erzeugt. Ist dieses Teil beschädigt, kann der Gurt bei einem Unfall zu schnell aus- oder zu langsam eingerollt werden – beides Szenarien, die die Schutzwirkung reduzieren. Besonders kritisch ist das bei vorderen Sitzen, da Fahrer und Beifahrer im direkten Crash-Risiko stehen.

Was Volkswagen und Audi jetzt tun

Nach Feststellung des Problems haben Autoliv und der Sub-Zulieferer die Produktion korrigiert. Trotzdem wurden einige der bereits produzierten Baugruppen bis in den September 2025 hinein verbaut. Volkswagen Group of America hat Händler angewiesen, verdächtige Gurtaufroller an der Vorderachse kostenlos auszutauschen.

  • Am 26. September 2025 wurden die VINs der betroffenen Fahrzeuge auf den Verbraucherseiten von Volkswagen und Audi hochgeladen.
  • Eigentümer und Leasingnehmer sollen per First-Class-Mail ungefähr ab dem 21. November 2025 benachrichtigt werden.
  • Kunden können sofort einen VIN-Check auf den offiziellen Rückrufseiten der Marken durchführen, um zu prüfen, ob ihr Fahrzeug betroffen ist.
Händler tauschen Gurtaufroller aus

Was Sie als Besitzer jetzt tun sollten

Wenn Sie eines der aufgelisteten Modelle besitzen, sind hier die empfohlenen Schritte:

  • Sofort die VIN auf der offiziellen Volkswagen- oder Audi-Rückrufseite prüfen. Das ist der schnellste Weg zu klären, ob Ihr Fahrzeug betroffen ist.
  • Falls Ihr Fahrzeug auf der Liste steht: Kontaktieren Sie Ihren Händler und vereinbaren Sie kurzfristig einen Termin. Der Austausch des Gurtaufrollers erfolgt kostenlos.
  • Fahren Sie vorsichtig, bis die Reparatur durchgeführt wurde. Es handelt sich zwar um eine präventive Maßnahme, aber jede Einschränkung der Gurtfunktion erhöht potenziell das Risiko bei einem Unfall.
  • Bewahren Sie die Benachrichtigung und eventuelle Servicebelege auf – sie können bei Gewährleistungs- oder Versicherungsfragen wichtig sein.

Der Hersteller hat betont, dass die Reparatur eine schnelle Maßnahme ist. Dennoch: Verzögerungen bei der Terminvergabe oder bei der Versorgung der Händler mit Ersatzteilen können vorkommen — vor allem dann, wenn viele Fahrzeuge in kurzer Zeit betroffen sind. Deshalb zahlt sich proaktives Prüfen aus.

Technische Details: Gurtaufroller, Torsionsstangen und Sicherheitsentwicklung

Gurtaufroller sind heute komplexe Systeme, die meist ein Rückschnapp- oder Sperrmechanismus, eine Feder und sicherheitsrelevante Elemente wie die Torsionsstange enthalten. Moderne Aufroller sind so ausgelegt, dass sie in normalen Situationen komfortabel arbeiten (Gurt zieht sich ein) und bei schweren Verzögerungen instantan blockieren, um die Insassen zu halten. Die Torsionsstange ist dabei ein kleines, aber entscheidendes Bauteil: Sie sorgt durch kontrollierte Verformung und Reibung dafür, dass sich der Gurt unter bestimmten Belastungen langsam genug abwickelt oder vollständig arretiert.

Warum Fertigungsfehler problematisch sind

Fehler in der Fertigung können mikroskopische Risse, Verzug oder Materialermüdung verursachen. Bei sicherheitskritischen Teilen führt das nicht sofort zu einem funktionalen Ausfall, kann aber die Lebensdauer und das Verhalten im Crash verändern. Weil Zulieferketten oft mehrere Ebenen haben (Hersteller → Tier-1 → Tier-2), kann ein Problem in einer tieferen Ebene lange unentdeckt bleiben, bis es systematisch überprüft wird oder bis Bauteile in mehreren Modellen auftauchen.

Qualitätssicherung in der Lieferkette

Hersteller wie Volkswagen und Audi arbeiten mit etablierten Prozessen zur Qualitätssicherung: Wareneingangskontrollen, Stichproben, Inline-Messtechnik und Rückverfolgbarkeit per Chargennummern. In diesem Fall war die Blockade im Kugelfördermechanismus offenbar nicht sofort sichtbar. Autoliv als Tier-1-Zulieferer hat den Fehler letztlich entdeckt und den Hersteller informiert — das ist ein positives Beispiel für Zusammenarbeit in der Lieferkette, wenn auch die Störung selbst die Schwachstelle aufzeigte.

Kontext: Welche Modelle und Preise – was die Zahlen bedeuten

Der Rückruf umfasst sowohl traditionelle Verbrenner als auch Plug-in-Hybrid- und vollelektrische Fahrzeuge. Trotz der relativ geringen Stückzahl (bis zu 1.042 Fahrzeuge) ist die Bandbreite an betroffenen Modellen groß – das macht deutlich, wie ein einzelner Zulieferfehler mehrere Produktlinien treffen kann.

Einige kontextuelle Angaben zu den Modellen (US-Preise und technische Eckdaten, Stand 2025):

  • 2025 Golf GTI: Einstiegspreis rund 32.445 USD. Angetrieben vom EA888-Vierzylinder mit einem Eisenblock, etwa 241 PS und 370 Nm Drehmoment.
  • 2025 Golf R: Preis in US-Ausführung circa 47.100 USD; Allradantrieb 4MOTION, sportlich abgestimmt, rund 328 PS und ~400 Nm (geschätzte U.S.-Angabe).
  • Audi S6 Sportback e-tron (Premium quattro): Ab etwa 78.700 USD; performance-orientierter Plug-in-Hybrid mit kräftigem Kicksprint (Herstellerangabe für 0–60 mph in der Gegend von 3,7 Sekunden).

Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Rückruf weder nur budget- noch nur premiumorientierte Fahrzeuge betrifft. Er zeigt außerdem: Sicherheit ist marken- und segmentübergreifend relevant.

Audi und Volkswagen Modelle betroffen

„Händler werden verdächtige Gurtaufroller kostenfrei ersetzen; VIN-Checks sind jetzt auf den offiziellen Websites verfügbar“, erklärte ein Unternehmenssprecher.

Warum Sie das beachten sollten – praktische Lektionen

Für Beobachter aus der Automobilbranche und für Fahrzeughalter ist dieser Rückruf ein Lehrstück in Sachen Lieferkettenresilienz und Qualitätsmanagement. Ein scheinbar kleines mechanisches Problem im Fördermechanismus einer Montageanlage kann weite Kreise ziehen: Modelle über mehrere Plattformen hinweg, unterschiedliche Antriebskonzepte und Produktionsstandorte werden betroffen. Für Besitzer bedeutet das: Nicht jeder Rückruf ist dramatisch, aber jedes Sicherheitsproblem verlangt Aufmerksamkeit.

  • Proaktiv prüfen: Nutzen Sie den VIN-Check, statt auf die Postbenachrichtigung zu warten.
  • Händlertermin zeitnah buchen: Ersatz ist kostenlos, Wartezeiten können aber variieren.
  • Dokumentation sichern: Aufträge, Benachrichtigungen und Serviceberichte aufbewahren.
  • Auf dem Laufenden bleiben: Herstellerseiten und vertrauenswürdige Automobilnachrichten folgen.

Stellen Sie sich vor, ein unverzichtbares Teil wie ein Gurtaufroller würde nur minimal anders funktionieren — die potentiellen Konsequenzen im Crash sind groß. Deshalb sind Rückrufe, auch wenn gering in der Stückzahl, wichtig und ernst zu nehmen.

Häufige Fragen und Antworten für Betroffene

Kann ich weiterhin fahren, wenn mein Fahrzeug betroffen ist?

Das Fahren bis zum Austausch ist möglich, aber nicht optimal. Da bislang keine Verletzungen berichtet wurden, handelt es sich um eine präventive Sicherheitsmaßnahme. Wenn Ihr Fahrzeug als betroffen gelistet ist, vereinbaren Sie schnellstmöglich einen Werkstatttermin und vermeiden Sie risikoreiche Fahrweise oder starkes Abruptbremsen, bis die Reparatur abgeschlossen ist.

Wer trägt die Kosten für die Reparatur?

Die Hersteller übernehmen die Kosten. Dealer sind angewiesen, die betroffenen Vordergurtaufroller kostenlos auszutauschen. Das schließt Teile und Arbeit ein. Eventuelle Folgekosten bei späterer Nichtbehandlung (z. B. im Schadensfall) könnten hingegen problematisch werden, daher die Empfehlung: nicht warten.

Wie finde ich heraus, ob mein Fahrzeug betroffen ist?

Besuchen Sie die offiziellen Rückrufseiten von Volkswagen oder Audi und geben Sie Ihre Fahrgestellnummer (VIN) ein. Alternativ können Sie Ihren lokalen Händler anrufen, der anhand der VIN Auskunft geben kann. Die Hersteller haben die betroffenen VINs am 26. September 2025 veröffentlicht, Benachrichtigungen per Post erfolgen voraussichtlich ab dem 21. November 2025.

Für Journalisten, Flottenmanager und technisch Interessierte bietet der Fall auch wertvolle Einsichten: Er unterstreicht, wie wichtig Rückverfolgbarkeit, Chargenmanagement und schnelle Kommunikation entlang der Lieferkette sind.

Takeaway

Der Rückruf ist spezifisch, technisch nachvollziehbar und lösbar: Er betrifft bis zu 1.042 Fahrzeuge, die mit potenziell beschädigten Torsionsstangen in den vorderen Gurtaufrollern ausgestattet sein könnten. Autoliv und der Sub-Zulieferer haben die Produktion korrigiert; die betroffenen Einheiten werden von den Händlern kostenlos ersetzt. Für Fahrzeughalter gilt: Prüfen Sie Ihre VIN, vereinbaren Sie gegebenenfalls einen Servicetermin und behandeln Sie das Thema als wichtige Vorsorgemaßnahme. Sicherheit geht vor — und ein schneller VIN-Check kann verhindern, dass ein kleiner Fertigungsfehler später große Folgen hat.

Wenn Sie Fragen haben oder Hilfe beim VIN-Check benötigen, wenden Sie sich an Ihren Volkswagen- oder Audi-Händler oder besuchen Sie die offiziellen Verbraucherseiten der Marken.

Quelle: autoevolution

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