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Der Gebrauchtmarkt für Smartphones erzählt seit Jahren dieselbe Geschichte: iPhones verlieren deutlich weniger an Wert als viele High‑End‑Android‑Modelle, speziell Samsung Galaxy‑Flaggschiffe. Neue Zahlen von Counterpoint Research für das erste Halbjahr 2025 zeigen, dass sich diese Schere erneut vergrößert hat. Doch die Erklärung reicht über reine Spezifikationen und Design hinaus.
Zahlen, die den Unterschied erklären
Counterpoint’s aktueller Report dokumentiert einen klaren Trend: Der Handel mit gebrauchten iPhones stieg im ersten Halbjahr 2025 weltweit um rund 7 %, in entwickelten Märkten sogar um etwa 12 %. Samsung steigerte die Verkäufe gebrauchter Geräte im gleichen Zeitraum um etwa 4 %. Insgesamt wuchs das Segment pre‑owned Smartphones nur um 3 % im Jahresvergleich — Apples Zuwachs fällt damit deutlich auf.
- Apple: +7 % bei gebrauchten iPhones global in H1 2025 (ca. 12 % in entwickelten Märkten)
- Samsung: +4 % bei gebrauchten Galaxy‑Modellen global in H1 2025
- Gesamter Second‑Hand‑Markt: +3 % Jahr‑für‑Jahr
Diese Zahlen sind mehr als reine Statistik: Sie spiegeln Nutzerverhalten, Ökosystem‑Effekte und Marktmechanismen wider, die bestimmte Marken systematisch bevorzugen. Das führt dazu, dass sich Nachfrage, Angebot und Preisentwicklung bei iPhones von anderen Marken unterscheiden.
Apples Trade‑in‑Maschine: Der unterschätzte Vorteil
Ein zentraler Faktor für Apples Vorteil ist das ausgefeilte Trade‑in‑System, besonders in den USA, aber zunehmend auch in Europa und anderen Märkten. Laut dem Report gibt etwa jeder dritte iPhone‑Käufer sein altes Gerät beim Upgrade entweder als Inzahlungnahme ab oder verkauft es aktiv weiter. Dieser kontinuierliche Rückfluss sorgt für ein stabiles Angebot an gebrauchten iPhones — und erhöht zugleich die Verfügbarkeit populärer Modelle wie iPhone 13 oder 14 auf Wiederverkaufsplattformen.
Samsung bietet zwar ebenfalls Trade‑in‑Programme und attraktive Rabatte, doch die Reichweite und Systematisierung erreicht nicht dieselbe Dimension wie bei Apple. Selbst wenn Samsung zeitweise hohe Inzahlungnahmewerte gewährt, fällt der breitere Second‑Hand‑Markt und die Wahrnehmung des Wiederverkaufswerts für Galaxy‑Modelle oft geringer aus. Das Ergebnis: Galaxy‑Modelle verlieren im Zeitverlauf prozentual mehr an Wert als iPhones.
Hinzu kommt: Apple kontrolliert Hard‑ und Software‑Integration inklusive regelmäßiger iOS‑Updates über mehrere Jahre. Diese konsistente Softwareunterstützung reduziert technische Unsicherheit beim Kauf gebrauchter Geräte und stärkt den Wiederverkaufswert. Käufer wissen oft, dass ein iPhone auch nach drei oder vier Jahren noch aktuelle Sicherheitsupdates erhält — ein Vertrauensbonus, der sich preislich bemerkbar macht.
Warum Ökosystem und Nachfrage zusammenwirken
Der Wert eines gebrauchten Geräts hängt nicht nur vom Zustand ab, sondern vom Vertrauen in die Marke, der Nachfrage im Sekundärmarkt und der Einfachheit, das Gerät weiterzuverkaufen oder einzutauschen. Apples Ökosystem — iCloud‑Backup, einfache Migration, Apple ID und die starke Markenwahrnehmung — schafft eine Kettenreaktion: mehr Trade‑ins → mehr Angebot → stabile Preise → höhere Nachfrage nach zertifizierten Gebrauchtgeräten.
Für Käufer bedeutet das: Gebrauchte iPhones sind leichter zu finden, oft besser geprüft (z. B. über Refurbisher mit Garantie) und behalten länger ihren Premium‑Status. Für Verkäufer heißt das in vielen Fällen: schnellere Verkäufe zu höheren Preisen.
Was Käufer und Verkäufer jetzt praktisch wissen sollten
Planen Sie ein Upgrade und ist Wiederverkaufswert wichtig? Dann bleibt das iPhone im Moment ein klarer finanzieller Vorteil. Wer sein iPhone verkauft, erzielt in der Regel höhere Erlöse als bei vergleichbaren Android‑Topmodellen. Käufer von gebrauchten iPhones profitieren von größeren Beständen an gepflegten Geräten und meist transparenten Preisniveaus.
Samsung‑Besitzer sollten besonders auf Timing und Verkaufsort achten. Zwischen Online‑Marktplätzen, spezialisierten Refurbishern und Händler‑Trade‑ins gibt es erhebliche Preisunterschiede. Ein Gerät zum richtigen Zeitpunkt, mit gepflegtem Zustand und vollständigem Zubehör erzielt deutlich bessere Preise.
Stellen Sie sich zwei Verkäufer vor: Der erste stellt ein iPhone 13 ein und erhält schnell mehrere Angebote; der zweite bietet ein Premium‑Galaxy an und wartet deutlich länger auf ähnliche Gebote. Solche Szenarien beobachtet man regelmäßig auf Auktionsplattformen, Kleinanzeigen und spezialisierten Wiederverkäufern — und Counterpoint liefert die Zahlen, die das erklären.
Checkliste: Vor dem Verkauf
- Aktualisieren Sie das Betriebssystem und löschen Sie alle persönlichen Daten (iPhone: Backup & Zurücksetzen; Android: Factory Reset).
- Entfernen Sie SIM‑Karte und entsperren Sie das Gerät, falls möglich (SIM‑Lock/Carrier‑Unlock erhöht den Marktwert).
- Belegen Sie Zustand und Zubehör mit klaren Fotos: Display, Rückseite, Rahmen, Ladegerät, Verpackung.
- Prüfen Sie den Batteriezustand (iPhone: Batteriezyklen/Health) — eine schwache Batterie reduziert den Preis.
- Nutzen Sie Vergleichspreise auf Plattformen wie eBay, Back Market, ReBuy oder lokalen Kleinanzeigen, um einen realistischen Preis zu ermitteln.
Checkliste: Beim Kauf eines gebrauchten Smartphones
- Fragen Sie nach vollständiger Historie: Reparaturen, Akkutausch, Displaywechsel.
- Bestehen Sie auf Entsperrung (ohne iCloud/Google‑Lock) und testen Sie vor Ort, falls möglich.
- Prüfen Sie Garantie oder Refurbisher‑Zertifikat — viele Anbieter geben 12 Monate Gewährleistung.
- Vergleichen Sie Preise zwischen Privatkauf und zertifizierten Händlern: Privatanbieter sind oft günstiger, Händler bieten jedoch Schutz und Rückgaberechte.
Technische Faktoren, die den Preis bestimmen
Der Wiederverkaufswert wird von klar messbaren Kriterien beeinflusst: Modell, Speichergröße, Akkukapazität, äußerer Zustand, Farbvariante und regionale Nachfrage. Aber auch weiche Faktoren spielen eine Rolle — Software‑Support, Bekanntheit des Modells und das allgemeine Vertrauen in die Marke. Ein iPhone mit 128 GB hält sich preislich besser als ein baugleiches Modell mit 64 GB. Ebenso führt ein früherer Akkutausch bei Apple‑Autorisierungsdiensten oft zu besseren Preisen als Selbstreparaturen mit Drittanbietern.
Bei Samsung und anderen Android‑Herstellern wirken sich häufige Modellwechsel und eine große Modellvielfalt negativ auf den Wiederverkaufswert aus: Käufer sind unsicher, welches Modell langfristig Software‑Support und Wertstabilität gewährleistet.
Marktdynamik, regionale Unterschiede und Prognosen
Die Dynamik des Second‑Hand‑Markts variiert stark zwischen Regionen. In entwickelten Märkten mit höherer Kaufkraft und etablierter E‑Commerce‑Infrastruktur — etwa USA, Westeuropa, Japan — ist die Nachfrage nach gebrauchten Premiumgeräten höher. Entsprechend steigen hier die Preise für gut erhaltene iPhones. In Schwellenländern hingegen dominiert oft der Preisfokus: Ältere Modelle und günstigere Marken sind gefragt.
Kurzfristig dürfte der Trend zu iPhones im Gebrauchtmarkt weitergehen, solange Apple hohe Nutzungs‑ und Update‑Zyklen bietet und Trade‑in‑Programme attraktiv bleiben. Langfristig könnten andere Faktoren das Bild verändern: Wenn Android‑Hersteller längeren Update‑Support und zentralere Trade‑in‑Programme anbieten, kann sich die Schere etwas schließen. Auch wirtschaftliche Zyklen, Inflation und Smartphone‑Nachfrage beeinflussen den Markt.
Umweltaspekte und Kreislaufwirtschaft
Der Second‑Hand‑Markt hat nicht nur wirtschaftliche, sondern auch ökologische Relevanz. Verlängerte Nutzung, Reparatur und Wiederverkauf reduzieren den Ressourcenverbrauch und die Elektronik‑Abfallmenge. Plattformen wie Back Market oder refurbisher spezialisierter Händler bieten zertifizierte Aufarbeitungsprozesse an, die oft Garantie und Qualitätskontrollen enthalten. Das macht gebrauchte Geräte besonders für umweltbewusste Käufer attraktiv.
Praktische Tipps, um beim Verkauf mehr zu erzielen
Einige einfache Maßnahmen erhöhen den Verkaufspreis deutlich:
- Gepflegtes Äußeres: Polieren, gründliche Reinigung, eventuelle Austausch‑Gehäuseteile (rahmen oder Glas) vor dem Inserat.
- Originalzubehör & Verpackung: Beides steigert das Vertrauen und den Preis.
- Transparente Beschreibung: Defekte offen kommunizieren, damit es nicht zu Rückgaben kommt.
- Mehrere Verkaufsplattformen nutzen: Kleinanzeigen für höhere Preise, zertifizierte Refurbisher für schnellen und sicheren Verkauf.
- Optimale Verkaufszeit wählen: Direkt nach Veröffentlichung neuer Modelle sind Gebrauchtpreise für Vorjahresmodelle oft höher.
Zusammenhang zwischen Software‑Support und Werterhalt
Ein oft unterschätzter Faktor ist die Dauer des offiziellen Software‑Supports. iPhones bekommen in der Regel deutlich länger iOS‑Updates als viele Android‑Geräte Sicherheits‑ und Feature‑Updates. Dieser längere Support reduziert das technologische Risiko für Käufer gebrauchter Geräte und stärkt langfristig die Preisstabilität. Hersteller, die auf längere Update‑Garantie setzen, schaffen somit einen Wettbewerbsvorteil im Wiederverkaufsmarkt.
Fazit? Besser gesagt: Eine Handlungsanleitung
Apple dominiert den Second‑Hand‑Markt aktuell, weil mehrere Faktoren zusammenkommen: ein stringentes Trade‑in‑System, lange Software‑Supportzyklen, hohe Markenpräferenz und eine starke Nachfrage nach gebrauchten iPhones. Für Konsumenten bedeutet das handfeste Vorteile beim Verkauf und beim Kauf: Verkäufer erzielen im Schnitt höhere Erlöse, Käufer finden eine größere Auswahl an qualitativ geprüften Geräten.
Das heißt aber nicht, dass Samsung‑ oder Android‑Besitzer ohne Chancen sind. Mit dem richtigen Timing, sorgfältiger Aufbereitung des Geräts und gezielter Wahl der Verkaufsplattform lassen sich auch bei Galaxy‑Modellen gute Preise erzielen. Und sollten Android‑Hersteller ihren Update‑Support verbessern und Trade‑in‑Programme ausbauen, könnte die Lücke schrumpfen.
Am Ende zählt: Wer den Markt versteht, vorbereitet verkauft und beim Kauf auf Bedingungen wie Entsperrung, Akku‑Status und Garantie achtet, trifft die besseren Entscheidungen — unabhängig von der Marke.
Quelle: sammobile
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