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Peugeot erfindet den Supermini neu
Der dritte Generation des Peugeot 208 kommt 2026 auf den Markt und zählt zu den strategisch wichtigsten Modellen innerhalb des Stellantis-Konzerns. Aufbauend auf der neuen STLA Small-Architektur und konsequent als elektrischer Fünftürer konzipiert, möchte der nächste 208 die Erwartungshaltung an kompakte Elektroautos neu definieren. Ziel ist ein überzeugendes Paket aus größerer Batteriekapazität, deutlich weiterentwicketer Innenraumtechnik und markanten Neuerungen am Fahrgefühl – etwa die neue Hypersquare-Lenkeinheit und die Einführung von Steer-by-Wire-Technik in einem Serienfahrzeug von Stellantis. Damit positioniert sich der 208 als ernstzunehmende Option im Segment der elektrischen Kleinwagen und stellt zugleich ein Testfeld für Technologien dar, die später in andere Modelle des Konzerns diffundieren könnten.
STLA Small: die Plattform für eine neue Ära
Der 208 wird das erste Serienfahrzeug sein, das auf STLA Small basiert – der neuen Plattform von Stellantis, die speziell für Modelle der A- bis C-Klasse entwickelt wurde. STLA Small ersetzt die bisherige CMP/e-CMP-Unterkonstruktion, auf der aktuell der 208, der 2008 sowie der Vauxhall Corsa aufbauen. Die neue Architektur wurde modular gestaltet und erlaubt sowohl batterieelektrische (BEV) als auch hybride Antriebsstränge; Peugeot hat sich jedoch entschieden, den neuen 208 zunächst ausschließlich als reinen Elektroantrieb (BEV) anzubieten. Dieser Schritt reflektiert die Marktorientierung hin zu Elektromobilität im Volumensegment und entspricht gleichzeitig den Plänen für den kommenden Corsa, der ebenfalls ohne Verbrennungsmotor auf die Straße kommen soll. Für Hersteller bietet STLA Small durch die größere Bandbreite an Batteriegrößen, Achslayouts und Elektronik eine bessere Skalierbarkeit: Plattformkosten sinken, Varianten können schneller realisiert werden und Entwicklungskapazitäten werden effizienter genutzt.
Batterie, Reichweite und Leistung
STLA Small unterstützt Batteriekapazitäten in einem breiten Spektrum – von etwa 37 kWh bis hin zu rund 82 kWh. Für den neuen 208 wird allgemein erwartet, dass Peugeot ein Akkupaket aus dem oberen Bereich dieses Spektrums verwenden wird, um die praxisnahe Reichweite deutlich zu erhöhen und damit die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber kompakten ICE- sowie BEV-Konkurrenten zu stärken. Zum Vergleich: Das derzeitige e-208-Modell nutzt ein 52-kWh-Paket; ein größerer Energiespeicher im Bereich von 60–80 kWh würde eine spürbare Steigerung der WLTP-Reichweite ermöglichen und das Fahrzeug für tägliche Pendelstrecken ebenso interessant machen wie für gelegentliche Langstreckenfahrten mit moderater Ladeplanung.
Die exakten Leistungswerte hat Peugeot noch nicht finalisiert. Es ist wahrscheinlich, dass die Basismodelle in Bezug auf die Systemleistung an das aktuelle Benchmark-Niveau von rund 156 bhp (etwa 115 kW) anknüpfen, um Alltagstauglichkeit und Effizienz zu kombinieren. Gleichzeitig erlaubt die Architektur deutlich schärfere Leistungsvarianten, sodass eine spätere GTi- oder Performance-Ausführung des 208 mit deutlich höherer Motorleistung und sportlich abgestimmtem Fahrwerk möglich bleibt. Die Skalierbarkeit von STLA Small in puncto Leistungselektronik und thermischem Management eröffnet zudem die Option auf höhere Ladeleistungen an DC-Schnellladern, was die Alltagstauglichkeit zusätzlich verbessert. Technische Feinheiten wie Zellchemie, Batteriemanagementsystem (BMS), thermische Kühlung und die Integration von 800-Volt-Architekturen sind entscheidend für die Ladedynamik und Lebensdauer; Peugeot wird in den kommenden Monaten Details zu diesen Punkten einfließen lassen, um die Balance zwischen Reichweite, Ladezeit und Kosten zu optimieren.

Technisch fortschrittlicher Innenraum: Hypersquare und Steer-by-Wire
Peugeot zeigt den neuen 208 zunächst in Konzeptform als Polygon-Studie, die einen radikal überarbeiteten Innenraum und die nächste Entwicklung des i-Cockpits vorstellt. Im Zentrum steht die neue Hypersquare-Lenkung: eine rechteckig geformte Steuereinheit, die erstmals auf dem Inception-Konzept angedeutet wurde. Die Hypersquare-Lenkeinheit ist nicht nur ein Designelement, sondern wird über eine Steer-by-Wire-Architektur elektronisch mit der Lenkung verbunden – eine Premiere für ein Serienfahrzeug von Stellantis. Solch ein System trennt die physische Lenkverbindung zwischen Lenkrad und Vorderachse und ersetzt mechanische Komponenten durch elektronische Steuerung sowie redundante Aktuatoren und Steuergeräte. Der Vorteil: mehr nutzbarer Innenraum, eine freiere Gestaltung des Cockpits, optimierte Blickbeziehungen zum Kombiinstrument und individuell einstellbare Rückmeldungen des Lenksystems. Peugeot verspricht zugleich eine differenzierte, charakteristische Fahrgefühl-Software, die dem Fahrer über verschiedene Modi ein unmittelbar spürbares Feedback vermittelt.
Das überarbeitete i-Cockpit setzt außerdem auf größere, gekrümmte Displays und eine modernisierte HMI-Architektur (Human‑Machine Interface). Die Kombination aus Hypersquare, hochauflösenden Bildschirmen und einer neuen Anordnung der Bedienelemente zielt darauf ab, Abläufe intuitiver zu machen und die Bedienbarkeit während der Fahrt zu verbessern. Gleichzeitig wird dem Thema Ergonomie große Bedeutung beigemessen: Sichtlinien, Sitzpositionen und Bedientakten wurden im Konzept überprüft, um das Gefühl von Raum und Übersicht im Vergleich zu traditionellen Kleinwagen merklich zu erhöhen.
- 21-Zoll-panoramaartiger, gebogener Infotainment-Bildschirm, vergleichbar mit der Gestaltung im 3008
- Personalisierbare Shortcut-Tasten und erweiterte Fahrerassistenz-Steuerungen
- Produktion im Stellantis-Werk Zaragoza mit geplantem Marktstart Ende 2026
Diese technische und gestalterische Neuausrichtung ist nicht nur ein Statement in Sachen Emotion und Differenzierung, sondern hat auch greifbare Vorteile bei Funktionalität und Wartung: Eine zentralisierte Softwarearchitektur erleichtert Over-the-Air-Updates (OTA), ermöglicht neue Dienstleistungen und verbessert die Fähigkeit, Funktionen im Lebenszyklus des Fahrzeugs zu erweitern oder zu optimieren. Peugeot betont, dass das Gesamtkonzept von Hard- und Software her für ein leicht adaptierbares Ökosystem ausgelegt ist, das Kunden langfristig einen höheren Nutzwert bieten soll.
Der Peugeot-CEO bekräftigt, dass sich die Marke weiterhin zu batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs) bekennt, zugleich aber eine Multi-Energy-Strategie innerhalb des Konzerns verfolgt. Diese Doppelstrategie erklärt, warum CMP-basierte Verbrenner- oder Hybridvarianten in bestimmten Märkten parallel zu einem neuen e-208 bestehen bleiben könnten: unterschiedliche Märkte haben heterogene Anforderungen an Infrastruktur, Kundenpräferenzen und Regulierung. Preislich erwartet man, dass der neue 208 in der Nähe des heutigen Einstiegsniveaus angesiedelt sein wird – als grobe Orientierung wird ein Preis von rund £30.000 genannt. Auf der Plattformbasis des 208 werden zudem weitere Modelle folgen: ein enger Verwandter des Corsa sowie die nächste Generation des 2008 sind bereits in der strategischen Planung, was die Plattformökonomie stärkt und Skaleneffekte ermöglicht.

Für Käufer, Pendler und Enthusiasten verspricht der Peugeot 208 2026 weit mehr als nur ein begrenztes Facelift. Vielmehr entsteht der Eindruck eines neuen Kapitels für bezahlbare Elektroautos in Europa: Ein Fahrzeug, das praxisnahe Reichweiten, ein klares, frisches Design und wirklich neue Technologien im Innenraum kombiniert. Die Kombination aus verbesserter Batteriekapazität, skalierbarer Plattform, innovativer Innenraumarchitektur und neuen Steuerungsprinzipien (wie Steer-by-Wire) könnte dem Segment eine neue Richtung geben und die Messlatte für Wettbewerber anheben.
Aus Sicht der Marktdynamik ist dieser Schritt relevant: Kompakte Elektroautos sind heute ein zentraler Wachstumsbereich in Europa, da Verbraucher zunehmend nach umweltfreundlichen, kosteneffizienten und alltagstauglichen Mobilitätslösungen suchen. Modelle wie der VW ID.2/ID. Life-Konzept, Renaults künftige Kleinwagen-Strategien oder mögliche Angebote von Hyundai/Kia verfolgen ähnliche Ziele. Peugeot versucht mit dem 208 hingegen, nicht nur ein preislich attraktives BEV bereitzustellen, sondern zugleich einen technologischen Vorsprung in Fahrzeugarchitektur und Innenrauminteraktion zu etablieren. Das Resultat dürfte für Käufer bedeuten: ein Fahrzeug, das sowohl funktional als auch emotional überzeugt und das sich durch Software‑Features und regelmäßige Updates weiterentwickeln lässt.
Technische Details bleiben bis zur offiziellen Vorstellung Gegenstand von Spekulationen, doch einige Trends lassen sich klar ablesen: stärkere elektrische Reichweite durch größere Akkus, höhere Ladeleistungen, verbesserte thermische Management-Systeme, eine modernisierte Elektronikarchitektur und eine stärkere Integration von Fahrerassistenzsystemen (ADAS). Auch die Fragen nach Reparaturfreundlichkeit, Recyclingfähigkeit der Batterie und Gesamtbetriebskosten (TCO) rücken stärker in den Fokus – Faktoren, die letztlich über den kommerziellen Erfolg im Volumensegment mitentscheiden. Peugeot und Stellantis werden diese Aspekte vermutlich bei der finalen Ausgestaltung des neuen 208 berücksichtigen, um ein ausgewogenes Produkt zu liefern, das sowohl für Privatkunden als auch für Flottenbetreiber interessant ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Der 2026er Peugeot 208 könnte mehr sein als eine evolutionäre Weiterentwicklung. Er wirkt wie ein Test- und Schaufenster für die nächste Generation kompakter Elektrofahrzeuge: ökonomisch sinnvoll, technologisch ambitioniert und in der Lage, Marktanforderungen mit neuen Nutzererfahrungen zu verbinden. Käufer, die sich für einen kompakten BEV interessieren, sollten den 208 bei seiner Markteinführung auf die Shortlist setzen – insbesondere wenn ihnen Reichweite, moderne Innenraumkonzepte und ein dynamisches Fahrgefühl wichtig sind.
Quelle: autocar.co
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