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Jeep Recon steht vor öffentlicher Enthüllung, Verkauf ab nächstem Frühjahr
Der seit Langem erwartete elektrische SUV Jeep Recon soll nun im kommenden Frühjahr vollständig enthüllt werden und anschließend in den Showrooms erhältlich sein, bestätigte der Markenchef Bob Broderdorf gegenüber MotorTrend. Ursprünglich war der Start nach der aufsehenerregenden Präsentation 2023 für 2024 geplant, doch Produkt- und Marktbedingungen verzögerten den Zeitplan. Trotz dieser Verzögerungen bleibt der Recon ein wesentlicher Baustein in Jeeps Strategie für Elektrofahrzeuge und signalisiert die Absicht der Marke, ihre Kompetenz im Segment der elektrifizierten Geländewagen auszubauen.
Wo der Recon ins Jeep-EV-Portfolio passt
Der Recon basiert auf der STLA Large-Architektur von Stellantis – derselben Plattform, die auch beim Premium-Modell Wagoneer S genutzt wird. Positioniert als robuster, vom Wrangler inspirierter rein elektrischer SUV, möchte Jeep den Recon als geländegängigen Elektrooffroader vermarkten. Branchenkenner und die Jeep-Führung haben jedoch die Erwartungen an die kommerzielle Performance bewusst gedämpft: Broderdorf bezeichnete das Fahrzeug als "ein großartiges Auto", betonte aber zugleich, dass die Verkaufszahlen begrenzt sein könnten. "Wir sollten es verkaufen, wir sollten davon lernen", sagte er gegenüber MotorTrend und unterstrich damit den Lerncharakter dieses Modells in der Elektrifizierungsstrategie.

Diese nüchterne Einschätzung ist nachvollziehbar. Der Wagoneer S, der die gleiche STLA Large-Plattform nutzt, hatte Schwierigkeiten am Markt: In den ersten neun Monaten des Jahres 2025 wurden in den USA nur rund 10.426 Exemplare verkauft. Diese Unterperformance verdeutlicht die Preisempfindlichkeit im Premium-Elektro-SUV-Segment und erklärt mit hoher Wahrscheinlichkeit Jeeps vorsichtige Prognosen für den Recon. Zudem steht der Recon in Konkurrenz zu etablierten und neuen Elektro-SUVs, wodurch Positionierung, Preis-Leistungs-Verhältnis und technische Differenzierung besonders wichtig werden.
Preis, Reichweite und Produktion: erste Hinweise
Erste Hinweise deuten auf einen Einstiegspreis von etwa 60.000 US-Dollar vor Steuern hin. Höherwertige Ausstattungsvarianten, darunter eine Rubicon-Version, die auf ernsthafte Offroad-Fahrer abzielt, könnten den Listenpreis in Richtung 80.000 US-Dollar treiben. Produziert wird der Recon in Mexiko auf derselben Fertigungslinie wie der Wagoneer S. In rein batterieelektrischer Ausführung wird die Reichweite auf rund 350 Meilen geschätzt, was etwa 563 Kilometern entspricht. Für viele Käufer ist diese Reichweite wettbewerbsfähig; für hartgesottene Overlander, die mehrtägige Touren abseits der Zivilisation planen, könnte sie jedoch Einschränkungen mit sich bringen, sofern kein Range-Extender angeboten wird.
Wesentliche Einflussgrößen für die praktische Reichweite sind die Batteriegröße, das Gewicht des Fahrzeugs, Aerodynamik und die Effizienz der Antriebsstränge. In der Praxis hängen die erzielbaren Kilometer stark vom Einsatzprofil ab: Geländeeinsatz mit niedrigen Geschwindigkeiten, steilen Anstiegen oder der Nutzung elektrischer Verbraucher (z. B. Standheizung, elektrische Seilwinden, Kühlsysteme) reduziert die Reichweite deutlich gegenüber Idealwerten. Käufer sollten deshalb die realen Verbrauchswerte, Ladeinfrastruktur und mögliche optionale Energiemanagement-Pakete genau prüfen.

Range-Extender-Optionen und Plattform-Verbreitung
Stellantis experimentiert bereits mit range-extended Antrieben. Der Ram 1500 REV (zuvor als Ramcharger vorgestellt) brachte ein Range-Extender-Konzept um einen 3,6-Liter-Pentastar-V6 ein, und der 2026 Jeep Grand Wagoneer verfolgt eine ähnliche Linie. Die nächste Generation des Jeep Wrangler, intern J70 genannt und voraussichtlich um 2028 erwartbar, wurde mit dem STLA Frame des Ram 1500 REV in Verbindung gebracht und könnte ebenfalls Range-Extended-Varianten erhalten. Solche Konzepte zielen darauf ab, die Flexibilität und Langstreckentauglichkeit elektrifizierter Offroader zu erhöhen, ohne nur auf die Batterie zu setzen.
Ein Range-Extender für den Recon wäre aus strategischer Sicht sinnvoll, doch die Integration eines Verbrennungsmotors oder Generators in ein Unibody-SUV stellt größere Herausforderungen als in einer dafür konstruierten Truck-Plattform. Aspekte wie Packungsdichte, Gewichtsverteilung, Kühlung und Emissionskonzept sind komplex. Dennoch halten viele Beobachter es nicht für ausgeschlossen, dass Jeep später eine Recon-Variante mit an Bord befindlichem Generator oder kleinem Verbrenner als Reichweitenverstärker anbieten könnte, um die Reichweitenangst bei längeren Offroad-Touren zu verringern.
Technologie und Autonomie: Pause für STLA AutoDrive
Stellantis hatte STLA AutoDrive, ein teilautonomes Level-3-System, für Modelle wie den Wagoneer S in Aussicht gestellt. Mitte 2025 wurden diese Pläne jedoch vertagt. Als Gründe nannte das Unternehmen hohe Kosten, technische Komplexität und eine geringe Nachfrage. Diese Entscheidung schmälert ein mögliches Alleinstellungsmerkmal für Flaggschiff-EVs aus dem Stellantis-Portfolio und kann die Wahrnehmung des realen Nutzens und des Preis-Leistungs-Verhältnisses bei reichweiten- und funktionsorientierten Käufern beeinflussen. Für Käufer, die auf fortgeschrittene Assistenzsysteme Wert legen, könnte das ein Entscheidungskriterium sein.

Worauf Enthusiasten achten sollten
- Offizieller Enthüllungszeitpunkt und vollständige Preisaufstellung: Termine, Paketvarianten und optionale Ausstattungspakete sind entscheidend für die Marktakzeptanz und die Positionierung gegenüber Wettbewerbern im Segment der Elektro-SUV.
- Bestätigte EPA-Reichweite und Ladegeschwindigkeiten: Reale Verbrauchswerte, Ladeleistung an DC-Schnellladesäulen sowie die Ladekurven sind zentrale Faktoren für Kaufentscheidungen, insbesondere bei Nutzern mit langen Strecken oder geringer Ladeinfrastruktur.
- Ob ein Range-Extended-Antrieb angeboten wird: Die Verfügbarkeit einer Reichweitenverlängerungsoption könnte den Recon für Offroad-Fahrer und Langstreckenreisende deutlich attraktiver machen und die Alltagstauglichkeit erhöhen.
- Rubicon- und andere geländespezifische Pakete: Spezielle Offroad-Ausstattungen mit Sperrdifferenzialen, Unterfahrschutz, verstärkter Aufhängung, speziellen Offroad-Modi und Reifenprofile bestimmen die echte Geländetauglichkeit.
Jeep hat signalisiert, dass nach der Recon-Enthüllung weitere Wrangler-bezogene Ankündigungen folgen sollen. Die Unternehmensstrategie scheint dabei schrittweise und datengetrieben: Mit dem Recon will Jeep Erfahrungen im Bereich elektrifizierter Geländewagen sammeln, Marktreaktionen auswerten und daraus Schlüsse für die weitere Produktentwicklung ziehen. Ziel ist es, sowohl Mainstream-Käufer als auch traditionelle, anspruchsvolle Jeep-Enthusiasten zu erreichen, indem die Marke technische Kompetenz mit bewährten Offroad-Werten verbindet.
Ob der Recon ein Verkaufserfolg oder vielmehr ein lernorientiertes Halo-Produkt wird, hängt von mehreren Faktoren ab: Preispositionierung, real nutzbare Reichweite unter Geländebedingungen, Ladeinfrastruktur, optionale Extras wie Range-Extender und schließlich die Fähigkeit von Jeep, Offroad-Tauglichkeit und Premium-Erwartungen der Elektro-SUV-Käuferschaft in Einklang zu bringen. Für Enthusiasten gilt: Der Recon wird bald öffentlich vorgestellt — danach bleibt abzuwarten, ob Jeep mit einem attraktiven Einstiegspreis überzeugt oder ob die Marke durch eine Range-Extended-Strategie jene Käufer anspricht, die echte Offroad-Lebensstile mit elektrifiziertem Antrieb verbinden möchten.
Technisch Interessierte sollten außerdem auf Details wie Batteriechemie, Thermomanagement, Achsübersetzungen in Geländemodi, Regenerationsstrategien beim Bergabfahren und die Softwarearchitektur für Offroad-Funktionen achten. Solche technischen Eckpunkte bestimmen nicht nur die Performance im Gelände, sondern auch Wartungskosten, Zuverlässigkeit und Langzeitwerte. Zudem könnten Partnerschaften mit Aftermarket-Anbietern und Zubehörherstellern das Ökosystem um den Recon erweitern — ein wichtiges Kriterium für Käufer, die ihr Fahrzeug individuell an extreme Einsätze anpassen wollen.
Schließlich bleibt die Frage der Wettbewerbsfähigkeit: Wie schlägt sich der Recon gegenüber etablierten Elektro-SUVs im Premiumsegment, neuen Playern aus dem Direktvertrieb und spezialisierten Offroad-Elektrofahrzeugen? Hier spielen Markenimage, Händlernetz, Servicenetzwerk und letztlich die praktische Alltagstauglichkeit eine große Rolle. Für Käufer bedeutet das: neben technischen Daten auch Nutzwert, Garantiebedingungen und Kundenservice in die Entscheidungsfindung einzubeziehen, um langfristig zufrieden zu sein.
Quelle: autoevolution
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