Peugeot 308 THP: Leistung, Schönheit und Risiko bewerten

Ausführlicher Überblick zum Peugeot 308 mit 1.6 THP: Technik, typische Probleme wie Steuerkette und Ventilruß, Reaktionen von Herstellern, Wartungstipps und konkrete Gebrauchtkauf-Empfehlungen.

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Peugeot 308 THP: Leistung, Schönheit und Risiko bewerten

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Peugeot 308: Schönheit, Leistung und Kontroversen

Der Peugeot 308 erschien als gut gebauter, attraktiver französischer Kompaktwagen mit lebendigem Fahrverhalten und einer verlockenden Auswahl an Benzinmotoren. Für viele Käufer entwickelte sich jedoch gerade die prominent beworbene 1,6-Liter-THP-Variante zu einer langfristigen Belastung. Auf dem Papier wirkte die THP-Motorfamilie wie ein technischer Triumph; in der Praxis, insbesondere bei Modellen vor 2014, folgten jedoch bald Zweifel an der Zuverlässigkeit.

Was ist der THP-Motor?

THP steht für "Turbo High Pressure" und bezeichnet einen kleinvolumigen, turboaufgeladenen Direkteinspritz-Benzinmotor, der von PSA Peugeot Citroën in Kooperation mit BMW entwickelt wurde. Intern als Prince-Motor bekannt, bot der 1,6-Liter-THP ein hohes Drehmoment bereits im unteren Drehzahlbereich, eine spritzige Beschleunigung und vergleichsweise guten Kraftstoffverbrauch für seine Leistungsklasse. Der Motor erhielt mehrfach Auszeichnungen für Design und Performance und trug dazu bei, den 308 als sportlich und fahraktiv zu positionieren.

Technisch kombiniert der THP Turboaufladung mit Direkteinspritzung, variabler Nockenwellensteuerung und modernen Motorsteuergeräten, um ein ausgewogenes Verhältnis von Leistung, Drehmoment und Effizienz zu erreichen. Varianten reichten von zurückhaltenderen Auslegungen für den Alltag bis zu hochgezüchteten Versionen mit deutlich über 150 PS, die eher sportlich orientierte Kunden ansprachen.

Häufige Fehlerbilder und warum sie wichtig sind

Trotz seiner technischen Stärken wurde der THP-Motor für eine Reihe wiederkehrender Probleme berüchtigt. Die am häufigsten auftretenden und finanziell belastenden Defekte sind:

  • Dehnung oder Ausfall der Steuerkette, häufig in Verbindung mit Problemen an der Spannrolle und der Führungsbahn; Symptome sind Klappergeräusche beim Kaltstart und bei Vernachlässigung droht schwerer Zylinderkopfschaden.
  • Carbon- beziehungsweise Rußablagerungen an den Einlassventilen, bedingt durch die Direkteinspritzung, die die Ventile nicht mit Benzin „reinigt“; Folge sind Leistungsverlust, unrunder Leerlauf und ein häufiger Bedarf an Entkohlungsmaßnahmen.
  • Erhöher Ölverbrauch und Ölverbrennung bei einigen Einheiten, was auf Kolbenringdesign, Verschleiß oder Sekundärprobleme zurückgeführt wird.

Diese Fehler machten den Fahrzeugbesitz schwer kalkulierbar: Eine zunächst belohnende Fahrerfahrung konnte schnell durch eine kostenintensive Reparaturaktion getrübt werden. Für Gebrauchtwagenkäufer sind deshalb neben optischen und fahrdynamischen Kriterien vor allem technische Historie und regelmäßige Wartungsschritte entscheidend.

Aus technischer Sicht sind die Probleme in drei Kategorien zu fassen: konstruktive Schwachstellen an der Steuerkette, betriebsbedingte Ablagerungen durch Direkteinspritzung und Verschleiß/Ölverbrauch. Jede Kategorie hat eigene Symptome, Prüfmethoden und Lösungsansätze, die ein versierter Mechaniker unterscheiden kann.

Im Alltag führen diese Mängel zu fühlbaren Einbußen: verringerte Leistung, unruhiger Lauf, gelegentlicher Leistungsverlust unter Last und gelegentlich sichtbarer Rauch bei Beschleunigung. Zusätzlich erhöht sich der Wartungsaufwand: regelmäßige Entkohlungen, Ölstandsprüfungen und gegebenenfalls umfangreiche Motorreparaturen können die Gesamtbetriebskosten deutlich anheben.

Technische Details: Steuerkette, Spannsystem und Ventilruß

Die Steuerkette beim THP ist anfällig für Längung und Versagen einzelner Komponenten. Ursachen sind teils Materialermüdung, teils ungünstige Schmierbedingungen und Erfahrungswerten zufolge auch Einbauteile mit verbesserungswürdigem Design. Eine gedehnte Kette führt zunächst zu einem schlackernden Geräusch beim Kaltstart, später kann ein falsches Steuerzeitenverhalten Ventil-gegen-Kolben-Kontakt oder intensive Motorschäden verursachen.

Das Spannsystem, bestehend aus Hydraulik- oder Federmechanismen sowie Führungsbahnen, ist eine besonders kritische Baugruppe. Ersatzteile und überarbeitete Spannrollen wurden in späteren Revisionen eingeführt, doch bei vielen frühen Modellen sind die Originalbauteile noch verbaut worden und brauchen eine gezielte Prüfung.

Die Ventilrußbildung ist ein typisches Nebenprodukt moderner Direkteinspritzung: Da der Kraftstoff direkt in den Brennraum eingespritzt wird, trifft er die Einlassventile nicht und kann deren Reinigungseffekt nicht leisten. Über längere Laufleistungen sammelt sich Kohlenstoff an den Ventilsitzen und -köpfen, was zu Wirbelstörung, ineffizienter Gemischbildung und Spontanzündungsproblemen führen kann. Entsprechende Reinigungsmaßnahmen reichen von chemischen Additiven über manuelle Reinigung bis zu mechanischen Verfahren wie dem sogenannten "Walnussstrahlen" (walnut blasting), das in Werkstätten verbreitet ist.

Warum Ölverbrauch auftritt und wie man ihn beurteilt

Erhöhter Ölverbrauch kann unterschiedliche Ursachen haben: verschlissene Kolbenringe, erhöhte Ventilschaftspielverschleiß oder Leckagen im Kurbelgehäuseentlüftungssystem. Bei THP-Einheiten wurde teils ein überdurchschnittlicher Ölverbrauch gemeldet, der nicht immer auf einfache Dichtungsprobleme zurückzuführen ist. Eine umfassende Diagnose verlangt Kompressionstests, Abgasanalysen und genaue Ölstandskontrollen über mehrere Fahrzyklen.

Wichtig ist: Ein einmaliges Auffüllen von Öl beseitigt nicht die Ursache. Käufer sollten auf Dokumentation achten, die regelmäßige Ölstandsprüfungen und -nachfüllungen ausweist, sowie auf Angaben zu ausgetauschten Motorinnenkomponenten.

Wie Peugeot und BMW reagierten

Später vorgenommene Überarbeitungen und technische Updates — ebenso wie der generelle Wechsel in Richtung der PureTech-Motorfamilie — haben viele der THP-Schwachpunkte reduziert. Überarbeitete Spannrollen, veränderte Komponenten der Steuerkette und Optimierungen in der Motorsteuerung verringerten die Ausfallraten bei neueren Aggregaten.

Die Zusammenarbeit beider Hersteller führte zu einem schnellen Erfahrungsaustausch und mehreren technischen Servicemaßnahmen bei betroffenen Modellen. Dennoch blieb der Ruf des THP-Motors im Gebrauchtwagenmarkt beschädigt, insbesondere bei frühen Peugeot-308-Baureihen vor 2014. Viele Gebrauchtwagenkäufer betrachten deshalb einen THP-Motor als Risikofaktor, sofern keine nachweislichen Updates oder Reparaturen dokumentiert sind.

Parallel wurde die PureTech-Motorenreihe (reine PSA-Entwicklung) als moderner, zuverlässigerer Nachfolger positioniert. PureTech setzte stärker auf weiterentwickelte Brennverfahren, optimierte Schmierung und eine andere Balance zwischen Direkteinspritzung und Komponentenhaltbarkeit.

Kaufempfehlung für den Gebrauchtmarkt

Wenn Sie einen gebrauchten 308 mit THP-Motor in Erwägung ziehen, sollten Sie unbedingt systematisch vorgehen. Eine sorgfältige technische Prüfung reduziert das Risiko späterer Überraschungen. Folgende Schritte sind ratsam:

  • Verlangen Sie eine lückenlose Service-Historie und einen konkreten Nachweis über durchgeführte Steuerketten- oder Spannrollen-Updates, falls vorhanden.
  • Hören Sie beim Starten auf klappernde oder rasselnde Geräusche, die auf eine gedehnte Steuerkette hinweisen können, und prüfen Sie bei kaltem Motor auf ungewöhnliche Laufgeräusche.
  • Kontrollieren Sie den Leerlauf und beobachten Sie Abgasverhalten bei Beschleunigung: blauer Rauch deutet auf Ölverbrennung hin.
  • Fragen Sie nach jüngst durchgeführten Entkohlungs- oder Reinigungsmaßnahmen am Ansaugsystem; Ventilruß ist bei hochgelaufenen THP-Motoren sehr verbreitet.
  • Bevorzugen Sie Fahrzeuge mit Baujahr nach 2014 oder solche mit dokumentierten Motor-Upgrades und überarbeiteten Bauteilen.

Praktische Tipps beim Probefahren: Lassen Sie das Fahrzeug mehrere Kilometer warm fahren und achten Sie erneut auf Startgeräusche, Temperaturschwankungen und das Verhalten der Motorsteuerung. Fordern Sie eine kurze Diagnosesitzung mit einem OBD-II-Scanner an, um gespeicherte Fehlercodes auszulesen; auch nicht leuchtende, aber gespeicherte Fehler können Hinweise liefern.

Bei Unsicherheit ist eine Untersuchung durch eine fachkundige Werkstatt empfehlenswert — insbesondere zur Prüfung der Steuerkette, Kompressionsmessung und, falls möglich, zur Inspektion der Ansaugwege auf Rußablagerungen.

Wirtschaftliche Betrachtung: Reparaturkosten und Werterhalt

Die Kosten für Reparaturen an den typischen THP-Problemen variieren stark: Eine Entkohlung (mechanische Reinigung der Einlassventile) kann je nach Verfahren und Werkstatt von moderaten bis mittleren Beträgen kosten. Im Gegensatz dazu sind Arbeiten an Steuerkette, Spannsystem oder ein kompletter Motorinstandsetzung deutlich teurer und schnell im vierstelligen Bereich — je nach Umfang und ob Zusatzschäden vorliegen.

Für Käufer bedeutet das: Der Anschaffungspreis eines günstigen THP-308 kann durch einmalige oder wiederkehrende Reparaturen schnell relativiert werden. Deshalb ist das Verhältnis von Kaufpreis zu dokumentierter Wartungshistorie ein entscheidendes Bewertungsmerkmal. Fahrzeuge mit nachgewiesenen Updates und regelmäßiger Pflege besitzen in der Regel einen besseren Werterhalt.

Praktische Wartungs- und Präventionsmaßnahmen

Zur Minimierung von Risiken empfehlen Fachleute und Werkstätten folgende Routine:

  • Regelmäßige Ölwechsel mit empfohlenen Ölspezifikationen und zeitnahe Nachfüllungen bei erhöhtem Verbrauch.
  • Intervallmäßige Kontrolle des Steuerkettenspanners und der Führungsbahnen, besonders bei älteren Fahrzeugen.
  • Planmäßige Entkohlung beziehungsweise Ansaugreinigung bei steigender Laufleistung oder bei erkennbaren Symptomen wie Leistungsverlust oder unrundem Leerlauf.
  • Prüfung und gegebenenfalls Austausch der Kurbelgehäuseentlüftung (PCV-System), das bei Rußbildung eine Rolle spielen kann.

Solche Maßnahmen sind zwar mit Aufwand verbunden, bieten aber eine Möglichkeit, die Lebensdauer des Motors zu verlängern und das Risiko gravierender Schäden zu reduzieren. Für Enthusiasten, die Leistung mit Alltagstauglichkeit verbinden wollen, lohnt sich eine proaktive Wartungsstrategie.

Fazit: Abwägen zwischen Fahrspaß und Wartungsrisiko

Zusammengefasst ist der Peugeot 308 mit THP-Motor ein Musterbeispiel für motorsportliche Potenziale gepaart mit praktischen Wartungsrisiken. Für Fahrbegeisterte, die einen zügigen und agilen Kompaktwagen suchen, hat der THP weiterhin Charme und Performance zu bieten. Käufer sollten jedoch gut informiert sein: Der mögliche Vorteil an Fahrdynamik kann durch erhöhte Unterhaltskosten und punktuelle Reparaturbedarfe ausgeglichen oder übertroffen werden.

Der kluge Ansatz beim Gebrauchtkauf besteht darin, Motorhistorie, Servicebelege und sichtbare Pflege zu priorisieren. Wer bereit ist, präventiv in Wartung zu investieren oder ein Modell mit dokumentierten Updates zu wählen, kann viele Risiken deutlich reduzieren. Für unsichere Käufer sind Modelle mit PureTech-Motoren oder neueren, überarbeiteten THP-Aggregaten eine verlässlichere Alternative.

Highlights:

  • 1.6L THP: ausgezeichnete Leistungsdaten, aber unterschiedliche Zuverlässigkeit in der Praxis
  • Hauptprobleme: Steuerkette, Ventilrußbildung, erhöhter Ölverbrauch
  • Beste Strategie: gründliche Inspektion, Serviceunterlagen einsehen und bevorzugt späteres Baujahr bzw. dokumentierte Reparaturen wählen

Quelle: smarti

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