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Samsung profitiert kurzfristig von einem globalen DRAM-Mangel, der die Speicherumsätze und die kurzfristigen Gewinne anheizt — doch dieser Effekt führt nicht automatisch zur Dominanz im Foundry-Geschäft. Branchenanalysten sehen weiterhin strukturelle Lücken, wenn es darum geht, mit TSMC bei der Fertigung fortschrittlicher Nodes zu konkurrieren. Der aktuelle Marktzyklus verschafft Samsung zwar finanzielle Spielräume, doch technologische Führerschaft in der Halbleiterfertigung erfordert dauerhafte Investitionen, konsistente Fertigungserträge und ausgewiesenes Prozess-Know-how.
Marktstütze versus Foundry-Realität
Berichte, die sich auf United Daily News und WSTS-Prognosen stützen, nennen ein Wachstum der Speicherumsätze von rund 27,8 % im Jahr 2025; Branchenprognosen sehen das operative Ergebnis von Samsung für 2026 im Bereich von bis zu 73 Milliarden US-Dollar. Solche Zahlen veranschaulichen, wie ein angespanntes DRAM-Angebot die Margen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg aufblähen kann. Allerdings betonen mehrere Halbleiterexperten, darunter DigiTimes-Stellvertreter Tsai Cho-shao, dass diese Gewinne überwiegend marktbedingt sind — ein Ergebnis klassischer Angebots-Nachfrage-Dynamiken — und nicht zwingend ein Indiz für eine insgesamt gestärkte Wettbewerbsfähigkeit im Wafer-Foundry-Geschäft darstellen.
Einfach gesagt: Höhere DRAM-Preise können Samsungs Bilanzzahlen kurzfristig deutlich verbessern, ohne zwangsläufig die technologischen und operativen Lücken zu schließen, die zwischen Samsung Foundry und TSMC bestehen. Die Marktentwicklung ist ein externer Faktor, der Spielraum schafft; langfristige Veränderung erfordert hingegen interne Umstellungen, Prozessreife und nachweisbare Zuverlässigkeit gegenüber großen Kunden.
Wo Samsung noch aufholen muss
Analysten heben drei zentrale Bereiche hervor, in denen Samsung im Vergleich zu Wettbewerbern zurückliegt und strategische Entscheidungen über Investitionsprioritäten treffen muss. Diese drei Felder beeinflussen nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit im Foundry-Geschäft, sondern auch die Positionierung in der globalen Halbleiterlieferkette und bei High-End-Anwendungen wie KI-Beschleunigern und High-Performance-Computing.
- HBM-Produktion — SK hynix hat derzeit Vorteile bei der Kapazität und Skalierung von High-Bandwidth Memory (HBM). HBM ist ein Schlüsselbestandteil für KI-Beschleuniger und datenintensive Applikationen; wer hier führende Positionen und kosteneffiziente Volumenproduktion bietet, gewinnt strategische Kunden.
- Wafer-Foundry-Betrieb — TSMC bleibt führend bei der Reife fortgeschrittener Prozesse, bei der Auslieferung konsistenter Fertigungserträge und beim Vertrauen großer Auftragskunden. Die Prozessstabilität, Kundenbindung und das Ökosystem rund um Design-Tools, IP-Partner und Packaging sind für Foundry-Kunden oft ausschlaggebende Kriterien bei der Lieferantenauswahl.
- Mobile-Produktwettbewerb — Samsungs Momentum im Bereich Handsets und System-on-Chips (SoCs) ist im Vergleich zu einigen Wettbewerbern uneinheitlich. Marktanteile, Ökosystem und die Fähigkeit, High-Performance-SoCs mit konkurrenzfähigen Kosten herzustellen, beeinflussen auch die interne Nachfrage nach Foundry-Leistungen und die Wahrnehmung als kompletter Halbleiterplayer.

Samsung verfügt über die finanziellen Mittel und das ingenieurtechnische Personal, um diese Lücken anzugehen. Entscheidend wird sein, die richtigen Prioritäten zu setzen — etwa die Balance zwischen Investitionen in HBM-Kapazität, der Weiterentwicklung von 2nm/1.4nm-GAA-Prozessen und dem Ausbau von Packaging- sowie Testkapazitäten — und diese Prioritäten schnell und präzise umzusetzen. Nur mit klarer strategischer Ausrichtung, kontinuierlicher Verbesserung der Fertigungsqualität und gezieltem Ausbau des Foundry-Ökosystems kann das Unternehmen kurzfristige Speichergewinne in langfristige Foundry-Stärke ummünzen.
Fortschritte bei 2nm GAA, Verträge und Kinderkrankheiten
Samsung hat Fortschritte gezeigt: Das Unternehmen kündigte den Exynos 2600 an, gefertigt im 2nm Gate-All-Around (GAA)-Prozess, und hat die Massenproduktion gestartet. Die Einführung eines 2nm-GAA-Verfahrens markiert einen technologischen Meilenstein, weil GAA-Architekturen eine bessere Steuerung von Leckströmen und einen höheren Performance-per-Watt-Wert versprechen. Frühe Yield-Berichte geben Produktionsausbeuten von etwa 50 % an, während interne Ziele im Bereich von rund 70 % angesetzt werden, sobald die Fertigungsläufe stabiler werden. Ein solcher Ramp ist vielversprechend, doch Foundry-Kunden fordern in der Regel stabile, hochvolumige Ausbeuten über längere Zeiträume, bevor sie bedeutende Auftragsvolumina von etablierten Zulieferern abziehen.
Kommerzielle Erfolge folgten: Samsung unterzeichnete einen milliardenschweren Liefervertrag mit Tesla und begann außerdem, Aufträge für mindestens zwei chinesische Hersteller von Kryptowährungsmining-Ausrüstung zu erfüllen. Diese Verträge bestätigen, dass die Kapazitäten vorhanden sind und praktisch genutzt werden können. Allerdings verändern sie noch nicht die übergeordnete Wahrnehmung: Viele Marktteilnehmer sehen nach wie vor technischen und organisatorischen Nachholbedarf, bevor Samsung als Foundry-Partner auf dem Niveau von TSMC gilt, vor allem bei den anspruchsvollsten Nodes und bei der Lieferverlässlichkeit für hyperskalige Cloud- und KI-Kunden.
Die Lage wird zusätzlich verkompliziert durch interne Prüfungen im Zusammenhang mit dem DRAM-Engpass: Es gibt Vorwürfe, dass einige Mitarbeiter Bestechungsgelder angenommen haben sollen, um Speicherlieferungen umzuleiten. Solche Kontroversen können das Management ablenken und das Vertrauen von Kunden und Partnern schmälern — genau in einer Phase, in der konstante Auslieferung und makellose Betriebsführung besonders wichtig sind. Reputationsrisiken, Compliance-Fragen und die notwendige Stärkung interner Kontrollmechanismen sind damit unmittelbar verbunden.
Aus technischer Sicht liegen die Kernherausforderungen in mehreren, miteinander verbundenen Bereichen: Prozessreife (Process Maturity), Fertigungserträge (Yield Management), Supply-Chain-Transparenz und die Fähigkeit, große Stückzahlen mit gleichbleibender Qualität zu liefern. Hinzu kommen EDA-Tools (Electronic Design Automation), IP-Lizenzierung und ein breites Partnernetzwerk für Packaging und Testing — Komponenten, in denen TSMC über Jahre hinweg ein robustes, vertrauenswürdiges Ökosystem aufgebaut hat.
Langfristig betrachtet erfordert der Weg zur Foundry-Spitzengruppe nicht nur Kapital für neue Waferfab-Standorte, sondern auch Zeit, personelle Kontinuität und ein stringentes Qualitätsmanagement. Selbst bei schnellen Fortschritten in einzelnen Technologiefeldern — etwa 2nm GAA — ist die Skalierung zur Serienreife ein mehrstufiger Prozess: Prototyp-Fertigung, Yield-Optimierung, Kundenqualifizierung und schließlich der Übergang zu großen Volumenaufträgen. Jeder dieser Schritte bietet technische Fallstricke, die sich in erhöhten Kosten oder verzögerten Lieferungen niederschlagen können.
Zusätzlich ist die wirtschaftliche Dynamik der Speicherbranche ein zweischneidiges Schwert: Einerseits generiert ein DRAM-Mangel höhere Margen und Cashflow, andererseits kann ein stark zyklisches Speichergeschäft Managementressourcen binden, die für langfristige Foundry-Investitionen gebraucht würden. Die strategische Frage lautet daher, wie Samsung diesen kurzfristigen Gewinnzyklus nutzt — etwa zur Beschleunigung von F&E, zum Ausbau kritischer Produktionskapazitäten oder zur Stärkung von Compliance- und Qualitätsprozessen — ohne die Stabilität und Planungssicherheit im Foundry-Bereich zu gefährden.
In Kürze: Der DRAM-Mangel verschafft Samsung derzeit Luft zum Atmen und verbesserte kurzfristige Ergebnisse. Aus dem ökonomischen Rückenwind jedoch eine nachhaltige Führungsposition im Foundry-Markt zu formen, erfordert gezielte Investitionen, nahezu fehlerfreie Fertigungserträge und Geduld. Selbst bei optimistischer Annahme dürften mehrere Jahre vergehen, bevor Samsung in der Diskussion um die technologisch führenden Foundrys an TSMC vorbeiziehen oder sich auf Augenhöhe positionieren kann. Entscheidungen über Investitionsprioritäten, Partnerschaften im Ökosystem sowie die Wahrung von Unternehmensintegrität und Kundenvertrauen werden in diesem Prozess eine zentrale Rolle spielen.
Quelle: wccftech
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