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BOE gerät im Zuge geopolitischer Spannungen zunehmend unter Druck
Der chinesische Display-Riese BOE Technology Group sieht sich verstärkter Kontrolle durch US-Behörden ausgesetzt. Das Unternehmen, das als einer der Hauptzulieferer von OLED-Panels für das iPhone gilt, könnte nun im Fokus einer Untersuchung des US-Verteidigungsministeriums stehen. Auslöser sind Berichte über Qualitätsprobleme bei Displays sowie Bedenken über eine mögliche Verflechtung mit dem chinesischen Militär. Diese Entwicklungen werfen viele Fragen zur Zukunft globaler Technologielieferketten auf.
Hintergründe zur Untersuchung durch das Verteidigungsministerium
Wie Reuters berichtet, hat der Ausschuss für Streitkräfte des US-Repräsentantenhauses das Pentagon aufgefordert, Nachforschungen zu BOE einzuleiten. Dieser Schritt ist Teil eines Änderungsantrags zum umfangreichen US-Verteidigungshaushalt in Höhe von 852 Milliarden US-Dollar, der gegenwärtig im Kongress beraten wird. Hintergrund sind Vermutungen, dass BOE und verbundene Unternehmen an militärischen Ambitionen Chinas mitwirken könnten.
In der Änderungsliste des Ausschusses heißt es: „Die Volksrepublik China subventioniert die Herstellung kleiner Displays für militärische Anwendungen, verzerrt den Wettbewerb und strebt eine dominierende Position auf dem Weltmarkt an. Diese Subventionen gefährden die Sicherheit zentraler militärischer Lieferketten in den USA.“
Sollte die Untersuchung starten, müsste das US-Verteidigungsministerium bis spätestens 1. Februar 2026 berichten, ob BOE oder seine Tochtergesellschaften offiziell als chinesische Militärunternehmen oder als Unternehmen zur Förderung der zivil-militärischen Zusammenarbeit eingestuft werden sollen.

Weitere Schritte und potenzielle Auswirkungen auf die Technologiebranche
Damit die vorgeschlagene Änderung umgesetzt werden kann, ist zunächst eine Zustimmung des Senats bis zum Ende des Haushaltsjahres 2025 nötig. Sollte dies geschehen, wären neue Beschränkungen für BOE abzusehen, wie eine Aufnahme auf die Liste von Unternehmen, die keine Technologie mehr an das US-Militär liefern dürfen. Dennoch wäre die unmittelbare Auswirkung auf Militärverträge begrenzt – die Zusammenarbeit mit privaten, nicht-militärischen Unternehmen, darunter Apple, bliebe vorerst möglich.
BOEs Stellung in der globalen Display-Lieferkette
Trotz regulatorischer Unsicherheiten setzt BOE seinen Expansionskurs fort. Laut dem aktuellen „China Display Trend Report“ von UBI Research hat BOE seine Produktionskapazität auf bis zu 100 Millionen OLED-Panels für iPhones pro Jahr ausgebaut. Die Fertigungsprozesse wurden optimiert, sodass die Montagezeit für ein Panel bei nur noch 5,5 Sekunden liegt. Derzeit betreibt das Unternehmen 11 hocheffiziente Produktionslinien, die monatlich 350.000 Einheiten fertigen können.
Die Zusammenarbeit zwischen BOE und Apple gestaltete sich zuletzt schwankend. 2022 stand BOE wegen angeblicher Manipulationen an Display-Vorgaben in der Kritik, woraufhin Apple Bestellungen reduzierte. Inzwischen hat sich die Lage jedoch stabilisiert: Für das zweite Halbjahr werden Auslieferungen von mehr als 24 Millionen Panels erwartet, bis zum Jahresende könnten sogar 45 Millionen Displays an Apple geliefert werden.

Marktanteile und Wettbewerb
Im umkämpften OLED-Markt agiert BOE nicht allein. Samsung Display und LG Display zählen zu den wichtigsten Konkurrenten. Laut Prognosen von Omdia wird Samsung 2025 rund 49 % aller iPhone-OLEDs liefern, LG Display etwa 28 % und BOE 19 %. Dieses Wettbewerbsfeld zeigt, wie dynamisch sich die Lieferketten für künftige Top-Smartphones entwickeln.
Produktmerkmale und Marktstellung
BOE genießt für seine innovative Display-Technologie Anerkennung. Die OLED-Panels des Herstellers zeichnen sich durch hohe Helligkeit, satte Farben und Energieeffizienz aus – Eigenschaften, die die Bildqualität und Akkulaufzeit moderner Smartphones wie des iPhones wesentlich verbessern. Mit der kontinuierlichen Ausweitung der Produktion unterstreicht BOE seine Rolle als treibende Kraft bei Display-Innovationen und trägt dazu bei, dass Marken auf die wachsende Nachfrage nach größeren, immersiven Bildschirmen eingehen können.
Foldable Displays – Wer liefert das nächste iPhone-Highlight?
Angesichts anhaltender Gerüchte über Apples Pläne für ein faltbares Smartphone deuten verschiedene Quellen darauf hin, dass Samsung Display als Favorit für faltbare OLED-Panels des erwarteten iPhone Fold gilt. Samsung kann auf umfassende Erfahrungen bei flexiblen Displays zurückgreifen. Ob BOE im Bereich der faltbaren iPhones eine Rolle einnehmen wird, bleibt indes offen, auch wenn das Unternehmen in der OLED-Produktion große Fortschritte erzielt hat.

Größere Anwendungsfelder und Konsequenzen
Neben Smartphones finden sich BOEs Displays mit hoher Auflösung und Langlebigkeit auch in Tablets, Notebooks, Automobildisplays und vielen weiteren Geräten. Die Fähigkeit des Unternehmens, robuste und energieeffiziente Lösungen zu liefern, macht es zu einem Schlüsselakteur in der weltweiten Technologiebranche. Gleichzeitig könnten politische und regulatorische Verschiebungen bestehende Lieferketten dauerhaft verändern – mit Folgen für Hersteller und Verbraucher auf allen Kontinenten.
Frühere US-Bedenken gegenüber BOE
Die jüngsten Maßnahmen der US-Behörden sind kein Einzelfall. Bereits 2024 schlug der Kongress wegen BOEs Ursprüngen und mutmaßlichen Verbindungen zum chinesischen Militär Alarm, was parteiübergreifend Sorgen über Verwundbarkeiten in strategisch wichtigen Lieferketten auslöste. Sollte BOE schließlich als Unternehmen mit Militärbezügen eingestuft werden, drohen ähnliche Restriktionen wie anderen Tech-Größen aus China – auch wenn die Geschäftsbeziehungen im privaten Sektor aktuell überwiegend fortbestehen würden.
Ausblick: Wie geht es für BOE und das iPhone weiter?
Während die Ermittlungen andauern, verfolgen Entscheidungsträger und Branchenexperten weltweit aufmerksam die Entwicklungen. Die Ergebnisse könnten nicht nur Apples Zulieferstrategie und die künftige Display-Beschaffung für das iPhone beeinflussen, sondern auch weitreichende Folgen für die globale Elektronikfertigung haben. Vorerst bleibt BOE weiterhin als Display-Zulieferer für kommende iPhone-Modelle und diverseste Digitalgeräte präsent.
Wir halten Sie weiterhin über alle Neuigkeiten auf dem Laufenden. Wie stehen Sie dazu: Würden Sie ein iPhone mit Display von BOE kaufen? Teilen Sie uns Ihre Meinung mit!
Quelle: phonearena
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