5 Minuten
Drei Jahre nach ihrem gefeierten Auftritt in Marvels „WandaVision“ kehrt Elizabeth Olsen mit „The Assessment“ eindrucksvoll auf die Kinoleinwand zurück. Der visuell fesselnde, bislang unterschätzte Science-Fiction-Thriller unter der Regie von Fleur Fortuné erzählt eine zutiefst menschliche Geschichte, die vor dem düsteren Panorama einer dystopischen Zukunft spielt und Zuschauer dazu zwingt, die wahren Kosten sowie die verstörenden Kompromisse moderner Elternschaft neu zu überdenken.
Handlung: Elternschaft im Schatten eines totalitären Systems
Statt auf klassische Horrormuster zurückzugreifen, schöpft „The Assessment“ seine Spannung aus feiner psychologischer Raffinesse und emotionalem Druck. Die Handlung entfaltet sich in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der Umweltzerstörung den Planeten gezeichnet hat und eine autoritäre Regierung die Geburten streng reguliert. Natürlich entstehende Schwangerschaften sind untersagt; Paare, die sich Kinder wünschen, müssen einen rätselhaften, hochinvasiven siebentägigen Eignungstest in den eigenen vier Wänden bestehen. Erst nach erfolgreicher Prüfung dürfen sie hoffen, dass ihr Nachwuchs im Labor gezeugt und aufgezogen wird.
Im Zentrum stehen Mia (Elizabeth Olsen) und Aaryan (Himesh Patel), ein brillantes und ehrgeiziges Paar, dessen Kinderwunsch alles überstrahlt. Ihre Hoffnungen ruhen auf Virginia (Alicia Vikander), einer undurchsichtigen Prüferin, die darüber entscheidet, ob Mia und Aaryan Eltern werden dürfen. Doch im Verlauf der Prüfung beginnen sich die Geschehnisse zuzuspitzen: Virginia verhält sich zunehmend beunruhigend, übernimmt kindliche Züge und drängt das Paar schon vor der Geburt in die Rolle von Eltern. Auf diese Weise löst sich die Grenze zwischen Bewertungsverfahren und emotionalem Psychoterror Schritt für Schritt auf – eine Zerreißprobe für die Hauptfiguren und das Publikum gleichermaßen.
.avif)
Ensemble und Regie: Herausragende Schauspielkunst und visionäre Umsetzung
Elizabeth Olsen liefert als Mia eine ihrer vielschichtigsten Darstellungen ab, in der sich Verletzlichkeit und Entschlossenheit überzeugend vereinen. Himesh Patel steht ihr als Aaryan zur Seite und verleiht seiner Figur authentische Tiefe sowie große emotionale Bandbreite in einem moralisch verfinsterten Umfeld. Alicia Vikander gelingt es als Virginia, gleichermaßen faszinierend wie bedrohlich zu wirken; die Entwicklung ihrer Figur zwischen kindlicher Unschuld und undurchschaubarem Befremden sorgt für permanente Spannung.
Fleur Fortuné führt mit einer gelungenen Mischung aus visionärem Blick und intimer Inszenierung Regie, die sich mit jeder Szene weiter zuspitzt. Das Drehbuch tastet bravourös die Grenzen zwischen Science-Fiction und psychologischem Kammerspiel ab und trifft damit besonders ein Publikum, das nach Geschichten mit Tiefgang dürstet.
Produktionswerte: Eine glaubwürdige, bedrückende Welt
Das Produktionsdesign von „The Assessment“ besticht durch meisterhafte visuelle Gestaltung und taucht die Zuschauer in eine gleichermaßen fremdartige wie vertraute Welt. Kühle, graue Räume spiegeln die emotionale Kälte der Figuren wider, während der sorgfältige Schnitt und ein beunruhigender Soundtrack das bedrückende Gefühl von Enge und Spannung noch verstärken. Fortunés Kameraführung und Klangkompositionen lassen das Publikum das Prüfungsdrama von Mia und Aaryan hautnah miterleben.
.avif)
Kritik: Ein zu selten gewürdigtes Sci-Fi-Meisterwerk
Obwohl „The Assessment“ bislang nicht den breiten Erfolg gefunden hat, den es verdient, wird der Film von Kritikern und anspruchsvollen Cineasten für seine Originalität, Klugheit und den Mut, unbequeme Wahrheiten zu thematisieren, gelobt. Geschickt spielt die Inszenierung mit den Erwartungen der Zuschauer – Hoffnungen werden gezielt aufgebaut und durch schockierende Grausamkeiten wieder zerstört. Die Vergleiche mit Werken wie „Alles, was wir geben mussten“ oder dem psychologischen Tiefgang von „Black Mirror“ sind häufig, doch „The Assessment“ setzt mit seiner radikalen Reflexion von Gesellschaftskontrolle und Elternethik eigene Maßstäbe.
Persönlicher Eindruck: Wenn ein Film die eigene Wahrnehmung auf die Probe stellt
Was „The Assessment“ so nachdrücklich wirken lässt, ist die Fähigkeit, nicht nur die Figuren, sondern auch das Publikum zu hinterfragen und zu verunsichern. Die Erzählweise fördert die Identifikation mit Mia und Aaryan, um danach mit Virginias unberechenbarem und zunehmend bedrohlichem Auftreten sämtliche Sicherheit zu entreißen. Besonders die Szenen emotionaler Eskalation – etwa, wenn Virginia sich Mia annähert oder Aaryan psychisch manipuliert – brechen mit jeder allegorischen Geborgenheit. Der Film wird so nicht nur zur Parabel auf elterliche Herausforderungen, sondern zu einer schonungslosen Studie über psychologische Manipulation und emotionale Verletzlichkeit.
Im schockierenden Finale wird offenbar, dass auch Virginia ein Opfer des maroden gesellschaftlichen Systems ist. Die letzten Bilder erschüttern nicht durch Brutalität, sondern durch ihre Ehrlichkeit – und machen die existenziellen Kosten des Daseins und Empfindens in einer zutiefst fehlerhaften Welt greifbar.
.avif)
Warum sich „The Assessment“ unbedingt lohnt
Anhänger anspruchsvoller Science Fiction, psychologischer Thriller und mutiger Filmkunst sollten „The Assessment“ keinesfalls verpassen. Der Streifen definiert die Möglichkeiten des modernen Kinos neu, indem er brillantes Schauspiel, innovative Regie und tiefgreifende Gesellschaftskritik miteinander vereint. Elizabeth Olsen beweist mit ihrer Rollenwahl einmal mehr ihr außergewöhnliches Können und ihre Wandelbarkeit, während Fleur Fortuné als Regisseurin dem Medium Film eine ganz eigene Stimme verleiht.
Gerade in einer Zeit voller austauschbarer Blockbuster erinnert „The Assessment“ eindringlich daran, wie sehr Kino uns erschüttern, herausfordern und unsere Sicht auf die Welt und uns selbst verändern kann.
Quelle: collider
Kommentare