Der 'Norbit-Effekt': Wie ein einziger Film Eddie Murphys Oscar-Traum veränderte

Der 'Norbit-Effekt': Wie ein einziger Film Eddie Murphys Oscar-Traum veränderte

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Kaum eine Geschichte aus Hollywood spiegelt die unberechenbaren Wendungen der Preisverleihungssaison so eindrucksvoll wider wie Eddie Murphys beinahe-Sieg bei den Oscars 2007 – und die anschließende, berüchtigte Veröffentlichung von 'Norbit'. Dieses popkulturelle Ereignis hat nicht nur Oscar-Kampagnen neu definiert, sondern auch einen Begriff geprägt, der heute Filmfans und Branchenkennern gleichermaßen vertraut ist: der 'Norbit-Effekt'. Werfen wir gemeinsam einen Blick auf die Höhen und Tiefen von Murphys Oscar-Hoffnung, analysieren wir den Einfluss von 'Norbit' auf Filmpreise und erinnern uns an die Filme, die dieses Kapitel so prägend machten.

Phänomen 'Norbit-Effekt': Wie ein Film Oscar-Chancen komplett verändern kann

Als der Begriff 'Norbit-Effekt' 2013 erstmals von Entertainment Weekly verwendet wurde, traf er einen Nerv bei allen, die sich für Filme und Auszeichnungen begeistern. Dahinter steckt die Idee, dass ein zum falschen Zeitpunkt veröffentlichter, schlecht aufgenommener Film selbst die größten Oscar-Chancen eines Schauspielers zunichtemachen kann – ganz gleich, wie beeindruckend die vorherige Leistung war. Die Wurzeln dieses Phänomens reichen zurück bis zu bekannten Rückschlägen von Stars wie Tom Hanks, dessen Rolle in Punchline den Schwung für Big bei den Oscars 1989 bremste, oder Meryl Streep, der 1996 die Kritiker für Before and After weniger wohlwollend gestimmt waren, was letztlich die Anerkennung für The Bridges of Madison County überschattete. Doch erst mit Eddie Murphys Oscar-Erfahrung wurde der Begriff fest verankert.

Eddie Murphy: Vom Comedy-Star zum Oscar-Favoriten

Eddie Murphy, berühmt für Comedy-Meilensteine wie 'Beverly Hills Cop', 'Der Prinz aus Zamunda' und 'Der verrückte Professor', prägte über Jahrzehnte das Comedy-Genre Hollywoods. Im Jahr 2006 jedoch begeisterte Murphy Kritiker und Publikum gleichermaßen in der Rolle des James 'Thunder' Early im Musical-Film 'Dreamgirls'. Seine Darstellung des exzentrischen, innerlich zerrissenen Sängers verband Humor mit echter Tragik – ein echtes Schauspiel-Highlight. Auszeichnungen ließen nicht lange auf sich warten: Murphy gewann unter anderem einen Golden Globe, den Screen Actors Guild Award und den Critics Choice Award.

'Dreamgirls' und der Oscar-Hype: Murphys große Chance

Die Filmwelt war sich einig: Eddie Murphy galt als Top-Favorit für den Oscar als bester Nebendarsteller bei der 79. Verleihung der Academy Awards. Inmitten eines hochkarätigen Ensembles mit Stars wie Beyoncé Knowles, Jennifer Hudson und Jamie Foxx überragte 'Dreamgirls' mit acht Oscar-Nominierungen sowie großer Anerkennung für die mitreißenden Musiknummern und den authentischen Zeitgeist. Besonders Murphys nuancierte Darbietung, die gleichermaßen Witz und Tiefe vermittelte, blieb im Gedächtnis.

Handlung von 'Dreamgirls'

'Dreamgirls' ist inspiriert von der Erfolgsgeschichte von Motown und Sängern wie The Supremes und erzählt, wie drei Musikerinnen ihren Weg an die Spitze der Musikszene der 60er-Jahre finden. Die von Murphy gespielte Figur James 'Thunder' Early ist dabei ein charismatischer Bühnenkünstler, dessen innere Konflikte für Authentizität und tragische Tiefe neben dem musikalischen Glamour sorgen.

Dann kam 'Norbit': Entstehung, Story und Nachwirkung

Doch während Murphy noch von den Erfolgen rund um 'Dreamgirls' profitierte, kündigte sich bereits sein nächstes Projekt an: 'Norbit'. Zusammen mit seinem Bruder Charlie Murphy schrieb er an dem Drehbuch, Regie führte Brian Robbins. Die Richtung war nun eine vollkommen andere – Eddie Murphy übernahm gleich mehrere Rollen: Den schüchternen, vom Pech verfolgten Norbit, dessen dominante Frau Rasputia (ebenso gespielt von ihm) sowie den skurrilen Heimleiter Mr. Wong. Die Slapstick-Komödie war umgehend Zielscheibe von Kritik für ihre überzeichneten Stereotypen und den derben Humor.

Kurze Zusammenfassung: 'Norbit'

'Norbit' erzählt die abenteuerliche Geschichte eines gutmütigen Waisen, der in einem chinesischen Waisenhaus aufwächst und unfreiwillig in eine absurde Ehe mit der exzentrischen Rasputia gerät – beide Rollen mit viel Verve von Murphy verkörpert. Norbit hofft, seine Jugendliebe wiederzusehen, doch die extravagante Familie von Rasputia sorgt für jede Menge Chaos.

Besetzung und Team

  • Eddie Murphy als Norbit, Rasputia und Mr. Wong
  • Thandie Newton in der Rolle der Kate Thomas
  • Cuba Gooding Jr. als Deion Hughes
  • Terry Crews, Marlon Wayans und Eddie Griffin in Nebenrollen

Werbekampagnen, auf denen Murphy als Rasputia über einem eingeschüchterten Norbit posiert, waren bald überall zu sehen – und spalteten prompt das Publikum.

Hintergrund zu den Dreharbeiten

'Norbit' war als Rückkehr zu den skurrilen, sketchartigen Charakteren gedacht, mit denen Murphy zu Beginn seiner Karriere so erfolgreich war. In der Hoffnung, die Erfolgsformel seiner Mehrfachrollen aus früheren Filmen aufzugreifen, wurde der Film nach der gefeierten Leistung in 'Dreamgirls' abgedreht.

Kritiken: Von Lob bis Spottpreisen

Deutlicher könnten die Reaktionen auf 'Dreamgirls' und 'Norbit' kaum auseinandergehen. Während 'Dreamgirls' als filmisches Highlight gefeiert wurde und Jennifer Hudson als beste Nebendarstellerin den Oscar gewann, stürzte 'Norbit' bei Kritikern komplett durch. Mit lediglich 9% auf Rotten Tomatoes hagelte es Verrisse für den allzu derben Humor, die abgenutzten Gags und die vorhersehbare Handlung. Diskussionen um rassistische Stereotypen und problematische Darstellungen bestimmten sowohl Entertainment-Nachrichten als auch Oscar-Debatten. Ein erfahrener Oscar-Berater brachte die Stimmung auf den Punkt: „Jedes Mal, wenn ich dieses Plakat sehe, wird mir übel ... Seine Rolle in 'Dreamgirls' ist großartig, aber 'Norbit' hat ihm für den Oscar bestimmt nicht geholfen.“

Kassen-Erfolg vs. Preiswürdigkeit

Ironischerweise geriet 'Norbit' an den Kinokassen zum Hit und spielte weltweit rund 159 Millionen Dollar ein, obwohl die Resonanz des Feuilletons katastrophal war. Vor allem eingefleischte Fans von Murphys unerschrockenem, grenzüberschreitenden Humor strömten in die Kinosäle.

Doch ausgerechnet der Veröffentlichungszeitpunkt erwies sich im Hinblick auf den Oscar als fatal: Während die Academy-Mitglieder ihre Stimmen abgaben, dominierte 'Norbit' die Unterhaltungspresse – der berüchtigte 'Norbit-Effekt'. Kritiker und Beobachter sind sich einig, dass die teils negative Aufmerksamkeit rund um 'Norbit' entscheidend Murphys Chancen auf den begehrten Filmpreis zerstörten. Letztlich ging die Trophäe an Alan Arkin für 'Little Miss Sunshine'.

Nachspiel: Schädigte 'Norbit' Eddie Murphys Karriere?

Nach der enttäuschenden Preisverleihung nahm Murphy das Ergebnis sportlich: „Ich habe einen ganzen Tisch voller Auszeichnungen ... es ist nicht so, dass ich immer leer ausgehe.“ Dennoch lässt sich nicht bestreiten, dass seine Filmproduktionen nach 'Norbit' spürbar abnahmen. Der Film selbst sahnte bei den Goldenen Himbeeren (Razzie Awards) für schlechtesten Film, schlechtesten Hauptdarsteller und schlechteste Hauptdarstellerin ab – allesamt für Murphys unvergessliche, wenn auch polarisierende Mehrfachrollen.

'Norbit' im Rückblick: Komische Zäsur mit Nachhall

Inzwischen gilt der 'Norbit-Effekt' als mahnendes Beispiel für Schauspieler und Studios in der Preisverleihungssaison. Eddie Murphys beinahe-Oscar bleibt Filmfans als Beweis dafür, wie sehr Timing, Marketing und öffentliche Wahrnehmung selbst den größten Stars zusetzen können. Trotz allem hat sich Murphy als einer der beliebtesten Comedy-Stars etabliert – 'Dreamgirls' und seine früheren Erfolge genießen weiterhin Kultstatus, während 'Norbit' als skurrile Box-Office-Anekdote und als „Was-wäre-wenn“ in den Annalen der Filmpreisgeschichte weiterlebt.

Obwohl 'Norbit' Eddie Murphy womöglich den ersten Oscar gekostet hat, führte der Film zu kontroversen Diskussionen und verkörpert bis heute die unerwartete Mischung aus Magie und Enttäuschung, die Kino und Auszeichnungen ausmacht.

Quelle: collider

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