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Ein klassischer Gangsterfilm im Schatten moderner Blockbuster
In einer Ära, in der Superheldenreihen und adrenalingeladene Fortsetzungen das Kino bestimmten, wagten es nur wenige Produktionen, den kompromisslosen Charme des klassischen Krimikinos neu zu beleben. Dennoch brachte Regisseur Ruben Fleischer im Jahr 2013 ‚Gangster Squad‘ auf die Leinwand – einen stilvollen Action-Thriller, der das Erbe des Film-Noir der 1930er und 40er Jahre feiert. Mit Josh Brolin und Ryan Gosling in den Hauptrollen und einem hochkarätigen Ensemble aus Sean Penn und Emma Stone, vereint dieser unterschätzte Streifen nostalgisches Kino-Flair mit spektakulärer, moderner Action.
Handlung: Ein Kampf um Los Angeles
Vor der düsteren Kulisse von Los Angeles in der Nachkriegszeit erzählt ‚Gangster Squad‘ die Geschichte von LAPD-Sergeant John O’Mara (Josh Brolin), einem mit Orden ausgezeichneten Kriegsveteranen, der versucht, eine Stadt im Zwielicht zurück auf den Pfad der Ordnung zu bringen. Sein Vorgesetzter Bill Parker (Nick Nolte) gibt ihm den Auftrag, ein geheimes Einsatzteam zu gründen, um dem berüchtigten Ostküsten-Gangster Mickey Cohen (Sean Penn) das Handwerk zu legen, dessen Macht bis tief in Polizei und Justiz reicht.
Zu O‘Maras Truppe gehören der charismatische Detective Jerry Wooters (Ryan Gosling), ebenfalls Kriegsveteran, der Messer-Experte Coleman Harris (Anthony Mackie), der legendäre Scharfschütze Max Kennard (Robert Patrick), Abhörspezialist Conwell Keeler (Giovanni Ribisi) und Anfänger Navidad Ramirez (Michael Peña). Gemeinsam tauchen sie in die Unterwelt von Los Angeles ein, werden zu Gejagten und Jägern in Cohens Syndikat von Kasinos und illegalen Geschäften. Während ihr verdeckter Einsatz immer gefährlicher wird, verschwimmen für sie die Grenzen zwischen Gerechtigkeit und Selbstjustiz.

Kreative Köpfe und Besetzung: Schauspielkunst und Vision
Ganze Arbeit leistet der exzellente Cast von ‚Gangster Squad‘. Josh Brolin überzeugt als John O’Mara, ein von Pflicht, Gewalt und Familie innerlich zerrissener Gesetzeshüter. Ryan Gosling glänzt als eleganter, moralisch ambivalenter Jerry Wooters, während Emma Stone als Grazie Faraday, Cohens stilvolle Begleiterin und Wooters’ große Liebe, mit Charme und Gefühl in Erinnerung bleibt.
Sean Penns bedrohlicher Auftritt als Mickey Cohen verleiht dem Bösewicht eine überlebensgroße Dimension sowie Authentizität und spielt damit auf legendäre Filmantagonisten vergangener Zeiten an. Regisseur Ruben Fleischer, bekannt durch Werke wie ‚Zombieland‘ und ‚Venom‘, lässt mit energiegeladenen Bildern, comicartigen Actionszenen und liebevollem Blick für 1940er-Details das alte Los Angeles wiederaufleben – von schummrigen Jazzclubs bis zu den dunklen Gassen, wo Gerechtigkeit auf eigene Faust durchgesetzt wird.

Dreharbeiten: Stil, Action und Tragödie hinter den Kulissen
Auch der Weg zur Veröffentlichung verlief für den Film nicht ohne Probleme: Ursprünglich sollte ‚Gangster Squad‘ 2012 erscheinen, doch die Premiere wurde wegen einer realen Tragödie verschoben. Nach dem Aurora-Kinovorfall bei ‚The Dark Knight Rises‘ mussten zentrale Szenen mit einer Schießerei im Kino neu gedreht werden. Diese Veränderungen beeinflussten Rhythmus und Atmosphäre des Endprodukts, doch das Ergebnis bleibt ein stilisiertes Action-Drama, das die typischen Merkmale des Gangsterfilms gekonnt bedient.
Fleischers Regie kombiniert Verweise auf Noir-Klassiker mit zeitgenössischer Wucht. Rasante Actionsequenzen, pointierte Dialoge und prächtige Kostüme erschaffen eine stimmungsvolle Welt, die gelegentlich ins Überzeichnete spielt.

Kritik: Ambition trifft geteilte Meinungen
Obwohl der Film mit einer beeindruckenden Besetzung und opulenter Optik aufwartet, fiel die Resonanz der Kritiker eher verhalten aus. Bei Rotten Tomatoes liegt der Wert nur bei etwa 30%. Während einige die dynamische Action und Brolins kernigen Helden lobten, empfanden andere die Geschichte als zu simpel: Der Konflikt zwischen Gut und Böse erinnere an die Schwarz-Weiß-Zeiten von Klassikern wie ‚Little Caesar‘, ‚Scarface‘ oder ‚Weißer Schatten‘. Für Liebhaber des Genres ist gerade dieser pulpige Ansatz ein besonderer Reiz.
Den Rang ehemaliger Genregrößen wie ‚The Untouchables‘ oder ‚L.A. Confidential‘ konnte ‚Gangster Squad‘ zwar nicht erreichen, doch als moderne Hommage an das klassische Mafia-Kino besitzt der Film einen eigenen Charme.
Josh Brolin: Hollywoods widerwilliger Racheengel
Einen besonderen Grund, sich ‚Gangster Squad‘ heute noch einmal anzusehen, liefert Josh Brolin selbst. In der Rolle des John O’Mara verkörpert er den stählernen, kompromisslosen Helden – eine Anspielung auf Leinwandlegenden wie Clint Eastwood und Charles Bronson. Anders als viele Ermittler schreckt O’Mara nicht davor zurück, selbst Hand anzulegen und für Recht zu kämpfen, notfalls auch mit harten Mitteln.
Das moralische Dilemma begleitet den Charakter durch den gesamten Film: Als liebevoller Ehemann und Vater begibt sich O’Mara auf einen gefährlichen Grat zwischen Pflichtgefühl und Besessenheit und riskiert alles, was ihm wichtig ist. Diese Spannung verleiht dem Film emotionale Tiefe und hebt ihn über ein reines Genrestück hinaus.
Warum 'Gangster Squad' gerade heute überzeugt
Im heutigen Streaming-Zeitalter voller Superhelden und Neuauflagen erweist sich ‚Gangster Squad‘ als willkommene Ausnahme: ein prominenter Krimi, beseelt vom Geist des alten Hollywoods. Starke Optik, packende Actionszenen und eine faszinierende Darstellerriege erinnern an eine Ära, als Filmhelden noch Fedora trugen und ihren Eid nicht in Spandex sondern mit Abzeichen leisteten.
Wer klassische Gangsterfilme, modernes Actionkino oder charismatische Stars mag, sollte ‚Gangster Squad‘ unbedingt eine Chance geben. In den USA läuft der Film aktuell bei Prime Video – ideal für alle, die dieses übersehene Highlight der aktuellen Gangsterfilmkunst (wieder-) entdecken wollen.
Quelle: collider
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