Jackie Chan begeistert in Locarno: Rückblick auf eine außergewöhnliche Schauspielkarriere

Jackie Chan begeistert in Locarno: Rückblick auf eine außergewöhnliche Schauspielkarriere

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Einführung: Standing Ovations für Jackie Chan in Locarno

Der in Hongkong geborene Weltstar Jackie Chan wurde beim 78. Locarno Film Festival mit dem Career Leopard ausgezeichnet und erlebte einen begeisterten Empfang: Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, das Publikum feierte ihn mit lang anhaltendem Applaus. Wenige Tage später nahm Chan sich Zeit, um in einem offenen Gespräch auf seine facettenreiche Karriere zurückzublicken – angefangen bei seiner Ausbildung an der China Drama Academy über seine gefährlichen Stunt-Jahre bis hin zu den ikonischen Actionfilmen, mit denen er eine Brücke zwischen dem asiatischen Kino und Hollywood schlug.

Sein Statement: Beruf, Handwerk und die Filmbranche

Vor einem begeisterten Publikum, das früh anstand, um Plätze zu sichern, zeigte sich Chan humorvoll, bodenständig und voller erarbeiteter Einsichten. Er erinnerte sich daran, wie er zu Beginn seiner Laufbahn in eine Schublade gesteckt wurde, und erklärte, weshalb er sich stets weiterentwickeln und nicht nur auf Stuntarbeit reduzieren lassen wollte. Mit einem Augenzwinkern bemerkte er, er wolle als Schauspieler mit Kampfkünsten und nicht bloß als Stuntman mit Schauspielambitionen wahrgenommen werden — sein Ziel sei es gewesen, ein „asiatischer Robert De Niro“ zu sein, um auch für sein dramatisches Talent respektiert zu werden.

Über das Studiosystem und kreative Grenzen

Chan kritisierte zudem die heutige Studiolandschaft und meinte, viele große Studios handelten zunehmend wie Wirtschaftsunternehmen statt als künstlerische Gemeinschaften. Dieser Fokus auf Profit erschwere es, wirklich originelle und mutige Filmideen umzusetzen.

Franchise-Updates: Rush Hour, Shanghai Dawn und mehr

Auch zu Fortsetzungen beliebter Filmreihen wollten die Fans Neuigkeiten erfahren. Chan sprach offen über die lang erwarteten Projekte wie Rush Hour 4 und das potenzielle Shanghai Dawn. Diese Vorhaben seien jedoch durch Zeitpläne, kreative Abstimmung und das Interesse der Studios erschwert. Er blieb ehrlich, aber zurückhaltend: Auch wenn der Wunsch nach Rückkehr zu den beliebten Figuren da ist, könne nichts Konkretes versprochen werden, solange Drehbücher, Finanzierung und Talentzusagen nicht stimmig seien.

Über Bruce Lee, Fist of Fury und eine Bowlingbahn-Anekdote

Chan erinnerte sich an prägende Erlebnisse während seiner Stuntarbeit bei Filmen wie Fist of Fury, darunter auch Begegnungen mit Bruce Lee. Er berichtete von einem Moment, als Lee ihm nach schmerzhaften Aufnahmen anerkennend auf die Schulter klopfte. Mit einem Schmunzeln erzählte Chan, wie ein gemeinsamer Besuch mit Bruce Lee auf der Bowlingbahn ihnen sofort Respekt verschaffte; überraschend gab Chan zu, ein überaus talentierter Bowler zu sein.

Der Druck des Vergleichs

Nach Lees Tod erhielt Chan Angebote für Neuverfilmungen, empfand jedoch, dass weder das Drehbuch noch die Rolle zu ihm passten. In der Werbung wurde er als „der neue Bruce Lee“ präsentiert, sein Name erschien dabei kleiner, was er klar ablehnte. Er stellte klar: Er wolle nicht Bruce Lee imitieren, sondern als Jackie Chan – mit eigenem Humor, eigenem Stuntstil und eigener Filmsprache – wahrgenommen werden.

Neuerfindung: Gesang, Schauspiel und die Bühne für die nächste Generation

Zu Chans Strategien, im Geschäft zu bleiben, gehörte ständige Neuerfindung. Er brachte sich selbst das Singen bei, um in Fernsehshows nicht immer zum Schaukampf aufgefordert zu werden – eine Lösung, über die er lachen kann und die ihm schlussendlich die Stimme rettete. Spätere Rollen als Mentor sowie die bewusste Übergabe der Kampfkunst an jüngere Kollegen, ermöglichten es ihm, sein schauspielerisches Talent mehr in den Vordergrund zu rücken. Er sprach ein Beispiel für seine Nebenrolle in einer modernen Neuverfilmung eines Martial-Arts-Films an, bei der er von der Hauptkampfrolle zurücktrat und seinen Status als elder statesman des Actionkinos festigte.

Ehrungen im Kino: Project A und Police Story

Im Rahmen der Hommage in Locarno stellte Chan selbst zwei Filmklassiker vor, bei denen er sowohl die Hauptrolle spielte als auch Regie führte: Project A (1983) und Police Story (1985). Project A verbindet Slapstick-Einlagen mit waghalsiger Stuntarbeit und authentischem Hongkonger Flair, während Police Story bis heute als Meilenstein des Action-Krimis gilt und mit seinen spektakulären Szenen und origineller Choreografie weltweites Actionkino prägte. Beide Filme demonstrieren Chans Vielseitigkeit als Schauspieler-Regisseur, Choreograf und Geschichtenerzähler.

Handlungszusammenfassungen

Project A: Das Werk spielt im Hongkong des 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht ein Polizeibeamter der Marine, dessen Prinzipientreue ihn gegen Korruption und in allerlei Slapstick-Situationen bringt. Besonders hervorzuheben sind die komplexen, realen Stunteinlagen und die Mischung aus Humor und Action.

Police Story: Chan übernimmt die Rolle eines Polizisten, der in eine riskante Undercover-Mission gerät. Die spektakuläre Einkaufszentrum-Sequenz und die emotionalen Momente, die Action und Charakter verbinden, machen den Film unvergesslich.

Besetzung, Team und Produktion

Beide Filme zeichnen sich durch Chans praxisorientierte Arbeit aus: Häufig übernahm er gleichzeitig Hauptdarsteller-, Regie- und Kampfchoreografen-Aufgaben. Seine Ausbildung nach dem Peking-Opern-Prinzip an der China Drama Academy sowie frühe Erfahrungen als Stuntman und in Filmen wie A Touch of Zen schulten ihn in physischem, praktischem Filmemachen. Seine Produktionsteams rückten reale Stunts, kreative Sets und ein eingespieltes Stunt-Team in den Mittelpunkt; Verletzungen wurden dabei oft in Kauf genommen, um authentische Action zu zeigen.

Kritiken und Vermächtnis

Der künstlerische Leiter von Locarno würdigte Chan als Megastar und Meister des Filmhandwerks, der internationale Filmregeln neu definiert hat. Fachleute und Publikum bestaunen die Art, wie Chan Humor, Risiko und Gefühl zu einer einzigartigen Actionkomödie kombiniert. Während frühere Studiofilme wegen der Bruce-Lee-Erwartungen nicht immer überzeugten, wurden Chans originelle Werke nachträglich hoch bewertet. So festigte er seinen Status als Kultfigur der Martial-Arts-Filme und als Bindeglied zwischen Ost und West.

Persönliche Einblicke und abschließende Gedanken

Mit 71 Jahren und einer 64-jährigen Karriere zeigt sich Chan heute reflektiert: Er gab zu, oft Angst am Set zu verspüren, erinnerte sich an jugendlichen Trotz und betonte die Notwendigkeit von Wandel. Sein Rat an die nächste Generation von Filmschaffenden ist klar: Bleibt offen für Veränderungen, lernt neue Fähigkeiten und stellt die Erzählkunst über geschäftliche Routinen. Für Film-, Serien- und Kunstliebhaber weltweit bleibt Chans Lebensweg ein Lehrstück für Ausdauer, Wandel und den Mut zum kreativen Risiko.

Quelle: hollywoodreporter

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