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Überblick
BMW befindet sich derzeit in einer umfangreichen Umgestaltungsphase mit seiner Architektur der Neuen Klasse. Doch nicht jede Designidee aus dem Hause BMW folgt diesem Leitfaden. Ein aktuelles CGI-Thesis-Projekt, entwickelt von Studierenden unter Anleitung des BMW Advanced Exterior Design Teams, schlägt eine ganz andere Richtung ein: Es geht um ein puristisches, einsteigerfreundliches Coupé mit dem Spitznamen „Outlaw“ und dem internen Codenamen E27. Hakan Atasalan entwickelte dieses Konzept und stellte es über Car Design World vor. Das Ziel ist, die wachsende Preisbarriere zu durchbrechen, die junge Käufer vom Neuwagenmarkt ausschließt.
Design und Exterieur
Beim Outlaw stehen klassische BMW-Gene im Mittelpunkt, inspiriert von der kompakten 02-Reihe sowie der späteren E21 3er-Serie. Die Aufgabenstellung war klar: Ein kompaktes Coupé erschaffen, das sofort als BMW erkennbar ist, dabei jedoch die Herstellungskosten radikal reduziert. So entstand eine minimalistische Kontur, kompakte Proportionen und auffällige Designelemente, die an die Traditionsmodelle erinnern, ohne sie zu kopieren.
Vorne und Hinten austauschbar
Die wohl innovativste Maßnahme zur Kostensenkung ist die vollständige Austauschbarkeit der Karosserieteile vorne und hinten. Die gleichen Bleche können gedreht und an beiden Enden montiert werden, was den Aufwand für Werkzeuge und Formen sowie die Komplexität der Teile maßgeblich senkt. Einfallsreiche Details, wie der markante BMW-Doppelniere-Grill, lassen sich am Heck als Auspuffblenden nutzen – ein Paradebeispiel für effizientes Verpacken und ökonomisches Design.
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Coach Door (Selbstmördertür) auf einer Seite
Ein weiteres cleveres Detail: Die Türen auf beiden Seiten sind identisch und können durch Drehen des Türscharniers um 180 Grad jeweils als hinten angeschlagene „Suicide Door“ ausgeführt werden. So entsteht eine einseitige Coach-Door-Lösung, die mit nur einem Presswerkzeug auskommt, das Einsteigen im Zweitürer-Coupé erleichtert und dem Design mit seinem spielerischen Retro-Charme Symmetrie und Eigenständigkeit verleiht.
Fahrzeugspezifikationen (Konzept)
Als virtuelle CGI-Studie ist der Outlaw kein Serienfahrzeug. Trotzdem definiert das Konzept realistische Eckdaten für ein kostengünstiges Coupé:
- Zielpreis: rund 20.000 US-Dollar (angestrebtes Konzeptziel)
- Länge: kompakt – etwa 3,9 bis 4,1 Meter (geschätzt)
- Radstand: kurze Bauweise, vermutlich 2,4–2,6 Meter
- Ziel-Leergewicht: leicht, rund 1.000 bis 1.100 kg
- Layout: Anlehnung an die Hinterradantriebstradition von BMW, aber sowohl Front- als auch Heckantrieb denkbar – je nach Kostenstruktur
Performance und Antriebsoptionen
Die größten Herausforderungen liegen darin, niedrige Kosten mit den Anforderungen an Emissions- und Sicherheitsstandards zu vereinen. Realistische Antriebsvarianten für den Outlaw als Einstiegsmodell könnten kleine, turboaufgeladene Benziner (1,0–1,5 Liter, 100–150 PS), Mildhybrid-Lösungen oder eine vereinfachte Elektro-Plattform für einzelne Märkte sein. Angestrebt werden wendige Fahreigenschaften, pragmatische Leistung sowie Fokus auf Fahrspaß und Effizienz statt purer Motorleistung.
Marktausrichtung und Preisgestaltung
Mit dem Outlaw werden gezielt jüngere Käuferschichten angesprochen, die sich wegen der Preissteigerungen aktuell meist mit Gebrauchtwagen zufriedengeben müssen. Ein Preisziel von 20.000 Dollar würde das Modell direkt mit hochwertig ausgestatteten Kleinwagen sowie kompakten Crossovers – etwa Mini Cooper, VW Polo oder Toyota Yaris in ihren Topvarianten – konkurrieren lassen, wobei die Positionierung ein BMW-Coupé als Einsteigermodell wäre. In der Praxis werden jedoch strenge Auflagen in Sachen Sicherheit, Umweltschutz und Geräuschsenkung einen echten BMW-Neuwagen zu diesem Preis höchst anspruchsvoll machen.
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Vergleich und Machbarkeit
Im Vergleich zu den aktuellen BMW-Modellen der 1er- oder 2er-Reihe ist der Outlaw deutlich reduzierter und spricht eine ganz andere Zielgruppe an: Käufer, die Wert auf Tradition, kompakte Maße und niedrige Einstiegspreise legen. Das CGI-Projekt zeigt eindrucksvoll, wie kosteneffiziente Herstellung mit intelligenter Gestaltung kombiniert werden könnte – allerdings wären für eine Serienrealisierung umfassende Kompromisse oder ein völlig neues Regelwerk erforderlich.
Fazit
Der BMW Outlaw (E27) bleibt ein inspirierendes, charmantes Gedankenspiel: Ist ein bezahlbarer BMW heutzutage überhaupt noch möglich? Durch modulare Karosserieteile, Einpress-Türbleche und geringe Fahrzeugmaße demonstriert das Konzept, wie sich Reduktion und Markentypik vereinen lassen. Ob ein solches back-to-basics-Fahrzeug in der heutigen Realität von BMW oder einem anderen Mainstream-Hersteller verwirklicht werden kann, ist angesichts der aktuellen Bestimmungen kaum vorstellbar – als provokante Vision für einen erschwinglichen BMW aber bleibt der Outlaw faszinierend. Was meinen Sie – sollte BMW an einem minimalistischen, preisgünstigen Coupé festhalten?
Quelle: autoevolution
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