Einer von 54: Ein Werksfrischer BMW M1 Procar erreicht Monterey

Einer von 54: Ein Werksfrischer BMW M1 Procar erreicht Monterey

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BMW M1 Procar aus Erstbesitz kommt zum Monterey Jet Center

Ein außergewöhnlich originaler BMW M1 Procar, Fahrgestellnummer 94301057, wird am 14. August 2025 im Rahmen der Broad Arrow Auktion im Monterey Jet Center angeboten. Der Schätzpreis liegt zwischen 1,45 und 1,85 Millionen Dollar. Dieser M1 Procar ist besonders bemerkenswert: Er zählt zu den nur 54 jemals gebauten Fahrzeugen dieser Baureihe, hat nie an einem Wettkampfrennen teilgenommen und befindet sich nahezu im Auslieferungszustand mit Originallackierung, Interieur und periodenkorrekten technischen Komponenten. Für Sammler und Liebhaber des historischen Rennsports stellt ein derart erhaltener Procar eine kaum wiederkehrende Gelegenheit dar.

BMW Motorsports erster kompletter Eigenbau für den Rennsport

Der M1 Procar entstand bei BMW Motorsport, dem 1972 gegründeten Werksteam für BMWs werksseitiges Rennengagement, und war das erste vollumfänglich in Eigenregie entwickelte Wettbewerbsfahrzeug der Marke. Anders als BMWs frühere sportliche Modelle wie der 328, 700RS, der 2002 oder der 3.0 CSL („Batmobile“), wurde der M1 explizit für die Erfüllung der FIA-Gruppe-5-Regularien konstruiert, um Porsche auf internationalen Sportwagenstrecken Paroli bieten zu können.

Technik und Konstruktion

Das Fahrzeug basiert auf einem Rohrrahmen-Chassis, kombiniert mit leichten Karosserieteilen aus Glasfaser, einem speziell entwickelten Aerodynamikpaket sowie angepassten Kühl- und Abgassystemen für den Rennbetrieb. Im Gegensatz zur Straßenversion des M1 besitzt der Procar eine verbreiterte Spur, aggressivere Karosserieelemente, integrierte Luftheber und zusätzliche Kühllufteinlässe – alles ausgerichtet auf Sprint-Rennen und schnellem Serviceeinsatz.

Leistung und technische Daten

Angetrieben wird dieses Exemplar vom legendären M88/1 3,5-Liter-Reihensechszylinder mit DOHC und Trockensumpfschmierung – einem für den Motorsport entwickelten, 24-Ventil-Triebwerk. In der Procar-Ausführung liefert der Motor etwa 470 PS und erreicht eine Drehzahl von bis zu 9.000 Umdrehungen pro Minute. Die Kraftübertragung erfolgt über ein manuelles Fünfgang-Getriebe von ZF an die Hinterachse. Mit einem rennfertigen Gewicht von etwas mehr als 1.000 kg konnte der M1 Procar unter optimalen Bedingungen beinahe 305 km/h erreichen.

Wesentliche Spezifikationen

  • Motor: M88/1 3,5-Liter-Reihensechszylinder DOHC (Trockensumpf, 24 Ventile)
  • Leistung: ca. 470 PS (Procar-Spezifikation)
  • Getriebe: ZF Fünfgang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb
  • Gewicht: ca. 1.000+ kg (rennmäßig)
  • Höchstgeschwindigkeit: fast 305 km/h
  • Rahmen: Rohrkonstruktion mit Glasfaser-Paneelen
  • Bremsanlage: vier belüftete Scheibenbremsen
  • Fahrwerk: Doppelquerlenker, für Rennansprüche einstellbar

Die Procar-Meisterschaft und motorsportliche Bedeutung

Probleme bei der Produktion – unter anderem durch eine gescheiterte Kooperation mit Lamborghini und Anforderungen an die Homologation – führten dazu, dass BMW Motorsport-Chef Jochen Neerpasch die BMW M1 Procar Championship als Präsentationsplattform für den Wagen ins Leben rief. Diese Markenpokalserie fand 1979 und 1980 im Rahmenprogramm der Formel 1 statt. Das besondere Format erlaubte es den fünf schnellsten F1-Piloten aus dem Qualifying am Freitag, im Werkseinsatz am Procar-Samstagssprint teilzunehmen und gegen Privatfahrer anzutreten.

Die Serie entwickelte sich rasch zu einem Publikumsmagneten. Zu den bekannten Siegern zählten Niki Lauda (1979) und Nelson Piquet (1980), während weitere Formel-1-Stars wie Alan Jones, Jacques Laffite, Clay Regazzoni und Hans-Joachim Stuck ebenfalls am Start waren. Durch das Einheitsformat entstanden besonders spannende und enge Zweikämpfe, die dem eigentlichen F1-Wochenende in puncto Dramatik vielfach ebenbürtig waren.

Fahrgestell 94301057: Lückenlose Historie

Dieses Fahrzeug wurde am 9. Mai 1979 fertiggestellt, von Osella in Italien in den Procar-Spezifikationen aufgebaut und an Vasek Polak – einen aus Tschechien stammenden Rennfahrer und renommierten Porsche-Händler in Hermosa Beach, Kalifornien – ausgeliefert. Nach ersten Testfahrten im Riverside International Raceway verhinderten geänderte FIA-Regeln einen Renneinsatz, sodass Polak den Wagen stattdessen einlagerte.

Erst im Jahr 1989 wechselte der Procar zum ersten Mal den Besitzer und behielt dabei sein originales, unlackiertes Weiß. Trotz mehrerer Besitzerwechsel blieb der technische Zustand unangetastet: Der Motor M88/1, das Rohrrahmen-Chassis, die Karosserieelemente sowie die rennspezifische Ausstattung sind original erhalten. Nach dem Erwerb durch den aktuellen Besitzer im Jahr 2021 wurde das Auto 2022 bei The Werkshop gewartet. Seither wurde das Fahrzeug nur für wenige, nicht wettbewerbsbezogene Einsätze auf der Strecke genutzt.

Warum dieses Procar für Sammler und Kenner bedeutsam ist

Von den insgesamt 54 gefertigten Procar wurden viele im Rennbetrieb stark beansprucht, beschädigt, umgebaut oder modifiziert. Nur noch sehr wenige besitzen Originallack und Innenraum; noch weniger haben nie an Wettbewerben teilgenommen. Fahrgestell 94301057 ist somit fast eine Zeitkapsel aus dem Jahr 1979 und stellt für Concours-Puristen, Museen und leidenschaftliche Sammler einen seltenen und unrestaurierten Maßstab dar.

Die Verbindung aus Seltenheit, überprüfbarer Herkunft und unangetastetem Zustand macht diesen Wagen aus mehreren Blickwinkeln äußerst attraktiv: als Ausstellungsfahrzeug, Kandidat für eine maßvolle Restaurierung oder als gering genutztes Exemplar für ausgewählte historische Rennveranstaltungen. Der Status des M1 Procar als eine der legendärsten BMW-Rennikonen – sowie einziger Markenpokal, der regelmäßig mit Formel-1-Weltstars besetzt wurde – verleiht dem Modell zusätzlich eine bedeutende kulturelle und historische Wertigkeit auf dem Sammlermarkt.

Marktposition und Konkurrenz

Auf dem Klassiker-Markt zählt der M1 Procar zu den gefragtesten Rennwagen von BMW und tritt damit in Konkurrenz zu Porsche-Rennwagen der Epoche und anderen Sportprototypen aus den späten 1970er Jahren. Im Vergleich zu zeitgenössischen Porsche-Modellen wie den frühen 935 oder 911-Rennwagen zeichnet sich der Procar durch sein kompakteres Maß und seine kompromisslose Ausrichtung auf Sprint-Rennen sowie das hochdrehende Sechszylinder-Aggregat aus. Die begrenzte Stückzahl und die direkte Werksbindung machen ihn zum begehrten Objekt für markenaffine und motorsportorientierte Sammler.

Auktionsdetails

Los: 276
Datum: Donnerstag, 14. August 2025
Ort: Monterey Jet Center, Monterey, Kalifornien
Schätzung: 1.450.000 – 1.850.000 US-Dollar

Wer also ein beeindruckend originales Stück der BMW-Rennsportgeschichte sucht, findet im Fahrgestell 94301057 eine einmalige Verbindung aus Werkszustand, belegter Geschichte und exzellent erhaltener Substanz. Ob als Museumsstück, für den Concours-Rasen oder die selektive Teilnahme an Revivals: Dieser M1 Procar ist ein echtes Highlight im Rahmen der Broad Arrow-Auktion in Monterey.

Quelle: bmwblog

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