Denzel Washington über Cancel Culture:

Denzel Washington über Cancel Culture: "Wer sich nicht anmeldet, kann auch nicht gecancelt werden"

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Denzel Washington begegnet Cancel Culture gelassen: "Wer sich nicht anmeldet, kann auch nicht gecancelt werden"

Der zweifache Oscarpreisträger Denzel Washington sorgt aktuell für Gesprächsstoff – jedoch nicht wegen einer neuen Filmpremiere, sondern aufgrund seiner ehrlichen Einschätzung zu Cancel Culture und öffentlicher Wahrnehmung. Im Gespräch mit Complex News, begleitet von seinem langjährigen Regisseur Spike Lee, äußerte sich Washington unverblümt zum Thema: Wer sich nicht von Online-Meinungen abhängig macht, hat auch keinen Grund, sich Sorgen zu machen. "Wer sich nicht anmeldet, kann auch nicht gecancelt werden", stellte Washington klar. Damit widersprach er deutlich der Vorstellung, dass die Zahl an Social-Media-Fans den künstlerischen Wert bestimme.

Washingtons zentrale Botschaft: Glaube, Handwerk und der Stellenwert öffentlicher Meinung

Als Interviewerin Jillian Hardeman-Webb meinte: "Follower sind heute wie Währung", lenkte Washington das Gespräch geschickt um. Statt auf Statistiken einzugehen, erklärte er: "Ich folge niemandem. Ich orientiere mich an der göttlichen Führung. Ich folge Gott, nicht den Menschen." Mit dieser pragmatischen und spirituellen Perspektive begründet er seine Ruhe gegenüber viralem Aufschrei. Washingtons Haltung spiegelt eine traditionelle Hollywood-Weisheit wider: Echte Künstlerinnen und Künstler lassen sich eher von ihren Überzeugungen und ihrem Handwerk leiten als von den wechselnden Trends der Netzgemeinde.

Hintergründe: Preise sind nicht gleichbedeutend mit Kunst

Auch in Bezug auf Auszeichnungen hat Washington diese Haltung jüngst betont. Im Interview mit Jake’s Takes schilderte er, dass er nicht „für die Oscars“ spiele. Preise werden von Menschen vergeben, Belohnungen jedoch kämen aus einer höheren Quelle, betonte er. Für viele etablierte Schauspielerinnen und Schauspieler gilt brancheninterne Anerkennung als erfreulich, aber nicht als allesentscheidend. Für Washington sind die beiden Oscars – für Glory (1989) und Training Day (2001) – bedeutende Meilensteine, jedoch keine Fesseln.

Highest 2 Lowest: Moderne Hommage an Kurosawa

Washingtons Aussagen fallen in die Zeit, in der er und Spike Lee ihren neuen Film Highest 2 Lowest vorstellen – eine Neuinterpretation des Akira-Kurosawa-Klassikers „High and Low“. Produziert von A24 und Apple, bringt der Film die moralischen und sozialen Konflikte des Originals in die moderne Musikindustrie. Washington spielt einen Musikmogul, der in ein Erpressungsdrama gerät. Es ist bereits die fünfte Zusammenarbeit mit Spike Lee nach Mo‘ Better Blues (1990), Malcolm X (1992), He Got Game (1998) und Inside Man (2006) – und das erste gemeinsame Kinoprojekt seit nahezu zwanzig Jahren.

Einflüsse und Vergleiche

Kurosawa erforschte einst durch das Genre die Themen Klasse und Gewissen. Lee und Washington aktualisieren dies: Mit Prominenz, Medienmanipulation und den ökonomischen Realitäten des Ruhms. Wer Lees frühere Filme mit Washington schätzt, erkennt vertraute Motive wieder – die moralische Zerrissenheit von Macht, die Stadt als Schauplatz und intensive, schauspielerzentrierte Darstellerleistungen. Für Liebhaber kluger Thriller über moralische Grauzonen reiht sich Highest 2 Lowest nahtlos in die Riege aktueller A24-Verfilmungen zeitloser Stoffe in modernen Allegorien ein.

Blick hinter die Kulissen und erste Publikumsreaktionen

Hinter der Kamera setzt Spike Lee auf seine dynamische Bildsprache, während Washington Raum für feine Nuancen erhält. Erste Reaktionen der Zuschauerinnen und Zuschauer heben Washingtons starke Präsenz sowie das innovative Produktionsdesign hervor, das Kurosawas industrielle Welten in Musikstudios, Luxusvillen und die Mechanismen des Medienbetriebs übersetzt. Fun Fact: Hier kommt es zur künstlerischen Wiedervereinigung zweier Persönlichkeiten, deren gemeinsame Filme das amerikanische Kino der letzten 30 Jahre prägten.

Kritik und Brancheneinblick

Oft werden in Debatten um Cancel Culture Beliebtheit mit moralischer Überlegenheit gleichgesetzt. Washingtons Haltung setzt einen wichtigen Kontrapunkt: Für Schauspielgrößen zählt ein über Jahre gewachsenes Renommee – und Qualität in der Arbeit. Aus Branchensicht beeinflussen Social Media weiterhin die Filmpromotion, doch Studios wissen auch, dass eine engagierte Kritikergemeinschaft oder das Vermächtnis eines Stars einen Film über das erste Online-Echo hinaus tragen können.

Stimmen aus der Filmkritik

"Spike Lee und Denzel Washington sind immer dort am stärksten, wo sich Politik, Poesie und Schauspiel überschneiden", meint Filmkritikerin Anna Kovacs. "Highest 2 Lowest überträgt Kurosawas moralische Fragestellungen ins Zeitalter des Medienrauschs und Washingtons Aussagen zu Cancel Culture spiegeln eine auf Handwerk und Haltung gegründete Karriere wider — nicht auf Klicks."

Fazit: Warum dieser Diskurs wichtig ist

Washingtons Kommentare sind mehr als die typische Aussage eines Stars – sie regen eine wichtige Diskussion in der Branche um Werte, Sichtbarkeit und die richtige Messlatte für Kunst an. Passend dazu fordert Highest 2 Lowest sein Publikum heraus, den Film nach eigenen Maßstäben zu beurteilen – und nicht nach der momentanen Online-Stimmungslage. Für Filmliebhaber eine Erinnerung daran, Geschichten, Schauspielkunst und den Gesamtkontext über kurzfristige Online-Trends zu stellen.

Quelle: hollywoodreporter

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