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Abschied von einer treibenden Kraft des australischen Independent-Kinos
In einer Entscheidung, die das Ende einer prägenden Epoche der australischen Independent-Produktion markiert, haben Angie Fielder und Polly Staniford bekanntgegeben, dass sie Aquarius Films nach 18 Jahren herunterfahren werden. Das für einen Academy Award nominierte und mit einem AACTA ausgezeichnete Unternehmen hinterlässt ein kompaktes, aber einflussreiches Katalogangebot, das renommierte Spielfilme und erfolgreiche Fernsehserien umfasst. Statt einer abrupten Schließung planen die beiden einen behutsamen Übergang: Sie werden die Katalogrechte von Aquarius weiter verwalten und ausgewählte Projekte zum Abschluss bringen, während sie eigene kreative Vorhaben verfolgen.
Von Küchentischen zu internationalen Festivals
Gegründet 2007, entwickelte sich Aquarius Films aus bescheidenen Anfängen zu einer Boutique-Produktionsfirma, die für ihre Förderung frauen-geführter Geschichten und die Unterstützung aufstrebender Talente bekannt wurde. Zu den Credits zählen der für den Oscar nominierte Film "Lion", Sundance-Premieren wie "Wish You Were Here" und "Berlin Syndrome" sowie Fernsehserien wie "Mix Tape", "Love Me", "Savage River" und "The Unlisted". Die jüngste Binge-Original-Produktion der Firma, "Mix Tape", verzeichnete eine erfolgreiche Festival- und Streaming-Reise — sie gewann den Audience Award in der TV Spotlight-Kategorie bei SXSW und erreichte nach der BBC Two- und iPlayer-Premiere Spitzenplätze in den britischen Streaming-Charts.
Hinter den Kulissen und Resonanz beim Publikum
Fans und Kritiker lobten Projekte von Aquarius für starke Darbietungen, intime Erzählweise und häufig risikofreudige Perspektiven. Der internationale Erfolg von "Lion" richtete weltweite Aufmerksamkeit auf das Unternehmen, während die nostalgische, soundtracksgetriebene Erzählweise von "Mix Tape" insbesondere bei Streaming-Zuschauern Anklang fand, die emotionale Ehrlichkeit schätzen. Insider-Anekdoten erinnern an frühe Drehs, die aus Homeoffices und Schnittsitzungen am Küchentisch heraus organisiert wurden — ein Hinweis darauf, dass viele Independent-Erfolgsgeschichten mit einfallsreicher Kreativität statt mit großen Studios beginnen.

Wie Aquarius in die Branche passt
Die Schließung von Aquarius Films unterstreicht breitere Trends in Film und Fernsehen: Konsolidierung auf Vertriebsseite, der Druck auf kleine Independents in einem von Streaming dominierten Markt und ein zunehmender Fokus auf vielfältige Kreative. Im Vergleich zu australischen Kollegen wie See-Saw Films, die international expandierten, entschied sich Aquarius bewusst für Unabhängigkeit, förderte auteurgetriebene Projekte und ging kreative Risiken ein, die größere Unternehmen oft meiden.
Vergleiche und künstlerisches Erbe
"Mix Tape" weist tonale Ähnlichkeiten mit musikzentrierten Serien wie "Ted Lasso" und "Derry Girls" auf, indem es Charakterentwicklung mit einem einprägsamen Soundtrack verbindet, während "Lion" als intime Familiendramatik an Verfilmungen realer Vorlagen erinnert, die emotionale Wahrhaftigkeit über Spektakel stellen. Der Katalog von Aquarius zeigt eine Vorliebe sowohl für Arthouse-Kino als auch für zugängliche, charaktergetriebene Serien — ein Gleichgewicht, das die zeitgenössische australische Erzählkunst im Film- und Fernsehbereich mitgeprägt hat.
Expertenperspektive
Filmkritikerin Anna Kovacs kommentiert: "Aquarius Films verkörperte die kreative Unabhängigkeit, die originales Kino und Fernsehen antreibt. Ihre Arbeit stellte regelmäßig Regisseurinnen, Regisseure und Autorinnen in den Vordergrund, was zu Projekten führte, die persönlich wirkten und nicht nach Schema F produziert waren. Die australische Filmszene wird eine Produzentin verpassen, die bereit war, riskante, weiblich geführte Visionen zu unterstützen."
Wie es für Fielder und Staniford weitergeht
Beide Gründerinnen erklären die Entscheidung als bewusstes, optimistisches Neupositionieren. Sie werden gemeinsam eine kleine Anzahl laufender Projekte weiterentwickeln, wollen sich aber künftig individuellen kreativen Pfaden widmen. Zudem bestätigten sie, dass sie das Eigentum an und das Management der Rechte am Aquarius-Katalog behalten — eine wichtige Information für Festivals, Vertriebe und Streaming-Plattformen, die diese Werke weiterhin lizenzieren oder neu veröffentlichen könnten.
Abschließende Gedanken
Aquarius Films hinterlässt ein Erbe mutiger Erzählkunst und eine beachtliche Titelauswahl, die weiterhin auf Festivals, Streaming-Diensten und in Arthouse-Kinos zu sehen sein wird. Die Schließung ist weniger ein endgültiges Ende als eine Umstrukturierung: Die Geschichten, deren Entstehung das Unternehmen unterstützt hat, werden kommende australische Filmemacherinnen und Filmemacher weiterhin beeinflussen, und die nächsten Kapitel der Gründerinnen werden mit Interesse verfolgt werden. Für internationale Zuschauerinnen und Zuschauer, die Aquarius über "Lion" oder "Mix Tape" kennengelernt haben, ist dies eine Erinnerung daran, wie unabhängige Produzentinnen und Produzenten die kulturelle Debatte prägen können — und wie sich diese Produzenten im Zuge des Wandels der Branche weiterentwickeln.
Quelle: deadline
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