Ted Mann: Eine vielseitige Stimme im Fernsehen und Film

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Ted Mann: Eine vielseitige Stimme im Fernsehen und Film

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In Erinnerung an eine vielseitige Stimme im Fernsehen und Film

Ted Mann, ein in Kanada geborener Drehbuchautor und Produzent, dessen Laufbahn sich vom Satireblatt National Lampoon zu einigen der einflussreichsten Fernsehserien entwickelte, ist im Alter von 72 Jahren nach einem Kampf gegen Lungenkrebs gestorben. Als langjähriger Weggefährte von David Milch und kreative Kraft hinter wegweisenden Serien wie NYPD Blue, Deadwood und Homeland hinterlässt Mann ein Werk, das Komödie, harte Polizeidramen, Western-Mythos und politisch aufgeladene Thriller verbindet.

Vom National Lampoon zu Robert Altman

Mann begann seine Karriere im Print- und Comedybereich für das National Lampoon, wo seine Beiträge die Aufmerksamkeit von Filmemachern erregten. Diese Arbeit führte zu einem überraschenden frühen Kinocredit: Er schrieb gemeinsam das Drehbuch zu O.C. and Stiggs (1985), das Robert Altman zu einer losen, anarchischen Komödie mit seinem typischen Ensembleansatz adaptierte. Der Film nimmt eine ungewöhnliche Position in Altmans Werk ein – verspielter und satirischer als seine späteren Charakterstudien – signalisierte jedoch Manns Bandbreite und seine Vorliebe für eigenwilligen Humor.

Trivia: Kultprojekte und Fangemeinden

Bevor er sich in der Prestige-Fernsehlandschaft etablierte, half Mann bei Projekten wie Disco Beaver From Outer Space für HBO und Delta House, einem ABC-Spin-off von Animal House. Diese frühen Arbeiten banden ihn in die späten 1970er Jahre irreverente Comedy-Szene ein, zu der weitere Lampoon-Alumni und spätere TV-Autoren gehörten.

NYPD Blue und der Aufstieg des rauen Network-Dramas

Mann machte erstmals nachhaltig auf sich aufmerksam mit NYPD Blue, einer Serie, die die Polizeiserie der 1990er Jahre mit roher Sprache und serialisiertem Erzählen neu definierte. Als Produzent und Autor in den prägenden Staffeln trug er zu einer Serie bei, die die Ära der sogenannten „Prestige“-Network-Serien einläutete – Formate, die moralische Komplexität und stilistische Kühnheit zuließen. 1995 teilte er sich einen Emmy, eine Branchenauszeichnung, die seinen Ruf als Spitzenproduzent im Drama festigte.

Deadwood, John From Cincinnati und die Zusammenarbeit mit Milch

Die Zusammenarbeit mit David Milch erwies sich als eine der kreativ nachhaltigsten Partnerschaften in Manns Karriere. Bei HBOs Deadwood schrieb und produzierte Mann über die dreijährige Serienlaufzeit hinweg und trug zu einem revisionistischen Western bei, der poetische Dialoge, vielschichtige Figuren und mythisches Erzählen verband. Er und Milch arbeiteten auch an John From Cincinnati und mehreren weiteren Serien zusammen und bildeten ein kreatives Tandem, das dichte, charaktergetriebene Erzählungen klassischen Formeln vorzog.

Vergleiche und Kontext

Deadwoods Fokus auf Sprache und moralische Mehrdeutigkeit wird häufig mit anderen HBO-Experimenten der 2000er Jahre verglichen – etwa The Sopranos und The Wire –, weil alle drei die Erwartungen an fernsehsprachliches Erzählen herausforderten. Während The Wire Institutionen sezierte und The Sopranos moralische Krisen innerhalb einer Familie verortete, verwandelte Deadwood die Grenzmythologie in ein philosophisches Drama.

Spätere Arbeiten: Homeland und Genreflexibilität

Mann bewies auch in den späteren Jahren seiner Karriere bemerkenswerte Genre-Vielseitigkeit: Als Autor und Produzent wirkte er in den Staffeln fünf bis sieben von Showtimes Homeland (2015–2018) mit. Seine Mitarbeit an Homeland brachte ihn mitten in die Erzählwelt moderner politischer Thriller und zeigt seine Fähigkeit, sich an veränderte Fernsehlandschaften anzupassen – von Single-Camera-Network-Dramen bis hin zur Spitzenzeit von Kabel- und Streaming-Serien.

Weitere bemerkenswerte Credits

Über Jahrzehnte liest sich Manns Werk wie ein Streifzug durch modernes Fernsehen und Kultkino: Space Truckers (1996), Miami Vice, Millennium, Total Recall 2070, Skin, Judging Amy, Crash, Hatfields & McCoys und Magic City. Er bewegte sich souverän zwischen Network- und Premium-Kabel, zwischen Komödie und düsterem Drama – ein Zeichen für einen Drehbuchautor-Produzenten, der erzählerische Herausforderungen dem Typcasting vorgezogen hat.

Privates und Vermächtnis

Geboren am 24. Oktober 1952 in Vancouver, war Mann seit 1988 mit seiner langjährigen Partnerin Bly verheiratet und hinterlässt Töchter, einen Sohn, Geschwister und Enkelkinder. Seine Tochter Lucy Bujold bestätigte seinen Tod im St. John’s Health Center in Santa Monica. Kolleginnen und Kollegen aus der Branche erinnern sich nicht nur an einzelne Episoden und Staffeln, sondern an eine intellektuelle Großzügigkeit, die Writers' Rooms prägte und Projekte zu mutigeren, interessanteren Entscheidungen ermutigte.

„Mann verkörperte eine seltene Mischung aus komischem Timing und dramatischer Ernsthaftigkeit“, sagt der Filmhistoriker Marko Jensen, ein ehemaliger Fernseharchivar. „Er bewegte sich zwischen tonalen Extremen, ohne eine unverkennbare Stimme zu verlieren. Deshalb wirkt seine Arbeit mit Milch und anderen noch lebendig – sie fordert das Publikum auf, anders zuzuhören.“

Fazit: Ein stiller Architekt des modernen Fernsehens

Ted Manns Karriere zieht eine Linie durch die transformativsten Kapitel des modernen Erzählkinos: die lampoonhafte Komik der späten 1970er, den Network‑Schock von NYPD Blue, HBOs kunstvolle Neuentdeckung des Western und die globalisierten politischen Dramen der 2010er Jahre. Wenn sein Name öfter in den Credits als auf dem Marquee stand, finden sich seine Fingerabdrücke in Episoden und Serien, die das Fernsehen und seine Erzählweisen veränderten. Für Drehbuchautoren, Produzenten und Fans serialisierter Dramen bleibt Manns Vermächtnis eine Erinnerung daran, dass Vielseitigkeit, Zusammenarbeit und Experimentierfreude dauerhafte Spuren in der Kultur hinterlassen können.

Quelle: hollywoodreporter

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