Christopher Nolan als neuer Präsident der Directors Guild

Christopher Nolan als neuer Präsident der Directors Guild

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Christopher Nolan übernimmt Führung der DGA

Christopher Nolan, der mit einem Oscar ausgezeichnete Regisseur von "Oppenheimer", wurde zum Präsidenten der Directors Guild of America (DGA) gewählt. Die Abstimmung fand während des zweijährlichen nationalen Kongresses der Gewerkschaft statt, bei der 167 Delegierte, die mehr als 19.500 Mitglieder repräsentieren, den Regisseur zur Nachfolge von Lesli Linka Glatter bestimmten. Nolan gehörte bereits dem nationalen Vorstand der DGA an und übernimmt nun die Leitung, während die Gewerkschaft sich auf eine neue Runde von Vertragsgesprächen mit Studios und Streaming-Anbietern vorbereitet.

Warum das jetzt wichtig ist

Nolan übernimmt das Amt in einer Phase des Wandels innerhalb der Industrie. Zu den Prioritäten der DGA zählen Initiativen zur Arbeitssicherheit am Set, die Ausweitung der Film- und TV-Steuergutschriften in Kalifornien sowie das Eintreten für bessere ausländische Streaming-Tantiemen — ein wachsendes Thema, da globale Streaming-Einnahmen zunehmend bestimmen, wie Filme und Serien langfristig Vergütungen für Kreative erwirtschaften. Der aktuelle DGA-Vertrag läuft bis zum 30. Juni 2026, doch werden voraussichtlich bereits im nächsten Jahr erste Gespräche mit der Alliance for Motion Picture and Television Producers beginnen, die den Rahmen für Verhandlungen bilden, in denen Streaming, internationale Vergütung und Schutzmaßnahmen für Beschäftigte am Set im Mittelpunkt stehen.

Die DGA erregte zuletzt Aufmerksamkeit durch Lobbyarbeit in Sacramento, um Pilotprojekte für verpflichtende Sicherheitsbeauftragte auf Produktionen zu unterstützen, die von kalifornischen Steueranreizen profitieren. Dieser Fokus auf Sicherheit und ökonomische Schutzmaßnahmen dürfte unter Nolans Führung weitergeführt werden.

Was Nolan einbringt

Nolan ist eine ungewöhnlich prominente Wahl für die Präsidentschaft einer Gewerkschaft, während er zugleich auf dem Gipfel seines kommerziellen und preisgekrönten Erfolgs steht. Er gewann zwei Oscars für "Oppenheimer" und weist eine nachgewiesene Bandbreite über Genres hinweg auf — von Blockbuster-Superheldenfilmen wie "Batman Begins" und "The Dark Knight" über geistbewegende Thriller wie "Memento" und "Inception" bis hin zu historischem Drama wie "Dunkirk". Nolans Ruf, sich für die Kinopräsentation, Filmpositiv und IMAX-Vorführungen sowie für praktische Effekte einzusetzen, positioniert ihn als Regisseur, der sowohl handwerkliche Qualität als auch die wirtschaftlichen Strukturen des Kinos wertschätzt.

Verglichen mit vielen zeitgenössischen Tentpole-Regisseuren, die stark auf digitale VFX und Franchises setzen, steht Nolans Filmemacher-Philosophie — mit Vorliebe für praktische Effekte, großformatige Kameras und dichte Erzählstrukturen — in klarem Kontrast. Sein Ansatz könnte die DGA-Diskussionen über Produktionspraktiken, den Schutz kreativer Rechte sowie Standards für Arbeitssicherheit und Arbeitsbedingungen am Set beeinflussen.

„Nolan bringt eine Kombination aus praktischer Filmerfahrung und globaler Kinopower mit, wie sie nur wenige Gewerkschaftsführer während ihrer aktiven Regiekarriere vorweisen können“, sagt der Filmhistoriker Marko Jensen. „Seine Präsidentschaft könnte die Stimme der Gewerkschaft in Fragen der Streaming-Vergütung und des Erhalts der Kinokultur verstärken, ohne alltägliche Produktionsfragen wie Sicherheit und Einstellungspraktiken zu vernachlässigen.“

Der neue DGA-Führungskader

Parallel zu Nolans Wahl bestätigte die Versammlung Laura Belsey als National Vice President und Paris Barclay als Secretary-Treasurer in ihren Ämtern. Auf der weiteren Liste stehen bekannte Namen und neue Gesichter: Todd Holland (First Vice-President), Ron Howard (Second Vice-President), Gina Prince-Bythewood (Third Vice-President), Seith Mann (Fourth Vice-President), Millicent Shelton (Fifth Vice-President), Lily Olszewski (Sixth Vice-President) und Joyce Thomas (Assistant Secretary-Treasurer). Die Präsenz aktiver Regisseure wie Ron Howard deutet auf eine Administration hin, die enge Verbindungen sowohl zur Mainstream-Studiofilmproduktion als auch zur unabhängigen Filmszene pflegt.

Branchensituation und Beobachtenswertes

Zentrale Themen, die voraussichtlich den nächsten Tarifzyklus dominieren, sind: die Aushandlung gerechterer ausländischer Streaming-Tantiemen, da globales Streaming zu einem größeren Einnahmenstrom wird; die Festschreibung von Sicherheitsprotokollen über verschiedene Produktionsarten hinweg; sowie der Schutz der kreativen Rechte von Regisseuren in einer Zeit von Franchise-Erschöpfung und algorithmusgesteuerten Inhaltsentscheidungen. Die erfolgreiche Verhandlung der DGA im Jahr 2023 — als einzige der großen Hollywood-Gewerkschaften, die damals ohne Arbeitsniederlegung einen Vertrag abschloss — hat der Gewerkschaft Erfahrung in pragmatischer Aushandlung verschafft, doch hat sich das Umfeld durch die Umformung der Einnahmeströme durch Streaming-Plattformen schnell verändert.

Für Filmfans bleibt Nolans weiteres kreatives Schaffen von Interesse. Sein nächster Film, "The Odyssey", ein episches Abenteuer, das im Juli von Universal Pictures erscheinen soll, wird nicht nur wegen seines Einspielpotenzials beobachtet, sondern auch als Signale dafür, wie sehr sich der Regisseur dem groß angelegten Kinokino und der Erhaltung des Mediums verpflichtet fühlt.

Nolans Präsidentschaft markiert einen bemerkenswerten Moment: Ein A‑List-Filmemacher übernimmt eine Führungsrolle in einer Gewerkschaft, während er weiterhin aktiv Filme dreht. Ob diese Prominenz in stärkere Verhandlungspositionen mündet oder Fragen zur Vereinbarkeit von künstlerischer Arbeit und Gewerkschaftsverantwortung aufwirft, wird sich zeigen. Für den Moment werden Mitglieder und Beobachter genau verfolgen, wie die DGA unter Nolan mit Streaming-Ökonomie, Arbeitssicherheit und dem Erhalt des Kinokinos umgeht.

Quelle: variety

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