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Fünfzehn Jahre nach dem Start des ersten Galaxy S mit einer 5‑Megapixel‑Kamera haben sich Samsungs Smartphone‑Kameras grundlegend verändert. Damals waren einfache Stills und 720p‑Video üblich; heute dominieren Mehrfachlinsen, große Sensoren und rechenintensive Bildverarbeitung. Diese Entwicklung ist das Ergebnis simultaner Fortschritte bei Sensorfertigung, Optik, Bildstabilisatoren und vor allem bei der computerbasierten Fotografie — Bereiche, die sich gegenseitig verstärken und zu deutlich besserer Bildqualität führen, ohne dass der Nutzer immer komplexe Einstellungen vornehmen muss.
Von 5MP und 720p bis 200MP und 8K
Das erste Galaxy S kam mit einer 5‑Megapixel‑Kamera, die 720p‑Video aufzeichnen konnte. Springt man zur neuesten S‑Serie, etwa zum Galaxy S25 Ultra, sieht man Sensoren mit bis zu 200MP und die Fähigkeit, in 8K (mit einer vertikalen Auflösung von 4.320 Pixeln) zu filmen. Rein numerisch betrachtet hat sich die mögliche Auflösung von Standbildern damit in etwa um den Faktor 40 erhöht; die Pixelanzahl bei Videos ist ungefähr 36‑mal höher als damals. Solche Werte sind jedoch nur ein Teil der Geschichte: Entscheidend sind Sensorgröße, Pixelgröße, Linsenqualität und die Art und Weise, wie Rohdaten verarbeitet werden.
Größere Sensoren sammeln mehr Licht, was besonders bei schlechten Lichtverhältnissen wichtig ist, während größere Pixel eine bessere Signal‑zu‑Rausch‑Relation bieten. Moderne 200MP‑Sensoren arbeiten häufig mit Pixel‑Binning: Mehrere benachbarte Pixel werden zu einem größeren virtuellen Pixel zusammengefasst, um die Lichtempfindlichkeit zu erhöhen und Rauschen zu reduzieren. Bei guter Beleuchtung erlauben diese Sensoren jedoch auch echtes Hochauflösungs‑Fotografieren, das feine Details für großformatige Drucke oder intensives Zuschneiden erhält.
Auch die Videoaufzeichnung hat sich gewandelt: 8K bietet ein Vielfaches der Detailmenge früherer Smartphones, macht aber höhere Anforderungen an Prozessorleistung, Wärmeabfuhr, Speicherplatz und Videocodecs. Praktisch nutzen viele Anwender 8K eher für hochwertige Archivaufnahmen, Reframing oder als Quelle für 4K‑Schnitte, während Alltagsaufnahmen oft in 4K oder Full HD stattfinden — zumal Stabilisierung, Bitrate und Farbtiefe ebenfalls den sichtbaren Eindruck beeinflussen.
Mehr Linsen, mehr Flexibilität
Ein deutlich sichtbarer Wandel seit 2010 ist die Verbreitung von Mehrfachkamera‑Systemen. Während frühe Smartphones eine einzelne Rückkamera hatten, kommen moderne Flaggschiffe wie das S25 Ultra mit vier oder mehr Modulen: ein 200MP‑Hauptsensor, ein neuer 50MP‑Ultraweitwinkel, ein 50MP‑Periskop‑Tele mit etwa 5x/111mm Äquivalent und ein 10MP‑Tele mit ungefähr 3x/67mm. Diese Kombinationen erweitern die Brennweiten ab Werk, ermöglichen optischen oder verlustfreien Hybridzoom und bieten spezielle Bildgestaltungen, die früher nur mit zusätzlichen Objektiven erreichbar waren.
Mehr Linsen bedeuten aber nicht nur unterschiedliche Brennweiten. Jede Optik ist für bestimmte Aufgaben optimiert: Ultraweitwinkelmodule liefern weite Bildwinkel und oft bessere Nahfokus‑Performance, während Periskopteleobjektive durch Prismensysteme längere Brennweiten bei kompakter Bauweise erlauben. Mittlere Teleobjektive können Porträts mit natürlicher Perspektive und Bokeh erzeugen. Zudem kommen optische Bildstabilisierung (OIS), variable Blenden oder elektronische Stabilisierung hinzu, die Verwacklungen reduzieren und längere Belichtungszeiten erlauben.
Die zusätzliche Hardware öffnet auch die Tür für softwaregestützte Features: nahtlose Objektivumschaltung, Multi‑Frame‑Super‑Resolution‑Zuschneiden, Fokus‑Stacking oder kombinierte HDR‑Aufnahmen aus mehreren Brennweiten. Für Nutzer bedeutet das praktisch mehr kreative Freiheit: Vom Ultraweitwinkel‑Stadtpanorama über das klassische 3x‑Portrait bis hin zum weit entfernten Detail mit 5x oder höherem Zoom — alles mit einem Gerät.
Hinter der reinen Hardware stehen aber die Rechenverfahren, die aus Rohdaten verwertbare, fotografisch nutzbare Bilder bauen. Fortschritte in der On‑Device‑Verarbeitung, in Bildsignalprozessoren (ISP) und in KI‑gestützten Bildpipelines haben den größten praktischen Einfluss auf die endgültige Bildqualität. Computational Photography kombiniert mehrere Belichtungen zu einem Bild, reduziert Rauschen, erweitert den Dynamikumfang (HDR) und verbessert Detaildarstellung durch Algorithmen wie Super‑Resolution und intelligente Demosaicing‑Verfahren.
Moderne Smartphones nutzen mehrstufige Pipelines: Rohdaten werden zunächst von der Hardware vorverarbeitet (Rauschunterdrückung, Farbkorrektur), dann folgen mehrfache Belichtungs‑ und Schärfungs‑Schritte, in denen KI‑Modelle Motive erkennen (Personen, Himmel, Vegetation, Gebäude) und die Verarbeitung kontextbezogen anpassen. Beispiele sind Nachtmodus‑Aufnahmen, bei denen mehrere lange und kurze Belichtungen gestapelt werden, oder Porträtaufnahmen, bei denen Kantenerkennung und Tiefenschätzung für realistischere Bokeh‑Übergänge sorgen. Selbst Dinge wie Hauttöne, Kontrast und die lokale Schärfe werden heute oft durch maschinelles Lernen optimiert, damit Bilder konsistent und ansprechend wirken.
Fazit
Die Entwicklung der Kameras in der Galaxy‑S‑Reihe zeigt, wie Hardware und Software zusammenwachsen: Größere Sensoren und vielfältigere Linsensysteme liefern die Rohdaten, während computational photography die Informationen zu brauchbaren, hochwertigen Fotos und Videos formt. Technische Meilensteine wie 200MP‑Sensoren, Periskop‑Teleobjektive und 8K‑Aufzeichnung sind zwar eindrucksvoll, doch ihr Wert entfaltet sich erst durch intelligente Verarbeitung — von Pixel‑Binning und HDR bis zu KI‑gestützter Bildverbesserung.
Blickt man nach vorn, sind mehrere Trends erkennbar: noch effizientere Algorithmen, spezialisierte NPU‑Einheiten (Neural Processing Units) für on‑device KI, weiter verbesserte Sensorfertigung (stapelbare Sensoren, bessere Mikrooptiken) und hybride Lösungen, die Hardware‑Verbesserungen mit cloudgestützter Verarbeitung kombinieren. Gleichzeitig werden Aspekte wie Energieverbrauch, Wärmemanagement und Speicheroptimierung wichtiger, wenn Aufzeichnungen in hohen Auflösungen zur Norm werden.
Die Infografik, die diese Veränderungen von den Anfängen des Galaxy S bis heute nachzeichnet, bietet eine kompakte Übersicht über die wichtigsten Schritte dieser Reise — eine praktische Momentaufnahme dessen, wohin die Smartphone‑Fotografie gegangen ist und welche Möglichkeiten in naher Zukunft noch denkbar sind. Für Fotografen und Technikinteressierte bleibt spannend, wie sich Sensoren, Optik und KI‑Modelle weiterentwickeln und welche neuen kreativen Werkzeuge daraus entstehen.
Quelle: gsmarena
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