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Hyundai strafft die Kona Electric Modellpalette für 2026
Hyundai hat die Kona Electric für das Modelljahr 2026 deutlich reduziert und die zuvor vier Varianten umfassende Palette auf eine einzige Ausstattungsstufe konzentriert: die SE mit dem Standard-Akku. Damit entfällt die bisher angebotene Langstrecken-Batterie ebenso wie mehrere höherwertige Ausstattungsvarianten. Das Ergebnis ist ein kompakter Elektro-Crossover mit insgesamt abgespeckterem Ausstattungs- und Reichweitenprofil als zuvor.
Was hat sich für 2026 geändert?
Die sichtbarste Änderung ist die Vereinfachung der Modellpalette: Es bleibt nur noch die SE-Variante mit einer 48,6-kWh-Batterie übrig. Hyundai Motor America hat zudem eine kleine Anpassung am Innenraum vorgenommen – die Mittelkonsole bietet jetzt ein größeres Ablagefach – ansonsten wirkt die Überarbeitung eher wie eine Wartungs- oder Modellpflege als ein vollständiges Generationen-Update. Es gibt weder eine Allradoption, noch eine Hochleistungsvariante, und auch keine angekündigte Integration in die Ioniq-Marke, die bei anderen Hyundai-BEVs die dedizierte E-GMP-Architektur nutzt.

„Die Kona Electric zielt jetzt eher auf Käufer, die ein einfaches, kompaktes Elektrofahrzeug suchen, und weniger auf jene, die maximale Reichweite oder die neueste Technik anstreben“, erklärte ein Branchenanalyst. Diese Positionierung erklärt sich teilweise aus der Basis der Kona: Das Fahrzeug steht auf der K3-Plattform von Hyundai, einer Architektur, die ursprünglich auf Modelle mit Verbrennungsmotor optimiert wurde. Im Gegensatz dazu stehen moderne Hyundai-Elektroautos wie der Ioniq 5 auf der speziell für Elektrofahrzeuge entwickelten E-GMP-Plattform, die andere Stärken bei Reichweite, Ladeleistung und Innenraumgestaltung erlaubt.
Wichtiger Kontext und Wettbewerb
Das Timing der Neuausrichtung wirkt heikel. Hyundai hat für das Modelljahr 2026 noch keine unverbindliche Preisempfehlung (MSRP) auf seiner Kundenwebsite veröffentlicht; dort ist weiterhin die 2025er-Aufstellung zu sehen, in der die Kona Electric mit 32.975 US-Dollar vor Fracht gelistet ist. Gleichzeitig schärfen Wettbewerber ihr Angebot: Die Wiederbelebung des Nissan Leaf ist darauf ausgelegt, aggressive Preise und eine verbesserte Reichweite zu bieten, was den günstigen Kompakt-EV-Bereich stärker umkämpft. Für Käufer, die heute entscheiden, sind Preis, Reichweite und verfügbare Ausstattung wichtige Vergleichspunkte – und in diesem Wettbewerb wirkt die vereinfachte Kona-Modellpalette weniger differenziert.

Spezifikationen und Laden
Auch nach der Straffung bleibt die Kona Electric in mehreren praktischen Aspekten brauchbar und alltagstauglich. Die wichtigsten technischen Eckdaten im Überblick:
- EPA-Reichweite: 200 Meilen (ca. 322 km) für das Modelljahr 2026 — eine praxisorientierte Reichweite für Pendler und Stadtverkehr.
- Elektromotor: vorn montierter E-Antrieb mit 133 PS sowie 188 lb-ft (255 Nm) Drehmoment — ausreichend für die meisten urbanen und vorstadttypischen Fahrsituationen.
- Batterie: 269-Volt-Pack mit 48,6 kWh Bruttokapazität — die Kompaktbauweise ermöglicht geringeres Gewicht, aber auch eine begrenztere Reichweite im Vergleich zu Langstrecken-Paketen.
- Ladeleistung: DC-Schnellladen mit bis zu 100 kW ermöglicht eine Ladung von 10–80 % in rund 43 Minuten; AC-Laden auf Level 2 (Typ 2) lädt von 10–100 % in knapp unter fünf Stunden — praktisch für Übernacht-Ladevorgänge zuhause oder längere Parkzeiten.
- Gewicht: Leergewicht (curb weight) wird mit 3.571 lb (ca. 1.620 kg) angegeben — ein für den Segmentdurchschnitt typisches Gewicht, das Einfluss auf Verbrauch und Fahrdynamik hat.
- Ausstattung: Vehicle-to-Load-Funktionalität (V2L) und das Hyundai SmartSense Sicherheits-Paket, das Systeme wie Highway Driving Assist, Lane Keeping Assist und Safe Exit Warning umfasst.
Im Interieur kombiniert die Kona zwei 12,3-Zoll-Displays — eines als Kombiinstrument, eines für Infotainment mit Satellitennavigation — und außen rollt das Fahrzeug auf 17-Zoll-Leichtmetallrädern mit 215/60-Bereifung. Diese Kombination aus Anzeige- und Komforttechnik bietet eine moderne Basis, bleibt aber hinter der digitaleren und räumlich offeneren Gestaltung zurück, wie sie auf E-GMP-basierten Modellen möglich ist.

Verkaufsentwicklung und Marktaussichten
Die Verkaufszahlen deuten darauf hin, dass die Kona-Familie unter Druck steht. Hyundais Bericht zum dritten Quartal 2025 zeigt kombinierte Kona-Verkäufe (Verbrenner und BEV) von 17.450 Einheiten im Quartal. Die kumulierten Auslieferungen in den USA lagen bis September 2025 bei 57.278 Fahrzeugen, ein Rückgang von 11 % gegenüber dem gleichen Zeitraum 2024. Zum Vergleich: Das meistverkaufte Modell von Hyundai verzeichnete im selben Neunmonatszeitraum 165.239 Auslieferungen — ein signifikant größeres Volumen, das die unterschiedlichen Marktsegmente innerhalb der Marke widerspiegelt.
Ohne Langstrecken-Batterie oder sportlichere Varianten droht die Kona Electric, an Attraktivität für diejenigen Käufer zu verlieren, die maximale Reichweite oder eine modernere EV-Architektur bevorzugen. Andererseits bleiben Kaufargumente bestehen: Das Garantiepaket ist konkurrenzfähig und adressiert typische Käuferbedenken rund um Haltbarkeit und Service. Hyundai bietet eine Neuwagen-Garantie von 5 Jahren bzw. 60.000 Meilen, 5 Jahre 24/7 Pannenhilfe, 7 Jahre Korrosionsschutz sowie eine Batterie- und Vorderachs-Antriebsstranggarantie über 10 Jahre bzw. 100.000 Meilen. Diese Absicherungen sind gerade für Erstkäufer von Elektroautos ein wichtiges Entscheidungskriterium.

Fazit
Die Kona Electric für 2026 ist jetzt ein fokussierter, einsteigerorientierter elektrischer Crossover: sparsam im Sinn von überschaubaren Betriebskosten und gut ausgestattet für den täglichen Einsatz, doch nicht länger ein Spitzenreiter bei Reichweite oder Performance. Für Käufer, die Preis, kompakte Abmessungen und eine ausgewogene Ausstattung priorisieren, kann die Kona weiterhin attraktiv sein. Wer dagegen längere Reichweiten, Allradantriebsoptionen oder die neueste EV-Architektur wünscht, wird bei Konkurrenten wie dem überarbeiteten Nissan Leaf oder innerhalb Hyundais eigener Ioniq-Familie eher fündig.
Kurzfristig ist zu erwarten, dass Hyundai den Fokus auf Wertargumente, Garantieleistungen und die Grundausstattung legt, während die Marke intern Entscheidungen zur langfristigen Rolle der Kona in einer sich schnell wandelnden Elektrofahrzeugpalette fällt. Strategisch interpretiert könnte die Vereinfachung auch Ressourcen für die Weiterentwicklung der dedizierten E-GMP-Modelle freisetzen — ein Weg, der künftige Produktentscheidungen und die Positionierung im Massenmarkt beeinflussen wird. Käufer sollten zudem die Verfügbarkeit von Förderprogrammen, regionale Ladeinfrastruktur und mögliche Gebrauchtmarktpreise in ihre Entscheidung einbeziehen, da diese Faktoren die realen Nutzungskosten eines Elektroautos maßgeblich mitbestimmen.
Quelle: autoevolution
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