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Apples neuestes True‑Wireless‑Flaggschiff, die AirPods Pro 3, kommt mit erstklassiger Geräuschunterdrückung, verbessertem Tragekomfort und neuen Sensoren zur Gesundheitsüberwachung. Es sind die fortschrittlichsten AirPods bisher — aber machen sie sie automatisch zur richtigen Wahl für Sie?
Jahrelang war ich ein treuer iPhone‑Nutzer, der es irgendwie geschafft hat, keine AirPods zu kaufen. Entweder erschien mir der Preis zu hoch oder Konkurrenten wie Sony boten verlockende Alternativen. Letztes Jahr, als ich zwischen den AirPods Pro 2 und Sonys WH‑1000XM5 schwankte, entschied ich mich für Sonys Over‑Ear‑Kopfhörer — denn wenn man fünf bis sechs Stunden am Tag Kopfhörer trägt, steht Komfort an erster Stelle.

Trotzdem habe ich die AirPods Pro 2 immer wieder empfohlen. Ihre aktive Geräuschunterdrückung (ANC) und der Transparenzmodus waren so überzeugend, dass ich sagte, „Wenn Sie es sich leisten können, kaufen Sie sie ohne zu zögern.“ Ein Jahr später hat Apple etwas vorgestellt, das meine Entscheidung komplett verändert hätte. Wenn die AirPods Pro 3 damals schon erhältlich gewesen wären, hätte ich sie sofort gekauft — denn diesmal hat Apple erneut einen mutigen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz erzielt.
AirPods Pro 3 vs AirPods Pro 2: Was ist wirklich neu?
Auf den ersten Blick sehen die AirPods Pro 3 ihrem Vorgänger sehr ähnlich. Dieselbe glänzend weiße Ladebox, dieselben kurzen Stiele — klassische Apple‑Minimalistik. Diese Vertrautheit wirkt beruhigend und zeigt, dass Apple kein experimentelles Design gewagt hat.
Doch subtile Details verraten bedeutende Änderungen. Ein kleiner schwarzer Streifen verläuft jetzt entlang der Ohrstöpsel — das ist der neue Herzfrequenzsensor. Jeder Ohrstöpsel ist außerdem leicht voluminöser und stärker gewölbt, wobei der Unterschied im Ohr kaum auffällt. Die Gewichtszunahme von nur 0,25 Gramm pro Ohrhörer ist im Alltag praktisch nicht spürbar.

Vergleichstabelle: AirPods Pro 2 vs AirPods Pro 3
| Funktion | AirPods Pro 2 | AirPods Pro 3 |
|---|---|---|
| Gewicht (je Ohrhörer) | 5.13g | 5.5g |
| Gewicht (Case) | 50.8g | 43.99g |
| Wasser‑/Staubschutz | IPX4 | IP57 |
| Sensoren | Haut‑Erkennung, optisch, Bewegung, Sprach‑, Drucksensor | Alle oben genannten + Herzfrequenzsensor |
| Chipset | H2 | H2 |
| Bluetooth | 5.3 | 5.3 |
| ANC & Transparenz | Ja | Ja (verbessert) |
| Akkulaufzeit (Ohrhörer + Case) | 6h + 30h | 8h + 24h |
| Ladekabel in der Verpackung | Ja | Nein |

Komfort und Sitz: Ein Hybrid‑Design, das endlich funktioniert
Apple hat eine stille, aber entscheidende Verbesserung bei Komfort und Passform vorgenommen. Die Ohrpassstücke besitzen jetzt einen neu entworfenen Winkel, der die Stöpsel tiefer und natürlicher im Gehörgang sitzen lässt. Die größte Innovation ist jedoch das Material selbst — Apple kombiniert Silikon und Memory‑Schaum zu einem Hybrid‑Tip, der sowohl Komfort als auch Dichtung verbessert.
Die innere Memory‑Schaum‑Schicht passt sich der Ohrform an und erhöht die Isolation, während die äußere Silikonhülle Langlebigkeit und einfache Reinigung sicherstellt. Das ist das Beste aus beiden Welten. Selbst Menschen, die normalerweise In‑Ear‑Kopfhörer meiden, könnten diese überraschend bequem finden. Apple legt diesmal fünf verschiedene Aufsatzgrößen bei, sodass fast jeder einen guten Abschluss erzielen kann — wichtig für ANC‑Leistung und Basswiedergabe.
Und erstmals sind die AirPods Pro 3 IP57‑zertifiziert — das heißt, Sie können sie bei Regen, intensiven Workouts oder sogar bei einem verschütteten Getränk ohne große Sorge tragen. Sowohl die Ohrhörer als auch das Ladecase teilen diese verbesserte Schutzklasse.

Apropos Case: Es ist jetzt etwas höher und dicker, aber insgesamt leichter. Apple hat auch das Innendesign überarbeitet, damit die Stöpsel sicherer sitzen. Die LED‑Ladeanzeige leuchtet jetzt am unteren Rand, und die Pairing‑Taste wurde vollständig entfernt. Zum manuellen Koppeln öffnet man das Case und tippt zweimal auf die Vorderseite — eine Änderung, die Erstnutzer kurz verwirren könnte. Die Integration mit dem iPhone bleibt dagegen schnell und intuitiv und erlaubt nahtloses Umschalten zwischen Apple‑Geräten.
Leider gibt es auch einen kontroversen „Erstling“: kein Ladekabel in der Verpackung. Apple bezieht dies auf Umweltgründe, spart damit aber auch Kosten. Sie müssen ein vorhandenes USB‑C‑Kabel verwenden oder eines separat kaufen — ein Umstieg auf USB‑C ist aber langfristig sinnvoll.
Klangqualität: Nahezu perfekter Sound mit etwas zu viel Bass
Apple beschreibt das neue Audiosystem der AirPods Pro 3 mit Schlagwörtern wie „multi‑vent acoustic architecture“ und „open soundstage“. In der Praxis ist es einfach: Sie klingen fantastisch. Die Kombination aus optimierter Akustik und Software‑Tuning liefert ein sehr stimmiges Klangbild.
Obwohl sie weiterhin dieselben 10,7‑mm‑Treiber und den H2‑Chip wie das Vorgängermodell verwenden, sorgt die verbesserte Luftführung für saubereren, dynamischeren Klang. Adaptive EQ‑Algorithmen und räumliche Klangmodi unterstützen ein lebendiges Hörerlebnis, insbesondere bei Apple Music Inhalten.
Das Erste, was auffällt, ist der Bass — er ist kräftig, teils druckvoll. Liebhaber von Hip‑Hop oder elektronischer Musik werden das mögen; die AirPods Pro 3 liefern in diesen Genres eine mitreißende Wiedergabe. Allerdings kann die starke Betonung des Tieftonbereichs bei komplexen Rock‑ oder Metal‑Produktionen die Stimmen oder das mittlere Frequenzband etwas überdecken. Zum Beispiel bei Arch Enemy’s „Deceiver, Deceiver“ wirken die Schlagzeuge so wuchtig, dass Gitarren in manchen Passagen in den Hintergrund treten.

Apples integrierter EQ bleibt relativ starr — es gibt nach wie vor keinen benutzerdefinierten Equalizer in iOS für die AirPods selbst — aber über Apple Music oder Spotify lassen sich Tonalität und Voreinstellungen anpassen. Für Audiophile bleibt das Fehlen von Hi‑Res‑Unterstützung ein klarer Nachteil.
Die Mittenwiedergabe ist dafür herausragend: Stimmen klingen lebendig, Gitarren haben Glanz, und die Trennung der Instrumente ist deutlich besser als zuvor. Das ermöglicht das Hören von Details in vertrauten Stücken, die einem früher entgangen sind. Die Höhen sind klar, ohne zu scharf oder ermüdend zu werden — auch hochfrequente Tracks bleiben angenehm.
Die Lautstärkeempfindlichkeit wurde ebenfalls verbessert. Ich musste selten über 60 % Lautstärke hinausgehen, und Verzerrungen bleiben selbst bei 100 % erfreulich gering. Insgesamt bieten die AirPods Pro 3 ein ausgewogenes Verhältnis aus Bassdruck und Auflösung, das für viele Hörer ideal ist.
Ein verbleibender Kritikpunkt ist das Fehlen von Hi‑Res‑ oder verlustfreien Audioformaten. Im Jahr 2025 wirkt dieser Verzicht in Anbetracht des Pro‑Anspruchs etwas veraltet. Apple begrenzt die AirPods‑Reihe weiterhin auf den AAC‑Codec, was wahre Audiophile an dedizierte, kabelgebundene Lösungen oder High‑Res‑fähige Kopfhörer denken lässt.
Aktive Geräuschunterdrückung: Die beste, die Sie kaufen können
Apple machte beim Launch eine kühne Aussage: „Die weltweit beste In‑Ear‑Geräuschunterdrückung.“ Dieses Marketingversprechen ist diesmal nicht weit von der Realität entfernt.
Die AirPods Pro 3 dämmen Umgebungsgeräusche mit erstaunlicher Effektivität. Im Vergleich zu den ohnehin schon sehr guten AirPods Pro 2 verschwinden Hintergrundgeräusche wie Klimaanlagenbrummen oder Bürogeplauder nahezu vollständig. Ohne Musikwiedergabe konnte ich kaum noch die Person neben mir hören — ein deutliches Zeichen für die Leistungsfähigkeit des ANC.
Apple gibt an, dass die ANC‑Leistung doppelt so stark wie zuvor ist, und das Gefühl bestätigt diese Messung subjektiv. Selbst ohne Playback ist die erzeugte Ruhe beeindruckend — ideal für Reisen oder laute Arbeitsumgebungen.
Ebenso beeindruckend ist der Transparenzmodus. Apples Verarbeitung von Umgebungsgeräuschen galt lange als Maßstab, und sie wirkt jetzt noch natürlicher — so natürlich, dass man leicht vergisst, Ohrhörer zu tragen. Umfeldgeräusche werden harmonisch in die Wiedergabe integriert, wodurch Situationsbewusstsein und Musikhören gleichzeitig möglich sind, ohne harte digitale Artefakte.

Anrufqualität und Akkulaufzeit: Kleine Verbesserungen, große Wirkung
Eine der größten Schwächen der AirPods Pro 2 war die Anrufqualität in lauten Umgebungen. Das hat Apple behoben. Die neuen Mikrofone und fortgeschrittenen Sprachverarbeitungsalgorithmen liefern während Telefonaten einen deutlich klareren, natürlicheren Klang. Ob beim Gehen in einer belebten Straße oder beim Sitzen in einem Café — Ihre Stimme setzt sich zuverlässig gegen Umgebungsgeräusche durch.
Auch die Akkulaufzeit wurde spürbar aufgewertet. Die AirPods Pro 3 halten mit aktiviertem ANC 8–9 Stunden, verglichen mit 6 Stunden beim Vorgänger. Mit dem Case kommt die Wiedergabe auf insgesamt etwa 32 Stunden. Im Transparenzmodus können die Earbuds sogar bis zu 10 Stunden erreichen — eine beeindruckende Steigerung von rund 67 % für Nutzer, die sie als Hörhilfe beziehungsweise für längere Sessions nutzen.
Gesundheits‑ und Smart‑Funktionen: Ihr mini Fitness‑Begleiter
Apple hat die AirPods Pro 3 still und leise in ein tragbares Gesundheitsgerät verwandelt. Der neue Herzfrequenzsensor in den Ohrhörern kann Ihren Puls während des Trainings oder im Alltag kontinuierlich messen und so zusätzliche Fitnessdaten liefern.
Im Test neben einer Apple Watch Series 11 stimmten die Messwerte nahezu überein. Wenn Sie keine Apple Watch besitzen, können die AirPods Daten direkt mit der iPhone‑Fitness‑App synchronisieren, wobei die Genauigkeit bei intensiven Aktivitäten etwas schwanken kann, wenn die Ohrhörer während starker Bewegungen leicht verrutschen.

Eine weitere wichtige Ergänzung ist das Hearing‑Health‑Tracking, das offiziell von der FDA zertifiziert ist. Es spielt eine Reihe von Tönen ab, misst Ihr persönliches Hörprofil und passt die Wiedergabefrequenzen an, um eventuelle Hörverluste zu kompensieren. Die AirPods können so teilweise wie intelligente Hörgeräte agieren und Frequenzbereiche anheben, in denen Ihr Gehör schwächer ist.
Zudem gibt es die Funktion Hörschutz, die die Lautstärke automatisch reduziert, wenn laute Umgebungen wie Konzerte erkannt werden — hilfreich, um langfristige Hörschäden zu vermeiden.
Weitere Funktionen umfassen:
Kamera‑Auslöser: Sie können den Stiel als Fern‑Auslöser verwenden — allerdings funktioniert dies zuverlässig nur mit neueren iPhones (iPhone 15 Pro und neuer).
Echtzeit‑Übersetzung: Durch Gedrückthalten beider Stiele aktivierbar, ist diese Funktion aktuell auf ausgewählte europäische Sprachen beschränkt und setzt Apple Intelligence voraus; sie steht daher nicht auf älteren oder für China‑Region konfigurierte iPhones zur Verfügung.
Conversation Awareness: Die Ohrhörer drosseln die Musik automatisch, wenn Sie zu sprechen beginnen. Die Funktion funktioniert meist gut, kann aber gelegentlich mit leichter Verzögerung reagieren.
Wie zu erwarten, bleiben all diese fortgeschrittenen Features weitgehend an Apples Ökosystem gebunden. Android‑Nutzer erhalten die grundlegende Audiofunktion, verpassen jedoch wichtige Integrationen — automatisches Gerätewechseln, Echtzeit‑Übersetzung und detaillierte Gesundheitsmetriken sind auf iPhones mit aktueller Software am besten nutzbar.

Fazit: Beeindruckende Hardware, fragwürdiger Gegenwert
Lohnt sich der Kauf der AirPods Pro 3? Auf globalen Märkten — absolut. Das TIME Magazine listete sie sogar als eine der Best Inventions of 2025 und lobte dabei die unvergleichliche ANC‑Leistung, die Herzfrequenzmessung und die Gesundheitsfunktionen.
Je nach Wohnort kann die Antwort jedoch variieren. In Regionen mit hohen Importsteuern oder deutlich aufgerundenen Preisen bleiben die AirPods Pro 2 oft die bessere Wahl. Sie bieten nach wie vor exzellente Geräuschunterdrückung, guten Klang und soliden Komfort — zu einem deutlich geringeren Preis.
Wenn Sie bereits die AirPods Pro 2 besitzen, ist ein Upgrade nicht zwingend nötig, sofern Sie nicht speziell die neuen Gesundheitsensoren oder die verlängerte Akkulaufzeit möchten. Die Verbesserungen sind zwar beeindruckend, aber für viele Nutzer nicht revolutionär genug, um den Preisunterschied allein zu rechtfertigen.

Vorteile und Nachteile
| Vorteile | Nachteile |
|---|---|
| Außergewöhnliche ANC‑Leistung | Sehr hoher Preis in einigen Regionen |
| Hervorragende Klangqualität | Keine Hi‑Res‑ oder verlustfreie Audio‑Unterstützung |
| Exzellente Akkulaufzeit | Kein Ladekabel in der Verpackung |
| Deutlich verbesserte Anrufqualität | Wichtige Funktionen an Apple‑Geräte gebunden |
| IP57 Schutz gegen Wasser und Staub | Fehlende manuelle EQ‑Anpassung |
| Gesundheitsfunktionen (Herzfrequenz, Hörtest) |
Schlussgedanken
Die AirPods Pro 3 zeigen Apple von seiner besten und zugleich am meisten frustrierenden Seite. Einerseits sind sie das technisch fortschrittlichste Paar Ohrhörer, das Apple je gebaut hat — mit erstklassiger ANC, sauberem Klang und sinnvollen Gesundheitsfunktionen in einem schlanken, komfortablen Design. Andererseits erinnern sie daran, dass Apples Ökosystem eng und preislich ambitioniert bleibt.
Wenn Sie tief im Apple‑Universum verankert sind und das bestmögliche, nahtlos integrierte Erlebnis wollen, sind dies die Ohrhörer der Wahl. Für die meisten Nutzer liefern allerdings die AirPods Pro 2 — oder hochwertige Alternativen von Sony oder Samsung — etwa 95 % des Erlebnisses zu einem deutlich vernünftigeren Preis.
Die AirPods Pro 3 sind ohne Zweifel die besten AirPods, die Apple je gebaut hat — ironischerweise aber auch diejenigen, deren Kauf am schwersten zu rechtfertigen ist.
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