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Toyotas vollelektrischer bZ Time Attack zielt auf die SEMA-Bühne
Toyota bringt einen mutigen, motorsportorientierten batterieelektrischen Crossover auf die SEMA Show 2025: den bZ Time Attack AWD Concept. Basierend auf der überarbeiteten 2026er bZ-Plattform ist dieses kompakte Elektro-SUV eine bewusste Ansage, dass Toyota die BEV-Technologie ernsthaft in rennstreckentaugliche Performance übersetzen möchte.
Das Fahrzeug wurde von der Toyota Motorsports Garage und dem Motorsports Technical Center unter der Leitung von Marty Schwerter entwickelt und liest sich wie eine Checkliste für Rennwagen: Widebody-Stance, aggressive Aerodynamik, rennspezifische Fahrwerkskomponenten und eine verstärkte Fahrgastzelle. Toyota bezeichnet es als sein erstes batterieelektrisches SEMA-Konzept mit vollständiger Motorsport-Engineering-Beteiligung — ein klarer Richtungswechsel weg von reiner Show-Car-Optik hin zu funktionalen Leistungs-Upgrades.

Design und Aero: Form folgt der Performance
Optisch ist der bZ Time Attack auffallend: eine Karosserie aus Kohlefaser in Weiß, Schwarz und Crimson, ein tief ansetzender Frontsplitter, Seitenschweller, ein deutlich ausgeprägter Diffusor hinten und ein massiver Heckflügel. Um Platz für das verbreiterte Aerodynamikpaket zu schaffen, sitzt das Konzeptfahrzeug sechs Zoll tiefer als das Serienstück und verfügt über eine um sechs Zoll verbreiterte Spur. Das Ergebnis ist ein kompakter Crossover, der mehr wie ein speziell gebauter Time-Attack-Rennwagen als wie ein gewöhnliches Straßen-SUV wirkt.
Die Karosserie aus Verbundwerkstoffen reduziert das Gewicht und erlaubt aggressive Befestigungspunkte für Aero-Elemente, die in hoher Schräglage und bei hohen Geschwindigkeiten aerodynamischen Abtrieb erzeugen sollen. Solche Maßnahmen dienen nicht nur der Optik: ein optimiertes Verhältnis zwischen Auftrieb und Abtrieb, gezielte Luftführung zur Kühlung und der Einfluss auf das Fahrzeugverhalten bei schnellen Richtungswechseln sind entscheidend für Rundenzeiten auf der Strecke.
Unter der Oberfläche: Antrieb, Bremsen und Fahrwerk
Die Entwicklungsabteilung Toyota R&D hat die Elektromotoren so abgestimmt, dass sie mehr als 300 kW leisten — womit die Leistung komfortabel über 400 PS liegt. Das ist ein deutlicher Sprung gegenüber dem serienmäßigen AWD-bZ, der in seiner überarbeiteten 2026er Version eine kombinierte Leistung von 338 PS bietet und ab Werk eine Werksangabe für 0–60 mph von nahe 4,9 Sekunden ausweist. Mit der leichteren Carbon-Karosserie und der rennorientierten Abstimmung zielen Straight-Line- und Rennstrecken-Performance klar auf Verbesserungen.

Bremsen und Fahrverhalten wurden mit bewährten Motorsportkomponenten aufgewertet:
- TEIN-Gewindefahrwerke und Sportfedern für einstellbare, rennfähige Dämpfung
- Alcon-Bremskomponenten mit Hawk-Race-Belägen, adaptiert aus Toyotas 86 Cup- und Corolla TC-Programmen
- Eine sechs Zoll breitere Spur und abgesenkte Bodenfreiheit zur Verbesserung der Kurvenstabilität
Die Kombination aus stärkerer Verzögerung und präziserer Lenkbarkeit ist für Zeitangriffsrennen entscheidend: kürzere Bremswege und ein konstantes Gefühl am Bremspedal ermöglichen spätere Bremspunkte und stabilere Kurveneingänge. Konsequent abgestimmte Antriebsregelung und Rekuperationsstrategien unterstützen zudem die Fahrbarkeit auf der Strecke, indem sie unerwünschtes Ansprechverhalten vermeiden.
Im Innenraum ist die Kabine auf das Wesentliche reduziert und zweckgebunden: ein kompletter FIA-konformer 4130 Chromoly-Überrollkäfig, OMP HTE-R Schalensitze mit Mehrpunkt-Gurten und ein minimalistisches Interieur, das auf Sicherheit und direktes Fahrer-Feedback ausgelegt ist. Solche Maßnahmen sind nicht nur aus Reglementsicht sinnvoll, sondern verbessern das Fahrgefühl durch eine stabilere Struktur und reduzierte unerwünschte Verwindungen bei hohen Belastungen.

Warum das wichtig ist
Das bZ Time Attack Concept zeigt, wie Toyota seine Aftermarket- und Motorsport-Herkunft mit Elektrifizierung verbindet. Die SEMA ist traditionell die globale Plattform für den Aftermarket — ein batterieelektrisches, allradgetriebenes Time-Attack-Fahrzeug zu präsentieren signalisiert, wie sich Performance-Tuning rund um BEVs entwickeln wird. Für Tunerszene und Rennteams deutet das Konzept auf eine Zukunft hin, in der Elektromotoren, Batteriemanagement und maßgeschneiderte Aerodynamik das neue Performance-Werkzeugset bilden.
Aus technischer Sicht eröffnet die BEV-Basis neue Möglichkeiten: Anpassungen an der Batteriekühlung und dem Thermalmanagement, softwarebasierte Leistungs- und Traktionssteuerungen, präzise Torque-Vectoring-Strategien und modulare Reichweiten- bzw. Leistungsmodi werden für Rennstreckenapplikationen zunehmend relevant. Gleichzeitig stellt die Gewichtsverteilung durch Batteriepacks andere Anforderungen an die Fahrwerksabstimmung und die Feder-/Dämpferkennlinien im Vergleich zu klassischen Verbrenner-basierten Race-Upgrades.
Zitat aus dem Bauteam: „Wir wollten zeigen, dass BEV-Plattformen echte motorsportliche Faszination liefern können, wenn sie sowohl aus Performance- als auch aus Sicherheitsaspekten entwickelt werden“, sagte ein leitender Entwickler, der am Projekt beteiligt ist. Diese Aussage unterstreicht die Absicht, elektrische Plattformen nicht nur als Demonstrationsobjekte, sondern als vollwertige Basis für wettbewerbsfähige Rennfahrzeuge zu etablieren.

Spezifische technische Überlegungen und Entwicklungsschwerpunkte
Bei der Umwandlung eines serientauglichen BEV in ein Time-Attack-fähiges Rennfahrzeug stehen mehrere technische Herausforderungen im Vordergrund. Neben reiner Motorleistung sind die Temperaturstabilität der Batterie, das Regen- und Rekuperations-Management sowie die gleichmäßige Verteilung der Antriebsdrehmomente an Vorder- und Hinterachse essenziell. Im Fall des bZ Time Attack scheint Toyota gezielt an folgenden Punkten gearbeitet zu haben:
- Thermalmanagement: Verstärkte Kühlkreisläufe für Batterie und Leistungselektronik, optimierte Luftkanäle für konsequente Temperaturkontrolle unter Dauervollast.
- Rekuperationsstrategie: Feintuning zwischen maximaler Energierückgewinnung und Fahrer-Feedback, um Bremsbalance und Bremsverhalten auf der Runde nicht negativ zu beeinflussen.
- Fahrwerksgeometrie: Anpassung von Spursturz, Nachlauf und Sturz zur Optimierung der Reifenaufstandsfläche und damit mehr mechanischer Grip in schnellen Kurven.
- Elektronische Steuerung: Software für Torque Vectoring und Motorcharakteristik zur Verbesserung der Kurvenein- und -ausfahrt und zur Minimierung von Untersteuern.
Solche Maßnahmen verdeutlichen, dass die reine Erhöhung der Motorleistung nur ein Teil der Rennoptimierung ist. Vielmehr ist es die Integration von Mechanik, Thermik und Software, die aus einem seriennahen BEV ein schnelles, zuverlässiges Renn-Tool macht.
Kurze Highlights
- Plattform: 2026 Toyota bZ Mid-Cycle Refresh (AWD-Basis)
- Leistung: Von Toyota R&D abgestimmte Motoren, 300+ kW (400+ PS)
- Fahrwerk: Um 6 Zoll abgesenkt, +6 Zoll Spur, TEIN-Fahrwerk
- Bremsen: Alcon-System mit Hawk-Race-Belägen
- Sicherheit: FIA-konformer 4130 Chromoly-Überrollkäfig, OMP-Sitze und Gurte
Zusätzlich zu diesen Kernpunkten umfasst das Paket eine Reihe weiterer Optimierungen wie verstärkte Befestigungspunkte für Querlenker, gezielte Versteifungen an subframe-Bereichen und ein überarbeitetes Lenkungs-Feedback, das speziell für hohe Querbeschleunigungen kalibriert wurde. Diese Detailarbeit ist oft entscheidend für die Performance auf einer Zeitangriffsstrecke, wo Zentimeter und Zehntelsekunden den Unterschied machen.
Was auf der SEMA 2025 zu erwarten ist
Toyota wird mehrere hochkarätige Builds in Las Vegas präsentieren, und der bZ Time Attack wird vermutlich zu den meistdiskutierten gehören: nicht nur als Showobjekt, sondern als Vorschau darauf, wie Aftermarket- und Motorsport-Communities elektrische Performance angehen könnten. Ob anschließende Kunden- oder rennfertige Varianten folgen, wird eine Kernstory für Toyota und die gesamte Tuning-Szene sein.
Für Enthusiasten ist der bZ Time Attack ein klares Zeichen dafür, dass elektrische Performance in eine praktische, tunbare Phase eintritt — eine Ära, in der Gewicht, Aerodynamik, Thermalmanagement und realitätsnahe Fahrdynamik die nächste Generation von Hochleistungsumbauten bestimmen. Insbesondere Tunern eröffnen sich neue Geschäftsfelder: Modulare Motorsteuerungen, optimierte Batterie-Upgrades, aktive Aeroparts und spezialisierte Kühllösungen sind nur einige Beispiele für potenzielle Aftermarket-Produkte.
Auf sportlicher Ebene bedeutet das: mehr Wettbewerbsfähigkeit für Elektroklassen, präzisere Datenanalyse dank vernetzter Fahrzeugarchitekturen und neue Rennserien oder Klassen, die speziell auf BEV-Technik zugeschnitten sind. Die Kombination aus industriellem Know-how von Herstellern wie Toyota und der Kreativität der Tuning-Szene könnte so schnell für tiefgreifende Innovationen sorgen.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass Projekte wie der bZ Time Attack nicht nur Prototypen sind, sondern Wegbereiter: Sie zeigen, welche Performance-Philosophien und technischen Lösungen zukünftig in kundenspezifischen und wettbewerbsorientierten BEV-Anwendungen üblich werden könnten.
Quelle: autoevolution
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