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Bugatti beendet die Produktion des letzten Bolide — ein 1.578 PS starker, rein rennstreckentauglicher W16
Bugatti hat das letzte Exemplar des Bolide fertiggestellt, des extremen, ausschließlich für die Rennstrecke konzipierten Hypercars, das auf dem Chiron basiert und die moderne W16-Ära mitgeprägt hat. Das letzte von nur 40 Fahrzeugen leistet atemberaubende 1.578 Pferdestärken bei 7.050 U/min auf hochoktanigem Benzin und markiert damit das Ende eines kurzen, aber intensiven Kapitels in Bugattis Verbrenner-Geschichte.
Ein einzigartiges Finale: Bolide mit Bezug zum Type 35
Der 40. Bolide ist kein Serienfahrzeug im einfachen Sinne. Auf Wunsch eines langjährigen Bugatti-Kunden trägt er eine Außenlackierung in Black Blue mit Akzenten in Special Blue Lyonnais und ein Interieur aus Lake Blue Alcantara, abgesetzt durch Light Blue Sport-Nahtbild — eine maßgeschneiderte Farbkombination, die bewusst an den klassischen Type 35 erinnern soll. Bugatti hält den Namen des Kunden vertraulich, bestätigt jedoch, dass es sich um denselben geschätzten Käufer handelt, der bereits den letzten Veyron Grand Sport im identischen Design bestellt hatte. Solche persönlichen Aufträge unterstreichen die Rolle von Bolide und ähnlichen Programmen als exklusive Sammlerstücke für Enthusiasten und Kunden mit historischer Verbundenheit zur Marke.

Bolide auf einen Blick
- Motor: W16, vierfach aufgeladen (abgeleitet vom Chiron)
- Leistung: 1.578 PS bei 7.050 U/min
- Gewicht: trocken 1.450 kg (3.197 lb)
- Höchstgeschwindigkeit: auf 380 km/h (236 mph) begrenzt
- Produktion: 40 Einheiten, Basispreis ab etwa €4 Millionen
Der Bolide ist ein puristisches, rennstreckenorientiertes Paket: eine FIA-konforme Carbon-Zelle als Monocoque, strukturgebende Carbon-Sitze, BBS-geschmiedete Aluminiumräder und extrem breite Michelin-Rennslicks. Die Bremsscheiben sind aus Carbon-Carbon gefertigt und auf wiederholte Hochleistungs-Einsätze auf der Rennstrecke optimiert. Statt eines konventionellen Lenkrads verfügt der Bolide über ein X-förmiges Renn-Yoke mit acht Tasten und zwei Drehreglern, was für die Rennstrecke optimierte Bedienbarkeit und Gewichtsminimierung belegt. Das Antriebsstrangkonzept basiert auf einer modifizierten Allradanlage in Kombination mit einem rennsportgetunten Doppelkupplungsgetriebe, das Schaltzeiten und Belastbarkeit für Streckeneinsätze maximiert.
Technisch betrachtet verfolgt Bugatti mit dem Bolide eine klare Zielsetzung: maximale Leistungsdichte bei minimalem Gewicht. Die Kombination aus extremem Leistungsniveau, konsequentem Leichtbau und Aerodynamik, die speziell für Abtrieb (Downforce) statt für Komfort ausgelegt ist, unterscheidet den Bolide deutlich von straßenzugelassenen Hypercars. Aerodynamische Elemente, wie große Diffusoren, aktive Luftkanäle und ein auf Abtrieb abgestimmter Unterboden, verstärken die Rennstreckentauglichkeit. Zudem sind Kühlsysteme, Ölkreislauf und Getriebeabstimmung für verlängerte, intensive Nutzung ausgelegt — Anforderungen, die den Bolide vom Alltagshypercar zum spezialisierten Track-Boliden transformieren.
Wie sich der Bolide im Vergleich positioniert
Im Vergleich zu Bugattis zeitgenössischen und kommenden Modellen ist der Bolide ein deutlich anderes Angebot. Sein Trockengewicht von rund 1.450 kg und die einseitige Ausrichtung auf Rundenzeiten und Aerodynamik heben ihn deutlich von straßentauglichen Hypercars wie dem Mistral oder dem neuen Tourbillon ab. Während straßenzugelassene Modelle eine Balance aus Komfort, Alltagstauglichkeit, Luxus und Performance suchen, ist der Bolide kompromisslos auf Rennstrecken-Performance optimiert.

- Der Mistral ist ein ausverkaufter, straßentauglicher W16-Ableger, dessen Preise bei Markteinführung bei etwa €5 Millionen begannen. Als Roadster-Konzept vereint er höchste Leistungsansprüche mit Luxusmerkmalen und Fahrkomfort.
- Der Tourbillon, dessen Auslieferungen ab 2026 vorgesehen sind, stellt Bugatti unter der neuen Leitung von Bugatti Rimac dar — ein hybrider Straßenwagen mit einem V16-Motor, der klassisches Bugatti-Design mit technischer Kompetenz von Rimac im Bereich Elektroantriebe kombiniert.
Tourbillon: das nächste Kapitel
Anders als der ausschließlich mit Benzin betriebene W16 des Bolide kombiniert der Tourbillon einen von Cosworth gelieferten V16 mit einem von Rimac entwickelten 800-Volt-Elektrosystem und drei Permanentmagnet-Elektromotoren. Der V16 selbst dreht bis zu 9.000 U/min, liefert rund 986 PS und 900 Nm Drehmoment. Im Zusammenspiel mit den elektrischen Antrieben gibt Bugatti eine kombinierte Systemleistung von etwa 1.775 PS an. Diese enorme Gesamtleistung sitzt jedoch in einem deutlich schwereren Chassis mit kohlefaserverstärkter Karosserie von rund 1.995 kg Trockenmasse — ein Hinweis darauf, dass reine PS-Zahlen nur ein Teil der Leistungsbewertung sind; Masse, Gewichtsbalance, Aerodynamik und Systemintegration spielen eine ebenso große Rolle.
Die Integration eines Hochvolt-Energiesystems verändert die Architektur des Fahrzeugs grundlegend: Batterieplatzierung, thermisches Management, Rekuperationsstrategien und die Abstimmung zwischen Verbrenner- und Elektroantrieb sind entscheidend für das Fahrverhalten, die Effizienz und die Rundenzeitperformance eines solchen Hybrid-Hypercars. Rimacs Erfahrung mit Hochleistungs-Elektroantrieben und -Steuerungen ergänzt Bugattis langjährige Expertise im Bereich Verbrennungsmotoren und Karosserieentwicklung — eine Kombination, die wichtige Lehren für die Zukunft von Hochleistungsfahrzeugen verspricht.
Marktposition und Vermächtnis
Als Bugatti das Bolide-Programm ankündigte, lag der Basispreis bei etwa €4 Millionen, womit das Fahrzeug zu den teuersten, ausschließlich für die Rennstrecke konzipierten Maschinen gehörte. Die extrem geringe Produktionszahl war bewusst gewählt: nur 40 Einheiten sollten gebaut werden, was den Bolide automatisch zu einem begehrten Sammlerobjekt macht. Die Spezifikationen lesen sich wie Rennsport-Hardware statt wie die Ausstattung eines luxuriösen Grand Tourers: Kohlefaser-Monocoque, rennspezifische Bremsanlage und Reifen sowie ein ausgeprägter Fokus auf minimales Gewicht und maximale Anpresskraft.

Zitat: "Der Bolide sollte von Anfang an demonstrieren, was der W16 leisten kann, wenn man ihn von straßenspezifischen Einschränkungen befreit — nun hinterlässt er ein deutliches Vermächtnis für Bugattis zukünftige Hybride und V16-Ambitionen."
Für Käufer und Enthusiasten ist der Bolide ein rares Trophäenobjekt — ein letztes Aufbäumen des W16 in seiner extremsten Ausprägung. Während Bugatti auf Mistral-Auslieferungen umstellt und unter der Bugatti Rimac-Ägide den V16-betriebenen Tourbillon auf den Markt bringt, werden Sammler den Bolide vermutlich als eine der reinsten Ausprägungen klassischer Hypercar-Performance betrachten. Seine Kombination aus roher Motorleistung, Rennspezifikationen und limitierter Auflage verleiht ihm einen besonderen Platz in Sammlungen und auf Motorsport-Events.
Technisch und historisch ist der Bolide ein Brückenbau zwischen der Tradition und der Zukunft: Er dokumentiert, was mit einem sehr aufgeladenen W16 möglich ist, und zeigt zugleich die Grenzen konventioneller Verbrennungstechnik in einer sich elektrifizierenden Welt auf. In der Diskussion um Emissionen, Effizienz und zukünftige Leistungskonzepte dient der Bolide als Referenzpunkt für die Messlatte, die ein Verbrennungsmotor heute noch in Bezug auf Drehmomente, Laufkultur und akustische Charakteristik setzen kann.
Ob man nun Rundenzeiten verfolgt, technische Reinheit schätzt oder historische Kontinuität honoriert — das letzte Bolide-Exemplar ist aus mehreren Gründen berichtenswert: Es schließt ein heftiges, rein rennstreckenorientiertes Kapitel in Bugattis Geschichte ab und markiert gleichzeitig den Übergang zu einer elektrifizierten Zukunft. Für Ingenieure und Designer liefert der Bolide wertvolle Daten und Erfahrungen bezüglich Leichtbau, Thermomanagement unter hoher Belastung, Aerodynamik für hohe Anpresskräfte und die Grenzen rein mechanischer Antriebskonzepte — Erkenntnisse, die in die Entwicklung zukünftiger Hybrid- und V16-Projekte einfließen dürften.
Aus Sammlersicht erhöht die Kombination aus geringer Stückzahl, hoher Leistungsfähigkeit und individueller Kundenwünsche den Wert und die Einzigartigkeit jedes einzelnen Fahrzeugs. Solche Fahrzeuge spielen in Auktionen, auf Concours-Ereignissen und in privaten Sammlungen eine herausragende Rolle. Gleichzeitig zeigt die Bolide-Geschichte, wie Hersteller exklusive, limitierte Modelle nutzen, um technische Kompetenzen zu demonstrieren, Markenidentität zu schärfen und zugleich eine Brücke zu neuen Technologien und Partnerschaften zu schlagen — im Fall von Bugatti zunehmend in Kooperation mit Rimac im Hybridbereich.
Kurz gesagt: Der Bolide bleibt als ikonisches Statement in Erinnerung — ein Messpunkt für die Leistung eines W16 ohne Kompromisse und ein Katalysator für die Weiterentwicklung von Konzepten, die bei Bugatti in naher Zukunft eine größere Rolle spielen werden.
Quelle: autoevolution
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