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BlackRock verzeichnet 2,34 Mrd. $ an Abflüssen bei IBIT im November
BlackRocks Spot-Bitcoin-ETF IBIT verzeichnete im November deutliche Nettoabflüsse in Höhe von rund 2,34 Milliarden US-Dollar. Trotz dieses Rückgangs hält der Vermögensverwalter an einer langfristig positiven Einschätzung seines ETF-Angebots fest und bewertet die Bewegung als normale Marktanpassung nach den schnellen Zuflüssen in den vorangegangenen Monaten.
Kontext aus der Führung von BlackRock
Bei einem Auftritt in São Paulo auf der Blockchain Conference 2025 wies Cristiano Castro, Director Business Development bei BlackRock, darauf hin, wie schnell sich die Allokationen in Bitcoin-ETFs in diesem Jahr ausgeweitet haben. Er beschrieb das Wachstum als "eine große Überraschung" und betonte, dass die ETFs inzwischen zu einem wesentlichen Ertragsfaktor für das Unternehmen geworden seien.
Castro hob die strukturelle Rolle hervor, die ETFs bei der Kapitalallokation und der Liquiditätssteuerung spielen. Er erklärte, dass kurzfristige Kompressionen und Rücknahmen routinemäßige Bestandteile des ETF-Lebenszyklus seien — insbesondere bei Produkten mit hoher Retail-Beteiligung. "ETFs sind sehr liquide und leistungsfähige Instrumente", sagte er nach seinem Panel. "Sie dienen dazu, Kapital zu allokieren und Cashflows zu managen. Was wir sehen, ist vollkommen normal; jeder Vermögenswert, der anfängt, Kompression zu erfahren, zeigt in der Regel diesen Effekt, besonders bei einem Instrument mit starker Kontrolle durch Privatanleger."
Details zu den jüngsten Zuflüssen und Marktreaktionen
Die Abflüsse bei IBIT konzentrierten sich auf die Monatsmitte: Schätzungen zufolge waren die beiden größten Einzeltage mit Rücknahmen etwa 523 Millionen US-Dollar am 18. November und rund 463 Millionen US-Dollar am 14. November. Diese Abflüsse folgten auf einen Zeitraum rekordhoher Nachfrage, der die zusammengefassten Einlagen unter dem IBIT-Label zeitweise nahe 100 Milliarden US-Dollar brachte.
IBIT-Performance im vergangenen Monat
Erholung der Performance und breitere ETF-Flüsse
Als der Bitcoin-Kurs wieder über 90.000 US-Dollar stieg, gelang es Anlegern des BlackRock-Spot-Bitcoin-ETFs, insgesamt wieder in die Gewinnzone zurückzukehren. Marktangaben zufolge wiesen IBIT-Investoren kumulativ wieder einen Gewinn von etwa 3,2 Milliarden US-Dollar auf und machten damit die Verluste aus der jüngsten Korrektur weitgehend rückgängig.
Auch BlackRocks Ether-ETF verzeichnete erhebliche Schwankungen: Anleger waren beim Oktoberhoch mit fast 40 Milliarden US-Dollar im Plus, bevor die Gewinne während der Marktbereinigung auf unter 1 Milliarde US-Dollar schrumpften. Die jüngste Erholung der Kryptopreise trug wesentlich dazu bei, viele Positionen wieder in Richtung Break-even zu bewegen.
Spot-Bitcoin-ETFs durchbrachen eine Wochenserie von Abflüssen und verbuchten wöchentliche Zuflüsse in Höhe von etwa 70 Millionen US-Dollar, womit ein Teil der im November aus dem Sektor abgeflossenen 4,35 Milliarden US-Dollar ausgeglichen wurde. Spot-Ether-ETFs verzeichneten nach mehreren Wochen starker Rücknahmen wöchentliche Zuflüsse von 312,6 Millionen US-Dollar.
BlackRocks Einschätzung bleibt, dass punktuelle Abflüsse typische Bestandteile von ETF-Marktzyklen sind. Für Anleger deutet kurzfristige Volatilität bei ETF-Flüssen nicht zwangsläufig auf einen nachhaltigen Wandel in der langfristigen Nachfrage nach Bitcoin- oder Ether-Exponierung über regulierte Spot-ETFs hin.
Wichtig für das Verständnis dieser Dynamik ist, dass ETFs als Vehikel mehrere Marktmechanismen bündeln: Die zugrunde liegende Spot-Performance, die Interaktion mit Market Makern und Authorized Participants (APs), sowie das Verhalten verschiedener Investorengruppen — institutionelle Anleger, Family Offices, und vor allem Privatanleger. Bei starken Preisbewegungen können episodenhaft hohe Schöpfungs- und Rücknahmeaktivitäten auftreten, die sich kurzfristig in größeren Geldflüssen äußern, ohne die strukturelle Nachfrage zu ändern.
Darüber hinaus spielen Arbitrage-Möglichkeiten eine bedeutende Rolle: Wenn der ETF-Preis vom zugrunde liegenden Spot-Preis abweicht, greifen APs ein, um Preisdisparitäten auszunutzen. Diese Arbitrage stabilisiert in der Regel die Spreads, kann aber in Zeiten hoher Volatilität zu erhöhten Transaktionsvolumina und damit zu vorübergehenden Mittelabflüssen führen.
Aus technischer Sicht sind die größten Abflusstage selbst nicht ungewöhnlich, wenn man die Kombination aus vorherigen massiven Zuflüssen, einer Preisspitze und dem Verhalten volatilitätsgeprägter Retail-Investoren betrachtet. Es ist typisch, dass nach starken Zuwächsen auch eine Phase der Rebalancierung und Gewinnmitnahme eintritt — das gilt besonders für Krypto-ETFs, die sich einer neuen oder stark expandierenden Anlegerbasis gegenübersehen.
Marktstruktur, Liquidität und Risikobetrachtung
ETFs bieten eine marktgerechte, regulierte Möglichkeit, in digitale Assets zu investieren. Die wesentlichen Komponenten, die die Stabilität eines Spot-Krypto-ETFs bestimmen, schließen ein:
- Die Liquidität des zugrunde liegenden Marktes (Kauf-/Verkaufsvolumen auf Spotbörsen),
- Die Anzahl und Aktivität der Authorized Participants und Market Maker,
- Das regulatorische Umfeld und die Operationalisierung der Verwahrung (Custody) der Kryptowerte,
- Die Zusammensetzung der Investorenbasis (Retail vs. Institutionell) und deren Handelsverhalten.
In Stressphasen sind ETF-Strukturen darauf ausgelegt, Liquidität bereitzustellen: Authorized Participants können neue Anteile schaffen oder vorhandene Anteile zurückgeben, um das Marktgleichgewicht wiederherzustellen. Gleichzeitig können hohe Rücknahmevolumina aber auch zu temporären Prämien oder Abschlägen gegenüber dem Nettoinventarwert (NAV) führen, sofern Produktions- und Transaktionskosten sowie Marktengpässe eine Rolle spielen.
Aus Sicht der Portfoliokonstruktion empfiehlt sich, die Allokation zu solchen Produkten im Rahmen der individuellen Risikobereitschaft, des Anlagehorizonts und der Diversifizierungsziele vorzunehmen. Spot-ETFs bieten institutionellen Investoren eine einfache Möglichkeit, Bitcoin- bzw. Ether-Exposure in verwalteten Portfolios abzubilden, ohne die technischen Hürden direkter Krypto-Verwahrung. Privatanleger profitieren von der einfachen Handelbarkeit über traditionelle Broker, sollten jedoch die erhöhte Volatilität und die damit einhergehenden Schwankungen der zeitweisen Liquidität berücksichtigen.
Langfristige Perspektive und Implikationen für Anleger
BlackRock selbst interpretiert die November-Abflüsse als episodische Anpassung, nicht als Indikator für eine dauerhafte Reduktion der Nachfrage. Diese Interpretation stützt sich auf mehrere Beobachtungen:
- Die magnitude der Zuflüsse in den Monaten davor zeigte, dass ein beträchtlicher Anteil neuer Kapitalflüsse in den Markt gelangte, was naturgemäß zu einer stärkeren Reaktion bei späteren Gewinnmitnahmen führen kann.
- Die Markterholung und die Wiederherstellung kumulativer Gewinne bei IBIT-Anlegern deuten darauf hin, dass viele Positionen innerhalb kurzer Zeit wieder in die Gewinnzone rückten, wodurch kurzfristige Abflüsse teilweise kompensiert wurden.
- Die Mechanik von ETFs — insbesondere bei regulierten Spot-Produkten — stellt sicher, dass institutionelle Infrastruktur, Verwahrungslösungen und Marktteilnehmer vorhanden sind, die Abflüsse technisch abwickeln und Arbitrage-Chancen nutzen.
Dennoch sollten Anleger folgende Faktoren beachten: Die Korrelation zwischen Krypto-ETFs und Risikoanlagen insgesamt kann in Stressphasen zunehmen, was die Diversifikationswirkung zeitweise mindert. Außerdem können regulatorische Veränderungen, etwa strengere Reporting- oder Verwahrungsanforderungen, die Kostenstruktur und damit langfristig die Attraktivität einzelner ETF-Produkte beeinflussen.
Für viele professionelle Anleger bleibt die Frage relevant, wie Spot-ETFs in ein diversifiziertes Portfolio eingebettet werden sollten. Empfehlungen von Vermögensverwaltern tendieren dazu, Krypto-ETFs als einen Bestandteil eines breiter gestreuten Risikoportfolios zu betrachten, mit klar definierten Gewichtungsgrenzen, Liquiditätspuffern und Exit-Regeln, die auf Stressszenarien abgestimmt sind.
Technische Aspekte: Handelskosten, Tracking und Verwahrung
Die Performance eines Spot-ETF wird nicht nur von der Preisbewegung des zugrunde liegenden Assets beeinflusst, sondern auch von Gebühren, Slippage und Custody-Kosten. Beim Vergleich verschiedener Spot-Bitcoin- und Spot-Ether-ETFs sollten Anleger auf folgende Kennzahlen achten:
- Gesamtkostenquote (TER) beziehungsweise Managementgebühren,
- Tracking-Differenz gegenüber dem zugrunde liegenden Spot-Preis über verschiedene Zeiträume,
- Die Qualität und Sicherheit des Verwahrers (Cold Storage, Versicherungsschutz),
- Liquiditätskennzahlen wie Markt-Tiefe und durchschnittliches Handelsvolumen.
Ein robustes Custody-Setup reduziert operationelle Risiken und erhöht das Vertrauen institutioneller Investoren. BlackRock und andere große Emittenten setzen in der Regel auf etablierte Verwahrungsdienstleister und Versicherungsvereinbarungen, um Verwahrungsrisiken zu begrenzen. Dennoch bleibt die technische Implementierung ein wichtiges Auswahlkriterium für Anleger, die nach stabilem und skalierbarem Zugang zu Krypto-ETFs suchen.
Fazit: Einordnung der Abflüsse und Ausblick
Die knapp 2,34 Milliarden US-Dollar Abflüsse bei IBIT im November sind ein deutliches Signal kurzfristiger Marktbewegungen, bieten aber keine ausreichende Basis, um allein daraus langfristige Trends abzuleiten. Vielmehr zeigen sie eine typische Marktanpassung nach raschen Zuflüssen, ausgelöst durch Gewinnmitnahmen, Rebalancing und Reaktionen von Retail-Investoren.
BlackRocks Position bleibt optimistisch: Spot-ETFs haben die Marktbreite erhöht und institutionelle wie private Investoren einen leichteren Zugang zu Bitcoin und Ether verschafft. Langfristig könnten diese Produkte die Basis für eine nachhaltigere, regulierte Nachfrage nach Krypto-Exponierung bilden, vorausgesetzt, die strukturellen Rahmenbedingungen (Liquidität, Verwahrung, regulatorische Klarheit) bleiben stabil oder verbessern sich.
Anleger sollten die Volatilität und die Struktur der ETF-Flüsse weiterhin beobachten, aber auch die Mechanismen hinter den Zahlen verstehen: Authorized Participants, Market Maker, Custody-Infrastruktur und die Anlegermischung sind entscheidende Faktoren, die kurzfristige Abflüsse erklären können, ohne die langfristige Nachfrage grundsätzlich infrage zu stellen. Ein informierter, disziplinierter Investmentansatz mit klaren Allokations- und Risikoregeln bleibt daher entscheidend.
Quelle: cointelegraph
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