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Apple und Intel könnten wieder näher zueinanderfinden. Neue Berichte legen nahe, dass Intel demnächst einige Apple-Chips fertigen könnte — darunter preisgünstigere A‑Serie‑Teile für das iPhone — während Apple bestrebt ist, seine Abhängigkeit von einem einzigen Foundry zu verringern. Diese Entwicklung würde die Strategien von Apple, Intel und TSMC in der globalen Halbleiter‑Lieferkette berühren und Fragen zu Fertigungsqualität, Skalierung und geopolitischer Resilienz aufwerfen.
Why Apple wants a second foundry partner
Apple entwirft seine eigenen Prozessoren, ist aber derzeit stark auf TSMC angewiesen, um die A‑ und M‑Serien‑Chips für iPhones, iPads und Macs herzustellen. Diese enge Partnerschaft hat sich in Bezug auf Leistung, Energieeffizienz und Innovationsgeschwindigkeit ausgezahlt, doch sie bündelt gleichzeitig das Produktionsrisiko. Ein Ausfall in einer Fabrik, Lieferkettenunterbrechungen oder geopolitische Spannungen könnten die Versorgung beeinträchtigen. Vor diesem Hintergrund möchte Apple alternative Fertigungspartner aufbauen, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen und Verhandlungspositionen gegenüber Herstellern zu stärken.
Ein möglicher Vertrag mit Intel würde bedeuten, dass Intel als Auftragsfertiger (Foundry) fungiert, nicht als Chipdesigner: Apple behielte die Kontrolle über CPU‑ und SoC‑Architektur, Mikroarchitektur‑Optimierungen, Compiler‑Tuning und Systemintegration, während Intel die physische Herstellung der Wafer übernimmt. Diese Trennung ist für Apple wichtig, weil sie die geistige Eigentümerschaft und die strategische Ausrichtung der Chipentwicklung in Cupertino belässt. Gleichzeitig würde eine ergänzende Fertigung durch Intel eine geografische Diversifikation bringen — ein Aspekt, der in Zeiten geopolitischer Spannungen und Handelsrestriktionen an Bedeutung gewinnt.
Die Suche nach einem zweiten Foundry ist zudem eine Frage der Lieferkettenstrategie: Durch das Zuschalten eines zweiten Herstellers kann Apple Produktionsspitzen besser abfedern, Risiko bei neuen Produktstarts reduzieren und mögliche Engpässe minimieren. Darüber hinaus kann die Existenz eines zweiten Produktionspartners Druck auf die Vertragsbedingungen und Kostenstrukturen ausüben, was langfristig die Margen und die Planungssicherheit verbessern könnte. Für Intel eröffnet eine solche Partnerschaft die Möglichkeit, sein Foundry‑Geschäft zu stärken und technologisch anspruchsvolle Fertigungsaufträge für anspruchsvolle SoCs zu übernehmen.
What Intel would actually do — and the timeline
Analysten wie Jeff Pu von GF Securities und weitere Branchenbeobachter gehen inzwischen von einem Abkommen aus, nach dem Intel ab etwa 2028 mit der Fertigung einiger nicht‑Pro iPhone‑A‑Serien‑Chips beginnen könnte. In diesen Berichten wird betont, dass Intel ausschließlich die Herstellung übernehmen würde — das Chip‑Design bliebe weiterhin Aufgabe von Apple. Solche Fertigungsaufträge würden sich an einem strikten Validierungsprozess orientieren und zunächst in kleineren Losgrößen getestet werden, bevor eine Skalierung erfolgt.
- Start date: Intel‑gefertigte non‑Pro A‑Series‑Chips könnten möglicherweise 2028 in die Produktion gehen.
- Initial scale: Intel würde anfangs nur einen relativ kleinen Anteil des gesamten Apple‑Chipvolumens liefern; TSMC bliebe vorerst der primäre Fertigungspartner.
- Macs and iPads: Separat hat Analyst Ming‑Chi Kuo vorgeschlagen, dass Intel bereits Mitte 2027 mit der Fertigung der niedrigeren M‑Serie‑Chips für Macs und iPads beginnen könnte, und zwar mit Intels 18A‑Prozessnode.
Die genannten Zeitpunkte spiegeln typische Industriezyklen wider: Die Einführung eines neuen Fertigungspartners für komplexe SoCs erfordert Probeläufe, Prozesskalibrierung, Packaging‑Tests und umfassende Validierungsphasen in Hard‑ und Software. Apple wird in diesen Phasen Software‑Optimierungen, Leistungsvergleiche und thermische Testreihen durchführen, um sicherzustellen, dass Intel‑gefertigte Chips dieselben Systemanforderungen erfüllen wie TSMC‑Chips. Hinzu kommen Logistik‑ und Verpackungsentscheidungen, etwa ob Intel‑Wafer in bestehende Apple‑Supply‑Chains integriert oder eigene End‑to‑End‑Fertigungslinien aufgebaut werden.

Why Intel’s 18A process matters
Intels 18A‑Prozess wird als ein fortgeschrittener Node der sub‑2nm‑Klasse vermarktet, der in Nordamerika verfügbar wäre. Für Apple ist das aus mehreren Gründen relevant: Erstens würde eine Produktion näher an Nordamerika die logistischen Wege verkürzen und die Abhängigkeit von Fernlieferketten teilweise reduzieren; zweitens könnte eine lokale Fertigung die politische und wirtschaftliche Resilienz der Lieferkette verbessern; drittens eröffnet die 18A‑Technologie die Möglichkeit, konkurrierende Leistungs- und Effizienzniveaus zu erreichen — vorausgesetzt, die Ausbeuten und die Prozessstabilität entsprechen den strengen Vorgaben von Apple.
Technisch betrachtet unterscheidet sich Intels 18A‑Bezeichnung von TSMCs Knotennamen, und die Bezeichnungen allein sind kein uneingeschränkter Indikator für Leistung oder Energieeffizienz. Wichtig sind reale Messgrößen: Transistor‑Dichte, Verzögerung (Delay), Energieverbrauch bei typischen Betriebspunkten, und die Yield‑Kurve über die ersten N Monate der Produktion. Apple wird deshalb nicht nur auf Marketingbezeichnungen achten, sondern auf konkrete Kennzahlen wie kWatt‑Leistung pro FLOPS, thermisches Verhalten unter Alltagslasten, und Fertigungsstreuung zwischen Wafern und Chargen.
Ein weiterer praktischer Aspekt ist die Verpackung (Packaging). Moderne Apple‑SoCs nutzen fortschrittliche Packaging‑Technologien, teilweise mit Chiplets, Si‑interposern oder 3D‑Stacking. Intel müsste nicht nur die Frontend‑Fertigung (Waferprozess) beherrschen, sondern auch die Backend‑Schritte (Assembly, Test, Packaging) auf Apples Anforderungen abstimmen. Die Integration von diesbezüglichen Testprozessen und die Zusammenarbeit mit Verpackungspartnern sind entscheidend, um thermische und elektrische Eigenschaften konsistent zu halten.
Impacts and open questions
Der Wechsel oder die Ergänzung eines Foundry‑Partners ist immer komplex. Unterschiede in Fertigungsprozessen, Packaging‑Methoden, Ausbeuten (Yields) und Produktionskosten wirken sich direkt auf Lieferzeiten, Margen und die Zuverlässigkeit der Endprodukte aus. Apple muss die Intel‑gefertigten Chips gründlich validieren, um sicherzustellen, dass sie in Leistungsprofil, Energieeffizienz und Langzeit‑Zuverlässigkeit den TSMC‑Produkten entsprechen.
Zu den offenen Fragen zählen:
- Performance parity: Kann Intel bei Ausbeute (Yield), Energieverbrauch und Performance mit TSMC mithalten, insbesondere für Apples anspruchsvolle Designs?
- Scale‑up timeline: Wie lange benötigt Intel, um von niedrigen Volumina auf Massenproduktion hochzufahren, ohne Qualitätsprobleme zu erzeugen?
- Geopolitics and resilience: Inwieweit reduziert die Fertigung in Nordamerika die Risiken durch regionale Störungen, Exportkontrollen oder politische Spannungen?
Die Antwort auf diese Fragen hängt von mehreren technischen und organisatorischen Faktoren ab. Erstens die anfänglichen Waferstarts (wafer starts per month) und wie schnell Intel die Prozessausbeuten verbessern kann. Zweitens die Fähigkeit, Packaging‑Partner und Testinfrastruktur so zu koordinieren, dass die Montage- und Testzeiten den Anforderungen von Apples Produktionsplanung entsprechen. Drittens die Software‑Validierung: Apple muss sicherstellen, dass Compiler, Low‑Level‑Firmware, Energieverwaltung und Leistungsprofile identisch oder kompatibel sind, damit Endkunden keinen Unterschied bemerken.
Zudem spielen wirtschaftliche Aspekte eine Rolle: Die Herstellungskosten pro Die, die Raten für Ausschussware, Testkosten und mögliche Zusatzinvestitionen in spezifische Produktionslinien werden über Apples wirtschaftlichen Nutzen entscheiden. Intel wiederum muss kalkulieren, ob die Investitionen in Prozessoptimierung, Yield‑Verbesserung und Kapazitätsaufbau durch langfristige Verträge mit Apple gerechtfertigt sind.
Why this matters to consumers
Für die meisten Anwender wäre ein solcher Wechsel unsichtbar, sofern Apple seine Designstandards und Qualitätskontrollen beibehält. Der durchschnittliche Nutzer achtet auf Akkulaufzeit, Leistung bei Apps und Spielen, Wärmeentwicklung und Zuverlässigkeit — solange Intel‑gefertigte Chips diese Kriterien erfüllen, bleibt die Nutzererfahrung gleich. Kurzfristig aber könnten frühe Produktionsläufe und Validierungsphasen dazu führen, dass bestimmte Modelle in limitierter Stückzahl verfügbar sind, bis die Produktion stabilisiert ist.
Langfristig könnte die Diversifizierung der Fertigung Vorteile bringen: eine stabilere Versorgung, geringeres Risiko von Produktionsengpässen bei globalen Störungen, und stärkere Verhandlungspositionen von Apple gegenüber Fertigungsdienstleistern. Das kann zu weniger Lieferengpässen bei Produktstarts führen und theoretisch die Wahrscheinlichkeit reduzieren, dass Nutzer monatelang auf neue Geräte warten müssen. Darüber hinaus könnte eine bessere Verteilung der Fertigungskapazitäten zu flexibleren Preisstrategien oder zu einer besseren Verfügbarkeit bestimmter Modellvarianten beitragen.
Auf der anderen Seite bleiben Fragen zur Langzeitzuverlässigkeit: Wie verhalten sich Intel‑gefertigte Chips über mehrere Jahre im Vergleich zu TSMC‑Chips? Wie wirken sich geringfügige Prozessvariationen auf die thermische Drosselung (throttling), die Batteriepflege (battery aging) oder die Softwareoptimierungen aus? Apple wird genaue Telemetriedaten benötigen, um subtile Unterschiede festzustellen und gegebenenfalls Firmware‑Anpassungen vorzunehmen.
What to watch next
Achten Sie auf offizielle Bestätigungen von Apple, Intel und TSMC sowie auf Hinweise in Quartalsberichten, Earnings Calls und Supply‑Chain‑Analysen in den Jahren 2026–27. Erste Probeläufe, Validierungsserien, Packaging‑Partnerschaften und Fabrik‑Audits werden zeigen, ob Intel den strengen Anforderungen von Apple genügen kann. Beobachten Sie zudem Patentanmeldungen, Personalwechsel zwischen Unternehmen und Investitionen in Fertigungskapazitäten — diese Indikatoren geben Aufschluss über die Ernsthaftigkeit und Reichweite einer potenziellen Partnerschaft.
Technische Messgrößen in Fachpublikationen und unabhängigen Benchmarks werden ebenfalls relevant: Messungen zur Energieeffizienz bei typischen Aufgaben, thermische Profilkurven, Testergebnisse zur Langzeitstabilität und Vergleichsmessungen zwischen Intel‑ und TSMC‑gefertigten Samples sind nützlich, um reale Performance‑Unterschiede zu quantifizieren. Außerdem ist es sinnvoll, die Entwicklung der Packaging‑Ökosysteme zu verfolgen, da Backend‑Fertigung und Assembly entscheidenden Einfluss auf die Endproduktqualität haben.
Kurz gesagt: Dies ist keine Designpartnerschaft wie zu Zeiten der Intel‑Macs. Es geht um Fertigungsdiversifizierung. Sollte sich das Gerücht bestätigen, könnte sich verändern, wo der Siliziumkern Ihres nächsten iPhones, iPads oder Macs physisch hergestellt wird — ohne dass Apple die Kontrolle über Architektur und Design aufgibt.
Quelle: gsmarena
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