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Unerwartete Veränderungen im Bereich des Late-Night-TVs
Die Nachricht, dass CBS The Late Show mit Stephen Colbert im Jahr 2026 einstellen wird, löste großes Erstaunen aus. Der Sender begründete diesen Schritt offiziell mit wirtschaftlichen Überlegungen, doch der Zeitpunkt – unmittelbar nach einer aufsehenerregenden Fusion und einer 16-Millionen-Dollar-Einigung des Mutterkonzerns von CBS – wirft Fragen auf. Die Reaktionen im Netz reichten von Besorgnis bis Empörung: Fans, Fernsehmacher und Beobachter der Medienlandschaft fragten sich unisono, warum ausgerechnet die meistgesehene Show im 23:35-Uhr-Sendeplatz des zweiten Quartals 2025 abgesetzt wird.
Zwei Hoffnungsträger im Streaming-Bereich
Auch wenn CBS eine der prägenden Late-Night-Marken aufgibt, steht für Colbert-Fans ein Lichtblick am digitalen Horizont: Streaminganbieter wie Netflix und HBO (einschließlich HBO Max) könnten für ein neu konzipiertes Colbert-Format zu zukunftsträchtigen Adressen werden. Beide Plattformen haben bereits Erfahrungen im Talkshow-Genre gesammelt, innovative Vertriebswege erschlossen und sogar Liveformate etabliert – ideale Voraussetzungen, damit Colberts Stimme, sein Publikum und die Möglichkeiten des modernen Fernsehens auch künftig ein Zuhause haben.
Netflix – Ein passender Neustart
Netflix hat sich schon früher an Talkshows gewagt. Die Plattform ermöglichte Michelle Wolf mit The Break ein zehenteiliges Format, das gezielt für Streaming-Zuschauer produziert wurde – inklusive aufgezeichnetem Material mit satirischen Elementen. Und gemeinsam mit David Letterman entstand My Next Guest, was eindrucksvoll bewies: Ein ehemaliger Late-Night-Gigant kann auf einer Streamingplattform Publikum und Kritiker begeistern und sogar internationale Auszeichnungen gewinnen. In jüngster Zeit investiert Netflix verstärkt in Live-Events, was dafür spricht, dass das Unternehmen die nötige Infrastruktur und den Willen mitbringt, ein regelmäßiges – ob live, semi-live oder hybrid produziertes – Colbert-Format zu etablieren, ideal zugeschnitten auf flexible Streamingzeiten.

HBO – Wie geschaffen für anspruchsvolle Talkformate
HBO und HBO Max sind längst Heimat für eine hochgelobte Late-Night-Show: Last Week Tonight with John Oliver. Dessen Emmy-Erfolge und der spürbare kulturelle Einfluss beweisen: Einem anspruchsvollen, satirischen News-Format auf einer Premiumplattform folgt das Publikum treu. Durch die doppelte Ausspielung – klassisch im Fernsehen und als On-Demand-Stream – erreicht HBO sowohl traditionelle TV-Zuschauer als auch Streamingkunden. Eine Zusammenarbeit mit Colbert würde Raum für exklusive Programmspecials, Crossovers und TV-Events schaffen – inklusive jener kreativen Freiheit, die Colbert benötigt, um Politik, Gesellschaft und Kultur auch in längeren Segmenten pointiert zu behandeln.
Neue Wege: Wie könnte Colberts nächste Show aussehen?
Für Filmfans und Serienkenner*innen bedeutet „Plot“ hier vor allem: Struktur und Format. Eine erneuerte Colbert-Show könnte die vertrauten Late-Night-Bestandteile mit filmischer Erzählkunst verbinden. Denkbar wäre ein prägnantes Eröffnungsmonolog, gefolgt von ausführlichen Gesprächen, die eher als Porträts denn als kurze PR-Interviews wirken. Reportagen könnten mit dokumentarischer Ästhetik produziert werden – seien es Mini-Genres zu Kino, TV und Kunst oder investigative Beiträge mit Humor. Zwischen Musikacts, Sketches und wiederkehrenden Figuren würde die Sendung eine natürliche Balance zwischen Humor, Journalismus und Unterhaltungsinhalten finden.

Team und Mitwirkende: Wer begleitet den Moderator?
Stephen Colbert ist zwar das Gesicht der Show, doch der Erfolg von Late-Night-Formaten ruht auf einem eingespielten Kreativ-Team inklusive Autor*innen, Executive Producern, Showrunnern, Musikdirektor*innen samt Band sowie erfahrenem Produktionsteam. Streaminganbieter könnten wertvolle Anreize schaffen, um die Kerncrew zu halten, die The Late Show zur Quotenmacht machte. Hinzu kommen Gäste diversester Couleur – von Hollywoodgrößen bis zu Regisseuren des Independent-Kinos –, die zur kulturellen Relevanz beitragen. Übergreifende Kooperationen, etwa mit John Oliver oder nostalgische Letterman-Specials, könnten zusätzlich für Aufmerksamkeit und Konversationsstoff in der Awards-Saison sorgen.
Produktionsweise: Live-Erlebnis, Vorproduktion und globale Perspektiven
Streaming punktet durch Flexibilität. Während das klassische Fernsehen an feste Sendezeiten, Werbeblöcke und lokale Partner gebunden ist, eröffnet das Internet Experimente: denkbar sind wöchentlich lange Folgen, zweimal pro Woche Live-Shows oder eine hybride Mischung aus vorproduzierten Beiträgen und aktuellen Live-Interviews. Die Arbeitsabläufe würden intelligent angepasst: Autorenteams könnten mit mehr Vorlauf filmisch ausgearbeitete Segmente vorbereiten, während ein reduziertes Live-Team die tagesaktuellen Teile betreut. Nicht zuletzt ergäbe sich durch die internationale Reichweite von Netflix und HBO Max für Colbert die Chance, ein weltweites Publikum zu gewinnen – größer als jedes traditionelle TV-Netzwerk es bieten kann, samt gesteigertem Lizenzpotenzial.
Kritik und Reichweiten: Das Paradoxon der Absetzung
Die von CBS angegebene finanzielle Begründung lässt sich datenbasiert kaum nachvollziehen. Branchenstatistiken für das zweite Quartal 2025 belegen: The Late Show leitete den Sendeplatz um 23:35 Uhr an und war die einzige Sendung ihres Genres mit wachsender Zuschauerzahl gegenüber dem Vorquartal. Fachleute lobten Colberts Talent, politische Satire mit journalistischem Anspruch und Mainstream-Gefälligkeit zu vereinen. Gerade diese wachsende Reichweite und seine prominente Rolle in Debatten machen das Ende der Sendung für viele Fans unverständlich und als Kurzschluss schwer erklärbar.
Historische Perspektive: Colberts prägendes Vermächtnis
Colberts Laufbahn ist untrennbar mit der Entwicklung von politischer Satire und dem Late-Night-Fernsehen verbunden. Angefangen als Reporter bei The Daily Show, über das wegweisende Colbert Report, in welchem er TV-Kommentatoren parodierte, ist er schon seit Ende der 1990er fester Bestandteil des US-Fernsehens. Sein Weg zeigt, dass er beides beherrscht – aufklärende Satire und tiefgehende, popkulturelle Gespräche, die ein breites Publikum und Kritiker gleichermaßen erreichen.
Persönliche Einschätzung: Warum Colbert für Kunst und Publikum unverzichtbar ist
Im Zeitalter der Streaming-Revolution steht Stephen Colbert für eine seltene Mischung aus Bühnenpräsenz, journalistischem Gespür und breiter Anziehungskraft. Für Filmfreunde und Serienenthusiasten könnte seine Präsenz auf Netflix oder HBO eine Brücke schlagen: Zwischen Late-Night-Schwung und filmischem Erzählen würden innovative Formate entstehen – ein Gewinn für Kreative und Publikum gleichermaßen. Das vermeintliche Aus von The Late Show mag in den Chefetagen entschieden worden sein, doch in der weiten Welt von Fernsehen und Streaming scheint Colberts Geschichte noch lange nicht zu Ende erzählt.
Schlussgedanke: Eine Einladung an Streaming-Plattformen
Mit ihrer Reichweite, Produktionserfahrung und kreativen Autonomie wären Netflix und HBO prädestiniert, Colberts Talkformat neu aufleben zu lassen und das Genre fürs weltweite Streamer-Zeitalter weiterzuentwickeln. Ob als tägliche Institution, wöchentliche Tiefgang-Show oder facettenreiche Hybrid-Variante – Colbert verfügt über die nötige Fangemeinde, kritische Reputation und ein kreatives Team, um auch zukünftig herausragendes Fernsehen zu gestalten. Indem Streamingdienste diesen Schritt wagen, retten sie nicht nur einen Host, sondern sichern dem Kultur-, Film- und Entertainmentsektor eine bedeutende satirische Stimme.
Quelle: screenrant
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