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Eight Sleep sichert 100 Millionen US-Dollar, um KI‑gestützte Schlafinnovationen zu beschleunigen
Mit dieser Kapitalzufuhr hat Eight Sleep nach Angaben von PitchBook insgesamt rund 260 Millionen US-Dollar eingesammelt. Zuvor hatte das Unternehmen 2021 eine Series‑C‑Runde über 86 Millionen US-Dollar abgeschlossen, damals mit einer berichteten Post‑Money‑Bewertung von 500 Millionen US-Dollar; das Startup machte keine Angaben zur aktuellen Bewertung.
Wofür das Kapital eingesetzt wird: KI‑Fahrplan, globale Expansion und medizinische Funktionen
Alexandra Zatarain, Mitgründerin und CMO von Eight Sleep, erklärte gegenüber Medienvertretern, dass das frische Kapital internationale Markteinführungen beschleunigen, klinische und regulatorische Initiativen stärken und die KI‑Entwicklung des Unternehmens vorantreiben werde. 'Wenn wir unseren KI‑Fahrplan erfolgreich umsetzen, international starten und zustandsspezifische Interventionen entwickeln, wird der Status als Unicorn eine natürliche Folge sein', sagte sie.
Produktübersicht: Pod, Autopilot und der Sleep Agent
Pod — die Flaggschiff‑Smart‑Matratze
Das Kernprodukt Pod kombiniert integrierte biometrische Sensorik mit Firmware und Cloud‑Software, um Schlafphasen, Herzfrequenz, Atemmuster und Bewegungen zu erfassen. Anhand dieser Biomarker passt das System automatisch Temperatur, Neigungswinkel der Matratze und empfundene Festigkeit an. Der Pod erkennt auch Schnarchen und kann das Kopfteil anheben, um eine Verengung der Atemwege zu vermindern — ganz ohne tragbare Geräte.
Autopilot — kontinuierliche Personalisierung
Autopilot ist die adaptive Steuerungsschicht des Unternehmens. Bereits in der ersten Nacht erstellt sie eine persönliche Schlaf‑Baseline und verfeinert daraufhin Empfehlungen unter Berücksichtigung von Jahreszeiten, Reisen, Stress, Training, Krankheit oder vorherigen schlechten Nächten. Autopilot arbeitet unabhängig für jede Bettseite und ermöglicht so unterschiedliche Profile für Partner.
Sleep Agent — KI, digitale Zwillinge und vorausschauende Regeneration
Über die Hardware hinaus führt Eight den Sleep Agent ein, ein KI‑gestütztes System, das große Sprachmodelle (LLMs) und prädiktive Analysen nutzt, um tausende digitale Zwillinge pro Nutzer zu erzeugen. Diese virtuellen Modelle simulieren mögliche Ergebnisse und schlagen nächtliche Interventionen zur Optimierung der Regeneration vor, wodurch sich Schlaftechnologie von reiner Nachverfolgung hin zu proaktiver, personalisierter Behandlung entwickelt.
Funktionen, Vorteile und Anwendungsbeispiele
- Health Check: Eight gibt an, dass Health Check kardiovaskuläre und respiratorische Muster mit bis zu 99 % Genauigkeit ohne Wearables überwachen kann, dank berührungsloser Sensoren in der Matratzenoberfläche. Dadurch sind nächtliche biometrische Messungen möglich, die Trends aufzeigen und frühe Interventionen unterstützen sowie medizinische Betreuung ergänzen können.
- Hot Flash Mode: Ein KI‑gesteuerter Kühlmodus, der gezielt Temperaturänderungen einsetzt, um menopausetypische Hitzewallungen zu lindern.
- Schlafapnoe und klinische Ambitionen: Das Unternehmen entwickelt berührungslose Lösungen mit Fokus auf Schlafapnoe und strebt eine Zulassung durch die FDA an, um personalisierte, in Echtzeit ausgelöste Interventionen auf Basis des biometrischen Streams des Pod anzubieten.
Die Einsatzfelder reichen von der Regenerationsunterstützung und Trainingsoptimierung für Sportler über präventives kardio‑metabolisches Monitoring und Linderung menopausaler Symptome bis hin zum Screening auf Schlafapnoe. Für Konsumenten, die invasive Überwachung vermeiden möchten, liefern die passiven Sensoren des Pod kontinuierliche Einblicke, ohne dass Wearables wie Oura, Fitbit oder Apple Watch notwendig sind.
Wie sich Eight im Schlaftechnologie‑Umfeld positioniert
Der Markt für Schlaftechnologie umfasst Verbrauchs‑Wearables (Oura, Fitbit, Apple), Hersteller medizinischer Geräte (ResMed) und Anbieter intelligenter Schlafoberflächen (Sleep Number, ChiliSleep). Eight grenzt sich dadurch ab, dass es hochauflösende, berührungslose biometrische Erfassung mit KI‑gestützter Personalisierung kombiniert und eine softwarezentrierte Strategie verfolgt, die prädiktive Analysen und zustandsspezifische Interventionen in den Mittelpunkt stellt.
Marktreichweite, Regulierung und Datenschutz
Eight liefert derzeit in mehr als 30 Länder — darunter Kanada, Großbritannien und die EU, Australien, Mexiko und die VAE — und plant eine Expansion nach China, wo eine wachsende gesundheitsbewusste Mittelschicht Schlafwohlbefinden zunehmend priorisiert. Das Startup beschäftigt etwas mehr als 100 festangestellte Mitarbeiter und berichtet von über 500 Millionen US‑Dollar Pod‑Umsatz sowie mehr als einer Milliarde gesammelter Schlafstunden seit dem Produktstart 2019.
Zum Thema Datenschutz betont Eight, dass der Schutz von Daten zentral ist. Das Unternehmen verschlüsselt alle Informationen, erklärt, keine Nutzerdaten zu verkaufen, hält sich an GDPR und CCPA und vermeidet Mikrofone — stattdessen verlässt es sich auf in die Matratzenoberfläche integrierte Sensoren für passive, hochgenaue Einsichten.
Warum das relevant ist: Marktbezug und Ausblick
Angesichts der zunehmenden Nachfrage nach präventivem Gesundheitsmonitoring und nicht‑invasiver Biometrie positioniert Eight Sleep seine Kombination aus intelligenter Matratzen‑Hardware, KI‑gesteuerter Personalisierung, LLM‑unterstützten digitalen Zwillingen und klinischen Ambitionen genau an der Schnittstelle von Consumer‑Wellness und medizinischer Überwachung. Gelingt die Zulassung durch Regulierungsbehörden und die internationale Skalierung, könnte die Plattform zu einem etablierten Kanal für nächtliche Regenerationsoptimierung und frühzeitige Erkennung gesundheitlicher Trends werden.
Ob für Spitzenathleten, die ihre Erholung feinjustieren, für Klinikpersonal, das longitudinalen Schlafdaten nachfragt, oder für Konsumenten, die ein intelligenteres Bett wollen: Die Finanzierungsrunde und der Produktfahrplan von Eight unterstreichen, wie sich Schlaftechnologie von Nischen‑Gadgets zu einem integralen Bestandteil präventiver Gesundheitsinfrastruktur entwickelt.
Quelle: techcrunch
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