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Hairstyling kann luftgetragene Nanopartikel in Größenordnung von Verkehrsemissionen erzeugen
Die routinemäßige Verwendung von beheizten Stylinggeräten zusammen mit gängigen Haarpflegeprodukten kann luftgetragene Nanopartikel in Konzentrationen erzeugen, die mit denen in der Nähe stark befahrener Straßen vergleichbar sind, wie eine neue Laborstudie der Purdue University zeigt. Die Forschenden maßen Partikel von bis zu 500 Nanometern — etwa 200 Mal kleiner als ein menschliches Haar — und viele der neu gebildeten Partikel waren unter 100 Nanometern, klein genug, um bis tief in die Lunge einzudringen.
Studienaufbau und wissenschaftlicher Hintergrund
Laborumgebung und Umfang
Ein Forschungsteam der Purdue University verwendete ein speziell eingerichtetes "Tiny House"-Labor, um das Hairstyling unter realen Bedingungen zu simulieren. Sieben Freiwillige absolvierten 21 unterschiedliche Haarpflege-Sitzungen, in denen fünf im Handel erhältliche Produkte mit beheizten Geräten wie Glätteisen, Lockenstäben und Wellenstäben kombiniert wurden. Die kleine Hausumgebung erlaubte präzise Luftprobenahmen und kontrollierte Messungen der Nanopartikelbildung.
Wesentliche Messwerte
Die Experimente verzeichneten Spitzenkonzentrationen von über 100.000 Nanopartikeln pro Kubikzentimeter während typischer 10–20-minütiger Stylingsitzungen. Auf diesen Messungen basierende rechnerische Expositionsmodelle deuten darauf hin, dass eine einzige Stylingsitzung zur Inhalation von mehr als 10 Milliarden Nanopartikeln führen könnte, wobei ein signifikanter Anteil die tiefsten Lungenregionen (Alveolen) erreicht.
Was treibt die Bildung von Nanopartikeln an?
Die Forschenden identifizierten Wärme als den hauptsächlichen Auslöser. Wenn Stylingbestandteile auf etwa 300°F (149°C) oder höher erhitzt wurden, verdampften flüchtige und gering flüchtige Komponenten — darunter zyklische Siloxane, die in vielen Haarformulierungen verbreitet sind —, kondensierten und wuchsen zu neuen Nanopartikel-Aerosolen. Bei niedrigeren Temperaturen wurden deutlich weniger Partikel erzeugt, und ein großer Teil des Materials blieb am Haar haften, anstatt sich in der Luft zu verteilen.
Die Bauingenieurin Nusrat Jung von der Purdue University beschrieb die Ergebnisse als unerwartet groß und bemerkte, dass die Anzahl der inhalierten Nanopartikel aus gewöhnlichen, im Handel erhältlichen Produkten höher war als erwartet. Die Co-Forscherin Jianghui Liu betonte, dass die meisten neu gebildeten Partikel kleiner als 100 Nanometer waren und deren Bildung stark temperaturabhängig ist.
Gesundheitliche Auswirkungen und Wissenslücken
Nanopartikel sind in epidemiologischen Studien schwer nachzuverfolgen wegen ihrer winzigen Größe und variablen chemischen Zusammensetzung. Während die spezifische Toxizität dieser durch Hairstyling erzeugten Partikel noch nicht feststeht, zeigt die allgemeine Luftverschmutzungsforschung, dass ultrafeine und feine Partikel Entzündungen und andere Atemwegsreaktionen auslösen können. Tierversuche haben gezeigt, dass inhalierte Nanopartikel Entzündungen in der Lunge verstärken und Gewebeschäden verursachen können, doch die Übertragung dieser Befunde auf chronische menschliche Exposition durch Hairstyling erfordert weitere Untersuchungen.

Praktische Empfehlungen und nächste Schritte
Bis mehr über die chemische Zusammensetzung und die langfristigen Effekte dieser Partikel bekannt ist, empfiehlt das Forschungsteam praktische Minderungsmaßnahmen: Maximieren Sie die Belüftung bei der Verwendung beheizter Stylinggeräte, reduzieren Sie die Geräte-Temperatur wo möglich und begrenzen Sie die Stylingdauer. Die Autorinnen und Autoren fordern außerdem erweiterte Experimente, die die Partikelchemie, Bildungswege (Nukleation und Wachstum) und Exposition in verschiedenen realen Umgebungen wie Salons und schlecht belüfteten Badezimmern charakterisieren.
Expertinneneinschätzung
Dr. Maya Patel, eine Wissenschaftlerin für Umweltgesundheit (fiktiv), kommentiert: "Diese Studie macht eine bisher unterschätzte Quelle ultrafeiner Partikelbelastung in Innenräumen sichtbar. Aus Sicht der Expositionsminderung sind verbesserte Belüftung und moderate Verringerungen der Stylingtemperatur sinnvolle Sofortmaßnahmen, während Forschende daran arbeiten, langfristige Gesundheitsrisiken und die spezifischen toxikologischen Profile der emittierten Partikel zu klären."
Fazit
Die Purdue-Studie beleuchtet eine bisher vernachlässigte Quelle für nanopartikelbelastete Innenraumluft: routinemäßiges, hitzebasiertes Hairstyling. Das Erhitzen gängiger Haarpflegebestandteile kann Verbindungen wie zyklische Siloxane verdampfen lassen und Aerosole aus ultrafeinen Partikeln erzeugen, die in großer Anzahl eingeatmet werden können. Obwohl die genauen gesundheitlichen Folgen ungewiss sind, rechtfertigen vorhandene Erkenntnisse zu feinen und ultrafeinen Partikeln Vorsicht. Praktische Minderungsmaßnahmen — bessere Belüftung, niedrigere Temperatureinstellungen und weitere chemische sowie toxikologische Untersuchungen — können helfen, potenzielle Expositionen zu reduzieren, während Forschende die Risiken genauer untersuchen.
Quelle: pubs.acs
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