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Seit Jahrzehnten hatten Porsche-Käufer drei klare Sportwagen‑Optionen: der zeitlose 911, das mittelmotorige Cayman‑Coupé und der offene Boxster. Heute hat Porsche eine bedeutende Änderung bestätigt: In den weltweiten Bestellbüchern sind der 718 Cayman und der 718 Boxster nicht mehr verfügbar. Das markiert den Beginn vom Ende der 718‑Baureihe in Verbrenner‑Form und signalisiert Porsches beschleunigten Übergang zu Elektromobilität und moderner Fahrzeugtechnik.
Warum Porsche Bestellungen gestrichen hat und was das bedeutet
Porsches Entscheidung folgt auf frühere regionale Rückzüge: Anfang 2024 zog das Unternehmen die Modelle aus dem europäischen Verkauf zurück, nachdem die seit 2016 angebotenen vierten Modellgenerationen die neuen Anforderungen an Cybersicherheit nicht erfüllten. Anstatt in kostspielige Nachrüstungen für veraltete Software und Steuergeräte zu investieren, entfernte Porsche die Modelle stillschweigend aus europäischen Ausstellungen. Nun gilt die Schließung global: Beide Fahrzeuge wurden aus dem Porsche‑Konfigurator und aus Preislisten genommen, und in einigen Märkten werden inoffizielle letzte Auslieferungen vor März 2026 erwartet.
Obwohl keine Neuanfragen mehr angenommen werden, könnte die Produktion laut Branchenberichten noch bis 2026 laufen, um bestehende Aufträge abzuarbeiten. Porsche Nordamerika hatte zuvor angegeben, dass die weltweite Produktion der aktuellen 718‑Varianten, einschließlich der RS‑Modelle, voraussichtlich im Oktober 2025 endet. Wichtig ist: Die Nachfrage war nicht das Problem – die Auslieferungen stiegen 2024 um 15 % auf mehr als 23.600 Einheiten.
Produktmerkmale und technische Ausrichtung der kommenden Elektro‑Modelle
Plattform, Antriebsstrang und Batteriearchitektur
Die Namen Cayman und Boxster werden weiterleben – neu gedacht als zweisitzige Elektro‑Sportwagen, die voraussichtlich 2026 debütieren. Beide werden auf der PPE‑Architektur (Premium Platform Electric) des Volkswagen Konzerns basieren, derselben skalierbaren Elektroplattform, die bereits dem Macan EV und künftigen Audi‑ und Porsche‑Modellen zugrunde liegt. Erwartet werden Heckantriebs‑Varianten mit einem Motor sowie Allrad‑Varianten mit zwei Motoren, mit Basisleistungen über 300 PS und Hochleistungsvarianten über 400 PS – Insidern zufolge sind für Turbo‑ähnliche Ausstattungen Leistungen in Richtung oder über 490 PS denkbar.

Batterieanordnung und Fahrdynamik
Porsche plant einen batteriemäßig mittig angeordneten Aufbau hinter den Sitzen und einen niedrigen Schwerpunkt, um das fühlbare Handling und die Balance zu bewahren, für die die 718‑Baureihe bekannt ist. Diese Batteriep-Latzierung, kombiniert mit motorsporterprobter Fahrwerksabstimmung und fortschrittlichen Energierückgewinnungssystemen, soll den Fahrcharakter erhalten, auch wenn die Energiequelle vom Benzin auf Strom umschwenkt.
Vergleich, Vorteile und Anwendungsfälle
- Performance vs. Verbrenner: Frühe Testmule deuten darauf hin, dass EV‑Varianten beim Sprint 0–100 km/h und in der Drehmomententfaltung die Benziner‑718s übertreffen könnten, gleichzeitig mit verbesserter Gewichtsverteilung und sofortigem elektrischen Drehmoment. Akustisch wird es jedoch schwer sein, den emotionalen Charakter eines frei saugenden Sechszylinders exakt zu reproduzieren.
- Alltagstauglichkeit und Technik: Die elektrischen 718‑Modelle profitieren von moderner, ADAS‑bereiter Elektronik, Over‑the‑Air‑Softwareupdates und deutlich verbesserten Cybersecurity‑Frameworks – Merkmale, die den auslaufenden Verbrenner‑Modellen ohne teure Nachrüstungen fehlten.
- Praktische Einsatzfälle: Diese zweisitzigen Elektro‑Sportwagen sprechen Enthusiasten an, die Fahrdynamik, Track‑Fähigkeiten und moderne EV‑Performance priorisieren, ebenso wie technikaffine Käufer, die auf fortschrittliche Batterietechnik und softwaregesteuerte Funktionen Wert legen.

Marktbedeutung und Sammlerpotenzial
Mit dem Ende von fast 30 Jahren mittelmotoriger Porsche‑Tradition für die Verbrennerära könnten frühe Produktions‑Cayman und Boxster mit Verbrennungsmotor zu gesuchten Sammlerstücken werden. Ihre Kultanhängerschaft, die historische Rolle bei der Rettung von Porsches Finanzen in den späten 1990er‑Jahren und das bevorstehende Produktionsende machen verbleibende Benzinmodelle rar. Für Porsche ist der Schritt strategisch: die Elektrifizierung des sportlichen Kerns unter Nutzung von Software‑ und Batterieinnovation sowie den wirtschaftlichen Vorteilen der PPE‑Plattform.

Ausblick
Porsches Forschungs‑ und Entwicklungschef hat zugesichert, dass die EV‑Nachfolger die echte Sportwagen‑DNA über Fahrwerksentwicklung und von Motorsport geprägte Bremssysteme bewahren werden. Der Übergang ist eine emotionale und technische Herausforderung – taktiles Fahrgefühl in einem nahezu lautlosen, batteriegespeisten Paket nachzubilden – eröffnet aber zugleich Chancen für überlegene Performance‑Werte, verbesserte Konnektivität sowie die Einhaltung sich wandelnder Cybersicherheits‑ und Emissionsvorschriften. Käufer, die noch einen brandneuen Verbrenner‑718 möchten, müssen auf Lagerbestände von Händlern zurückgreifen; für alle anderen verkörpern der vollelektrische Cayman und Boxster Porsches nächste Vision von Sportwagen‑Technologie.
Quelle: autoevolution
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