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Erinnerung an Harold Matzner: Wegbereiter von Kultur und Kino in der Wüste
Harold Matzner, der Geschäftsmann und Philanthrop, weithin bekannt als „Mr. Palm Springs“, ist nach kurzer Krankheit im Alter von 88 Jahren gestorben. Vier Jahrzehnte lang prägte er das kulturelle Leben im Coachella Valley, verwandelte ein regionales Filmfestival in eine Station der Awards-Saison und finanzierte durch private Spenden und bürgerschaftliche Führung die Belebung der Innenstadt, Museen, Theater und die Künste. Sein Tod wirkt sich nicht nur auf Palm Springs aus, sondern auch auf die Filmindustrie und Festivalprogrammierer, die miterlebten, wie eine bescheidene Wüstenstadt zur globalen Bühne für das Kino wurde.
Vom Sportjournalisten zum Kulturarchitekten
Geboren am 4. Juli 1937 in Newark, New Jersey, begann Matzner seine Laufbahn als Sportjournalist, bevor er in das Marketing wechselte und CBA Industries gründete, ein Direktwerbeunternehmen, das er bis weit in seine 80er Jahre führte. 1985 entdeckte er Palm Springs und machte es zu seinem Lebenswerk: Er investierte mehr als 85 Millionen Dollar in lokale gemeinnützige Organisationen, führte das Palm Springs International Film Festival 1999 aus einer Krise zurück und spendete persönlich über 12 Millionen Dollar, um die Grundlage für die heute einflussreiche Awards-Plattform im Festivalbereich zu schaffen.
Aus einem lokalen Festival einen Branchenmoment machen
Unter Matzners Leitung entwickelte sich das Palm Springs International Film Festival zu einem Anziehungspunkt für Hollywood-Talente und zu einer Sprungplattform für Kampagnen in der Awards-Saison. Auf der Festivalbühne standen Schauspieler und Regisseure von Meryl Streep und Denzel Washington bis zu Steven Spielberg und Timothée Chalamet. Während kleinere Festivals oft als Entdeckungsplattformen fungieren, schloss Palm Springs unter Matzner die Lücke zwischen regionaler Programmierung und der industrieweiten Awards-Diskussion und erzeugte jährlich Milliarden an Medienreichweite.

Wie Matzners Modell im Vergleich zu anderen Festivals dasteht
Im Vergleich zu Sundance, das künstlerisch getrieben und entdeckungsorientiert ist, und Toronto, das als weitläufiger Industriemarkt und Indikator für Oscar-Starts fungiert, schuf Palm Springs unter Matzner eine Nische als konzentrierte Awards-Saison-Plattform. Matzners Ansatz setzte auf hochkarätige Gala-Vorführungen, Prominentenauftritte und strategische Öffentlichkeitsarbeit — eine andere Strategie als das Indie-Inkubator-Modell, die sich aber als effektiv erwiesen hat, internationales Kino in Hollywood-Schlagzeilen zu heben.
Über das Kino hinaus: städtische Transformation und Kunstphilanthropie
Sein Einfluss reichte über das Programm hinaus: Matzner half bei der Verabschiedung von Measure J, einer 1%igen Verkaufssteuer, die eine 200-Millionen-Dollar-Innenstadtbelebung finanzierte und einen jährlichen Überschuss zur Wiederherstellung der Infrastruktur erzeugte. Er war Vorsitzender des McCallum Theatre Boards, Vizevorsitzender des Palm Springs Art Museum und leitete das beliebte Restaurant Spencer’s — Rollen, die Restaurants, Museen, Theater und das Festival zu einem einheitlichen kulturellen Ökosystem verbanden.
Trivia und Einblicke hinter den Kulissen
- Matzner hat einen Stern auf dem Palm Springs Walk of the Stars an der Basis der Sonny Bono-Statue, ein Zeichen für seine Freundschaft mit den Gründungsfiguren des Festivals.
- Seine Fundraising-Strategie verband persönliche Zuwendungen mit hohen Erwartungen an Rechenschaftspflicht und überzeugte andere Spender, seine Beiträge zu matchen, sodass Projekte schneller skaliert werden konnten.
Kritische Perspektiven
Während Matzners Großzügigkeit unbestreitbar ist, wirft sein Modell Fragen auf, denen viele Kunstgemeinschaften gegenüberstehen: Wenn Festivals auf mächtige Förderer angewiesen sind, können Programmierung und Mission zugunsten profilträchtiger, awards-freundlicher Filme verschoben werden, zulasten künstlerischer Risikobereitschaft. Diese Spannung — zwischen kulturellem Prestige und kuratorischer Abenteuerlust — ist ein aktuelles Thema unter Programmierern und Kritikern.
Experteneinschätzung
„Harold Matzners Vermächtnis ist auf produktive Weise kompliziert“, sagt der Filmhistoriker Marko Jensen. „Er zeigte, wie strategische Philanthropie ein regionales Festival zu einer internationalen Plattform machen kann, doch sein Modell verdeutlicht auch, wie viel Einfluss ein einzelner Förderer auf die kulturelle Agenda einer Stadt ausüben kann.“
Persönliches Vermächtnis und Ausblick
Matzner sagte oft, seine Freude bestehe darin, „Magie für die Menschen zu schaffen, die ich liebe.“ Er hinterlässt seine Partnerin Shellie Reade, den Sohn Devin, die Tochter Laura sowie die Enkel Elizabeth und Emily. Ein Gedenken wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Das Festival ernannte ihn zum Chairman Emeritus, und lokale Führungskräfte sagen, sein Geist — eine Mischung aus Bürgersinn, Gastfreundschaft und Showmanship — werde Palm Springs noch viele Jahre prägen.
Fazit: Lehren für Filmfestivals und kulturelle Städte
Harold Matzners Leben zeigt, wie engagierte Einzelpersonen die kulturelle Entwicklung einer Stadt verändern können und wie sich Filmfestivals von Nischenveranstaltungen zu globalen Bühnen für das Kino wandeln lassen. Während Festivals weltweit künstlerisches Wagnis, kommerzielle Attraktivität und Gemeinwohl austarieren, bleibt die Geschichte von Palm Springs ein Lehrbeispiel: ein Beispiel für die Macht der Philanthropie, Sichtbarkeit zu schaffen — und für die Verantwortung, die diese Sichtbarkeit mit sich bringt. Für Film- und Serienfans bedeutet das Erbe einen reicheren Festivalkalender und die Aufforderung, danach zu fragen, wer die Geschichten formt, die wir feiern.
Quelle: deadline
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