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Von der DIY-Heißklebepistole zur chirurgischen Innovation
Forscher in Südkorea haben eine handelsübliche Heißklebepistole in ein kompaktes, handgeführtes Gerät verwandelt, das Knochenersatzmaterial direkt in Frakturen herstellen und auftragen kann. In einem kürzlich in der Fachzeitschrift Device veröffentlichten Artikel beschreiben sie, wie das modifizierte Werkzeug das in situ 3D-Drucken von Gerüsten auf Knochendefekten ermöglicht — dadurch entfallen vorgefertigte Implantate und es entsteht eine schnellere, flexiblere Option für chirurgische Reparaturen.
Wie das Gerät funktioniert
Statt Schmelzkleber füllte das Team das Gerät mit einem einstellbaren Verbundmaterial aus Hydroxylapatit, einem Mineral, das natürlichem Knochen sehr ähnlich ist, und Polycaprolacton (PCL), einem biokompatiblen Thermoplast, der bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen schmilzt. Durch die Änderung des Verhältnisses von Hydroxylapatit zu PCL können Operateure während des Eingriffs Steifigkeit und Porosität der gedruckten Transplantate anpassen. Der kompakte, manuell bediente Drucker erlaubt es dem Kliniker, Richtung, Winkel und Tiefe des Drucks in Echtzeit zu steuern, um unregelmäßigen anatomischen Defekten genau zu entsprechen — ein wichtiger Vorteil für den in situ 3D-Druck in der orthopädischen Chirurgie.
Produktmerkmale
- Tragbarer, handgeführter Mechanismus für in situ 3D-Druck
- Anpassbare Verbundformel für mechanisches Tuning während der Anwendung
- Biokompatible Materialien: Hydroxylapatit und Polycaprolacton
- Schnelle Aufbringung — das Grafting kann innerhalb weniger Minuten erfolgen
- Entwickelt für eine verbesserte anatomische Anpassung ohne präoperative Modellierung

Vergleich mit konventionellen Implantaten
Konventionelle Lösungen — Metallplatten, vorgefertigte Polymerimplantate oder Spenderknochen — erfordern präoperative Bildgebung, Modellierung, kundenspezifische Fertigung oder langwierige Sterilisations- und Anpassungsprozesse. Im Gegensatz dazu produziert das systemähnliche Gerät Gerüste direkt am Operationsort, verkürzt Vorlaufzeiten und ermöglicht eine maßgeschneiderte Passform selbst bei komplexen Frakturen. In Kaninchenversuchen zeigten die in situ gedruckten Transplantate innerhalb von 12 Wochen eine überlegene Knochenregeneration und keine Infektionen im Vergleich zu Kontrolltieren, die Standard-Knochenzement erhielten.
Vorteile und klinisches Potenzial
Wesentliche Vorteile sind verkürzte Operationszeiten, präzise anatomische Anpassung und die Möglichkeit, die mechanischen Eigenschaften des Gerüsts in Echtzeit zu verändern. Das Forschungsteam deutet außerdem an, dass dieser Ansatz postoperative Komplikationen reduzieren und durch Verringerung des Infektionsrisikos den Antibiotikaeinsatz einschränken könnte. Da die Materialien biologisch abbaubar und osteokonduktiv sind, sollen die Gerüste das natürliche Knochenwachstum unterstützen, statt dauerhaft Platz einzunehmen.
Anwendungsfälle und Marktrelevanz
Unmittelbare Anwendungsfelder sind die Notfall-Traumachirurgie, veterinärorthopädische Eingriffe und Einsatzbereiche, in denen schnelle Individualisierung erforderlich ist, aber eine ausgebaute Fertigungsinfrastruktur fehlt. Für den Medizinproduktemarkt stellt die Technologie potenziell eine Verschiebung hin zu mobilen, additiven Fertigungswerkzeugen dar, die Chirurgen eine fabrikationsnahe Individualisierung ermöglichen. Laufende präklinische Studien in größeren Tiermodellen werden Sicherheit, Skalierbarkeit und regulatorische Wege klären, bevor humanmedizinische Versuche und eine kommerzielle Einführung erfolgen können.
Nächste Schritte
Das Forschungsteam weitet die präklinischen Tests in Großtieren aus und verfeinert Materialformulierungen sowie die Ergonomie der Applikation. Bei Erfolg könnte diese Kombination aus einfacher Hardware und fortschrittlichen Biomaterialien die Einführung des in situ-Drucks im Operationssaal beschleunigen und so schnellere Rekonvaleszenzen sowie eine stärker personalisierte orthopädische Versorgung ermöglichen.
Quelle: cell
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