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Polestar 3 erhält für 2026 ein umfassendes Hardware‑Upgrade
Polestar hat ein weitreichendes Mid‑Cycle‑Refresh seines Flaggschiff‑E‑SUV, des Polestar 3, vorgestellt — und dabei weit mehr verändert als nur die Optik. Für das Modelljahr 2026 wurden Elektrikarchitektur, Antriebsstrang, Batteriezellenchemie und die zentrale Recheneinheit grundlegend überarbeitet. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Fahrleistungen zu schärfen, Ladezeiten zu verkürzen und eine intelligentere Fahrzeugsoftware bereitzustellen. Polestar‑CEO Michael Lohscheller bezeichnete den überarbeiteten 3 sogar als „wie ein komplett neues Auto“ — und die technischen Änderungen machen deutlich, warum dies zutrifft.
Wesentliche Highlights
- 800‑Volt‑Elektriksystem für deutlich schnelleres DC‑Schnellladen
- Neue CATL‑Lithium‑Ionen‑Akkus (92 kWh oder 106 kWh je nach Ausstattung)
- Eigenentwickelter Hinterradmotor über die gesamte Modellpalette und bis zu 500 kW Spitzenleistung
- NVIDIA DRIVE Xavier ersetzt durch eine AGX Orin Zentralrechner‑Lösung (254 TOPS)
- Vereinfachte, dreistufige Modellstruktur: Rear Motor, Dual Motor, Performance
800‑V‑Architektur und deutlich schnelleres Laden
Der auffälligste technische Wandel ist die Umstellung auf eine 800‑Volt‑Elektrikarchitektur. Für den Fahrer bedeutet das deutlich kürzere DC‑Schnellladezeiten: Polestar nennt eine maximale Ladeleistung von bis zu 350 kW an geeigneten Säulen, wodurch eine typische 10–80% Ladesession auf etwa 22 Minuten schrumpfen soll. Das entspricht einer Verbesserung von mehr als 25 % gegenüber dem Vorgänger und macht den Polestar 3 deutlich attraktiver für Langstreckenfahrten und Vielfahrer auf Autobahnen.
Die Einführung von 800 V bringt weitere Vorteile: Die niedrigere Stromstärke bei gleicher Leistung reduziert Wärmeverluste in Kabeln und Leistungselektronik und erlaubt kompaktere Ladekomponenten. Das erhöht die Effizienz während hoher Ladeleistungen und verbessert die thermische Stabilität bei wiederholten Schnellladezyklen, was besonders auf langen Reisen von praktischem Wert ist.

Mit dieser 800‑V‑Strategie reiht sich der Polestar 3 in den modernen Hochleistungs‑EV‑Kosmos ein und verringert so die Zeit, die Fahrer an Ladestationen verbringen müssen — ein zunehmend wichtiges Verkaufsargument, wenn elektrische Fahrzeuge in Alltagstauglichkeit mit Verbrennern konkurrieren sollen. Außerdem erleichtert die Architektur die Nutzung öffentlicher Hochleistungsnetze und macht Schnellladeoptimierungen für Flottenbetreiber interessanter.
Batterien und Effizienzsteigerungen
Polestar hat für die neuen Akkupakete mit CATL zusammengearbeitet. Das Modell mit alleinigem Hinterradantrieb wird mit einem 92‑kWh‑Pack ausgeliefert, während die Dual‑Motor‑ und Performance‑Versionen eine größere 106‑kWh‑Batterie nutzen. Obwohl die neue Zellchemie auf dem Papier eine geringere Volumenangabe haben soll, liefern die neuen Packs zusammen mit einer überarbeiteten Leistungselektronik verbesserte Energieeffizienz — Polestar spricht von bis zu 6 % Effizienzgewinn im realen Fahrbetrieb. Diese Optimierungen sorgen für eine effektivere Reichweitennutzung und eine verbesserte Balance zwischen Verbrauch und Leistung.
Technisch gesehen profitieren die neuen Zellen von optimierter Zellstruktur, besseren Separatoren und gezielter Zellchemie, die Ladeakzeptanz und Zyklenfestigkeit verbessert. Die Integration einer fortschrittlicheren Batteriemanagementsoftware (BMS) trägt ebenfalls zu konstanteren Ladekurven und einer besseren Temperaturregelung bei, was die Lebensdauer und die Leistungsstabilität der Packs erhöht.

Die WLTP‑Angaben spiegeln das angestrebte Gleichgewicht zwischen Reichweite und Performance wider:
- Rear motor: 92 kWh — WLTP bis zu 604 km
- Dual motor: 106 kWh — WLTP bis zu 635 km
- Performance: 106 kWh — WLTP rund 593 km
Diese Werte deuten darauf hin, dass Polestar die Batterie‑ und Antriebsabstimmung so kalibriert hat, dass sowohl Energieeffizienz als auch Fahrdynamik in den verschiedenen Ausstattungen gewahrt bleiben. In der Praxis spielen Faktoren wie Fahrstil, Außentemperatur und Topographie eine große Rolle bei der tatsächlichen Reichweite; dennoch zeigen die WLTP‑Zahlen, dass Polestar die Hardware‑Upgrades effizient umgesetzt hat.
Performance: Mehr Leistung für alle Varianten
Für das Modelljahr 2026 erhält jeder Polestar 3 einen neuen Hinterrad‑Elektromotor aus eigener Entwicklung, kombiniert mit einem asynchronen Frontmotor in den Allradvarianten. Das Resultat ist ein spürbarer Leistungszuwachs über das gesamte Portfolio:
- Rear motor: 245 kW, 480 Nm, 0–100 km/h in 6,5 s, Höchstgeschwindigkeit 210 km/h
- Dual motor (AWD): 400 kW, 740 Nm, 0–100 km/h in 4,7 s, Höchstgeschwindigkeit 230 km/h
- Performance: 500 kW, 870 Nm, 0–100 km/h in 3,9 s, Höchstgeschwindigkeit 230 km/h
Das Performance‑Modell erreicht nun Spitzenwerte von bis zu 500 kW — etwa 120 kW mehr als zuvor — während die AWD Dual Motor‑Variante gegenüber der vorherigen Performance‑Version um 20 kW zugelegt hat. Um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Effizienz und Dynamik zu sichern, kann sich der Vordermotor unter leichten Lastbedingungen entkoppeln — eine Strategie, die bereits im Polestar 2 erfolgreich eingesetzt wird. Dadurch verschiebt sich die Antriebskraft zeitweise stärker ans Heck, was Fahrdynamik und Lenkgefühl verbessert und gleichzeitig Verluste reduziert.
Zusätzlich zu den reinen Leistungsdaten hat Polestar Fahrwerkskomponenten überarbeitet: veränderte Stabilisatoren, feinere Lenkungssoftware und eine adaptivere Dämpferabstimmung sollen das direkte Handling verstärken, ohne den Komfort zu stark zu beeinträchtigen. In Summe bedeutet das: mehr Agilität im kurvigen Landstraßenbetrieb und zugleich souveräne Langstreckenfahrt.

Diese Kombination aus mechanischen und softwareseitigen Anpassungen zeigt, dass Polestar nicht nur Spitzenleistung liefern will, sondern auch eine feine Balance zwischen Alltagstauglichkeit und sportlichem Anspruch anstrebt.
Das neue „Gehirn“: AGX Orin ersetzt Xavier
Einer der wohl tiefgreifendsten Upgrades ist die zentrale Recheneinheit. Polestar hat das ältere NVIDIA DRIVE Xavier‑Modul durch den deutlich leistungsfähigeren AGX Orin‑Prozessor ersetzt. Die Rechenleistung steigt damit von 30 TOPS auf marktführende 254 TOPS — also mehr als das Achtfache. Diese Rechenreserven erlauben eine schnellere und komplexere Verarbeitung von ADAS‑Funktionen, Sensorfusion, Batteriemanagement und Over‑the‑Air‑Updates.
Dank der höheren Rechenkapazität kann das System komplexere neuronale Netze für Fahrerassistenz, genauere Objektklassifikation und schnellere Entscheidungslogik ausführen. Praxisbeispiele sind verbesserte Spurhalteassistenzen, präzisere adaptive Geschwindigkeitsregelung in wechselnden Verkehrssituationen und schnellere Fehlerdiagnose bei komplexen Systemzuständen. Gleichzeitig ermöglicht die zusätzliche Leistung eine zukunftssichere Plattform für kommende Features wie erweiterte Sensorfusion oder optionales High‑Level‑Autonomie‑Feature‑Set.
Wichtig: Polestar bietet diese neue Recheneinheit als kostenlosen Retrofit für bestehende Polestar 3‑Eigentümer an — ein bemerkenswerter kundenorientierter Schritt. Die Nachrüstungen sollen Anfang 2026 beginnen, sodass frühere Käufer von denselben KI‑ und Sicherheitsverbesserungen profitieren wie neue Kunden. Der Prozess umfasst vermutlich Diagnose, Softwaremigration und den physischen Austausch der Module in autorisierten Centern, wobei Polestar technische Unterstützung und Garantieleistungen für das Retrofit bereitstellt.
Ausstattungsstruktur, Design und Innenraumdetails
Polestar hat die Modellpalette vereinfacht und in drei klare Ausstattungsstufen gegliedert: Rear Motor, Dual Motor und Performance. Optische und materielle Anpassungen umfassen eine neue Außenfarbe namens „Storm“ (dunkelgrau metallic) sowie eine serienmäßige, hochwertige Bio‑attributed MicroTech‑Polsterung in Charcoal mit recyceltem Aluminium‑Schmuck — zuvor eine kostenpflichtige Option, jetzt Serie. Solche Maßnahmen verdeutlichen Polestars Ziel, nachhaltige Materialien mit Premium‑Charakter zugänglicher zu machen.
Darüber hinaus gibt es spielerische, aber markante Innenraumdetails: Die Gurtnahtgestaltung unterscheidet sich je nach Trim — schwarz beim Basismodell, ein schwedischer Goldstreifen beim Dual Motor und durchgängig schwedisches Gold bei der Performance‑Variante. Solche Designelemente stärken die Markenidentität und geben Käufern eine einfache Möglichkeit zur Differenzierung.

Die Optionenpakete wurden ebenfalls verschlankt und besser strukturiert, sodass Personalisierung klarer und übersichtlicher wird. Käufer können so schneller Prioritäten setzen — beispielsweise Performance‑Upgrades, Komfortpakete oder Assistenzfunktionen — ohne vom bisherigen Paketwirrwarr überfordert zu werden.
Marktpositionierung und Preisgestaltung
Das Vereinigte Königreich ist der erste Markt, der den aktualisierten Polestar 3 erhält — ein Hinweis auf die große Nachfrage dort; die Zuteilung für 2025 war Berichten zufolge ausverkauft. Die Preise starten bei €82.070, was nur €106 über dem vorherigen Einstiegspreis liegt. Das unterstreicht Polestars Strategie: substanzielle Hardware‑ und Software‑Verbesserungen liefern, ohne die Einstiegspreise deutlich anzuheben.
Im Wettbewerbsumfeld der Premium‑E‑SUVs tritt der überarbeitete Polestar 3 nun stärker in Konkurrenz hinsichtlich Ladegeschwindigkeit, Reichweiteneffizienz und Fahrzeugintelligenz. Die Kombination aus 800‑V‑Laden, neuer Batteriezellchemie, leistungsfähigeren Motoren und einem Orin‑basierten Zentralrechner ergibt ein Paket, das sowohl für Langstrecken praxistauglicher als auch fahrspaßiger ist. Für Käufer, die Leistung, Effizienz und moderne Bordintelligenz abwägen, bietet der Polestar 3 damit ein überzeugendes Gesamtangebot.
Was das für Besitzer und Interessenten bedeutet
Für aktuelle Polestar‑3‑Besitzer ist das kostenlose Orin‑Retrofit die wichtigste Nachricht: Es stellt sicher, dass ihr SUV eine moderne Rechenplattform erhält und somit von verbesserten Sicherheits‑ und Funktionsupdates profitiert. Für potenzielle Käufer liefert das Modelljahr 2026 handfeste Vorteile im Alltag — kürzere Ladepausen, höhere Motorleistungen und gesteigerte Effizienz — und behält dabei die klare, reduzierte skandinavische Designlinie bei, für die Polestar bekannt ist.
Das Refresh zeigt außerdem, dass reine Software‑Updates bei E‑Fahrzeugen allein nicht ausreichen, um in einem zunehmend hart umkämpften Segment die Nase vorn zu behalten. Indem Polestar Batterie, Motoren, Ladearchitektur und Rechenleistung gleichzeitig angeht, wird der 3 als konkurrenzfähiger, zeitgemäßer E‑SUV neu positioniert, der in die zweite Hälfte der 2020er Jahre hinein relevant bleibt. Langfristig kann diese Kombination aus Hardware‑Investitionen und flexibler Softwareplattform auch die Resilienz gegen technische Veralterung erhöhen und den Werterhalt unterstützen.
Schnelle technische Übersicht
- Laden: AC 11 kW, DC bis zu 310 kW (Rear) / 350 kW (Dual & Performance)
- Batterie: 92 kWh (Rear), 106 kWh (Dual & Performance)
- Höchste Reichweite (WLTP): bis zu 635 km (Dual motor)
- Maximale Leistung: 245–500 kW je nach Trim
- Compute: NVIDIA Xavier -> NVIDIA AGX Orin (254 TOPS)
Egal ob Sie Fernstreckentauglichkeit, pure Performance oder fortschrittliche Bordintelligenz priorisieren — der Polestar 3 für 2026 bringt Upgrades, die im Alltag wirklich spürbar sind. Nach der Markteinführung in Großbritannien ist mit einer sukzessiven Auslieferung in weiteren Märkten zu rechnen; Kunden sollten Verfügbarkeit und lokale Förderbedingungen prüfen, da diese Einfluss auf Preis und Gesamtbetriebskosten haben können.
Quelle: arenaev
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