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Ford schließt Q3 2025 mit starken Verkäufen und EV-Schub
Die Ford Motor Company beendete das dritte Quartal 2025 mit starken Ergebnissen in den USA und lieferte insgesamt 545.522 Fahrzeuge aus — ein Plus von 8,2 % gegenüber dem dritten Quartal 2024. Während Pick-ups und Transporter weiterhin das Rückgrat des Geschäfts bilden und zusammen 313.654 Einheiten ausmachten, sorgte vor allem die Elektrifizierungsstrategie für Schlagzeilen: Ford verzeichnete das bisher beste Quartal bei elektrifizierten Fahrzeugen in seiner jüngeren Unternehmensgeschichte.
Rekordlieferungen bei elektrifizierten Modellen
Im dritten Quartal meldete Ford 85.789 Auslieferungen elektrifizierter Fahrzeuge, was 15,7 % der Auslieferungen im Quartal entspricht. Diese Zahl ist ein Meilenstein für Dearborn: Ford gab an, bei den kumulierten Verkäufen elektrifizierter Fahrzeuge im Jahresverlauf General Motors und Stellantis hinter sich zu lassen. Das ist nicht nur ein statistischer Erfolg, sondern signalisiert eine sich beschleunigende Marktakzeptanz für verschiedene Arten der Elektrifizierung — von Mild- und Vollhybriden über Plug-in-Hybride bis hin zu batterieelektrischen Modellen.
Die Zusammensetzung der elektrifizierten Verkäufe zeigt ein breites Spektrum: Hybrid- und Plug-in-Modelle wie der F-150 PowerBoost trugen erheblich bei und erreichten 22.212 Auslieferungen allein im Quartal. Daneben gab es signifikante Zuwächse bei reinen Elektrofahrzeugen. So verzeichnete der Mustang Mach-E ein Jahr-zu-Jahr-Wachstum von rund 50,7 %, während der batterieelektrische Pick-up F-150 Lightning seine Auslieferungen gegenüber Q3 2024 um etwa 39,7 % steigern konnte. In absoluten Zahlen hatte der Lightning 10.005 Verkäufe im Quartal, was verdeutlicht, dass BEV-Modelle zwar stark wachsen, aber in manchen Segmenten noch hinter den Gesamtvolumina traditioneller Verbrennermodelle liegen.

Was das für den Markt bedeutet
Prozentuale Zuwächse zeigen Momentum, relativieren aber zugleich, wie klein die Basis mancher EV-Modelle noch ist, verglichen mit den etablierten Pickup-Volumina. Ford verfolgt weiterhin einen dualen Ansatz: Marktführerschaft bei Nutzfahrzeugen, Pick-ups und Vans bewahren und zugleich elektrische Varianten in diesen profitablen Segmenten ausbauen. Diese Strategie erlaubt es, stabile Margen aus dem traditionellen Geschäft zu nutzen, um Investitionen in Batterieproduktion, Software, Ladenetz und Kundenaufklärung zu finanzieren. Zugleich ist es ein realistischer Weg, um die Produktionskapazitäten sowie die Zulieferketten schrittweise auf höhere BEV-Anteile umzustellen, ohne kurzfristige Ertragsverluste zu riskieren.
Aus strategischer Sicht ist die Balance zwischen Volumen und Transformation entscheidend. Ford muss weiterhin Produktionskapazitäten für volumenstarke Verbrenner-Modelle bereitstellen, gleichzeitig aber die Lieferketten für Batteriekomponenten, Elektromotoren und Hochvolt-Architekturen skalieren. Ebenso wichtig sind Investitionen in Ladeinfrastruktur, Kundenbetreuung und Software-Updates, die die Nutzererfahrung von Elektrofahrzeugen verbessern und die Gesamtbetriebskosten (TCO) für Gewerbekunden und private Käufer reduzieren.
SUVs, Pick-ups und kommerzielle Stärke
Neben den elektrifizierten Modellen zeigten mehrere Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor starke Zuwächse. Die Auslieferungen des Ford Expedition stiegen im dritten Quartal um 47,4 % — laut Ford das stärkste dritte Quartal für den Expedition seit zwei Jahrzehnten. Auch der Bronco verzeichnete mit 37.858 Auslieferungen sein bislang bestes drittes Quartal überhaupt, und Lincolns Navigator legte im Jahresvergleich um 10,5 % zu. Die Verkäufe der Super Duty-Reihe erhöhten sich um 4,7 %. Diese Kennzahlen unterstreichen, dass Nachfrage und Kundenzuschnitt in den USA weiterhin stark an Nutz- und Freizeitfahrzeugen orientiert sind.
Das Geschäft mit gewerblichen Kunden und Behörden bleibt eine tragende Säule von Ford. Das Unternehmen behauptet die Spitzenposition in den Segmenten der kommerziellen Fahrzeuge sowie bei Polizeifahrzeugen. Der Transit-Van setzte seine Rolle als Amerikas meistverkaufter Van fort und erreichte im Quartal 42.503 Auslieferungen. Für Sonderkräfte und Behörden bietet Ford eine Palette spezialisierter Varianten an: Dazu zählen das auf dem Explorer basierende Police Interceptor Utility, der F-150 Police Responder sowie spezielle Einsatzfahrzeuge wie der F-150 Lightning Pro SSV, der F-150 SSV, der Expedition SSV und der Transit Prisoner Transport Vehicle. Diese spezialisierten Modelle zeigen, wie Ford Produkte an spezifische Bedürfnisse von Flotten-, Sicherheits- und Dienstleistungssektoren anpasst.

Die Stärke im Gewerbekundensegment bietet Ford mehrere Vorteile: stabile Absatzmengen, planbare Wartungsverträge und wiederkehrende Umsätze durch Flottendienstleistungen. Außerdem können gewerbliche Käufer oft früher auf Elektrooptionen umgestellt werden, weil Total Cost of Ownership-Rechnungen (TCO) und staatliche Förderungen die Wirtschaftlichkeit von elektrifizierten Nutzfahrzeugen verbessern. In diesem Zusammenhang investiert Ford auch in Schulungen für Flottenbetreiber, Energiemanagement-Tools und Ladeinfrastruktur-Lösungen, um die Umstellung auf BEV in Unternehmensflotten zu erleichtern.
Vernetzte Dienste und BlueCruise
Soft- und Servicelösungen entwickeln sich zu einem wichtigen Wachstumsfeld. Die bezahlten Abonnements für Ford Pro Intelligence stiegen im Jahresvergleich dieses Quartal um nahezu 30 % und brachten die Anzahl aktiver Abonnements auf etwa 815.000. Diese Plattformen bieten Flottenmanager:innen datenbasierte Einblicke, Telematik, Remote-Diagnosefunktionen und effizienzsteigernde Tools, die Betriebskosten senken und Fahrzeugverfügbarkeit erhöhen können. Solche wiederkehrenden Umsätze erhöhen die langfristige Kundenbindung und schaffen stabile Ertragsquellen unabhängig vom reinen Fahrzeugverkauf.
Beim Fahrerassistenzsystem BlueCruise meldete Ford über 7 Millionen kumulierte Stunden relativ freihändigen Autobahnfahrens in diesem Quartal — ein Hinweis darauf, dass die Technologie in realen Nutzungsszenarien wächst. Wichtiger Hinweis: BlueCruise ist als Level-2+-System einzuordnen und erfordert weiterhin die Aufmerksamkeit des Fahrers. Die Funktion unterstützt das teilautonome Fahren auf geeigneten, geteerten Autobahnabschnitten, ersetzt aber nicht die Verantwortung des Fahrers für das sichere Führen des Fahrzeugs.
BlueCruise ist in Nordamerika auf rund 130.000 Meilen geteilter Autobahnen verfügbar. Preisoptionen sind $49,99 pro Monat, $495 pro Jahr oder ein Einmalpreis von $2.495 (der eine Mindestlaufzeit von sieben Jahren abdeckt). In der Regel erhalten neue Fahrzeuge mit installierter Hardware eine dreimonatige Testphase. Aktuelle Modelle mit BlueCruise-Verfügbarkeit umfassen den Explorer, Expedition, Mustang Mach-E, den ICE-F-150 und den F-150 Lightning. Diese Verfügbarkeit über unterschiedliche Karosserie- und Antriebsarten hinweg hilft, die Technologie bekannter zu machen und die Nutzererfahrung in verschiedenen Fahrzeugklassen zu vereinheitlichen.
Q3-Highlights auf einen Blick
- Gesamtlieferungen in den USA: 545.522 (+8,2 % YoY)
- Elektrifizierte Auslieferungen: 85.789 (15,7 % des Gesamtvolumens)
- F-150 PowerBoost: 22.212 Einheiten
- Mustang Mach-E Wachstum: +50,7 % YoY
- F-150 Lightning Wachstum: +39,7 % YoY (10.005 Einheiten)
- Transit: 42.503 Auslieferungen
Die Q3-Zahlen verdeutlichen das Spannungsfeld, in dem sich die gesamte Automobilbranche befindet: Auf der einen Seite stehen starke, oft hochprofitable Verkäufe von traditionellen Pick-ups und kommerziellen Vans, auf der anderen Seite driftet die Industrie in Richtung Elektrifizierung, Digitalisierung und servitizierter Geschäftsmodelle. Ford verfolgt einen pragmatischen Weg, indem es Einnahmen aus dem traditionellen Segment nutzt, um in Batterietechnologie, Software, Ladeökosysteme und Kundendienst zu reinvestieren. Entscheidend wird sein, dass Ford Produktion und Logistik so skaliert, dass Nachfrage- und Angebotsdynamiken im Sinne einer nachhaltigen Marktanteilssteigerung zusammenspielen.

Für Käufer und Enthusiast:innen bestätigt das Quartal Fords strategische Prioritäten: weiterhin auf Pick-ups und Nutzfahrzeuge setzen und parallel die elektrifizierten Angebote in genau diesen Segmenten massiv ausbauen. Ergänzt werden diese Produktentscheidungen durch wachsende abonnementbasierte Dienste und Assistenzfunktionen, die wiederkehrende Umsätze generieren, die Kundenbindung stärken und langfristige Servicebeziehungen fördern. Kurzfristig bleibt die Herausforderung, Produktionskapazitäten, Ladeinfrastruktur und Kundeninformation so zu koordinieren, dass prozentuale Wachstumszahlen in echte, nachhaltige Marktanteile umgemünzt werden können.
Quelle: autoevolution
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