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Apple reduziert stillschweigend die Produktion des iPhone Air, berichtet der bekannte Analyst Ming‑Chi Kuo — ein Schritt, der auf veränderte Prioritäten in Apples Produkt‑Portfolio und Lieferkette hinweist. Diese Entwicklung wirft Fragen zur Marktstrategie, Verfügbarkeit und langfristigen Rolle des iPhone Air innerhalb der iPhone‑Familie auf.
Kuo’s Warnung: deutliche Kürzungen und riskante Teile
Am 22. Oktober 2025 twitterte Analyst Ming‑Chi Kuo, dass Apple die Auslieferungen und die Produktionskapazität des iPhone Air zurückfahre. Er warnte, dass die meisten Zulieferer ihre Kapazitäten bis zum ersten Quartal 2026 um mehr als 80 % reduzieren würden und dass einige Komponenten mit längeren Beschaffungszeiten bis Ende 2025 eingestellt werden könnten. Diese Angaben stammen aus Kuos typischer Lieferketten‑Beobachtung und deuten auf eine rasche Anpassung der Fertigungspläne hin.
Eine derart drastische Reduktion ist bemerkenswert: Sie impliziert, dass Apple mit einer deutlich niedrigeren Nachfrage rechnet als ursprünglich prognostiziert. Kuo zog Vergleiche zu früheren, weniger erfolgreichen iPhone‑Varianten wie dem iPhone mini und dem iPhone Plus — Modelle, die es nie schafften, eine breite Konsumentenbasis zu erreichen. Solche Vergleiche sind sinnvoll, weil Apple bereits zuvor ähnliche Produkteinführungen wieder zurückgefahren hat, wenn die Marktresonanz ausblieb. Gleichzeitig zeigt die Meldung, wie sensibel Apples Lieferkette auf Nachfragesignale reagiert.
Warum Apple die Produktion drosseln könnte
Es gibt mehrere plausibele Gründe für diese Entscheidung. Erstens dominieren die Pro‑Modelle bei neuen iPhone‑Reihen häufig die frühen Verkaufsphasen; Konsumenten entscheiden sich oft für höherwertige Geräte, was zu einer stärkeren Nachfrage nach Pro‑Varianten führt. In solchen Fällen verlagert Apple Produktionskapazitäten zugunsten höhermargiger Pro‑Modelle, um Lieferengpässe zu vermeiden und Umsatz sowie Gewinnmargen zu maximieren.
Zweitens verfügt Apple über eine weit verzweigte und flexible Lieferkette: Fertigungsstandorte, Bauteilelieferanten und Logistikpartner lassen sich relativ schnell umschichten, sodass Kapazitäten auf lukrativere Produkte konzentriert werden können. Diese Flexibilität ist einer der Gründe, warum Apple saisonale Schwankungen und Nachfrageverschiebungen effizient begegnen kann. Drittens spielen Kosten‑ und Margenüberlegungen eine Rolle — Pro‑Modelle generieren in der Regel höhere Margen, was aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist, wenn ein Modell wie das Air hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Eine andere Möglichkeit ist, dass Apple das iPhone Air als eigenständiges Modell langfristig in Frage stellt. Bleibt die Nachfrage im Einzelhandel auch nach den ersten Wochen schwach, könnte das Unternehmen den Produktionsstart einer zweiten Charge nicht mehr rechtfertigen. Historisch haben sich manche Nicht‑Pro‑iPhones erst später im Produktzyklus durchgesetzt, oft durch Preisanpassungen oder Promotionen. Sobald jedoch Zulieferer beginnen, bestimmte Komponenten abzusetzen oder die Fertigungslinien umzubauen, wird eine Rückkehr deutlich schwieriger und kostenintensiver.
Was das für Käufer und Zulieferer bedeutet
- Verbraucher: Wenn Ihnen das Design oder der Preis des iPhone Air zusagt, sollten Sie zeitnah handeln — Lagerbestände könnten dünner werden und eingeschränkte Teileverfügbarkeit spätere Reparaturen erschweren. Bei zunehmend knapperen Ersatzteilen könnten Reparaturzeiten länger und Kosten höher ausfallen, insbesondere für Teile mit langen Lieferzeiten wie Displays oder spezifische ICs.
- Lieferanten: Erwarten Sie starke Kapazitätskürzungen und mögliche Neuverhandlungen von Verträgen. Hersteller, die auf Komponenten mit langen Vorlaufzeiten angewiesen sind (z. B. spezielle Displays, Funkmodule oder Substrate), sind besonders gefährdet. Rückgänge beim Produktionsvolumen können zu ungenutzter Fertigungskapazität, Lagerüberhängen oder Umsatzeinbußen bei Zulieferern führen.
- Entwickler und Netzbetreiber: Änderungen in der Modellmischung können die Nachfrage nach Hüllen, Ladezubehör und anderen Peripheriegeräten beeinflussen sowie Provider‑Promotionen verändern; Bereiten Sie sich auf eine stärker Pro‑zentrierte Marketing‑Strategie vor. Carrier könnten verstärkt Bundles für Pro‑Modelle anbieten, wenn diese den Großteil der Nachfrage ausmachen.
Stellen Sie sich vor, Sie betreten in einigen Monaten ein Ladengeschäft und sehen deutlich weniger iPhone Air‑Exemplare in den Regalen — das ist das Szenario, das Kuos Bericht nahelegt. Ob Apple hier nur kurzfristig die Produktion optimiert, um Kapazitäten umzulenken, oder ob das Unternehmen das Air still und leise aus dem Programm nimmt, hängt wesentlich von den Verkaufszahlen in den kommenden Quartalen und von internen strategischen Entscheidungen ab.
Worauf man als Nächstes achten sollte
Beobachten Sie die Lagerbestände in Apple Stores und bei großen Einzelhändlern sowie aktualisierte Aussagen der Zulieferer und mögliche Stellungnahmen von Apple vor dem nächsten Verkaufszyklus. Kuos Zeitplan — mehr als 80 % Kapazitätskürzungen bis Q1 2026 und einige Komponentenstreichungen bis Ende 2025 — liefert ein konkretes Zeitfenster für die Überwachung. Zusätzlich sind Kennzahlen wie Sell‑through‑Raten, Kanalbestände (Channel Inventory) und Nachbestellungen aussagekräftig, um die tatsächliche Nachfrage abzuschätzen.
Für Verbraucher und Marktbeobachter gibt es mehrere Indikatoren, die Aufschluss geben können: 1) Verringerte Bestellmengen bei Distributoren, 2) Rückläufige Prognosen in den Earnings Calls von Zulieferern, 3) Reduzierte Display‑ oder Chassis‑Bestellungen in der Lieferkette und 4) Promotions oder Preisnachlässe, mit denen Händler überschüssige Bestände abbauen. Wenn mehrere dieser Signale zusammenlaufen, ist das ein starkes Indiz für eine langfristigere Drosselung oder Ausphasung des Modells.
Langfristig bleibt die Zukunft des iPhone Air ungewiss — und diese Ungewissheit wird Apples Hardware‑Portfolio bis ins Jahr 2026 prägen. Die Entscheidung, ob ein Modell weitergeführt wird, basiert nicht nur auf Verkaufszahlen, sondern auch auf strategischen Prioritäten, Produktionskosten, Marge und der Fähigkeit, nachhaltige Nachfrage zu erzielen. Sollte das Air verschwinden, würde Apple seine Produktlinie weiter in Richtung eines Pro‑Zentrismus verschieben, was Auswirkungen auf Preisgestaltung, Zubehörmarkt und Serviceökonomie haben könnte.
Aus Sicht von Investoren und Branchenanalysten sind die Folgen vielfältig: Kurzfristig könnten Zulieferer und Händler unter Druck geraten; mittelfristig könnte ein stärkeres Pro‑Fokus Apples Durchschnittspreis pro Gerät und damit die Umsatz‑ und Gewinnstruktur beeinflussen. Für Wettbewerber eröffnet eine reduzierte Präsenz des Air‑Formfaktors Chancen, preisaggressive Modelle im mittleren Segment zu positionieren.
Quelle: gsmarena
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