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Nasdaq ISE will den Optionshandel für IBIT-Bitcoin erweitern
Was Nasdaq bei der SEC beantragt
Die International Securities Exchange (ISE) der Nasdaq hat einen Antrag bei der U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) eingereicht, um das Handelslimit für Optionen, die an den iShares Bitcoin Trust ETF von BlackRock (IBIT) gebunden sind, von 250.000 auf 1.000.000 Kontrakte anzuheben. Die Börse begründet den Schritt damit, dass ein deutliches institutionelles Interesse und anspruchsvolle Hedging- sowie Market-Making-Strategien eine höhere Kapazität erforderlich machen.
In der Praxis würde eine vierfache Erhöhung des Caps Marktteilnehmern größere Flexibilität bei der Absicherung von Positionen, bei der Nutzung von strukturierten Produkten und beim Management von Liquiditätsanforderungen bieten. Dies betrifft insbesondere Vermögensverwalter, Hedgefonds, Investmentbanken und professionelle Market Maker, die in großem Umfang Bitcoin-Exposure über regulierte ETF-Optionen abbilden wollen.
Kontext: Wachstum der Optionen und Open Interest
Seit der Einführung haben IBIT-Optionen ein rasantes Wachstum verzeichnet. Berichten zufolge stieg das Open Interest in Spitzenzeiten auf einen Gegenwert von rund 50 Milliarden US-Dollar. Das Open Interest, das die Summe aller noch offenen und nicht ausgeglichenen Optionskontrakte darstellt, ist ein zentraler Indikator für die Tiefe und das Interesse an einem Derivatmarkt.
Dieses Wachstum fällt in eine breitere Expansion der Krypto-Derivatemärkte, in der die Nachfrage nach regulierten Bitcoin-Optionen unter institutionellen Investoren zunehmend spürbar ist. Institutionelle Akteure suchen nach Lösungen, die sowohl regulatorische Sicherheiten als auch die operativen Vorteile etablierter Märkte bieten — dazu zählen transparente Preisbildung, Clearing über zentrale Gegenparteien (CCP) und etablierte Marktregeln.
Technisch gesehen beeinflussen hohe Open-Interest-Werte mehrere Aspekte: Sie können die Liquidität erhöhen, die Geld-Brief-Spreads verringern und das Volatilitätsprofil verändern. Gleichzeitig kann konzentriertes Open Interest in Verbindung mit einem einzelnen ETF-Produkt Systemrisiken bergen, falls unerwartete Marktbewegungen zu schnellen Anpassungen durch große Optionsschreiber und -halter führen.
Wie sich IBIT gegenüber Deribit behauptet
Deribit bleibt weiterhin die führende Krypto-Optionsbörse gemessen an Volumen und Open Interest. Ende 2025 verzeichnete Deribit einen neuen Rekord beim Open Interest für BTC-Optionen von etwa 50,27 Milliarden US-Dollar und rund 453.820 aktive BTC-Kontrakte. Zusätzlich meldete die Plattform im Jahr 2024 ein dramatisches Jahreswachstum beim Handelsvolumen.
Trotz der Dominanz von Deribit berichten Finanzmedien wie Bloomberg, dass IBIT-bezogene Optionsaktivitäten inzwischen einen Großteil des Handels mit Bitcoin-ETF-Optionen ausmachen. Dies deutet auf eine Verschiebung hin: Marktteilnehmer verlagern Teile ihres Volumens von außerbörslichen oder Offshore-Plattformen hin zu regulierten, US-amerikanischen Börsen und Börsenprodukten.
Die Gründe sind vielfältig: Regulierter Handel bietet oft strengere Maßnahmen zur Marktüberwachung, zentralisiertes Clearing, mögliche Aufsichtsvorteile für institutionelle Anleger und die Möglichkeit, Krypto-Exposure in traditionelle Investmentstrukturen zu integrieren. Für viele institutionelle Anleger sind diese Faktoren ausschlaggebend, insbesondere wenn sie Compliance-, Risikomanagement- und Reporting-Verpflichtungen erfüllen müssen.

Regulatorische Prüfung und Marktauswirkungen
Die SEC überprüft derzeit den Antrag von Nasdaq ISE. Sollte die Behörde der Erhöhung auf ein Millionenkontingent zustimmen, würden sich die Spielräume für institutionelle Strategien deutlich erweitern. Eine höhere Obergrenze könnte IBIT-Optionen zu einer größeren, liquideren Alternative gegenüber Offshore-Handelsplätzen machen, insbesondere für Marktteilnehmer, die Wert auf ein rechtssicheres Umfeld legen.
Allerdings sind damit auch neue Überlegungen verbunden: Ein größeres Volumen an ETF-gebundenen Optionen kann die Konzentration des Marktrisikos erhöhen, da viele Verpflichtungen und Absicherungen an ein einzelnes Basisinstrument — den IBIT-ETF — gekoppelt wären. Wenn ein bedeutender Marktteilnehmer gleichzeitig in großem Umfang Optionsstrategie und ETF-Holdings verwaltet, könnten enge Wechselwirkungen entstehen, die in Stressphasen zu erhöhten Schieflagen führen.
Aus Sicht der Aufsicht könnte die SEC neben markttechnischen Effekten auch Aspekte wie Preisbildung, Marktmanipulation, Transparenzanforderungen und die Robustheit von Clearingprozessen prüfen. Die Behörde bewertet typischerweise, ob eine Änderung für den Handel fair und ohne systemische Risiken umgesetzt werden kann und ob angemessene Mechanismen zur Überwachung und Abwicklung vorhanden sind.
Für Market Maker stellt eine höhere Kapazität eine Chance dar, ihre Geschäftstätigkeit zu skalieren, vorausgesetzt, sie verfügen über ausreichendes Kapital, Risiko-Management-Infrastruktur und Hedging-Fähigkeiten. Institutionelle Investoren könnten komplexere Optionsstrategien implementieren, etwa Volatilitäts- oder Spreads-Strategien, die in der bisherigen Kapazitätsbegrenzung eingeschränkt gewesen sein könnten.
Technische Details: Wie Liquidität und Risiko beeinflusst werden
In technischer Hinsicht beeinflusst die Kapazitätserhöhung mehrere Kennzahlen gleichzeitig. Höheres Cap bedeutet potenziell:
- Steigerung des Open Interest und damit tiefere Orderbücher.
- Verbesserte Preise dank engerer Geld-Brief-Spreads.
- Reduzierte Slippage für große Aufträge.
- Erhöhte Komplexität beim Risiko-Management, da Delta-, Gamma- und Vega-Profile größer und volatiler sein können.
Einflussfaktoren wie Margin-Anforderungen, Volatilität des Basiswerts (Bitcoin), Korrelationsverhalten zwischen Spot, Futures und ETF-Preisen sowie die Effizienz des Clearings werden in Stressszenarien besonders relevant. Marktteilnehmer müssen Modelle zur Bewertung von Optionsportfolios anpassen, um die Auswirkungen höherer Kontraktzahlen auf Kapitalbindung und Stresstests abzubilden.
Außerdem spielen Verrechnungs- und Sättigungseffekte eine Rolle: Wenn große Mengen an Optionen denselben Basiswert verwenden, kann das Rebalancing von Delta-Hedging-Flows zu verstärkten Kursbewegungen führen, insbesondere in illiquiden Zeiträumen.
Was Händler und Anleger beobachten sollten
Für Trader, Asset Manager und institutionelle Anleger sind mehrere Kennzahlen und Indikatoren zentral:
- Options-Open Interest: Beobachten, ob das Open Interest in IBIT-Optionen weiter steigt und wie es relativ zu Deribit und anderen Plattformen steht.
- Handelsvolumen: Veränderungen im täglichen Volumen geben Hinweise auf Marktanteilsverschiebungen und Liquidität.
- Implied Volatility und Volatilitätsstrukturen: Anpassungen der impliziten Volatilität (IV) können Kosten für Hedging und Preisgestaltung beeinflussen.
- Spreads und Markt-Tiefe: Enge Geld-Brief-Spreads sowie geringe Slippage deuten auf robuste Liquidität hin.
- Regulatorische Kommunikation: Entscheidungen oder Hinweise der SEC sowie Reaktionen anderer Aufsichtsbehörden können schnell Marktverhalten verändern.
Investoren in Bitcoin-Derivaten sollten regulatorische Resultate, mögliche Änderungen der Markttiefe und die Effekte einer erhöhten Kapazität auf Hedging-Kosten und implizite Volatilitäten in ihre Risiko- und Portfolioplanung einbeziehen. Ein strukturierter Ansatz, der Stress-Szenarien, Korrelationen zwischen ETF und Spot sowie die Operationalisierung großer Optionspositionen berücksichtigt, ist empfehlenswert.
Des Weiteren können institutionelle Akteure unterschiedliche Strategien nutzen, um die Auswirkungen zu steuern: Diversifikation über mehrere ETF-Emittenten, Nutzung von Cross-Listing-Effekten, dynamisches Delta-Hedging und Einsatz von Volatilitäts-Derivaten zur Reduktion systemischer Risiken.
Marktstruktur: Regulierter vs. außerbörslicher Handel
Die Verschiebung hin zu regulierten Handelsplätzen wie der Nasdaq ISE reflektiert einen breiteren Trend, bei dem institutionelle Investoren Liquidity- und Compliance-Vorteile priorisieren. Regulierter Handel bietet transparente Regulierungsrahmen, standardisiertes Clearing und oft strengere Überwachungsmechanismen. Dagegen zeichnen sich Offshore- oder nicht regulierte Plattformen häufig durch niedrigere Kosten und eine größere Produktvielfalt aus, aber auch durch höhere regulatorische Unsicherheiten.
Für viele Marktteilnehmer ist die Wahl des Handelsplatzes eine Abwägung zwischen Liquiditätsbedingungen, regulatorischer Sicherheit, Kosten und der operativen Integration in bestehende Handels- und Verwahrungsstrukturen. Sollte die SEC dem Antrag zustimmen, könnten einige institutionelle Akteure ihr Engagement auf regulierte ETF-Optionen verlagern, was langfristig die Marktstruktur verändern würde.
Szenarioanalyse: Mögliche Marktreaktionen nach Genehmigung
Bei Genehmigung sind mehrere Szenarien denkbar:
- Sanfte Skalierung: Die erhöhte Kapazität wird schrittweise genutzt. Liquidität verbessert sich, Spreads verengen sich, und das Handelsvolumen steigt moderat.
- Beschleunigte Migration: Ein signifikanter Teil der Optionsaktivität verlagert sich von Offshore-Börsen zu IBIT-Optionen, was zu schnellen Volumenzuwächsen führt und Deribit-Verhältnisse verändert.
- Konzentrationsrisiko: Hohe Nutzung der Kapazität führt zu starken Konzentrationen in einem ETF-Produkt; in Stressphasen könnten Hebel- und Hedging-Aktivitäten den Markt belasten.
Jedes Szenario erfordert spezifische Überwachungs- und Risikomanagementmaßnahmen seitens der Börsen, Clearingstellen und Aufsichtsbehörden.
Schlussfolgerungen und Ausblick
Die Entscheidung der SEC über den Antrag der Nasdaq ISE wird von Marktteilnehmern genau beobachtet. Eine Genehmigung könnte den regulierten Handel mit Bitcoin-Optionen stärken und IBIT-Optionen als zentrale Handelsquelle etablieren. Gleichzeitig sind die potenziellen Risiken einer Konzentration um ein dominantes ETF-Produkt nicht zu vernachlässigen.
Händler, Asset Manager und institutionelle Investoren sollten die Entwicklung der Kennzahlen wie Open Interest, Volumen, implizite Volatilität und Markt-Tiefe permanent überwachen und ihre Risiko-Modelle anpassen. Marktinfrastruktur-Anbieter und Regulierer müssen gewährleisten, dass Clearing- und Überwachungsmechanismen robust genug sind, um eine mögliche Skalierung ohne Marktstörungen zu ermöglichen.
Insgesamt signalisiert der Antrag von Nasdaq ISE eine Reifephase für regulierte Bitcoin-Derivate, in der Liquidität, Marktstruktur und regulatorische Klarheit zentrale Stellgrößen für die künftige Entwicklung des Sektors bleiben. Für viele institutionelle Akteure bedeutet dies neue Chancen — gleichzeitig steigt die Verantwortung für ein stringentes Risiko-Management.
Quelle: crypto
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