Litauen und Polen vereinen Biotech-Ökosysteme jetzt effizient

Bericht vom Lithuania‑Poland Life Science Summit in Vilnius: Experten diskutieren grenzüberschreitende Biotechnologie‑Kooperation, regulatorische Sandboxes, Infrastruktur‑Mapping und Strategien zur Skalierung von Biotech‑Startups.

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Litauen und Polen vereinen Biotech-Ökosysteme jetzt effizient

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VILNIUS, LITHUANIA – In den historischen Hallen der Physikfakultät der Universität Vilnius fand heute ein entscheidendes Gespräch statt, das die Zukunft des Life-Science-Sektors im Baltikum und in Mittelosteuropa mitbestimmen könnte. Im Rahmen des LITHUANIA - POLAND LIFE SCIENCE & BIOTECH ECOSYSTEMS SUMMIT, organisiert von LithuaniaBIO, kamen Branchenführer zusammen, um eine drängende Frage zu diskutieren: Wie kann grenzüberschreitende Zusammenarbeit Biotech-Startups schneller in globale Märkte bringen? Die Debatte betonte die Bedeutung von Forschungspartnerschaften, Bioprozessentwicklung und einem klaren Marktzugang für Innovationsförderung und Wettbewerbsfähigkeit.

Die Veranstaltung mit dem Titel „Building a Transnational Bio-Ecosystem: From Research to Biomanufacturing“ vereinte ein diverses Panel von Expertinnen und Experten: Risikokapitalgeber, Koordinatorinnen staatlicher Agenturen, Deep‑Tech-Gründerinnen und wissenschaftliche Forscher. Ziel war, konkrete Maßnahmen zu identifizieren, die Forschung, Infrastruktur und Kapital effizient miteinander verbinden.

Unsere Redaktion war vor Ort, um einen ausführlichen Bericht über das erste Panel zu liefern, moderiert von Simona Šimulytė, CEO von LithuaniaBIO. Die Diskussion verzichtete weitgehend auf höfliches Wirtschafts‑Jargon und legte die realen Probleme offen: komplexe EU-Regularien, die bestehende „Ambition Lücke“ bei Gründenden in der Region und einen radikalen Vorschlag, die Ökosysteme beider Länder enger zu verzahnen, um im globalen Wettbewerb gegen USA und Asien zu bestehen. Dabei wurden auch praktische Maßnahmen für Skalierung, regulatorische Sandboxes und Infrastruktur‑Mapping besprochen.

Die Podiumsteilnehmer

Teil I: Der grundlegende Konflikt – „Fail Fast“ vs. „Survive Long“

Die Diskussion begann mit einem Realitätscheck zur Natur der Branche. Moderatorin Simona Šimulytė betonte den deutlichen Gegensatz zwischen dem traditionellen Startup-Ethos und der Realität im Bereich Life Sciences, wo lange Entwicklungszyklen und hohe regulatorische Anforderungen dominieren.

"Wenn wir allgemein über Startups sprechen... sind wir daran gewöhnt ‘fail fast, fail faster’ zu sehen... in Monaten zu korrigieren," bemerkte Šimulytė. "Aber wenn wir über unseren Sektor sprechen – Biotechnologie und Life Sciences – ist das kein schneller Weg. Wir benötigen mehr Zeit, nicht nur um das Geschäftsmodell zu testen."

Das stellt die zentrale Spannung der Konferenz dar: Wie unterstützt man Unternehmen, die Jahre an Forschung und Entwicklung und Millionen an Kapital benötigen, bevor ein einziger Euro Umsatz entsteht, insbesondere in einer Region, die ungeduldig auf „Unicorn“-Erfolgsgeschichten wartet? Die Antwort verlangt abgestimmte Finanzierungsinstrumente, spezialisierte Investoren sowie langfristige politische Strategien zur Förderung von Biotech‑Skalierung.

Das "MBA" für Wissenschaftler

Andrius Milinavičius von BSV Ventures gab einen offenen Einblick in die Schnittstelle zwischen Naturwissenschaften und Venture Capital. Er betonte, dass VC‑Fonds im Deep‑Tech‑Bereich nicht passiv investieren können; sie müssen aktive Bildungsrollen übernehmen und Gründerinnen und Gründern betriebswirtschaftliches Know‑how vermitteln.

Er beschrieb den Inkubationsprozess seines Fonds nicht nur als finanzielle Unterstützung, sondern als eine Art "Fast‑Track‑MBA" für Forschende. "Wir verstehen, dass der Modus Operandi von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern völlig anders ist als der, der für klassische Startups geschätzt wird," erklärte Milinavičius. "Man ist es gewohnt, Teams zu sehen, die Apps bauen... drei Leute mit Laptops, die herumrennen. Sie sind sehr gut darin, zu erklären, was sie tun... und zu versprechen, was als Nächstes kommt." Zusätzlich wies er auf Trainingsprogramme und Mentoring hin, die technische Teams in Produktstrategie, Go‑to‑Market und IP‑Management schulen.

Im Gegensatz dazu „wissen Biotech‑Gründer, wie man das Labor führt“, verfügen aber oft nicht über ausreichend betriebswirtschaftliche Expertise. Milinavičius argumentierte, dass es nicht darum gehe, Wissenschaftler zu Verkäufern zu machen, sondern sie so zu befähigen, dass sie neugierig genug werden, einen geschäftsorientierten Co‑Founder zu finden oder externe Management‑Kompetenzen aufzubauen. Solche hybriden Teams sind nachweislich erfolgreicher bei der Skalierung von Deep‑Tech‑Projekten.

Die Ambitionslücke In einem Moment brutaler Ehrlichkeit benannte Milinavičius ein kulturelles Hindernis für die Region:

"Heute sehen wir uns Projekte an, die zu Milliardenfirmen werden sollen... [aber] zumindest in unserer Region fehlt den Teams in den meisten Fällen der Ehrgeiz. Es ist zu wenig."

Diese „Ambitionslücke“ deutet darauf hin, dass die wissenschaftlichen Ergebnisse in Litauen und Polen oft Weltklasseniveau erreichen, die kommerzielle Vision jedoch zu lokal, konservativ oder risikoscheu bleibt. Investoren und Politik müssen daher Anreize schaffen, die globales Denken, Risikobereitschaft und skalierbare Geschäftsmodelle fördern.

Teil II: Der regulatorische Albtraum – „Warum bestrafen wir Innovatoren?“

Einer der ausführlichsten Abschnitte des Panels widmete sich dem regulatorischen Umfeld der Europäischen Union, das vielfach als "alt", "bestrafend" und als „Hürde" beschrieben wurde. Insbesondere für Bereiche wie Novel Foods, Medizinprodukte und biotechnologische Produktionsprozesse wirken sich divergierende nationale Auslegungen und lange Genehmigungszyklen massiv auf die Skalierbarkeit aus.

Karolina Trakšelytė-Rupšienė, Vertreterin der Innovation Agency Lithuania, erläuterte die sogenannte "Scale‑up‑Falle". Sie wies darauf hin, dass Litauen und Polen zwar jährlich solide Startup‑Statistiken erzeugen, Unternehmen jedoch konsequent beim Übergang zur Skalierung ins Stocken geraten. Ein wesentlicher Grund dafür sind die starren Rahmensetzungen auf EU‑Ebene und deren unterschiedliche nationale Umsetzung.

Die hohen Kosten für „Novel Foods"

Trakšelytė-Rupšienė lieferte eine eindrückliche Fallstudie zur Regulierung von Novel Foods – einem wichtigen Bereich für nachhaltige Biotechnologie. "Wenn Sie ein neuartiges Nahrungsmittelprodukt entwickeln, müssen Sie ein Dossier bei der European Food Safety Authority (EFSA) einreichen," erklärte sie. "Dieser Prozess dauert zwischen neun Monaten und drei Jahren, und für ein Unternehmen können die Kosten bis zu eine halbe Million Euro betragen." Solche finanziellen und zeitlichen Hürden sind für Frühphasenunternehmen oft existenzbedrohend und verhindern, dass nachhaltige Innovationen schnell in Produktion und Markt gelangen.

Für ein Start‑up in der Frühphase bedeutet eine Rechnung über 500.000 € und eine Wartezeit von bis zu drei Jahren häufig das Aus. Hier sind gezielte Fördermechanismen, Kreditsicherheiten und koordinierte europäische Förderprogramme gefragt, um Innovationszyklen zu verkürzen.

Die Lösung: Pan‑europäische Sandboxes

Trakšelytė-Rupšienė plädierte für die Einführung von Regulatory Sandboxes. Dabei handelt es sich um kontrollierte Umgebungen, in denen Innovatoren Produkte unter Aufsicht der Regulierungsbehörden testen können, ohne sofort den vollen Sanktionsmechanismen der Gesetzgebung ausgesetzt zu sein. "Die Innovationen sind neu, aber die Regularien sind alt," betonte sie, und stellte klar, dass es nicht darum geht, Sicherheitsstandards (dem Vertrauen der Verbraucher geschuldet) aufzuweichen, sondern einen produktiven Dialog zu ermöglichen. Solche Sandboxes können regulatorische Unsicherheit verringern und gleichzeitig Sicherheit und Verbraucherschutz gewährleisten.

Das VC‑Gegenargument: "Spielt nicht weiter mit den falschen Regeln" Milinavičius nahm eine aggressivere Position ein und hinterfragte, warum das Ökosystem überhaupt weiterhin ein offensichtlich defektes System spielt.

"Warum bestrafen wir so stark? Warum zwingen wir sie, dieses legislative Spiel zu spielen? Warum wollen wir, dass sie in Europa skalieren, während es 27 verschiedene Regelwerke in 27 Sprachen gibt?"

Er wies auf einen gefährlichen Trend hin: Start‑ups geben vor, in nicht regulierten Branchen tätig zu sein, vereinfachen ihre Technologie über Gebühr oder "hacken" das System, indem sie Produkte als Veterinärprodukte registrieren, statt als Produkte für die menschliche Gesundheit. Solche Strategien sind kurzfristig überlebensfähig, schaden aber langfristig der Glaubwürdigkeit und der Entwicklung echter Gesundheitstechnologien.

Teil III: Die Realität der Gründer – Eine Geschichte zwischen zwei Kontinenten

Vielleicht das überzeugendste Beispiel für das Versagen des europäischen Systems lieferte Tomasz Mierzwa, CEO von MYCO Renew. Er teilte eine persönliche Geschichte eines früheren Projekts, die den Unterschied zwischen europäischen und US‑amerikanischen Investitionskulturen deutlich macht. Solche Erfahrungsberichte sind wichtig, um Fördermechanismen und Investorenpolitik praxisnah zu reformieren.

Die Microlens‑Tragödie

Mierzwa erzählte von einem früheren Vorhaben, bei dem sein Team eine Technologie entwickelte, um Mikrolinsen 20‑mal kleiner herzustellen als den führenden Konkurrenten aus der Schweiz (200 Mikrometer vs. 10 Mikrometer). "Ich präsentierte diese Technologie... und man sagte uns, dass wir einen Vorsprung von 10 bis 15 Jahren haben," erinnerte sich Mierzwa. Technisch war das Produkt überlegen; wirtschaftlich scheiterte das Projekt jedoch.

Trotz überlegener Technologie versagte das Unternehmen – weil polnische und europäische Investoren sofortigen Umsatz verlangten. "Unser Fonds erwartete: ‚Okay, zeigt uns, dass wir euch 1 Mio. € geben... und ihr fangt an, dieses Produkt zu verkaufen.‘ Das war unmöglich," sagte Mierzwa. "Wir mussten das Unternehmen schließen. Wären wir in den Vereinigten Staaten gewesen, wären wir jetzt wahrscheinlich Multi‑Millionäre." Dieser Unterschied in Erwartungshorizonten macht den Unterschied zwischen einem Standort, der Deep‑Tech‑Innovation zulässt, und einem, der sie frühzeitig abwürgt.

Er verglich das mit dem US‑Deep‑Tech‑Ökosystem, wo Investoren einen 5‑ bis 10‑jährigen F&E‑Horizont akzeptieren und nicht sofortige Erträge erwarten. Diese Plattformen bieten nicht nur Kapital, sondern auch Verständnis für lange Entwicklungszyklen, Patentschutz und industrielle Fertigung. Dies setzt die Notwendigkeit voraus, europäische Investoren zu schulen und spezielle Deep‑Tech‑Fonds zu fördern.

Mehr "Bootcamps" statt "Tourismus"

Mierzwa kritisierte auch die Art, wie staatliche Unterstützung manchmal strukturiert ist. Positiv hob er ein Programm der Stadt Warschau hervor, das sein Team auf den Web Summit schickte, wo sie als einzige Biotech‑Lösung inmitten zahlreicher KI‑Unternehmen erhebliche Aufmerksamkeit erhielten.

Er argumentierte, dass die effektivste Unterstützung nicht komplexe Förderanträge sind, sondern einfache Mittel für Reise und Unterkunft, damit Startups direkt vor Kundinnen und Kunden in den USA, Deutschland oder Asien auftreten können. "Startups können es sich nicht leisten, in ein anderes Land zu reisen... einfache Dinge wie Reisekosten und Unterkunftskosten," appellierte er. Er nannte ein deutsch‑koreanisches Programm, das Startups monatelange Aufenthalte im Zielmarkt finanziert, als vorbildlich. Solche „Bootcamps“ ermöglichen tiefere Marktverständnisse, Kundengespräche und Tests unter realen Bedingungen, die sich nicht vollständig online replizieren lassen.

Das Risiko des "Tourismus" Milinavičius äußerte leichte Vorbehalte und warnte vor dem Risiko eines geförderten "Startup‑Tourismus". "Ich habe große Angst, dass es zu einer Reiseagentur für Leute wird, die sich langweilen... wir haben das Internet, wir können online sprechen," argumentierte der VC. Mierzwa verteidigte jedoch die physische Präsenz: Für Deep Tech seien "Besuche, das Öffnen einer Tochtergesellschaft" und das Erfüllen spezifischer Kundenanforderungen nicht über Zoom lösbar. Beide Seiten stimmten überein, dass finanzierte, zielgerichtete Auslandserfahrungen einen klaren Mehrwert liefern, wenn sie strategisch geplant sind und auf konkrete Business‑Ziele ausgerichtet werden.

Teil IV: Wissenschaft & Infrastruktur – Die "versteckten" Ressourcen

Arūnas Stirkė, Vertreter der wissenschaftlichen Forschungsgemeinschaft, hob eine massive Ineffizienz im aktuellen System hervor: die Duplikation von Infrastruktur. Diese Doppelbeschaffung bindet Mittel und bremst die regionale Skalierung von Produktionsprozessen.

"Wenn ich eine Molekülprobe in unserem Labor im Millimetermaßstab habe... was mache ich für einen größeren pharmazeutischen Maßstab?" fragte Stirkė. Er wies darauf hin, dass oft die notwendige Ausrüstung für Upscaling in einem benachbarten Institut oder Land steht, aber niemand davon Kenntnis hat. Das Fehlen transparenter Inventare führt zu ineffizienter Mittelverwendung und unnötigen Neuanschaffungen.

Die "Landkarte der Kompetenzen"

Stirkė und das Panel waren sich einig über die dringende Notwendigkeit einer einheitlichen Datenbank für Kompetenzen und Infrastruktur. "Es klingt ein wenig lächerlich, dass wir darüber im Informationszeitalter sprechen," bemerkte Šimulytė, doch die Realität sei, dass Forscher in Vilnius oft nicht wissen, welche Geräte in Warschau ungenutzt stehen. "Wir konkurrieren nur, weil wir es nicht besser wissen," fügte Stirkė hinzu. Eine solche Karte würde Transparenz schaffen, Kooperationen fördern und Skalierungszeiten verkürzen.

Der Aktionsplan:

  1. Open Access Infrastruktur: Aufbau eines gemeinsamen Systems, in dem ein litauisches Start‑up einen polnischen Bioreaktor nutzen kann, ohne eine neue Anlage kaufen zu müssen. Dies reduziert Kapitalbedarf und beschleunigt die Prozessvalidierung.

  2. Challenge‑Datenbank: Eine Plattform, auf der Forscher Probleme posten, an denen sie arbeiten, so dass andere, die ähnliche Herausforderungen bereits gelöst haben, sich verbinden und Lösungen teilen können. Dies fördert Wissensaustausch, vermeidet Redundanzen und beschleunigt Innovation.

Teil V: Der radikale Vorschlag – Als "ein Land" agieren

Als das Panel sich Lösungsansätzen näherte, richtete sich die Diskussion auf die politische und strukturelle Beziehung zwischen Litauen und Polen. Es ging um konkrete Mechanismen gemeinsamer Marktzugänge, Anerkennung von Zertifikaten und abgestimmte Förderprogramme.

Andrius Milinavičius brachte die wohl radikalste Idee des Tages vor: die digitale Wiederbelebung der gemeinsamen Konzepte, um regulatorische Barrieren schnell zu überwinden und Marktzugänge zu vereinfachen.

"Es ist einfach. Wir können in den Geschichtsbüchern nachsehen. Wir sollten wieder ein einheitliches Land bilden... Wir akzeptieren, dass wenn [ein Produkt] in Polen sicher ist, es auch in Litauen sicher ist."

Dieses Konzept der gegenseitigen Anerkennung ist zentral. Derzeit gewährt eine Zertifizierung in Polen nicht automatisch Zugang zum litauischen Markt (und umgekehrt), ohne zusätzliche bürokratische Hürden. Das Panel plädierte für eine spezialisierte "Fast Track"‑Lösung zwischen beiden Ländern, die zeitnahe Markteintritte und grenzüberschreitende Produktionsketten erleichtert.

Das Beispiel "Nordisches Modell" Milinavičius verwies auf ein Projekt zwischen Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark: "Wenn Sie in einem Land eine Zulassung erhalten, wird diese überall sofort anerkannt," erläuterte er. Das Panel forderte, dass Litauen und Polen dieses Modell übernehmen sollten, anstatt auf eine langwierige Harmonisierung durch Brüssel zu warten. Solche bilateralen Abkommen könnten als Pilot dienen, um später auf EU‑Ebene skaliert zu werden.

Globaler Wettbewerb Ein wiederkehrendes Thema war, dass Litauen und Polen zu klein sind, um gegeneinander zu konkurrieren. "Wir sollten nicht konkurrieren. Wir könnten kooperieren," sagte Mierzwa. "Warum kämpfen wir gegen die Vereinigten Staaten? Weil wir für jedes Land unsere eigene Lösung haben." Milinavičius ergänzte: "Wir spielen mit den Großen... die Großen haben sehr tiefe Taschen. Wenn wir Kapital bündeln, können wir konkurrieren." Kooperation würde nicht nur Kapital, sondern auch Know‑how, Produktionskapazitäten und Marktzugänge bündeln – ein klares Argument für eine strategische Integration der Ökosysteme.

Teil VI: Zentrale Erkenntnisse und Fahrplan für die Zukunft

Das Panel schloss mit konkreten Handlungsaufforderungen für verschiedene Akteure im Ökosystem: Startups, Regierungen, Investoren und Forschungseinrichtungen. Diese Empfehlungen zielen darauf ab, kurzfristig operative Hemmnisse zu beseitigen und langfristig eine nachhaltige Innovationsinfrastruktur zu schaffen.

Für Startups:

  • Wählt den richtigen Investor: Pitcht keine Deep‑Tech‑Lösungen an Generalisten‑VCs. Diese verstehen oft den langen Zeitplan nicht. Sucht spezialisierte Deep‑Tech‑Fonds und strategische Industriepartner.

  • Bereitet euch vor: Bevor ihr Reiseförderungen beantragt, recherchiert den Markt gründlich. Kennt genau, wen ihr treffen wollt und welche nächsten Schritte erforderlich sind.

  • Seid ambitioniert: Hört auf, ausschließlich für den lokalen Markt zu entwickeln. Denkt global und baut für Milliarden‑Märkte.

Für Regierung & Regulierer:

  • Schafft den "Fast Track": Verhandelt einen Vertrag, in dem Zertifizierungen in Litauen gleichbedeutend mit Zertifizierungen in Polen sind.

  • Finanziert "Boots on the Ground": Unterstützt Reisekosten und Aufenthalte für Startups, damit sie physisch in Zielmärkte (USA, Asien) eintreten können, statt nur interne F&E zu fördern.

  • Installiert Sandboxes: Reduziert regulatorisches Risiko für Novel Foods und Medizinprodukte durch kontrollierte Testumgebungen in Zusammenarbeit mit Behörden.

Für das Ökosystem:

Fazit: Zeit zu handeln

Die Stimmung an der Fakultät für Physik in Vilnius war eindeutig: Die Zeit fürs Reden ist vorbei. Angesichts des raschen Fortschritts in der KI und der massiven Kapitalallokation in den USA und Asien kann sich Europa — insbesondere die mittel‑ und osteuropäische Region — nicht leisten, Zeit mit unnötiger Bürokratie zu verschwenden. Schnelle, pragmatische Reformen sind notwendig, um globale Wettbewerbsfähigkeit aufzubauen.

Wie Moderatorin Simona Šimulytė zusammenfasste, ist die Annahme der Herausforderung, "ein Ökosystem zu werden", der einzige gangbare Weg nach vorn. "Wir haben so viel zu tun... wir müssen nur beginnen, ein Ökosystem zu werden... uns vereinen und unsere Ressourcen bündeln." Die nächsten Schritte sollten Pilotprojekte für gegenseitige Anerkennung, ein gemeinsames Infrastruktur‑Verzeichnis und gezielte Bootstrap‑Programme umfassen, um das Momentum in konkrete Ergebnisse zu verwandeln.

Quelle: smarti

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