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Das dreifach faltbare Telefon von Samsung sollte die Ambitionen des Unternehmens im Bereich der Foldables unterstreichen — doch frische Geekbench-6-Ergebnisse zeichnen ein anderes Bild. Leaks vor dem Marktstart in Südkorea am 12. Dezember zeigen unerwartet schwächere Leistungswerte für das Galaxy Z TriFold und werfen Fragen zur Chip-Auswahl, zur thermischen Auslegung und zur realen Systemgeschwindigkeit auf.
Geleakte Geekbench-6-Werte sorgen für Besorgnis
Unabhängige Leaks und Benchmark-Screenshots, die in sozialen Medien und Hardware-Foren kursieren, zeigen, dass das Galaxy Z TriFold in Geekbench 6 (Build F968NKSU1AYK8) einen Single-Core-Wert von 2.853 und einen Multi-Core-Wert von 8.501 erzielt. Diese Zahlen stammen aus inoffiziellen Quellen, darunter Meldungen von SammyGuru und eine hervorgehobene Twitter-Auflistung; Samsung selbst hat die Ergebnisse bislang nicht offiziell bestätigt.
Warum sind diese Werte relevant? Im Vergleich zu Qualcomms offiziellen Angaben für den Snapdragon 8 Elite liegen die geleakten Ergebnisse etwa 9,6 % unter den Single-Core-Referenzwerten und rund 12,6 % unter den Multi-Core-Angaben — eine Differenz, die größer ist als das, was wir typischerweise bei angepassten Endgeräten erwarten würden. Solche Abweichungen können Hinweise auf konservatives Tuning, thermische Einschränkungen oder eine reduzierte Leistungsaufnahme sein, aber sie liefern auch Anlass, das Zusammenspiel von SoC, Kühlung und Systemsoftware genauer zu prüfen.
Benchmarks wie Geekbench sind synthetische Tests und geben nur einen Teil der Leistungsfähigkeit wieder. Dennoch dienen sie als verbreiteter Referenzpunkt für Vergleiche zwischen Geräten und CPU-Generationen; größere Lücken gegenüber Herstellerangaben können somit die Marktwahrnehmung beeinflussen und die Argumentation für einen Premium-Preis erschweren.
Technische Daten im Überblick: Flaggschiff-Hardware, rätselhafte Performance
Auf dem Papier wirkt das TriFold wie ein echter Premiumkandidat: verbaut ist offenbar der Qualcomm Snapdragon 8 Elite in Kombination mit One UI 8 und 16 GB Arbeitsspeicher. Das Gerät bietet zwei hochwertige Bildschirme — ein 10 Zoll großes Dynamic LTPO AMOLED-Innenpanel (2.160 x 1.584) und ein 6,5 Zoll großes FHD+ äußeres Dynamic LTPO AMOLED-Display (2.520 x 1.080). Beide Screens unterstützen eine variable Bildwiederholrate von 1–120 Hz und folgen Samsungs Angaben zufolge hohen Spitzenhelligkeiten (1.600 cd/m² innen, 2.600 cd/m² außen).
Weitere Kernmerkmale sind ein 5.600-mAh-Akku mit 45‑W-Schnellladen per Kabel, eine IP48-Zertifizierung für Staub- und Wasserschutz sowie ein Kameramodul mit einem 200‑MP-Hauptsensor, ergänzt durch 12 MP Ultraweitwinkel und 10 MP Telefoto. Das Telefon misst in entfaltetem Zustand 159,2 x 214,1 x 3,9–4,2 mm und zusammengefaltet erreicht es eine Dicke von etwa 12,9 mm.
Die Kombination aus großen, hellen LTPO‑Displays, einem hohen Arbeitsspeicherwert und einer großen Batterie legt nahe, dass Samsung beim Funktionsumfang nicht gespart hat. Dennoch erklärt die Diskrepanz zwischen spekulierten Spitzenwerten und den Geekbench-Leaks, warum Experten genauer hinschauen: In einer ungewöhnlich komplexen Konstruktion wie einem dreifach faltbaren Gerät sind thermische Restriktionen, mechanische Kompromisse an der Scharnierkonstruktion und die Softwareanpassung besonders entscheidend für das Gesamtverhalten.

Wichtigste Spezifikationen im Überblick
- SoC: Qualcomm Snapdragon 8 Elite
- RAM: 16GB
- Displays: 10" innen (2.160 x 1.584) und 6,5" außen (2.520 x 1.080), beide 1–120Hz LTPO
- Akku: 5.600mAh, 45W kabelgebundenes Laden
- Kameras: 200MP Haupt, 12MP Ultraweit, 10MP Tele, duale 10MP Selfies
- IP‑Rating: IP48
- Preis zum Start (Südkorea): ~ $2.447; Verkaufsstart am 12. Dezember
Leistungslücke: Tuning, Thermik oder Kosteneinsparungen?
Smartphone-SoCs liegen in Endgeräten häufig unter den rohen Herstellerzahlen, weil Thermik, Leistungsbudget und softwareseitiges Tuning die Spitzenwerte dämpfen. Beim TriFold fällt das Defizit jedoch stärker aus als üblich, weshalb Branchenbeobachter mehrere mögliche Ursachen diskutieren: eine konservative thermische Auslegung in einem engen, faltbaren Gehäuse; Leistungsbegrenzungen im System- oder SoC-Tuning, um die Akkulaufzeit oder Bauteiltemperaturen zu schützen; oder Liefer- und Kostenentscheidungen, die Samsung dazu veranlasst haben könnten, einen bestehenden High-End-Chip statt einer brandneuen Chip-Generation einzusetzen.
Technisch betrachtet sind die Limits eines foldables Gehäuses anders gelagert als bei einem klassischen Slate-Phone. Faltbare Geräte benötigen zusätzliche mechanische Komponenten wie Scharniere, flexible Displays und vielfältige Verklebungen, die den verfügbaren Raum für passive Kühlung (z. B. Kohlefaserplatten, Graphit, Heatpipes) einschränken. Eine größere Bauhöhe oder eine aktivere Kühlung wäre möglich, würde aber das Design- und Gewichtsprofil verändern — und damit auch die wahrgenommene Eleganz eines Premiumprodukts.
Außerdem ist Software-Tuning ein häufiger Hebel: Hersteller drosseln oft CPU- und GPU-Taktraten, um thermische Spitzen zu vermeiden und gleichzeitig eine konstante Nutzererfahrung zu gewährleisten. Das Ziel ist nicht immer maximale Benchmark-Leistung, sondern eine spürbar konstante UI‑Flüssigkeit über längere Nutzungsperioden. Dennoch erwarten Käufer bei einem vierstelligen Verkaufspreis sowohl ein innovatives Design als auch messbar wettbewerbsfähige Rohleistung.
Samsungs bisherige Stellungnahme deutet an, dass das Unternehmen Wert darauf gelegt habe, ein ausgereiftes Produkt zu liefern, statt blind dem neuesten Silizium hinterherzueilen. Diese Priorisierung von Stabilität und Fertigungsreife über die absolute Spitzenleistung lässt sich argumentieren, überzeugt aber nicht alle Kritiker: In einem stark umkämpften Foldable-Markt können Performance‑Perzeption und Preis-Leistungs-Argumente für die Kaufentscheidung ausschlaggebend sein.
Was das für Käufer und den Foldable‑Markt bedeutet
Benchmarks sind nur ein Stück des Puzzles: Für die Alltagserfahrung sind UI‑Reaktionsfähigkeit, Multitasking‑Verhalten über mehrere Panels hinweg, Display-Adaptivität und Kameraleistung oft wichtiger. Gerade bei einem dreifach faltbaren Formfaktor spielen App‑Optimierung, Window‑Management und Systemintegration eine große Rolle für den empfundenen Nutzen. Dennoch können geleakte Benchmark-Ergebnisse das Halo‑Effekt eines Flaggschiffs schmälern — insbesondere, wenn Wettbewerber neuere SoCs oder bessere thermische Lösungen in kompakten Geräten anbieten.
Im praktischen Wettbewerb heißt das: Hersteller, die in Konkurrenz mit Samsung treten, könnten durch den Einsatz aktuellerer Chips oder durch gezieltes thermisches Engineering punkten und damit argumentativ Druck auf den Preis und die Wahrnehmung ausüben. Für Samsung besteht die Herausforderung darin, den Mehrwert des einzigartigen dreifach faltbaren Designs, der hochwertigen Displays und der Gesamterfahrung genügend herauszustellen, um eine potenzielle Benchmark-Schwäche zu kompensieren.
Für Käufer in Südkorea, die den Rollout am 12. Dezember verfolgen, reduziert sich die Entscheidung oft auf konkrete Nutzungsfragen: Wie wichtig ist der neuartige Formfaktor gegenüber reiner Rohleistung? Wie gut sind die Software‑Features für Multitasking optimiert? Und liefern Verarbeitung, Haptik sowie Kameraqualität tatsächlich das Premium‑Erlebnis, das der Preis verspricht? Speziell für Power‑User und Vielnutzer von rechenintensiven Anwendungen (Gaming, Video‑Editing, umfangreiche Multitasking‑Workflows) könnten sustained performance‑Tests und Wärmeentwicklung entscheidend sein.
Wichtige Punkte vor dem Kauf
- Unabhängige Tests, die die Dauerleistung und das thermische Verhalten nachhaltig messen.
- Akkulaufzeit‑Tests bei gemischter Nutzung (mit variablen Bildraten und mehreren Displays).
- Praxisnahe Kamera‑ und Multitasking‑Tests auf dem Dreifach‑Faltdisplay.
Zusätzlich sollten Interessenten Wert auf Langzeittests legen: Hält die Scharnierkonstruktion nach vielen Tausend Faltzyklen? Bleibt die Display‑Kalibrierung über die Lebensdauer stabil? Wie reagiert Samsung auf Software‑Updates, die Performance‑Verbesserungen oder Energieoptimierungen bringen könnten? Diese Punkte sind besonders relevant bei einem neuen, komplexen Formfaktor, bei dem Langzeitzuverlässigkeit und Softwarepflege die wahrgenommene Qualität stark beeinflussen.
Aus technischer Sicht lohnt es sich, auf Tests zu achten, die nicht nur Peak‑Benchmarks zeigen, sondern auch die Performance unter realistischen Belastungen: anhaltende Gaming‑Sessions, lang andauernde Video‑Encodierung, intensive Kamera‑Aufnahmen und umfangreiches Multitasking mit mehreren aktiven Fenstern auf dem Innen‑ und Außenbildschirm. Solche Tests geben bessere Hinweise darauf, ob ein Gerät den Alltag seiner Zielgruppe dauerhaft bewältigen kann.
Für Redaktionen und Tester empfiehlt es sich, standardisierte Messprotokolle zu verwenden, die Temperaturverläufe, CPU‑ und GPU‑Takt, Energieverbrauch und die Veränderung der Displayhelligkeit während Lastphasen dokumentieren. Nur so lassen sich fundierte Vergleiche zwischen unterschiedlichen Foldable‑Designs ziehen und die Ursachen für Performance‑Unterschiede aussagekräftig analysieren — etwa, ob niedrigere Benchmarkwerte primär auf thermische Limits, Energie-Sparprofile oder auf konservative Taktstrategien zurückzuführen sind.
Schließlich hat die App‑Ökonomie Bedeutung: Dreifach‑faltbare Formfaktoren bieten neue Möglichkeiten für produktives Multitasking und spezielle Layouts. Der Mehrwert für den Nutzer hängt stark davon ab, wie gut Third‑Party‑Apps und Produktivitätssoftware die zusätzlichen Displayflächen nutzen. Samsung kann hier durch Entwickler‑Tools, Partner‑Integrationen und optimierte One UI‑Funktionen einen deutlichen Vorsprung schaffen, der reine Benchmark‑Vorteile relativiert.
Kurzfristig gilt: Leaks wie die aktuellen Geekbench‑Ergebnisse sind ein Warnsignal und kein endgültiges Urteil. Käufer, Tester und Analysten sollten auf unabhängige Langzeittestberichte, realitätsnahe Messreihen und Samsungs finale Stellungnahme warten, bevor sie ein abschließendes Urteil fällen. Langfristig entscheidet die Kombination aus Hardware‑Engineering, thermischer Umsetzung, Software‑Feinschliff und Ökosystem‑Integration darüber, ob das TriFold als innovatives Premiumprodukt erfolgreich ist.
Quelle: wccftech
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