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Smartphone-Hersteller überdenken laut Berichten ein Feature, das viele Nutzer vermissten: den microSD‑Karten‑Slot. Während die DRAM‑Preise steigen und Bauteilengpässe zunehmen, könnte die Möglichkeit zur Speichererweiterung eine praktikable Strategie werden, um Geräte preislich wettbewerbsfähig zu halten und Käufern mehr Wahlfreiheit zu bieten.
Why rising DRAM costs are reshaping phone design
Die diesjährige DRAM‑Knappheit hat die Lieferketten nachhaltig belastet. Die Preise für Arbeitsspeicher, insbesondere für schnelle LPDDR5X‑Module, sind stark angestiegen — Schätzungen zufolge kostet ein 12GB‑LPDDR5X‑Chip inzwischen etwa 70 US‑Dollar gegenüber rund 33 US‑Dollar Anfang des Jahres. Selbst große Zulieferer ziehen die Zügel an: Berichte deuten darauf hin, dass Samsungs Device Solutions‑Sparte kürzere, quartalsweise Lieferverträge anstelle offener, langfristiger Zusagen anbietet.
Dieser Kostendruck macht die Produktion von Spitzenkonfigurationen deutlich teurer. Hersteller stehen vor der Wahl: die Mehrkosten selbst tragen und damit Margen schmälern, oder die höheren Preise an die Endkunden weitergeben und damit preislich weniger attraktive SKUs anbieten. In beiden Fällen spürt der Verbraucher die Belastung — es sei denn, es gibt eine alternative Stellschraube im Designprozess.
Aus Sicht der Produktstrategie verändert sich dadurch das Gleichgewicht zwischen Hardware‑Specs, Preis und Kundenerwartung. Smartphones waren in den letzten Jahren zunehmend auf feste, nicht erweiterbare Speichergrößen ausgelegt: 128GB, 256GB, 512GB oder mehr. Diese Festlegung vereinheitlicht Produktion und Marketing, erhöht aber auch die Abhängigkeit von teurem On‑Device‑DRAM und NAND‑Flash. In einem volatilen Preisszenario können Hersteller durch modulare Optionen wie microSD wieder flexibel reagieren.
Ökonomisch betrachtet reduzieren microSD‑Optionen den unmittelbaren Bedarf an teurer Onboard‑Speicherbestückung und verschieben einen Teil der Speicherinvestition auf den Endkunden. Für Hersteller eröffnet das Chancen, niedrigere Einstiegspreise anzubieten und gleichzeitig das Ökosystem von Zubehörverkäufen (Speicherkarten, Hüllen, Adapter) zu stärken. Für Märkte mit hoher Preisempfindlichkeit — etwa in Schwellenländern — ist das ein relevantes Argument.
microSD makes a comeback — cheaper upgrades, more buying flexibility
Der microSD‑Slot war lange Zeit die einfache, kostengünstige Methode für Nutzer, den Speicherplatz zu erweitern, ohne zu einer teureren Modellvariante wechseln zu müssen. Aktuelle Gerüchte aus chinesischen Social‑Channels und von Zulieferern legen nahe, dass einige Hersteller ernsthaft erwägen, den Slot wieder einzuführen, sodass Käufer ein Basismodell erwerben und später per Karte aufrüsten können.
Das ist nicht nur eine Frage des Komforts. Wenn Hersteller ein 128GB‑Basisgerät anbieten und gleichzeitig microSD‑Unterstützung lassen, können Käufer teure Premium‑Upgrades umgehen. Unternehmen halten preissensible Kundengruppen im eigenen Ökosystem und sichern Stückzahlen, während sie die Auswirkungen der DRAM‑Preisentwicklung teilweise ausbalancieren.
Für Händler und Carrier entsteht dadurch ebenfalls eine veränderte Dynamik: Niedrigere Einstiegspreise erhöhen Absatzpotenzial und erlauben Paketangebote mit microSD‑Karten oder zeitlich befristeten Promotionen. Technisch eröffnet dies auch Möglichkeiten für differenzierte Softwareansätze — etwa intelligente Speicherverwaltung, bei der Apps und Mediendaten automatisch auf interne oder externe Speicherplätze verteilt werden, abhängig von Performance‑Profilen und Nutzerpräferenzen.
Ein weiterer Aspekt ist Nachhaltigkeit: Geräte, deren Speicher per microSD erweiterbar sind, können länger genutzt werden, weil Anwender in kleinen Schritten aufrüsten können, anstatt für eine größere Speicherversion ein neues Gerät zu kaufen. Das reduziert potenziellen Elektronikmüll und erhöht die Lebensdauer einzelner Geräte im Markt.

Faster cards erase the old performance excuse
Ein häufiger Grund, warum viele Marken erweiterbaren Speicher entfernten, war die Performance: Interner Speicher übertraf Karten früher deutlich in Geschwindigkeit und Latenz. Mittlerweile haben microSD Express‑Formate und hochwertige UHS‑Standards (UHS‑II/UHS‑III, V30/V60/V90 Klassifizierungen) diese Lücke erheblich verkleinert. Einige microSD Express‑Karten liefern Lese‑Raten von bis zu 800MB/s — ausreichend für große Fotobibliotheken, 4K/8K‑Videoproduktionen und schnelle App‑Ladezeiten auf unterstützten Smartphones.
Die Leistungsentwicklung zeigt sich auch in Anwendungsfällen: Fotografen und Videografen profitieren von hohen sequentiellen Schreibgeschwindigkeiten für lange Videosequenzen; Gamer können App‑Daten auslagern, wenn das System dies effizient unterstützt; und Anwender mit vielen Offline‑Mediendateien (Musik, Filme, E‑Books) erhalten mehr Flexibilität. Der Schlüssel liegt dabei in der Implementierung durch den Hersteller: eine schnelle UHS‑Schnittstelle, optimiertes Dateisystem (exFAT vs. F2FS) und transparente Nutzeroptionen sind entscheidend.
Zum Vergleich: Eine hochwertige 512GB microSD Express‑Karte kostet in manchen Märkten unter 80 US‑Dollar, während ein internes Speicherupgrade von 256GB auf 512GB bei manchen Modellen weit über 150 US‑Dollar liegen kann. Diese Preisdifferenz erklärt, warum Käufer und OEMs gleichermaßen an microSD‑Optionen interessiert sein könnten. Hinzu kommt, dass microSD‑Karten übertragbar sind — Käufer können die Karte zwischen Geräten wechseln, was den wahrgenommenen Wert erhöht.
Dennoch gibt es technische Nuancen. Die tatsächliche Performance hängt neben der Kartenklasse auch von der Implementierung im Smartphone ab: Bus‑Architektur, Controller‑Qualität, thermisches Handling und Software‑Caching beeinflussen die Praxisraten. Hersteller, die microSD wieder einführen, müssen also sicherstellen, dass der Karten‑Controller effizient integriert ist und dass das Betriebssystem mit schnellen externen Speichern sinnvoll umgehen kann.
Timing and reality: where to expect the slot again
Ein sofortiger Komplett‑Turnaround der Industrie ist nicht zu erwarten. Geräte, die bereits weit in der Produktions‑ und Lieferkette sind, können nicht noch einmal neu designed werden. Modelle, die für das zweite Halbjahr 2026 geplant sind, gelten hingegen als wahrscheinliche Kandidaten für überarbeitete Varianten, da Lieferanten angeben, dass die DRAM‑Knappheit bis 2027 anhalten könnte — ein Zeitraum, der ausreichend ist, um Entwicklungs‑ und Produktionspläne zu beeinflussen.
Praktisch heißt das: Hersteller mit kurzen Produktzyklen könnten schneller reagieren, während etablierte Flaggschiff‑Serien, die auf kompromisslose Designs (sehr dünne Bauweisen, hohe Wasserdichtigkeit) setzen, möglicherweise am ehesten auf microSD verzichten. Modelle im preisbewussten oder „Value‑Flagship“‑Segment sind hingegen prädestiniert für eine Rückkehr des Slots, weil hier die margenschonende Strategie und der Preisdruck am offensichtlichsten sind.
Darüber hinaus hängt die Entscheidung von zusätzlichen Faktoren ab: Zertifizierungsanforderungen (IP‑Rating), Produktionskosten für zusätzliche Schlitze oder SIM‑Tray‑Kombinationen, logistische Komplexität und die Notwendigkeit, unterschiedliche Regionen mit verschiedenen Speicheroptionen zu versorgen. Hersteller müssen abwägen, ob die Vorteile (niedrigere Einstiegspreise, Zubehörverkäufe, Kundenzufriedenheit) die zusätzlichen Konstruktionselemente rechtfertigen.
Ein weiterer Punkt ist die Marketing‑Positionierung. Einige Marken kommunizieren bewusst, dass fest verbauten Speicher bessere Performance und Robustheit erlaubt — das ist ein Verkaufsargument für Premiummodelle. Andere Marken könnten dagegen microSD als direkten Wettbewerbsvorteil nutzen: für Nutzer, die viel Medieninhalt erzeugen oder lange Gerätezyklen bevorzugen, ist die Erweiterbarkeit ein klares Kaufkriterium.
What it means for buyers
- More choice: Buy a cheaper base model and expand later.
- Better value: High-speed microSD Express cards close the performance gap.
- Watch release windows: New designs may appear in mid-to-late 2026 models.
Für Käufer bedeutet das konkret:
- Mehr Auswahl: Nutzer können ein Basismodell mit geringerem Aufpreis wählen und den Speicherbedarf später bedarfsgerecht durch eine microSD‑Karte decken.
- Besserer Gegenwert: Dank microSD Express und schnellen UHS‑Karten schrumpft der Performanceunterschied zwischen internem und externem Speicher — vor allem bei sequenziellen Lese‑/Schreiboperationen und Medienworkflows.
- Auf den richtigen Zeitpunkt achten: Wer ein neues Smartphone plant, sollte Release‑Fenster beobachten. Modelle ab Mitte bis Ende 2026 könnten verstärkt mit Speichererweiterung aufwarten.
Stellen Sie sich vor, Sie kaufen ein schlank ausgestattetes Flaggschiff und stocken den Speicher später für einen Bruchteil des Preises eines internen Upgrades auf — das ist das Versprechen. Wenn der DRAM‑Druck anhält, könnte der unscheinbare microSD‑Slot genau die einfache Lösung sein, auf die viele Kundengruppen gehofft haben.
Abschließend bleibt zu betonen, dass die Rückkehr des microSD‑Slots nicht automatisch alle Probleme löst. Software‑Integration, Sicherheitsaspekte (Verschlüsselung externer Medien), Backup‑Strategien und die Frage, ob Apps direkt auf der Karte installiert werden können, sind relevante Themen. Hersteller, die microSD sinnvoll umsetzen, sollten klare Hinweise zur empfohlenen Kartenklasse geben, Performance‑Tests durchführen und die Nutzererfahrung durch Softwareoptimierungen stabil halten.
Insgesamt signalisiert die Branchenentwicklung, dass modularere Hardwareoptionen und ein flexibler Umgang mit Speicherlösungen an Bedeutung gewinnen. Ob microSD‑Slots breit wieder eingeführt werden oder nur als Differenzierungsmerkmal bei ausgewählten Modellen auftauchen, hängt von technischen, ökonomischen und marktstrategischen Entscheidungen der OEMs ab. Für viele Käufer bleibt jedoch die Hoffnung, dass mehr Wahlfreiheit und kosteneffiziente Speichererweiterung bald wieder zur Standardoption gehören.
Quelle: wccftech
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