Warum Smartphones teurer werden: HBM-Knappheit erklärt

Wachsende KI-Nachfrage führt zu Knappheit bei High-Bandwidth Memory (HBM). Das treibt Komponentenpreise nach oben und beeinflusst Smartphone-Preise weltweit. Lesen Sie, wie lange der Engpass dauern könnte und was Käufer beachten sollten.

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Warum Smartphones teurer werden: HBM-Knappheit erklärt

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Wenn Sie auf ein neues Telefon gewartet haben, könnte das Zeitfenster, es noch zu heutigen Preisen zu kaufen, bald schließen. Eine wachsende weltweite Knappheit an hochbandbreitenfähigem Arbeitsspeicher, der in KI-Servern eingesetzt wird, treibt die Komponentenpreise nach oben, und Smartphone-Hersteller beginnen, diese Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben. Diese Entwicklung betrifft nicht nur Rechenzentren, sondern hat spürbare Auswirkungen auf Endverbrauchergeräte, Lieferketten und die Preisgestaltung in verschiedenen Märkten.

KI-Nachfrage treibt Engpass bei High-Bandwidth Memory (HBM)

Im Kern des Problems steht der High-Bandwidth Memory (HBM) – eine besonders schnelle Form von Arbeitsspeicher, die in Trainings- und Inferenz-Servern für künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt wird und Dienste wie ChatGPT, Gemini und Copilot antreibt. HBM unterscheidet sich von konventionellem DRAM durch seine sehr hohe Bandbreite, kompakte Bauweise und spezielle Verbindungstechniken (z. B. Through-Silicon Vias, TSVs, und Interposer). Während Unternehmen ihre KI-Deployments massiv ausweiten, ist die Nachfrage nach HBM explosionsartig gestiegen, während die Fertigungskapazitäten nur begrenzt skalierbar sind.

Die Kombination aus komplexer Produktion, hohen Qualitätsanforderungen und begrenzten Produktionslinien führt zu längeren Lieferzeiten und steigenden Spotmarktpreisen. Branchenberichte und Marktbeobachter berichten, dass die Preise für bestimmte Speichertypen in diesem Jahr um mehr als 50 % gestiegen sind. Solche Preissteigerungen werfen eine Reihe von Effekten ab: höhere Komponentenpreise für Hersteller, verschärfte Margendrucksituationen, Anpassungen in der Produktionsplanung und schließlich Preissteigerungen für Konsumgüter wie Smartphones und Tablets.

Smartphone-Hersteller spüren den Druck – auch integrierte Chip-Produzenten

Auch große Akteure wie Samsung, die zu den wichtigsten Herstellern von DRAM und NAND gehören, sollen Berichten zufolge Preisaufschläge in ihren kommenden Smartphone- und Tablet-Serien planen, um die gestiegenen Speicherpreise auszugleichen. Selbst vertikal integrierte Unternehmen, die Chips und Endgeräte in der gleichen Unternehmensgruppe entwickeln und fertigen, sind nicht immun gegen diese Marktdynamik: Globaler Versorgungsdruck, höhere Spot-Preise und knappe Produktionskapazitäten drücken auf die Margen und zwingen zu Preis- oder Strategieanpassungen.

Technisch betrachtet sind die Herstellungsengpässe bei HBM mit mehreren Faktoren verknüpft: die begrenzte Anzahl von Foundries und Packaging-Partnern, die Komplexität beim Stapeln mehrerer DRAM-Die, sowie logistische Herausforderungen bei der Beschaffung von Rohmaterialien und Substraten. Dazu kommt, dass die Nachfrage nach KI-Beschleunigern (GPUs, TPUs und spezielle AI-Prozessoren) gleichzeitig zunimmt und damit den Bedarf an schnellem Speicher weiter antreibt. Da HBM in High-End-Servern eingesetzt wird, konkurriert dieser Markt in gewissem Maße mit dem mobilen Speicherbedarf um begrenzte Produktionskapazitäten und Materialien.

Manche Marken haben bereits erste Schritte angekündigt oder umgesetzt. So debütierte Xiaomis neues Redmi K90 mit einem Einstiegspreis von 2.599 CNY für das 12GB + 256GB-Modell – das sind etwa 100 CNY mehr als beim Vorgängermodell mit derselben Konfiguration. Dieser vergleichsweise kleine Aufschlag kann als Indikator gesehen werden: Hersteller testen oft zunächst moderate Preisanpassungen bei einzelnen Modellen, bevor sie breiter ausgerollt werden. Solche Anpassungen sind häufig regional abgestuft und hängen von lokalen Steuern, Subventionen und Wettbewerbsbedingungen ab.

Wie viel mehr müssen Käufer rechnen?

Für Käufer ist die relevante Frage: Wie stark werden die Preise an der Kasse steigen? Branchenbeobachter schätzen, dass Mittelklasse- bis Flaggschiff-Modelle je nach Ausstattung und Region um ungefähr 50 bis 100 US-Dollar teurer werden könnten. Diese Schätzung basiert auf der direkten Übertragung gestiegener Speicher- und Komponentenpreise sowie auf typischen Margenanpassungen der Hersteller. Die tatsächlichen Aufschläge variieren jedoch je nach Modell, Speicherkonfiguration, Distributor und Marktsegment.

Bei Budget-Geräten könnten Hersteller versuchen, Preisanstiege durch Kostensenkungen an anderer Stelle abzufedern – etwa durch marginale Anpassungen bei Gehäusematerialien, Akku-Kapazität, oder Marketingbudgets. Bei Premium-Geräten hingegen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass konfigurationsabhängige Optionen (mehr RAM, mehr interner Speicher) teurer werden, da HBM-Engpässe und allgemein gestiegene DRAM-Preise die Kostenbasis verändern. Käufer, die auf ein bestimmtes Konfigurationslevel Wert legen (z. B. 12 GB RAM + 256 GB Speicher), sollten daher mit höheren Preisen rechnen oder alternative Modelle prüfen.

Wann entspannt sich die Lage?

Analysten warnen davor, dies als kurzfristiges Phänomen abzutun. Reports von Branchenmedien und Marktanalysten, darunter Hinweise aus Quellen wie SamMobile, deuten darauf hin, dass der Engpass bis 2027 oder sogar 2028 andauern könnte, falls die KI-Nachfrage weiterhin stark ansteigt. Eine längere Verknappung hängt dabei von mehreren variablen Faktoren ab: Ausbau der Produktionskapazitäten durch Hersteller (Investitionen in neue Wafer-Fabs und Packaging-Standorte), technologische Innovationen, die Bedarf und Herstellungsprozesse verändern, sowie geopolitische Entwicklungen, die Lieferketten beeinflussen.

Für Verbraucher bedeutet das einen Zeithorizont, in dem Preisvolatilität und Verfügbarkeit von Speicher-konfigurierten Modellen häufiger vorkommen könnten. Käufer, die kurzfristig ein Upgrade planen, sollten diese Prognosen berücksichtigen. Andererseits können technologische Umschwünge (etwa neue Speichertypen oder alternative Architekturen) langfristig die Abhängigkeit von HBM reduzieren – solche Veränderungen benötigen allerdings Zeit, Investitionen und Marktreife.

Was Käufer und Schnäppchenjäger wissen sollten

  • Wenn Sie bald ein neues Gerät benötigen, ziehen Sie einen Kauf jetzt in Betracht, statt auf mögliche Rabatte zu warten, die angesichts steigender Preise seltener werden könnten. Frühkäufe können helfen, sich gegen erwartete Preisanstiege abzusichern.
  • Achten Sie genau auf Speicher- und RAM-Konfigurationen: Hersteller könnten vermehrt größere Speicheroptionen als kostenpflichtige Upgrades anbieten, anstatt die Basismodelle anzupassen. Vergleichen Sie deshalb den Preis pro Gigabyte und prüfen Sie, ob externe Speicheroptionen oder cloudbasierte Lösungen für Ihre Nutzung ausreichen.
  • Beobachten Sie Ankündigungen von Herstellern und regionale Angebote; Preisänderungen erfolgen oft stufenweise und sind nicht in allen Märkten gleichzeitig sichtbar. In manchen Regionen können Händler durch Lagerbestände oder lokale Promotions weiterhin attraktive Preise anbieten.

Stellen Sie sich vor, Sie planen ein Upgrade und entdecken einige Monate später, dass Ihr Wunschmodell deutlich teurer geworden ist. Diese Realität könnte während der aktuellen Phase zunehmender KI-Nachfrage zum Alltag werden. Käufer sollten ihre Prioritäten bei Timing, Speicherkonfiguration und regionalen Angeboten neu bewerten. Wer maximale Zukunftssicherheit anstrebt, sollte über ausreichend RAM und Speicher nachdenken; wer preisbewusst ist, sollte Marktbewegungen und kurzfristige Promotionen im Auge behalten. Darüber hinaus kann eine bewusste Auswahl der Marke, des Modells und des Händlers die beste Balance zwischen Preis, Leistung und Verfügbarkeit liefern.

Aus Sicht der Branche könnte diese Phase auch Innovationsdruck erzeugen: Hersteller und Speicherproduzenten sind motiviert, Herstellungsprozesse zu optimieren, neue Verpackungstechniken zu entwickeln und alternative Speicherarchitekturen zu erforschen. Gleichzeitig werden Vertriebsstrategien überdacht, um endkundenfreundliche Preismodelle trotz steigender Komponentenkosten zu ermöglichen. Für die Verbraucher bedeutet das, dass neben den direkten Preissteigerungen auch Vorteile wie schnellere Entwicklungen bei Speichertechnik und effizienterer Nutzung von Ressourcen möglich sind.

Zusammenfassend bleibt die Perspektive klar: Solange die KI-Nachfrage stark wächst und Produktionskapazitäten nur schrittweise erweitert werden, ist mit anhaltender Preisvolatilität bei schnellen Speichertypen wie HBM zu rechnen. Diese Dynamik wirkt sich indirekt auf die Preise von Smartphones und Tablets aus. Für Käufer ist es deshalb ratsam, Markttrends aktiv zu beobachten, Speicherkonfigurationen zu vergleichen und die eigene Upgrade-Strategie an die erwarteten Entwicklungen anzupassen.

Quelle: gizmochina

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