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Neue Studie verbindet frühe Schlafenszeiten mit höherem Aktivitätsniveau
Eine bedeutende Studie von Forschenden der Monash University in Australien hat einen bemerkenswerten Zusammenhang zwischen einem früheren Zubettgehen und gesteigerter körperlicher Aktivität am nächsten Tag aufgezeigt. Diese groß angelegte Untersuchung, die auf Daten aus tragbaren Fitness-Trackern basiert, liefert neue Erkenntnisse darüber, wie bereits kleine Veränderungen unserer Abendroutine positive Auswirkungen auf Gesundheit und Bewegungsverhalten haben können.
Wissenschaftlicher Kontext: Die Verbindung zwischen Schlaf und Bewegung
Schlafwissenschaft und Sportmedizin betonen seit Langem die wichtige Rolle von ausreichendem Schlaf und regelmäßiger Bewegung für die körperliche und mentale Gesundheit. Weniger erforscht ist jedoch, wie der Zeitpunkt des Zubettgehens – also wann wir tatsächlich schlafen gehen – unsere Motivation und Fähigkeit zur körperlichen Aktivität am folgenden Tag beeinflusst. Diese neue Studie schließt diese Forschungslücke, indem reale Schlafmuster und das darauffolgende Bewegungsverhalten umfangreich ausgewertet wurden.
Studiendesign: Wearables liefern tiefere Einblicke
Zur Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Schlafzeitpunkt und Aktivitätslevel sammelten die Forschenden Daten von 19.963 Teilnehmenden über ein ganzes Jahr – fast sechs Millionen einzelne Schlaf-Aktivitäts-Zyklen wurden aufgezeichnet. Die Teilnehmer:innen trugen Wearables, die automatisch Schlafzeiten und körperliche Aktivität dokumentierten.
„Diese Erkenntnisse haben erhebliche Relevanz für die öffentliche Gesundheit“, betont Psychologe Josh Leota von der Monash University. Er empfiehlt, dass Gesundheitsempfehlungen Schlaf und Bewegung nicht isoliert betrachten, sondern betonen, dass ein früherer Schlafbeginn einen aktiveren Lebensstil fördern kann.
Hauptergebnisse: Wer früher schläft, bewegt sich mehr
Die Auswertung zeigte einen klaren Trend: Personen, die früher ins Bett gingen, waren am nächsten Tag deutlich mehr moderat bis intensiv körperlich aktiv. So kamen Teilnehmer:innen mit einer Schlafenszeit um 21:00 Uhr im Schnitt auf 30 Minuten mehr Bewegung als Nachtschwärmer mit Schlafenszeit um 1:00 Uhr. Sie bewegten sich außerdem 15 Minuten mehr als jene mit dem durchschnittlichen Schlafbeginn der Gruppe um 23:00 Uhr.
Auch die Gesamtdauer des Schlafs spielte eine wichtige Rolle. Interessanterweise verzeichneten Personen mit durchschnittlich 5 Stunden Schlaf fast 42 Minuten mehr Bewegung als jene, die 9 Stunden schliefen. Die Forschenden weisen jedoch darauf hin, dass die negativen Effekte von Schlafmangel diese Bewegungssteigerung vermutlich überwiegen.
Am auffälligsten war: Wer früher als gewöhnlich ins Bett ging, dabei aber seine gewohnte Schlafdauer beibehielt, erreichte das höchste tägliche Aktivitätsniveau. Dieser Befund blieb auch nach Berücksichtigung von Alter, Body-Mass-Index und Wochentag bestehen.

Warum fördern frühe Schlafenszeiten mehr Aktivität?
Die Forschenden vermuten mehrere Ursachen. Wer später schlafen geht, hat oft einen insgesamt dichteren Tagesablauf, wodurch weniger Zeit oder Motivation für Sport bleibt. Menschen mit früheren Schlafenszeiten wachen meist leichter auf und starten aktiver in den Tag, was das Zeitfenster für Bewegung vergrößert. Zudem können gesellschaftliche Strukturen wie klassische 9-bis-17-Uhr-Arbeitszeiten natürlichen „Abendtypen“ schaden und zu sogenanntem „sozialem Jetlag“ führen, der Schlafqualität und Wachheit am Tag beeinträchtigt.
Zuverlässigkeit und Grenzen der Ergebnisse
Um die Ergebnisse abzusichern, prüfte das Forschungsteam die Tendenz in einer zweiten, vielfältigen Stichprobe mit knapp 6.000 Teilnehmer:innen. Dennoch handelt es sich um eine Beobachtungsstudie, sodass nur Zusammenhänge, aber keine Ursachen belegt werden können. Möglich ist beispielsweise, dass „Nachtmenschen“ aufgrund biologischer oder verhaltensbezogener Faktoren generell häufiger spät schlafen gehen und sich weniger bewegen.
Die Forschenden betonen daher, dass weitere Studien nötig sind, um alle Einflussfaktoren präziser zu verstehen. Dennoch bleibt das Fazit deutlich: Wer früher, aber nicht weniger schläft, hat bessere Chancen auf einen aktiven Tag.
Expertenmeinungen und gesellschaftliche Bedeutung
„Schlaf und Bewegung sind beide essentiell für unser Wohlbefinden. Wie eng sie im Alltag tatsächlich verbunden sind, wurde bisher jedoch unterschätzt“, sagt Psychologin und Studien-Co-Autorin Elise Facer-Childs. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass es schon ausreicht, die Schlafenszeit vorzuziehen – sofern die Schlafdauer gleich bleibt –, um die körperliche Aktivität am nächsten Tag spürbar zu steigern.“
Gesundheitsfachleute und alle, die Schlaf verbessern und körperliche Aktivität steigern möchten, können somit neue Strategien ableiten. Wird das Zubettgehen nicht nur als Maßnahme für Erholung, sondern auch als Hebel für tägliche Bewegung verstanden, lässt sich auf einfache Weise die Gesundheit fördern.
Fazit
Zusammenfassend liefert die Studie der Monash University starke Belege für die enge Verbindung zwischen Schlafgewohnheiten und täglicher Bewegung. Wer früher schlafen geht, unterstützt damit einen aktiveren Lebensstil. Während noch weitere Forschung nötig ist, liefert dieses Resultat einen brauchbaren Tipp für alle, die ihre Gesundheit verbessern möchten: Bereits kleine Anpassungen der Abendroutine können Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit nachhaltig beeinflussen.
Quelle: doi
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