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Status und frühe Entwicklung
Disney hat stillschweigend die frühe Entwicklungsphase einer Live-Action-Adaption von Tangled wieder aufgenommen. Berichten zufolge wird Scarlett Johansson für die Rolle der listigen Mother Gothel gehandelt. Michael Gracey, bekannt als Regisseur von The Greatest Showman, ist weiterhin als Regisseur vorgesehen, und Jennifer Kaytin Robinson wird als Drehbuchautorin genannt, die den Animationsklassiker von 2010 adaptieren soll. Obwohl Disney das Projekt noch nicht offiziell grünes Licht gegeben hat, deuten Quellen darauf hin, dass das Studio erneut Ton, Erzählansatz und mögliche Besetzungsoptionen für dieses hochkarätige Remake prüft.
Das Projekt war im April pausiert worden, nachdem die Vorsicht im Studio nach dem erfolglosen Live-Action-Remake von Snow White zugenommen hatte. Diese Zurückhaltung spiegelt eine breitere Neuausrichtung bei Disney wider, während Führungskräfte das Interesse des Publikums an Neuauflagen bekannter Stoffe gegen eine mögliche Franchise-Müdigkeit abwägen. Trotzdem sehen die Perspektiven für Tangled anders aus: Der Originalfilm spielte weltweit knapp 600 Millionen US-Dollar ein und verfügt über eine loyale Fangemeinde, die Humor, Lieder und Rapunzels charakterliche Entwicklung schätzt.
Warum Scarlett Johansson? Casting und kreative Passung
Der Name Johansson im Zusammenhang mit Mother Gothel signalisiert Disneys Interesse an einer prominenten, schauspielerisch starken Besetzung, die Bedrohlichkeit, Charme und Nuancen ausbalancieren kann. Gothel ist eine archetypische Antagonistin — manipulativ, theatralisch und emotional komplex. Johanssons jüngere Regiearbeit (Eleanor the Great) sowie ihre anhaltende Präsenz an der Kinokasse — sie war in mehreren hochkarätigen Produktionen zu sehen, deren Einspielergebnisse sich weltweit auf rund 17,7 Milliarden US-Dollar summieren — machen sie zu einer kommerziell und künstlerisch plausiblen Wahl.
Eine Besetzung mit Johansson würde der Figur in der Live-Action-Fassung eine andere Energie verleihen als die animierte Vorlage, indem sie Gothel psychologisch vielschichtiger darstellt. Johanssons Spielfilm-Regiedebüt erhielt hohe Publikumsresonanz und ein positives Festivalfeedback, was die Möglichkeit unterstreicht, dass sie eine stärker charaktergetriebene, nuancierte Interpretation in die Rolle einbringen könnte.

Wo Tangled in Disneys Live-Action-Strategie passt
Disneys aktueller Fahrplan zeigt einen zweigleisigen Ansatz: Einerseits klassische Animationsfilme durch eine moderne Perspektive neu zu interpretieren, andererseits in originäre Marken (IP) zu investieren. Das Studio hat gelernt, dass nicht jeder alte Titel automatisch ein Kassenerfolg wird. Seit der Renaissance, die mit The Little Mermaid begann, haben Live-Action-Remakes gemischte, aber oft lukrative Ergebnisse geliefert — Produktionen wie Aladdin, Beauty and the Beast und das äußerst erfolgreiche Lilo & Stitch (das 2025 die MPA-Box-Office-Charts mit rund 1,03 Milliarden US-Dollar anführte) zeigen, dass es weiterhin Nachfrage nach sorgfältig umgesetzten Remakes gibt.
Gleichzeitig haben die Probleme von Snow White intern zu einer Neubewertung geführt. Bei Tangled scheint Disney mehr Zeit zu investieren, um Tonalität, Musikintegration und einen Erzählansatz zu verfeinern, der sowohl Fans respektiert als auch neue Zuschauer anspricht. In der Praxis bedeutet das:
- Detailliertere Drehbuchüberarbeitungen, die Figurenpsychologie und Motivationen vertiefen;
- Überlegungen zur musikalischen Umsetzung — ob und wie die beliebten Songs aus dem Animationsfilm übernommen, umarrangiert oder neu interpretiert werden;
- Entscheidungen zu visuellen Stilmitteln, die zwischen spektakulärer Theatralik und realistischer Ästhetik balancieren;
- Wirtschaftliche Kalkulationen hinsichtlich Budget, Produktionsstandorten und potenziellen Einnahmequellen (Streaming-Deals, internationale Märkte, Merchandising).
Für Disney ist Tangled ein Projekt mit relativ hohem Upside, aber auch mit Risiken: Die Marke ist bekannt und beliebt, doch ein falscher Ton oder eine unpassende Musikumsetzung könnte Fans entfremden. Das Studio wägt daher künstlerische Ambitionen gegen kommerzielle Verantwortlichkeit ab.
Vergleiche und kreative Möglichkeiten
Michael Graceys bisherige Arbeit tendiert zu opulenter Inszenierung und starker musikalischer Ausrichtung. Sollte er diese Handschrift einbringen, könnte Tangled in Richtung Theatralik und verstärkte visuelle Gestaltung gehen — ein Kontrast zu dunkleren, naturalistischeren Neuinterpretationen, die bei einigen Live-Action-Remakes zu sehen waren. Jennifer Kaytin Robinsons Beteiligung am Drehbuch bringt eine zeitgenössische Stimme ein; ihre bisherigen Projekte deuten auf ein Gespür für charakterstarke Momente und modernisierte Beziehungsdynamiken hin, ohne das zu verwischen, was den 2010er-Film so beliebt machte.
Einige denkbare kreative Ansätze umfassen:
- Psychologisierung von Mother Gothel: Weg von einer eindimensionalen Antagonistin hin zu einer Figur mit nachvollziehbaren, wenngleich toxischen Motivationen;
- Musikalische Neuinterpretation: Originalsongs als Leitmotive, ergänzt durch neue Kompositionen, die Stimmung und Charakterentwicklung unterstreichen;
- Visuelle Weltgestaltung: Kombination aus praktischen Sets und anspruchsvoller VFX, um eine handfeste, dennoch märchenhafte Welt zu schaffen;
- Modernisierung von Nebenfiguren: Anpassung von Nebenhandlungen, um Diversität, aktuelle Beziehungsbilder und zeitgemäße Themen subtil einzubinden;
- Tonale Balance: Ein Gleichgewicht zwischen Humor, emotionalen Momenten und der dunkleren Seite der Märchenlogik, ohne die familiäre Zugänglichkeit zu verlieren.
Fans und Kritiker werden die Adaption unweigerlich mit anderen Disney-Remakes und der Original-Animation vergleichen. Ein erfolgreiches Tangled-Remake könnte dem Beispiel von Lilo & Stitch folgen, indem es ehrfurchtsvoll bleibt, aber zugleich intelligente Neuerungen eingeführt werden — anstatt sich ausschließlich auf Nostalgie zu stützen.
Die Kritikposition ist wichtig: Ein Remake sollte seine Existenzberechtigung verdienen, indem es die Figurendynamiken vertieft und neue Dimensionen eröffnet, statt nur die Szenen des Originals 1:1 nachzustellen. Eine gelungene Neufassung würde Gothel sowohl charismatisch als auch verstörend darstellen und dabei klischeehafte Motive vermeiden.
Filmkritikerinnen und -kritiker haben bereits begonnen, Erwartungen zu formulieren. So lautet ein gängiges Argument: "Ein Tangled-Remake muss seine Existenz rechtfertigen, indem es die Geschichte vertieft, nicht nur neu inszeniert." Mit Johansson und Gracey an Bord habe das Projekt die kreative Schlagkraft, Gothel als vielschichtige Antagonistin neu zu denken — vorausgesetzt, das Drehbuch vermeidet abgenutzte Tropen und vertraut seinen Figuren.
Technische und produktionelle Überlegungen
Abseits von Casting und Ton gibt es zahlreiche technische Fragen, die eine Live-Action-Umsetzung beeinflussen:
- Drehbuchentwicklung: Mehrere Drehbuchentwürfe, Table-Reads und Workshops mit Schauspielern können helfen, Figurenprofile zu schärfen und emotional glaubwürdige Bögen zu formen.
- Musikalische Produktion: Entscheidung zwischen originalen Komponisten, Neuarrangements OR adaptive Score-Strategien — inklusive Live-Gesangsaufnahmen vs. Playback bei Dreharbeiten.
- Produktionsdesign: Welche Elemente des animierten Produktionsdesigns bleiben erhalten, und welche werden neu interpretiert (z. B. Gothel’s Umfeld, Rapunzels Turm, Landschaften)?
- VFX-Planung: Umfangreiche visuelle Effekte verlangen frühe VFX-Tests, um Look-and-Feel zu bestimmen; Hybridlösungen mit praktischen Effekten können organischer wirken.
- Kostüm- und Maskenbild: Gothel benötigt ein ausgewogenes Design, das Alter, Eitelkeit und manipulative Kraft visualisiert, ohne in Kitsch abzurutschen.
- Budgetmanagement: Kalkulationen müssen realistische VFX-, Set- und Talentkosten berücksichtigen; außerdem gilt es, mögliche Einsparpotenziale zu prüfen, etwa durch Ko-Produktionen oder staatliche Förderungen bei Drehorten.
Diese technischen Aspekte sind Schlüsselentscheidungen, die über die finale Qualität der Adaption mitentscheiden. Frühzeitige Tests, Lookbooks und Musikdemos sind daher üblich, bevor eine teure Produktionsphase freigegeben wird.
Marktstrategie und kommerzielle Bewertung
Disneys Entscheidung, Tangled in die Produktionspipeline aufzunehmen, wird stark von einer kommerziellen Bewertung beeinflusst. Wichtige Faktoren sind:
- Markenbekanntheit und Fanbasis: Tangled hat eine etablierte Zielgruppe, was Marketingkosten senken kann;
- Internationale Verwertbarkeit: Musicals und Märchenstoffe sind global anschlussfähig, was internationale Box-Office-Zahlen positiv beeinflussen kann;
- Streaming-Potential: Eine parallele Streaming-Strategie oder exklusive Rechtevergabe kann zusätzliche Einnahmequellen sichern;
- Merchandising: Charaktere wie Rapunzel eignen sich gut für Lizenzprodukte; eine neue Filmversion kann Merch-Verkäufe ankurbeln;
- Timing: Die Veröffentlichung in einem geeigneten Fenster ohne starke Konkurrenz erhöht die Erfolgschancen.
Gleichzeitig wägen Entscheider Risiken ab: ein zu hohes Produktionsbudget, falsche Tonalität oder negative Kritiken könnten die Rendite schmälern. Eine solide Vorproduktion, inklusive Marktforschung und Budgetpuffer, ist daher essenziell.
Rezeptionserwartungen und Fan-Engagement
Die Fangemeinde von Tangled ist engagiert und verbindet sich stark mit den Figuren und Songs des Originals. Eine Neuinterpretation läuft Gefahr, Erwartungen zu enttäuschen, gleichzeitig bietet sie die Chance, neue Zuschauer zu gewinnen. Strategien für positives Fan-Engagement umfassen:
- Transparente Kommunikation über kreative Entscheidungen, ohne zu viel zu spoilern;
- Early-Access-Events, Test-Screenings und Festivalauftritte, um konstruktives Feedback zu sammeln;
- Social-Media-Kampagnen, die Fokus auf Charaktertiefe und musikalische Elemente legen;
- Kooperationen mit Fans und Influencern, um Authentizität zu fördern.
Die Balance zwischen Fanservice und kreativer Erneuerung ist heikel: Zu viel Verbeugung vor dem Original kann die Adaption stagnieren lassen; zu radikale Änderungen können die Zielgruppe entfremden. Ein kluger Mittelweg ist daher erfolgskritisch.
Was als Nächstes ansteht
Es gibt noch kein offizielles Greenlight und keinen Produktionszeitplan. Disneys Live-Action-Abteilung versucht weiterhin, Legacy-Titel mit neuer IP zu balancieren, und Tangled wird vermutlich weitere Drehbuchüberarbeitungen und Besetzungsrunden durchlaufen, bevor es in die Produktion geht. Für Fans sind die Nachrichten vorsichtig positiv: Ein starkes Schauspielensemble und ein erfahrener Regisseur können aus einem vertrauten Märchen etwas Überraschendes und Nachhaltiges schaffen.
Ob Disney letztlich den Schritt in die Produktion wagt, hängt von mehreren Variablen ab: Qualität des Drehbuchs, Kostenrahmen, Marktstrategie und wie gut sich die Live-Action-Umsetzung in das gegenwärtige Portfolio des Studios einfügt. Vorläufig ist Johanssons Interesse an der Rolle von Mother Gothel ein klares Signal für ernsthafte kreative Ambitionen — und befeuert erneut die Debatte darüber, wie ein modernes Tangled auf der großen Leinwand aussehen könnte.
In den kommenden Monaten sind folgende Entwicklungsschritte zu erwarten:
- Weitere Drehbuch-Revisionen und Autoren-Workshops;
- Offizielle Verhandlungen mit Schlüsselcast und kreativen Abteilungen;
- Erstellung von Konzeptbildern, musikalischen Proben und ersten VFX-Tests;
- Strategische Planungen für Marketing, Merchandising und Release-Fenster.
Solche Schritte sind typisch für Studios dieser Größenordnung und dienen dazu, künstlerische Vision und wirtschaftliche Realisierbarkeit in Einklang zu bringen. Für Zuschauer bleibt abzuwarten, ob und wie Disney diese Vision umsetzt — mit einem besonderen Augenmerk darauf, ob das Remake die Essenz des Originals bewahrt und zugleich relevante Neuerungen bietet.
Quelle: deadline
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